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Vorheriges Kapitel: 9.3 Schwächen des Schichtungsbegriffs: Neue Theorien sozialer Ungleichheit
Contents
9.4 Messung und Indikatoren sozialer Ungleichheit
verfasst von Theresa Fibich und Rudolf Richter
Um soziale Ungleichheit abbilden bzw. messen zu können, werden Indikatoren sozialer Ungleichheit (z.B. Einkommen, Teilhabe in bestimmten Bereichen, Gesundheit, Bildung etc. - je nach theoretischer Überlegung) herangezogen. Dabei wird meist der Grad der Ungleichheitsverteilung (im Vergleich zur Gleichheitsverteilung) gemessen. Beispiele für typische Koeffizienten bzw. Indizes sozialer Ungleichheit sind der GINI-Koeffizient, der Global Gender Gap Index und der Human Development Index (HDI).
Inhalt
9.4.1 GINI Koeffizient
Der ' Gini-Koeffizient[1]' wird zur Darstellung von Ungleichheitsverteilungen verwendet. Der Gini-Koeffizient kann Werte zwischen 0 (Gleichverteilung) und 1 (völlige Ungleichheit: z.B.: das gesamte Vermögen eines Staates gehört einer einzigen Bewohnerin) annehmen. Je höher der Gini-Koeffizient, desto größer ist die Ungleichheit.
Der Gini-Koeffizient ergibt sich aus der Lorenzkurve': Das Verhältnis der Fläche zwischen der Geraden (= Gleichverteilung) und der Lorenzkurve zur gesamten Dreiecksfläche (unterhalb der Geraden) ergibt den Grad der Konzentration, den GINI-Koeffizient G (vgl. Weltbank: ' data.worldbank.org)
In folgender Grafik wird die prozentuelle Verteilung des ' Gesamteinkommens und der Gesamtsteuer in Österreich aus dem Jahr 2009 in Form einer Lorenzkurve dargestellt.
Gesamteinkommen: G= 0,46
Gesamtsteuer: G= 0,73
50% aller Einkommensbeziehenden zahlen rund 18% des Gesamteinkommens, jedoch nur rund 2% des Steueraufkommens. 80% aller Einkommensbeziehenden erzielen genau die Hälfte der Einkommen und tragen rund ein Viertel der Gesamtsteuer usw.
Ein europaweiter Blick auf die Einkommensverteilung zeigt folgendes Bild.
Verweise:
[1] http://data.worldbank.org/indicator/SI.POV.GINI
9.4.2 Global Gender-Gap Index
Der Index des Global Gender Gaps erscheint seit dem Jahr 2006 jährlich und wird vom Weltwirtschaftsforum herausgegeben. Das Ziel ist die Partizipation von Männern und Frauen in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Bildung und Gesundheit zu vergleichen und die relativen Differenzen zu messen. Der Global Gender Gap kann Werte zwischen 1 (= Gleichheit) und 0 (= Ungleichheit) erreichen. Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes spielt bei dem Ranking bewusst keine Rolle.
In der Grafik sind die spezifischen Ergebnisse für Österreich zu sehen. Österreich lag 2011 im internationalen Vergleich auf Rang 34 (was eine Verbesserung gegenüber dem Jahr 2010 darstellt). Diese Position wird vor allem auf die niedrige Beteiligung von Frauen in Wirtschaft und Politik zurückgeführt. Schlusslicht bildet mit Platz 135 der Jemen, Frankreich liegt auf Platz 48, die USA auf Platz 17. Der Global Gender Gap Report[1] ist im Internet gratis abrufbar.
Verweise:
[1] http://reports.weforum.org/global-gender-gap-2011/
9.4.3 Human Development Index (HDI)
Der Human Development Index (HDI) misst weltweit die menschlichen Entwicklung und wird seit 1990 jährlich von den Vereinten Nationen im Rahmen des United Nations Development Programmes[1] veröffentlicht.
Neben dem Bruttoinlandsprodukt wird auch die Lebenserwartung (als Indikator für Gesundheit, Ernährung und Hygiene) und das Bildungsniveau durch die Alphabetisierungsrate und der Einschulungsrate der Bevölkerung gemessen.
Im Jahr 2011 wurden 187 Länder mit dem HDI erfasst. Österreich liegt auf Platz 19 (HDI=0,885) und gilt als sehr entwickeltes Land. Schlusslicht bilden Niger (HDI=0,295) und die Demokratische Republik Kongo (HDI=0,286).
Verweise:
[1] https://www.undp.org/content/undp/en/home.html
[2] http://hdr.undp.org/en/data/map/
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