Grundlagen sozialwissenschaftlicher Methodologie - Glossar/Methodologie

From Eksa
Jump to: navigation, search

Vorheriges Kapitel: 2.13 Methoden

2.14 Methodologie

Verfasst von Marie-France Chevron et al.

Méthodos kommt aus dem griechischen méthos: "das Nachgehen" und logos: "das Wort, die Rede". Die Methodologie ist die Lehre, welche aus der wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Methoden resultiert. Als Methode werden heute in den Wissenschaften alle Verfahren und Techniken bezeichnet, die zur Behandlung einer wissenschaftlichen Fragestellung geeignet erscheinen.

Foto: Das Boston College Memorial Labyrinth, Quelle: http://en.wikipedia.org/wiki/File:BCmemoriallabyrinth.jpg , 2010

Inhalt

2.14.1 Methodologische Überlegungen


Verfasst von Marie-France Chevron et al.

Abbildung: Ein Labyrinth mit mehreren Eingängen, Quelle: B. Rieger

Methodologische Überlegungen sind solche, welche zur Entwicklung, Modifikation und zum Einsatz eigener Methoden[1] für die Erforschung konkreter Phänomene angestellt werden.

So beschäftigt sich die sozialwissenschaftliche Methodologie mit allen bisher existierenden Methoden der Sozialwissenschaften zur möglichst objektiven und adäquaten Erforschung der sozialen und kulturellen Wirklichkeit, aber auch mit der Perfektionierung dieser Methoden sowie auch mit der Erarbeitung neuer Zugänge, wenn dies zur Beantwortung neuer oder alter Fragestellungen notwendig erscheint.

Eine heute in den Sozialwissenschaften häufig gestellte Forderung ist die einer komplexen Sicht der Wirklichkeit und die Vorstellung, dass man diesem Ziel dank sich vielen ergänzenden Zugängen und Methoden (Methodenvielfalt, Methodenmix, Triangulation) gerecht werden kann. Diese Forderung selbst ist das Ergebnis methodologischer Überlegungen.


Verweise:
[1] Siehe Kapitel 2.13


2.14.2 Beispiel für methodologische Überlegungen: Arbeitslosigkeit


Verfasst von Marie-France Chevron et al.

Wenn man ein Phänomen wie die Arbeitslosigkeit untersuchen möchte, stellt sich zu Beginn die methodologische Frage, wie und mit welchen Methoden man in der wissenschaftlichen Untersuchung dem Phänomen gerecht werden und so zu Ergebnissen kommen kann.

Eine häufig vorkommende Frage kann zum Beispiel sein, inwiefern ein soziales Phänomen wie die Arbeitslosigkeit in seiner Komplexität und sozialen wie auch individuellen Bedeutung überhaupt erfasst werden kann.

Methodenwahl

Bei der Erforschung eines sozialen Phänomens wie der Arbeitslosigkeit, stellt sich aus methodologischer Sicht die Frage,

  • ob man quantitativ[1] vorgehen soll, oder
  • ob man qualitativ[2] vorgehen soll.

Grundsätzlich gilt, dass man im allgemeinen in der heutigen sozialwissenschaftlichen Methodologie davon ausgeht, dass man erst durch den Einsatz von möglichst vielen unterschiedlichen Methoden, ein Phänomen in seiner ganzen Komplexität erfassen (erklären und verstehen) kann.


Verweise:
[1] Siehe Kapitel 1.4.2
[2] Siehe Kapitel 1.4.1


2.14.2.1 Beispiel quantitativ


Verfasst von Marie-France Chevron et al.

Wenn man der Erforschung der Arbeitslosigkeit quantitativ vorgeht, geht es darum, durch die zahlenmäßige Erfassung der Arbeitslosen und das Festhalten der Verbreitung der Arbeitslosigkeit in einem bestimmten Gebiet, Gründe und Folgen der Arbeitslosigkeit wie auch gewisse Abhängigkeiten zwischen unterschiedlichen Variablen zur Beschreibung und Erklärung der Arbeitslosigkeit aufzuzeigen. Messung, Berechnung und Interpretation von statistischem Material stehen im Vordergrund.

Grafik: Arbeitslosigkeitsraten im Vergleich, Quelle: http://commons.wikimedia.org , 2010


2.14.2.2 Beispiel qualitativ


Verfasst von Marie-France Chevron et al.

Wenn man der Erforschung der Arbeitslosigkeit qualititativ vorgeht, geht es darum, durch eine offene Forschung unter Einbeziehung subjektiver und psychologischer, aber auch sozialer Aspekte die Arbeitslosigkeit als Phänomen sui generis in seiner Sinnstruktur überhaupt zu verstehen. So wird man in diesem Fall Methoden finden, um Einstellungen und Verhaltensweisen zu erfassen. Hier geht es darum, die Auswirkungen und die Bedeutung der Arbeitslosigkeit überhaupt verstehen und erklären zu können. Beobachtungen, Befragungen, Gespräche und Dokumentation aller Lebensbereiche werden in diesem Zusammenhang angestrebt.

Foto: Arbeitsloser auf Arbeitssuche, Quelle: http://commons.wikimedia.org/, 2010


Literatur:

Jahoda, Marie, Lazarsfeld, Paul F., Zeisel, Hans. 1982: Die Arbeitslosen von Marienthal, Frankfurt am Main: Suhrkamp.


Nächstes Kapitel: 2.15 Objektivität


↑ Nach oben