Difference between revisions of "Institution/Durkheim"
(Created page with "'''Vorheriges Kapitel: 4 Institution''' =4.1 Institution bei Durkheim: "Soziale Tatsachen"= <sup>verfasst von Theresa Fibich und Rudolf Richter</...") |
(No difference)
|
Revision as of 19:02, 31 August 2020
Vorheriges Kapitel: 4 Institution
4.1 Institution bei Durkheim: "Soziale Tatsachen"
verfasst von Theresa Fibich und Rudolf RichterLaut Emile Durkheim[1] sind es die Institutionen, er spricht von „soziale Tatsachen“, die das Denken und Handeln der Individuen bestimmen. In einer Gesellschaft gibt es Vorstellungen darüber, was man wie tut bzw. tun darf und was man bzw. wie nicht macht, ohne dass man sich darüber verständigen muss: Wie begrüßt man sich? Wie läuft Unterricht ab? Wie diskutiert man? Wie kauft man etwas? Was passiert auf einem Polterabend? (Wie) feiert man Geburtstag/Weihnachten? Was ist Familie? Was ist adäquate Kleidung in welcher Situation? Wie verhält man sich im Straßenverkehr? In all diesen Fragen stecken „Formen geregelten Zusammenwirkens“ (Gukenbiehl 2008: 147), die sozialen Ursprungs sind. Ich muss nicht überlegen, was im Unterricht passiert. Ich habe eine Vorstellung davon, was Unterricht ist: ein Raum mit einer bestimmten Einrichtung (Schulbänke, Tafel, Sessel; auch mit entsprechender Anordnung im Raum), ein/e ausgebildete/r LehrerIn, mehrere SchülerInnen, bestimmte Verhaltensvorschriften: kein Reden ohne Aufzeigen usw. Ich weiß, dass im Straßenverkehr der/die Rechtskommende Vorrang hat und ich bei einer roten Ampel stehen zu bleiben habe.
Die Vorstellungen dieser als objektiv erscheinende Realität (den sozialen Tatsachen) nennt Durkheim „Kollektivbewusstsein“, das seinen Ursprung außerhalb des Individuums selbst hat. Es ist das Bewusstsein von Dingen, die bereits vor der eigenen Geburt existiert haben. Hier auch Beispiele von Durkheim (1976[1895]: 105f.) selbst: Vorstellungen der Pflichten als Bruder, Gatte oder des Bürgers; Bräuche und Glaubenssätze der Religion, Zeichensystem, um Gedanken auszudrücken, Münzsystem oder Kreditpapier.
Institutionen stellen sich als Regeln in der Gesellschaft fest. Durch die Sozialisation erscheinen uns Institutionen wie Sprache, Münzsysteme und Ehe normal und schon fast natürlich. Sie üben daher Zwang auf uns aus. Wir kommen nicht auf die Idee anders zu handeln (wir begrüßen uns nicht durch Winken mit dem Fuß, sondern mit der Hand). Da wir die sozialen Tatsachen internalisiert haben, handeln wir automatisch und sind uns dieses Zwangs nur selten bewusst. Ähnlich wie Normen und Werte[2] sind mit Institutionen negative und positive Sanktionen verbunden. Möchte ich in Österreich an der Supermarktkasse mit Dollar bezahlen, wird mir das meist verwehrt bleiben.
Damit eine Institution entstehen kann, müssen laut Durkheim (1976[1895]) mehrere Individuen begonnen haben ihre Tätigkeiten zu vereinen und dadurch etwas Neues zu schaffen. „Wo der Verkehr durch eine rote Ampel geregelt wird, hat es jemanden gegeben, der eine zweckmäßige Regelung mit diesem Zeichen zum Ausdruck gebracht hat, und mindestens einen anderen, der durch sein Handeln bestätigte: Ich habe verstanden“ (Abels 2009a: 142).
Verweise:
[1] http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/durkheim/12bio.htm
[2] Siehe Kapitel 2
Nächstes Kapitel: 4.2 Berger und Luckmann: Entstehung von Institutionen