Projektentwicklung - Von der Idee zum Forschungsprojekt/Fragestellung

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Vorheriges Kapitel: 3. Projektentwicklung: von der Idee zum Forschungsprojekt

3.1 Vom Interesse zur wissenschaftlichen Fragestellung

Eines der zentralen Probleme am Beginn einer eigenständigen Forschung ist es, von einem allgemeinen Interesse zu einem konkreten Forschungsvorhaben und einer damit zusammenhängenden wissenschaftlichen Fragestellung zu kommen.

Das allgemeine Interesse bzw. die Faszination, die Ausgangspunkt für ein wissenschaftliches Forschen sein kann, bezieht sich zumeist auf einen noch sehr allgemeinen Phänomenbereich. Darunter fallen etwa Forschungsinteressen wie "Minderheiten in Österreich", "die Lebenssituation von MigrantInnen" oder "Macht- bzw. Herrschaftsverhältnisse und Geschlechterrollen". Damit sind allgemeine Themen und Phänomenbereiche benannt, jedoch noch kein konkretes Forschungsvorhaben oder eine wissenschaftliche Fragestellung.

Oft stellt es eine nicht geringe Schwierigkeit dar, von solch spannenden, aber allzu allgemeinen Phänomenbereichen zu konkreten und bearbeitbaren Forschungsfragen zu kommen. Was kann man tun, um hier spezifischer zu werden?

Man kann z.B. den Phänomenbereich spezifizieren und darauf aufbauend gezielte Literaturrecherchen durchführen. Beide Strategien dienen auf Basis der Bearbeitung der identifizierten Literatur in weiterer Folge dazu, konkrete wissenschaftliche Fragestellungen zu formulieren und eine Vorgehensweise zur Beantwortung dieser Forschungsfragen zu entwickeln.


Inhalt

3.1.1 Spezifizierung des Phänomenbereichs

In einem ersten Schritt bietet es sich an, die allgemeinen Phänomenbereiche entlang zentraler Dimensionen genauer zu spezifizieren:

  • sozial
  • zeitlich
  • räumlich
  • sachlich


Was könnte das in Bezug auf das Thema "Minderheiten in Österreich" bedeuten?

In Bezug auf die soziale Dimension geht es um die Frage, was unter Minderheiten verstanden wird bzw. welche Minderheiten untersucht werden sollen? Ganz allgemein gefragt, geht es um Minderheiten in Bezug auf ihre Sexualität, ihre ethnische Identität, ihre körperliche bzw. psychische Beeinträchtigung, ihre Sprache etc.? Wenn es z.B. um ethnische Minderheiten gehen sollte, meint man damit jene österreichischen Bevölkerungsgruppen (Roma, Kroaten, Slowenen, Tschechen etc.), die offiziell als solche anerkannt sind oder um Bevölkerungsgruppen mit oder ohne österreichische Staatsbürgerschaft, die aufgrund von Migrationsprozessen in Österreich leben? Oder geht es einem noch spezifischer um die Situation von AsylwerberInnen?

In Bezug auf die zeitliche Spezifizierung stellt sich die Frage, auf welchen Zeitpunkt (synchron) bzw. welchen Zeitraum (diachron) sich die Untersuchung beziehen soll. Geht es um Minderheiten heute, um die Entwicklung der Minderheiten in Österreich seit 1918 oder noch umfassender um das Thema der Minderheiten in der K&K- Monarchie?

In Bezug auf die räumliche Dimension geht es um die Frage wo bzw. worauf in einem räumlichen Sinn sich die Untersuchung beziehen soll. Auf ganz Österreich, ein bestimmtes Bundesland, einen Bezirk von Wien oder doch nur auf einen bestimmten Markt oder ein Kulturzentrum?

In Bezug auf die Sachdimension stellt sich die Frage, was in Bezug auf Minderheiten untersucht werden soll. Ihr Zugang zum Arbeitsmarkt, ihre rechtliche Situation, ihre Wohnsituation, ihre sozialen Netzwerke, in wie weit sie Diskriminierungserfahrungen gemacht haben oder aber wie und in Bezug auf welche Themen in bestimmten Medien über Minderheiten in Österreich berichtet wird etc.?

Ein Thema, welches dann schon viel spezifischer als ein allgemeines Interesse an Minderheiten in Österreich ist, wäre etwa "Soziale Netzwerke von Jugendlichen der 3. Generation in den Wiener Vororten" zu untersuchen.

Wenn man ein Thema auf diese Art und Weise spezifiziert hat, macht es Sinn, nach vorhandenen Studien zu suchen, um das eigene Forschungsvorhaben zu konkretisieren und im Kontext bereits vorhandener Untersuchungen zu verankern. Dazu ist es notwendig eine gezielte Literaturrecherche [1] durchzuführen.


Verweise:
[1] Siehe Kapitel 3.1.2


3.1.2 Literaturrecherche

Für eine Literaturrecherche sind zwei Dinge zentral:

1. man muss wissen, wonach man sucht und

2. man muss wissen, wo man suchen kann.

Um festzulegen, wonach man sucht, empfiehlt es sich einzelne Schlagwörter festzulegen, die die Grundlage der Recherche bilden. Beim Thema "Soziale Netzwerke von Jugendlichen der 3. Generation in den Wiener Vororten" würde man einerseits Literatur zu sozialen Netzwerken, zu Jugendlichen der 3. Generation und zu Migration bzw. Minderheiten in Wiener Vororten suchen. Solche Begrifflichkeiten können nun unterschiedlich miteinander kombiniert werden, aber auch im Zuge der Recherche weiter spezifiziert werden.

Welche Möglichkeiten gibt es, um nach Literatur zu diesen Begriffen zu suchen?

Hierfür reichen Antworten wie "im Internet" bzw. "in der Bibliothek" bei weitem nicht aus!

Vielmehr benötigt man ein Verständnis dafür, dass man an unterschiedlichen Stellen nur bestimmte Arten von Literatur findet.

So wird man in Bibliothekskatalogen [1] zwar Bücher, nicht aber Zeitschriftenartikel verzeichnet finden. Weiters existieren zumindest auf den größeren Bibliotheken zumeist mehrere Kataloge neben einander (z.B. Nominalkatalog, Schlagwortkatalog, Institutskataloge, Zeitschriftenkatalog). Für ältere Literatur ist zu beachten, dass diese meist nicht in den Onlinekatalogen zu finden ist, sondern speziell in den Zettelkatalogen (die manchmal eingescannt auch online zugänglich sind) zu suchen ist. In den Zeitschriftenkatalogen [2] ist nur verzeichnet, welche Zeitschriftenbestände es in der jeweiligen Bibliothek gibt, nicht aber, der Inhalt der Zeitschriften, sprich welche Artikel zu welchem Thema in der jeweiligen Ausgabe der Zeitschrift publiziert wurden. Um gezielt nach Zeitschriftenartikeln zu suchen, können aber unterschiedliche Zeitschriftendatenbanken [3] konsultiert werden. Weiters existieren noch Metasuchmaschinen [4], die einen gleichzeitigen Zugriff auf unterschiedliche Kataloge bieten, sowie unterschiedliche darüber hinausgehende Internetressourcen [5].

Die virtuelle Fachbibliothek Ethnologie (Evifa) bietet auch einen Recherchekurs[6] im Fachbereich der Ethnologie an.


Verweise:
[1] Siehe Kapitel 3.1.2.1
[2] Siehe Kapitel 3.1.2.3
[3] Siehe Kapitel 3.1.2.4
[4] Siehe Kapitel 3.1.2.2
[5] Siehe Kapitel 3.1.2.5
[6] http://www.evifa.de/cms/hilfe-und-service/recherche-tools/



3.1.2.1 zentrale Bibliothekskataloge

Zu den wichtigsten Wiener Bibliotheken für Kultur- und Sozialanthropologen gehören:

  • Fachbibliothek des Instituts für Kultur- und Sozialanthropologie[1]
  • Bibliothek des Weltmuseum[2]

Neben diesen beiden spezialisierten Fachbibliotheken existieren eine Reihe weiterer Bibliotheken, die zentrale Ressourcen für Kultur- und Sozialanthropologen bereitstellen. Dazu gehören unter anderen:

  • Universitätsbibliothek Wien (UBW)[3]
  • Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB)[4]
  • Bibliothek der Österreichischen Akademie der Wissenschaften[5]
  • Bibliothek der österreichischen Arbeiterkammer[6]

Für den Bereich der internationalen Entwicklungszusammenarbeit ist darüber hinaus noch die Bibliothek der österreichischen Forschungsstiftung für internationale Entwicklung (ÖFSE)[7] sowie für den Bereich der Ethnomedizin bzw. der Medical Anthropology die Bibliothek des Instituts für Geschichte der Medizin[8] zu nennen.

Die meisten dieser Bibliotheken haben eigene Onlinekataloge. Dies gilt allerdings nicht für die Bibliothek des Museums für Völkerkunde, wo ein Onlinekatalog erst im Aufbau ist und man sich deshalb nur vor Ort einen Überblick über den Bestand der Bibliothek verschaffen kann. Die Bestände des Museums gehen in vielen Bereichen über den der Institutsbibliothek hinaus.

Diese Onlinekataloge sind einerseits in virtuellen Gesamtkatalogen zusammengefasst, andererseits sind die älteren Bestände oft nicht oder nur über spezielle eingescannte Zettelkataloge abrufbar (z.B. Zettelkatalog der Universität Wien[9]). Der Onlinekatalog der Universitätsbibliothek Wien[10] umfasst auch die Kataloge aller Fachbereichsbibliotheken (Liste aller Fachbereichsbibliotheken[11]).

Des Weiteren gibt es die Möglichkeit auf e-books zuzugreifen, dies ist an der Universität Wien entweder über einen PC vom Campus aus, oder von zu Hause aus über UniVPN[12] möglich.


Verweise:
[1] http://bibliothek.univie.ac.at/fb-kultur_sozialanthropologie/
[2] https://www.weltmuseumwien.at/information/#bibliothek
[3] http://bibliothek.univie.ac.at/
[4] http://www.onb.ac.at/
[5] http://www.oeaw.ac.at/biblio/
[6] https://wien.arbeiterkammer.at/bibliothek
[7] https://www.centrum3.at/bibliothek/home/
[8] http://ub.meduniwien.ac.at/
[9] https://bibliothek.univie.ac.at/hauptbibliothek/recherche.html
[10] https://usearch.univie.ac.at
[11] https://usearch.univie.ac.at
[12] https://zid.univie.ac.at/vpn/



3.1.2.2 Verbundkataloge und Metasuchmaschinen

Der zentrale Verbundkatalog österreichischer Bibliotheken[1] inkludiert Bestände von Wiener Bibliotheken[2] und Bibliotheken in den Bundesländern[3]. In diesem Verbundkatalog existiert auch ein eigener Teilkatalog für Zeitschriften und Serien[4], die in österreichischen Bibliotheken geführt werden.

Ein weit umfassenderer und internationaler Verbundkatalog ist der Karlsruher Virtuelle Katalog[5] (KVK). Hier kann gleichzeitig in Bibliotheken und Verbundkatalogen aus ganz Europa und den Vereinigten Staaten nach Literatur gesucht werden. Neben diesen Verbundkatalogen existieren noch weitere Metasuchmaschinen, von denen hier nur drei genannt werden sollen.

Die Virtuelle Fachbibliothek Ethnologie[6] (EVIFA), ein Internetportal für ethnologische und volkskundliche Fachinformation. Hier kann nicht nur nach Literatur gesucht werden, sondern es gibt auch Verweise auf geprüfte Onlinequellen (Ethno-Guide) und auf einschlägige E-Journals[7].

Eine weitere regional ausgerichtete virtuelle Fachbibliothek für Ibero-Amerika, Spanien und Portugal ist Cibera[8].

Einen Zusammenschluss österreichischer Bibliotheken aus dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit stellt der Verbundkatalog EZA[9] dar.


Verweise:
[1] https://www.obvsg.at/kataloge/verbundkataloge/
[2] https://www.obvsg.at/kataloge/kataloge-wien/
[3] https://www.obvsg.at/kataloge/kataloge-bundeslaender/
[4] https://www.zeitschriftendatenbank.de/startseite/
[5] https://kvk.bibliothek.kit.edu/
[6] https://www.evifa.de/
[7] https://bibliothek.univie.ac.at/zeitschriftensuche.html
[8] http://www.cibera.de//
[9] http://www.eza.at



3.1.2.3 Zeitschriftenkataloge

Zeitschriftenkataloge erlauben eine Suche nach dem Zeitschriftenbestand, jedoch keine Titelsuche in den Zeitschriften selbst. Jeder Bibliothekskatalog verfügt im Normalfall über einen separaten Zeitschriftenkatalog, der die an der Bibliothek aufliegenden Periodika auflistet (z.B. Zeitschriftenkatalog der Universität Wien[1])

Auch für Zeitschriftenkataloge wurden virtuelle Verbundkataloge geschaffen. Zu den wichtigsten gehören der Österreichischer Teilkatalog Zeitschriften und Serien[2] und für Deutschland die Deutsche Zeitschriftendatenbank (ZDB[3]). Über die ZDB können auch einzelne Zeitschriftenartikel vergleichsweise preiswert durch verschiedene Lieferservices wie etwa Subito[4], oder BVB[5], bestellt werden.

Diese Zeitschriftendatenbanken enthalten nicht nur Printwerke, sondern auch Titel elektronischer Zeitschriften sind verzeichnet. Ein eigenes Verzeichnis elektronischer Zeitschriften ist die Elektronischer Zeitschriftenbibliothek[6] (EZB). Von all den elektronischen Zeitschriften, die hier aufgelistet sind, sind grün markierte Zeitschriften direkt zugänglich. Gelb markierte sind jene, für die die jeweilige Bibliothek Zugangsrechte erworben hat und die im Fall der Universität Wien von PC am Campus oder über webVPN[7] von zu Hause aus zugänglich sind. Die rot markierten Zeitschriften sind nicht frei zugänglich.


Verweise:
[1] https://bibliothek.univie.ac.at/en/zeitschriftensuche.html
[2] https://www.zeitschriftendatenbank.de/startseite/
[3] https://www.zeitschriftendatenbank.de/startseite/
[4] https://www.subito-doc.de/
[5] http://www.bib-bvb.de/
[6] https://rzblx1.uni-regensburg.de/ezeit/
[7] https://univpn.univie.ac.at/my.policy



3.1.2.4 Zeitschriftendatenbanken

Mittels Zeitschriftendatenbanken bekommt man Zugriff auf Abstracts von Zeitschriftenartikeln oder Zeitschriftenvolltexte. Innerhalb der Datenbanken ist eine Suche nach z.B. Schlagwörtern oder Autoren möglich. Durch die Eingabe der Suchbegriffe bekommt man eine Trefferliste, die genaue bibliographische Angaben liefern.

Die Universität Wien verfügt mittlerweile über ein reichhaltiges Datenbankservice[1], welches für Studierende über ihren Unet-Account zugänglich ist. Auf etliche dieser Datenbanken hat man nur vom Campus aus bzw. mittels UniVPN[2] auch von zu Hause aus Zugriff (siehe Zugriffsbedingungen[3]).

Zu den wichtigsten Datenbanken, auf die über die Universität Wien Zugriff besteht, gehören:

  • JSTOR / Arts & Sciences I, II, III

Die JSTOR Datenbanken beinhalten Volltexte der jeweiligen Zeitschriften, die in der Datenbank aufgenommen sind, darunter fallen die wichtigsten kultur- und sozialanthropologische Zeitschriften wie Current Anthropology, American Anthropologist, Annual Review of Anthropology, The Journal of the Royal Anthropological Institute, etc.

  • Anthropological Literature on Disc
  • Ethnologie
  • ISI Web of Science
  • Hispanic American Periodicals Index - HAPI Online (ab 1970)

HAPI-Online ist die WWW-Version des "Hispanic American Periodicals Index": "HAPI is source for authoritative, worldwide information about Central and South America, Mexico, the Caribbean basin, ...

  • Sociological Abstracts (CSA) SFX-fähig
  • PCI Periodical Contents Index Online
  • Anthropological Index Online


Verweise:
[1] http://bibliothek.univie.ac.at/datenbanken
[2] https://zid.univie.ac.at/vpn/
[3] https://dbs.univie.ac.at/



3.1.2.5 andere Internetressourcen

Mit Google Scholar[1] kann man eine allgemeine Suche nach wissenschaftlicher Literatur durchführen.

German Anthropology Online[2] stellt unterschiedliche Informationen und Literaturhinweise für die deutschsprachige Kultur- und Sozialanthropologie zur Verfügung.

Anthrosource[3] bietet die Möglichkeit einer AutorInnen- und Schlagwortsuche in verschiedenen anthropologischen Zeitschriften der American Anthropological Association.

Der Anthropological Index Online[4] des Royal Anthropological Institute erlaubt ebenfalls eine Suche nach Schlagworten und AutorInnen in unterschiedlichsten kultur- und sozialanthropologischen Fachzeitschriften.


Verweise:
[1] http://scholar.google.de/
[2] http://www.anthropology-online.de/index.html
[3] https://anthrosource.onlinelibrary.wiley.com/
[4] http://aio.therai.org.uk/aio.php


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