Ethnographische Feldforschung in Organisationen/Begriff

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6.1 Begriff "Ethnographie"

Verfasst von Gerlinde Schein und Gertraud Seiser

Der Begriff "Ethnographie" ist inzwischen sehr populär und keineswegs nur akademischen Kreisen bekannt. Gleichzeitig haben selbst fortgeschrittene Studierende der Kultur- und Sozialanthropologie - die als Fach einen Hauptvertretungsanspruch darauf stellt, Ethnographien zu produzieren - oft Schwierigkeiten, den Begriff zu konkretisieren oder zu erklären, was sie tun.

Undeterred by the almost religious mystique with which some anthropologists used to surround the term, we may say that ’ethnography’ refers (1) to a set of activities, a way of doing research work ’in the field’, and (2) to the product of those activities. It is the activity which comes first. (Hirsch/Gellner 2001:1)

Die forscherische Aktivität, die als ethnographisch bezeichnet wird, besteht ganz grob gesprochen darin, das man zu den Menschen hingeht, die man beforschen will, versucht, ihr Leben so weit als möglich zu teilen, idealerweise ihre Sprache erlernt und ohne dazwischen geschalteten Dolmetscher ihr Denken und Handeln in ihren eigenen Begriffen versteht. Das Ergebnis dieses Forschungsprozesses ist eine Beschreibung der Gruppe, eine Ethnographie.

Seit Bronislaw Malinowski kennzeichnet ethnographische Forschung im Sinne von Feldforschung mit teilnehmender Beobachtung die Kultur- und Sozialanthropologie. Ethnographie ist aber nicht der einzige methodische Zugang im Fach und sie ist auch keineswegs auf die Kultur- und Sozialanthropologie beschränkt. In der Soziologie und der Psychologie wird ebenso seit langer Zeit damit gearbeitet. Hirsch und Gellner (2001:2) weisen darauf hin, dass Ethnographie als Methode ganz generell den Weg der Sozialwissenschaften weg vom Positivismus darstellt. Entwickelt wurde dieser methodische Zugang in der Auseinandersetzung mit nicht industrialisierten und schriftlosen Kulturen.

Ethnography is art, science, and craft rolled into one. As artists we seek to capture experiences in images and representations which symbolize reality; in this regard, expression is more important than precision. As scientists, we are data hunter- gatherers who go out and collect information, analyze it, and forge it into testable hypotheses and theories. And as craftsmen and women we are writers who write; issues of style and a pride in good writing are paramount, not because of any misplaced literary ambition, but because the very materials of theory making are words, phrases, and sentences. (Bate 1997: 1153)


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