Das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten

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1 Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens

Das wissenschaftliche Schreiben ist zentraler Bestandteil des wissenschaftlichen Arbeitens. Besonders in den Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Disziplinen sind die Fertigkeiten zum Verfassen komplexer Fachtexte und verständlichen Kommunizieren wissenschaftlicher Inhalte unbedingte Vorrausetzung für jede/n Forscher/in.

Die einführenden Lehrveranstaltungen im Bereich der Kultur- und Sozialanthropologie dienen neben dem Erlernen formaler Grundlagen, dem Umgang mit wissenschaftlicher Fachliteratur, Sprache und der entsprechenden Fachterminologie; darüber hinaus auch der Sensibilisierung für fachspezifische Besonderheiten, die sich im Forschungsprozess auf inter- oder transkultureller Ebene ergeben.


1.1 Was ist ein wissenschaftlicher Text?

Ein wissenschaftlicher Text hat anderen und in vielerei Hinsicht strengeren Kriterien zu genügen als beispielsweise ein journalistischer Artikel oder ein Essay. Die Einhaltung bestimmter Regeln (Stringenz, Transparenz usw.) und formaler Kriterien (Zitierweisen[1], Kapitelstruktur[2] usw.) wird zwar gerade von Studierenden oft als mühsam empfunden, ist aber im Rahmen der korrekten wissenschaftlichen Arbeitsweise unerlässlich.

Die folgende Zusammenfassung einiger wichtiger Eigenschaften soll zeigen, dass es sich bei einem wissenschaftlichen Text um ein höchst komplexes Produkt handelt:

1) Wissenschaftliche Texte werden in einer wissenschaftlichen Sprache[3] abgefasst. Das bedeutet, sie haben einen spezifischen, neutralen Stil und beinhalten fachspezifische Terminologie[4]. Sie sind in den meisten Disziplinen das manifeste Produkt der Forschung, kommunizieren die fachspezifischen Forschungsergebnisse und stellen diese in der Scientific Community zur Diskussion. Sie sind nicht für eine breite Öffentlichkeit, sondern für Fachleute geschrieben.

Durch den Vergleich und die Gegenüberstellung von Erkenntnissen und die Auswertung und Neubewertung von empirischem Forschungsmaterial werden durch sie fachliche Diskurse mitgestaltet.

2) Das Verfassen wissenschaftlicher Texte darf nicht mit dem Niederschreiben fertiger Gedanken verwechselt werden. Es baut auf klaren, allgemeinen wissenschaftlichen Methoden auf und bedarf der Beweisführung und der Genauigkeit bei der Auswertung des Materials ebenso, wie des kritischen und seriösen Umganges mit jeder Art von wissenschaftlicher Literatur und sonstigen Quellen[5]. Letzteres bedeutet im Besonderen, dass die Übernahme von Ergebnissen und Textpassagen anderer AutorInnen immer genau belegt werden und transparent sein muss.

Was bedeutet das für Sie als Studierende?

a) Sie sollten sich im Klaren darüber sein, dass Sie auch mit Ihren ersten Hausarbeiten in die Scientific Community eintreten und deren Regeln befolgen müssen.

Sie tragen die Verantwortung für die Seriosität Ihrer Texte und Arbeiten und wissen nie, von wem später einmal etwas gelesen wird, das Sie möglicherweise schon vor Jahren geschrieben haben.

b) Sie müssen Ihre Ergebnisse und Erkenntnisse kommunizieren können, was neben dem Erlernen einiger formaler Grundlagen in erster Linie eine Sache der Übung ist.

c) Sie brauchen fachspezifisches Wissen, das Sie sich im Laufe des Studiums aneignen und selbständig aktualisieren und erweitern müssen.

d) Sie müssen sowohl mit Inhalten, die Sie übernehmen, als auch mit Ihren eigenen Schlussfolgerungen, ebenso mit Ihrer Wortwahl und Sprache kritisch umzugehen lernen.

e) Der Inhalt Ihrer Texte muss stringent, methodisch korrekt und nachvollziehbar sein. Sie dürfen keine Behauptungen aufstellen, sondern müssen immer Belegstellen und Literaturverweise anführen.

Unter Stringenz ist ein logisches und nachvollziehbares Argumentieren und der logische und klare Aufbau der Arbeit zu verstehen. Zur Methode gehört auch die Art, wie Sie mit dem Textmaterial umgehen, also sinnvolles Exzerpieren[6] und Herausarbeiten der Kernbestandteile von Textmaterial, Verknüpfung, Gegenüberstellung und wissenschaftlich strukturierter analytischer Umgang mit Inhalten usw.

<p /> Verweise in diesem Kapitel:

[1] Siehe Kapitel 1.3
[2] Siehe Kapitel 3.2.1
[3] Siehe Kapitel 1.5
[4] Siehe Kapitel 1.5.1
[5] Siehe Kapitel 1.2.3.1
[6] Siehe Kapitel 1.2.3.6.1

1.2 Wie ensteht ein wissenschaftlicher Text?

Der wissenschaftliche Text ist in unserem Fach die manifeste Darstellung kultur- oder sozialwissenschaftlicher Forschung.

Die Entstehung eines wissenschaftlichen Textes ist im Kontext der Forschung zu betrachten und kann nicht von dieser losgelöst werden. Die Grafik visualisiert die großen, für die Entstehung einer wissenschaftlichen Arbeit notwendigen Arbeitschritte.

<img src="images/schreiben-3_1.jpg" align="bottom" width="595" height="476" border="0" alt="Abbildung: wissenschaftliche Arbeit" title="Abbildung: wissenschaftliche Arbeit" />Abbildung: Konzipieren und Durchführen einer wissenschaftlichen Arbeit


1.2.1 Wie komme ich zu einem Thema?

Mit der selbständigen Themenfindung sollten Sie sich von Beginn an beschäftigen.

Die schriftlichen Arbeiten, die Sie während Ihres Studiums abfassen müssen, bauen in ihren Anforderungen und dem geforderten Umfang stufenweise aufeinander auf.

Am Anfang stehen Proseminararbeiten[1] und kleinere Hausarbeiten. In einigen Proseminaren werden Themen oder Themenblöcke zur Auswahl gestellt.

In Seminaren verhält es sich ähnlich, wobei hier zumindest versucht werden sollte, sich einen Aspekt aus einem Überthema auszusuchen.

Im Rahmen der Diplomarbeit[2] und der Dissertation[3] ist das Thema und die Fragestellung selbständig zu erarbeiten. Es ist hier ratsam, die bis dahin während des Studiums gewonnenen Interessen und Erkenntnisse mitzuberücksichtigen.

Mühsam kann es sein, in Ermangelung einer eigenen Idee und konkreter Vorstellungen, unüberlegt eine vorgeschlagene Arbeit zu übernehmen. Es gibt während des Studiums kaum etwas Schlimmeres, als eine groß angelegte Arbeit zu einem Thema verfassen zu müssen, das den persönlichen Interessen und den bis dahin erworbenen Fähigkeiten nicht entspricht. Da man vom gewählten Forschungsfeld üblicherweise zumindest ein halbes Jahr begleitet wird und eine Menge Arbeit zu investieren ist, ist es besser, selbst Freude an der Thematik zu haben und sich dafür ernsthaft zu interessieren.

Die Themen aller weiteren wissenschaftlichen Publikationen entwickeln sich zumeist im Rahmen des Forschungsbereiches, auf den man sich spezialisiert hat. Sie können durch die Anfrage (Call for Papers) einer Fachzeitschrift oder eines Symposiums ebenso motiviert sein, wie durch eigene Anliegen und fachliche Interessen.

<p /> Verweise in diesem Kapitel:

[1] Siehe Kapitel 2.2.7
[2] Siehe Kapitel 2.2.8
[3] Siehe Kapitel 2.2.9