Einige wissenschaftstheoretische Grundlagen der empirischen Sozialforschung/Methodologie

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2.1 Methoden, Methodik und Methodologie

Verfasst von Ernst Halbmayer

Im Deutschen können drei eng verwandte Begrifflichkeiten unterschieden werden, nämlich Methoden, Methodik und Methodologie.

Auf der allgemeinsten Ebene kann man unter Methodik die Gesamtheit der Techniken der wissenschaftlichen Vorgehensweisen bezeichnen. In diesem Sinne kann man etwa von einer Methodik des Evolutionismus, des Diffusionismus, des Funktionalismus[1] oder Strukturalismus sprechen.

Im Gegensatz dazu kann man auf einer konkreteren Ebene von Methoden in zweifacher Hinsicht sprechen. Einerseits von Methoden der Datenerhebung (Befragung, Beobachtung etc.), andererseits von Methoden der Datenanalyse (Inhaltsanalyse, Diskursanalyse etc.). Innerhalb der Kultur- und Sozialanthropologie wird oft nicht hinreichend zwischen Methodik und den konkreten Methoden unterschieden und z.B. von der Methode der Konstruktion menschlicher Entwicklungslinien im Evolutionismus oder von Kulturkontakten im Diffusionismus gesprochen.

Im Gegensatz zu Methodik und Methode bezeichnet der Begriff der Methodologie die Theorie bzw. Lehre von den wissenschaftlichen Methoden, d.h. zur Methodologie gehören Aussagen und Kriterien,

  • welche Methode für bestimmte Anwendungen geeignet ist
  • wieso eine bestimmte Methode angewendet wird und keine andere
  • warum für bestimmte Probleme eine bestimmte Methode angewandt werden sollte

Oft wird der Begriff der Methodologie auch unpräzise für Methodik verwendet, wie etwa in der Aussage "Diese Untersuchung bedient sich folgender Methodologie."

Erschwerend kommt hinzu, dass die begriffliche Unterscheidung zwischen Methodik und Methodologie in anderen Sprachen, wie z.B. dem Englischen nicht existiert. Der englische Begriff der methodology umfasst Methodik und Methodologie.


Verweise:
[1] Siehe Kapitel 5.2.1.2.3 der Lernunterlage Qualitative Methoden der Kultur- und Sozialanthropologie


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