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In dieser Unterscheidung kommen auch unterschiedliche Wissenschaftsauffassungen zum Ausdruck. Eine etische Herangehensweise zielt auf die Formulierung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten auf Basis einer wissenschaftlichen Terminologie ab, während ein emisches Verständnis versucht die kulturspezifischen Logiken und Unterscheidungen zu erforschen. | In dieser Unterscheidung kommen auch unterschiedliche Wissenschaftsauffassungen zum Ausdruck. Eine etische Herangehensweise zielt auf die Formulierung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten auf Basis einer wissenschaftlichen Terminologie ab, während ein emisches Verständnis versucht die kulturspezifischen Logiken und Unterscheidungen zu erforschen. | ||
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Latest revision as of 14:22, 24 September 2020
2.4 Emisch und etisch
Verfasst von Ernst Halbmayer
Die Unterscheidung von emisch und etisch geht auf den linguistischen Anthropologen Kenneth Pike[1] zurück und wurde vom Kulturmaterialisten Marvin Harris[2] im anthropologischen Diskus popularisiert. Im Kern handelt es sich dabei um die Unterscheidung von Kategorien, die entweder von außen an einen Untersuchungsgegenstand herangetragen werden (etisch) oder aber um kultur- und sprachspezifische Kategorien und Unterscheidungen, die von den Untersuchten selbst zur Benennung und dem Verständnis von Phänomenen herangezogen werden (emisch).
In dieser Unterscheidung kommen auch unterschiedliche Wissenschaftsauffassungen zum Ausdruck. Eine etische Herangehensweise zielt auf die Formulierung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten auf Basis einer wissenschaftlichen Terminologie ab, während ein emisches Verständnis versucht die kulturspezifischen Logiken und Unterscheidungen zu erforschen.
Innerhalb der Wissenschaft ist es unmöglich völlig emische Darstellungsweisen anderer Kulturen zu produzieren, da diese außerhalb ihres kulturellen und sprachlichen Ursprungskontexts unverständlich bleiben würden. Die Darstellung kultureller Phänomene hat immer auch mit der Übersetzung und Transformation kultureller Spezifitäten in eine andere, für die intendierte Leserschaft verständliche Terminologie zu tun. Andererseits tendiert eine rein etische Terminologie, jenseits kulturspezifischer Logiken und Unterscheidungen dazu, potentiell eurozentrische Axiome des westlichen Wissenschaftsdiskurses zu reproduzieren. Ziel einer Kultur- und Sozialanthropologie, die zu allgemeineren Aussagen mittlerer Reichweite kommen will, sollte die Entwicklung einer Terminologie sein, die zwischen diesen beiden Positionen vermittelt. Sie sollte über den kulturspezifischen Einzelfall hinausgehen aber dennoch kultursensibel sein und unzulängliche universalistische Verallgemeinerungen kritisieren.
Verweise:
[1] http://en.wikipedia.org/wiki/Kenneth_Lee_Pike
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Marvin_Harris
Nächstes Kapitel: 2.5 Empiristen versus Rationalisten