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Revision as of 11:31, 7 November 2019
Vorheriges Kapitel: 4.1 Der lineare theorie- und hypothesenprüfende Forschungsablauf
4.2 Der zirkuläre theorieentwickelnde Forschungsablauf
Im Gegensatz zum linearen Forschungsablauf mit klar abgegrenzten und aufeinander folgenden Phasen des Projektsablaufs steht beim zirkulären Forschungsablauf die prozessuale Integration von Datenerhebung, Analyse und Theoriebildung im Zentrum. Das heißt es wird unter anderem auf eine strikte Trennung von Datenerhebung und -analyse verzichtet. Im Normalfall wird auch nicht von Theorien und im Vorfeld formulierten Hypothesen ausgegangen, vielmehr ist die Theorie- und Hypothesengenerierung Ziel zirkulärer Forschungsprozesse.
Wer innerhalb eines solchen Forschungsprozesses genau untersucht wird, wird vor dem Hintergrund bereits gewonnener Erkenntnisse, der zunehmenden Kenntnis des Feldes und - im Sinne des theoretical samplings[1] - unter dem Gesichtspunkt, was für eine zu entwickelnde Theorie am gewinnbringendsten ist, entschieden. Dies bedeutet auch einen flexiblen Einsatz von Erhebungsmethoden. Deren Auswahl ist einerseits an der Theorieentwicklung orientiert und passt sich andererseits an die Bedingungen des Feldes an. D.h. ein im Vorfeld festgelegter Untersuchungsplan fungiert nur als Rahmen, der aber im Zuge des Forschungsprozesses, im Sinne einer impliziten Methodentriangulation[2], immer wieder neu adaptiert und an die gegebene Situation angepasst wird.
Erhobene Daten werden nicht erst nach dem Ende einer Erhebungsphase oder eines Feldaufenthaltes analysiert. Der Forschungsprozess ist vielmehr durch eine permanente Abfolge von Datenerhebungs- und Auswertungsphasen gekennzeichnet. Dies kann bedeuten, dass bereits während des Feldaufenthaltes Auswertungs- und Konzeptentwicklungsphasen eingelegt werden. Es kann aber auch bedeuten, dass man immer wieder ins Feld zurückkehrt um weitere Erhebungen durchzuführen, was von Wulff (2002) auch als Yo-yo-Feldforschung bezeichnet wurde.
Ein solcher zirkulärer Forschungsablauf kennzeichnet nicht nur die ethnographische Feldforschung sondern auch den so genannten iterativen Prozess der Theorieentwicklung im Rahmen der Grounded Theory[3].
Literatur:
Strauss, Anselm; Corbin, Juliet (1996): Grounded Theory: Grundlagen Qualitativer Sozialforschung. Beltz Psychologie Verlags Union, Weinheim.
Böhm, Andreas (2004) [2000]: „Theoretisches Codieren: Textanalyse in der Grounded Theory“. In: Flick et al.: Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Rowohlt, Reinbek
bei Hamburg: S. 475-485.
Hildenbrand, Bruno (2004) [2000]: „Anselm Strauss“ In: Flick et al.: Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg: S. 32-42.
Verweise:
[1] http://www.univie.ac.at/ksa/elearning/cp/qualitative/qualitative-9.html
[2] http://www.univie.ac.at/ksa/elearning/cp/qualitative/qualitative-50.html
[3] http://www.univie.ac.at/ksa/elearning/cp/qualitative/qualitative-122.html
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