Profit-Organisationen - Ausgewählte Studien/Ong

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5.6 Ong (1987) "Spirits of Resistance and Capitalist Discipline. Factory Women in Malaysia"

Verfasst von Gerlinde Schein und Gertraud Seiser

Foto: Computer Chips Quelle

"Why are Malay women workers periodically seized by spirit possession on the shopfloors of modern factories?" Mit dieser Frage beginnt die Anthropologin Aihwa Ong ihr Buch "Spirits of Resistance and Capitalist Discipline. Factory Women in Malaysia" (1987: xiii).

Was folgt, ist eine vielschichtige Darstellung

  • der Industrialisierung Malaysias ab 1970 und der staatlichen Politik zur Förderung der kapitalistischen Marktökonomie,
  • der in den 1970er und 1980er Jahren rasant vor sich gehenden Proletarisierung der bäuerlichen Bevölkerung sowie der damit verbundenen Veränderungen im Leben malayischer Frauen (und Männer).

Ong ermöglicht einen Blick in die lokalen Produktionsstätten transnationaler Unternehmen. Sie zeigt die Erfahrungen malayischer Frauen in diesen Fabriken, die Kontrollmechanismen des Managements und die Widerstandsformen der Arbeiterinnen (Ong 1987; siehe auch Ong 1988).

Literatur:

Ong, Aihwa

1987 Spirits of Resistance and Capitalist Discipline. Factory Women in Malaysia. New York: State University of New York Press
1988 The production of possession. Spirits and the multinational corporation in Malaysia. American Ethnologist 15: 28-42.

Website: Aihwa Ong[1]

Verweise:
[1] https://anthropology.berkeley.edu/aihwa-ong


Inhalt


5.6.1 Ong (1987): Das Forschungsfeld Freie Handelszone Telok

Die Studie von Aihwa Ong (1987) basiert auf einer 14-monatigen Feldforschung in den Jahren 1979 bis 1980 im Bezirk Kuala Langat in Selangor, Malaysia.

Abbildung: Landkarte Malaysia Selangor Quelle (GNU FDL)

Ongs Forschung führte sie u.a. in die Freihandelszone (Free Trade Zone, FTZ) nahe der Stadt Telok, einer im Vergleich eher kleinen Freihandelszone. Sie bestand im Forschungszeitraum aus drei japanischen Fabriken. Alle drei Fabriken in der FTZ Telok stellten elektronische Komponenten her, wobei geistige und manuelle Arbeit strikt getrennt wurde (siehe Taylorismus[1]).

Insgesamt waren etwa 2000 Menschen (großteils Malays, zu einem geringeren Teil ChinesInnen und InderInnen) in der Freihandelszone Telok beschäftigt. 85% der Gesamtbelegschaft waren Frauen; 80% der Produktionsarbeiterinnen stammten aus den umliegenden Dörfern.

Verweise:
[1] Siehe Kapitel 2.1.2

5.6.2 Ong (1987): Industrialisierung in Malaysia

Die Regierung Malaysias reagierte 1971 auf die schlechte ökonomische Lage der bäuerlichen Bevölkerung, zunehmende Landlosigkeit und steigernde Armut mit einer neuen nationalen Wirtschaftspolitik.

Foto: Flagge Malaysia (© khairudin, Lizenz: CC BY-NC-SA. Quelle)

Eine Kernsäule dieser Politik bestand darin, exportorientierte Industrialisierung zu fördern. Bis 1980 wurden 59 Industriezentren, darunter neun Freihandelszonen (Free Trade Zones, Exportproduktionszonen) errichtet. Die Freihandelszonen sollten transnationale Unternehmen ins Land bringen. Als Anreiz bot die malayische Regierung bis zu zehn Jahren Steuerbefreiung, niedrige Zölle, keinen gesetzlichen Mindestlohn und keine Gesetze gegen ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern. Die Gründung von Gewerkschaften wurde erschwert, wenn auch nicht gänzlich verboten.

Malaysia entwickelte sich in dieser Zeit zu einem der bevorzugten Länder, in die transnationale Unternehmen ihre arbeitsintensive Produktion auslagerten.

Hunderte Unternehmen mit Zentralen in den USA, Japan und Westeuropa errichteten in Malaysia Produktionsstätten z.B. für Textilien und elektronische Komponenten.

Die geschaffenen Niedriglohn-Arbeitsplätze standen vor allem Frauen offen. Statistische Daten belegen, wie rasch sie in die Lohnarbeit eintraten: 1970 waren in Malaysia nicht mehr als 1.000 Frauen in Fabriken tätig, Ende der 1970er Jahre waren es bereits 80.000 Frauen. Mehr als die Hälfte davon arbeitete in der Elektronikindustrie (Ong 1987).


Nächstes Kapitel: 5.7 Verwendete und ausgewählte weiterführende Literatur


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