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Vorheriges Kapitel: 2 Ökonomische Handlungsfelder von Frauen
Contents
2.1 Milchökonomie
verfasst von Anja Fischer
"Aman iman, ach isudar." (Wasser ist Leben, Milch ernährt). Imuhar- Sprichwort
Kommt man in ein Nomadenlager[1] auf Besuch, wird als erstes eine Schüssel mit Milch gereicht. Für Imuhar gilt die Milch als Basis der Ernährung, da sie gleichzeitig als Getränk und als Mahlzeit eingesetzt wird. Milch bedeutet Mittel zum Leben und dient ausschließlich dem Eigenbedarf (Klute 1992). Bei den Kel Ahaggar bedeutet das Verschütten von Milch Unheil. Die Frauen haben die Kontrolle über die Milchökonomie und so das wichtigste Element der Subsistenz der NomadInnen in ihren Händen.
Verweise:
[1] Siehe Kapitel 1.1
Inhalt
2.1.1 Melkzeiten
Die Frauen melken mit den älteren Burschen am Morgen zunächst die Dromedarstuten, die sich beim Lager aufhalten. Das Melken von Stuten erfordert einiges Geschick, da das Fohlen zum Euter der Mutter geführt werden muss, damit sie bereit ist, Milch zu geben. Rechtzeitig muss man das Fohlen nun abdrängen um zu melken. Danach melken die Frauen und Mädchen die Ziegen und Schafe. Abends, wenn die Herde wieder zum Lager zurückkommt, wird kurz vor Sonnenuntergang nochmals gemolken.
2.1.2 Milchverarbeitung
In einem Ziegenledersack stellen die Nomadinnen durch kräftiges Schütteln Butter aus Ziegenmilch her. Diese Ziegenbutter ist flüssig und wird vor allem bei Festessen und bei Gastmählern gegessen. Frauen verarbeiten Ziegenmilch zu lang haltbarem Trockenkäse, der zerbröselt und mit Wasser vermischt konsumiert wird. Aus Dromedarmilch lässt sich weder Butter noch Käse produzieren.
2.1.3 Maßnahmen bei Trockenheit
Wenn Dürre herrscht, wie zum Beispiel im Winter 2004/2005, und die Tiere durch die trockenen Weiden geschwächt sind, produzieren sie nur wenig Milch. Die Ziegen bekommen in Harz getränkte Stoffstücke fest um die Zitzen gewickelt um die Zicklein daran zu hindern zu trinken. Den Dromedarstuten bindet man ein Netz um ihren Euter, damit die Milchabnahme streng kontrolliert werden kann. Immer mehr lässt sich beobachten, dass NomadInnen in der Nähe von Oasen zu Milchpulver aus Europa greifen, was aber gleichzeitig zu einer Zunahme von Allergien führt.
Nächstes Kapitel: 2.2 Viehzucht