Ökonomische Handlungsfelder von Frauen/Viehzucht

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Vorheriges Kapitel: 2.1 Milchökonomie

2.2 Viehzucht

verfasst von Anja Fischer
Dromedarstute mit Neugeborenen. Foto: Anja Fischer.

Von den Kel Ahaggar werden Dromedare, Ziegen und neuerdings auch immer mehr Schafe gezüchtet. Esel hält man für den Transport. Eine Dromedarstute wirft im 6. Lebensjahr ihr erstes Fohlen, während eine Ziege im gleichen Zeitraum bereits 17 Ziegen als Nachwuchs hat (Spittler 1998: 259). Gerade nach Dürrezeiten, in denen die Herden stark dezimiert werden können, ist die schnelle Reproduktion der Ziege ein wesentlicher Vorteil gegenüber dem Dromedar.

Der Besitz von Vieh kennzeichnet die Stellung der Person innerhalb der sozialen Gruppe. Kindern werden bei besonderen Gelegenheiten Tiere geschenkt, womit sie schon von klein auf ihren Besitz durch Zucht vermehren können.

Inhalt

2.2.1 Reproduktion von Kleinvieh

Ziege mit Jungtier. Foto: Anja Fischer.

Weibliches und männliches Kleinvieh wird gemeinsam gehalten, die Zuchtauswahl erfolgt nicht gesteuert. Kontrolliert wird sie in dem Sinne, dass Ziegenböcke, die sich nicht reproduzieren sollen, kastriert, die Hoden abgebunden bekommen, geschlachtet oder zum Verkauf in die Oase gebracht werden.

Die Nomadinnen erkennen bei einer Ziege den Tag der Geburt und separieren sie rechtzeitig von der Herde. Angebunden verbringt die Ziege den Tag beim Lager und gebiert. Das Zicklein bleibt die nächsten Tage unter der Obhut der Nomadin in ihrem Zelt.

Eine Ziege, die im Winter geboren wird, kann schon im darauffolgenden Winter ihrerseits ein Zicklein werfen und da die Trächtigkeitsperiode nur fünf Monate beträgt, kann die Ziege in einem Jahr zweimal werfen (Vgl. Spittler 1998: 258).


2.2.2 Weidegänge

Ziegenhüten. Foto: Anja Fischer.

Nach dem Melken[1] am Morgen verlässt die Kleinviehherde ohne Lämmer und Zicklein das Nomadenlager. Sie wird zunächst in eine bestimmte Richtung getrieben und geht dann selbständig (manchmal auch begleitet von Mädchen) in die Umgebung weiden. Gegen Abend findet sich die Herde wieder beim Lager ein, wo sie die Nacht verbringt. In der Nacht werden die Jungtiere zu ihrer Sicherheit angebunden oder in ein kleines Gehege gesteckt.

Wenn Dürre herrscht, gehen die Frauen mit den Zicklein und Lämmern tagsüber zu den Akazienbäumen und schlagen mühsam kleine Blätter mit langen Stangen[2] (Askum) von den Ästen herunter, an denen sich die Kleinen satt fressen (vgl. Spittler 1998: 280-283). Bei Trockenheit verteilen die Frauen Zusatzfutter (Getreide) an ausgewählte Ziegen und Schafe.

Verweise:
[1] Siehe Kapitel 2.1.1
[2] Siehe Kapitel 7


2.2.3 Tränktage

Am Brunnen. Foto: Anja Fischer.

In Dürrezeiten muss die Kleinviehherde alle zwei bis drei Tage getränkt werden. Mädchen der Kel Ahaggar treiben die Herde zum Brunnen, und während die Burschen das Wasser mit einem Sack aus dem Brunnen ziehen, halten die Mädchen die Tiere am Brunnen beisammen.

An Tränktagen gibt man zuerst den Eseln Wasser, dann der Herde und zuletzt erst zieht man das eigene Trinkwasser herauf. In Wintermonaten nach ausgiebigen Regenfällen ist es nicht notwendig zu tränken, da die Weiden saftig genug sind.

2.2.4 Fleischproduktion

Die Imuhar schlachten und verkaufen meist nur die männliche Schafe und Ziegen, da die Weiblichen für die Milchwirtschaft[1] und Reproduktion benötigt werden.

Schlachtung. Foto: Anja Fischer.

Für den Eigenbedarf schneidet man der Ziege die Kehle durch. Das Innere wird über die Halsöffnung herausgenommen, damit die Haut noch für die Sackherstellung geeignet bleibt. Danach kochen die Frauen das Fleisch oder legen es zum Trocknen auf Büschen aus. Obwohl NomadInnen ständig von Vieh umgeben sind, konsumieren sie frisches Fleisch[2] meist nur bei Festessen und Gastmählern.

Zubereitung eines Festessens. Foto: Anja Fischer.

Verweise:
[1] Siehe Kapitel 2.1
[2] Siehe Kapitel 7


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