Von der Fragestellung zur statistischen Analyse/Gütekriterien

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2.3 Gütekriterien quantitativer Untersuchungen

verfasst von Erwin Ebermann

Statistische Untersuchungen müssen wie jede andere Form wissenschaftlicher Betätigung den Kernansprüchen[1] der Reliabilität, der Validität und der Objektivität genügen:

Reliabilität:

Unter Reliabilität oder Zuverlässigkeit versteht man die formale Genauigkeit wissenschaftlicher Untersuchungen. Darunter versteht man, dass die Untersuchungen mit einem Höchstmaß an Anstrengungen verbunden werden, Messfehler jeder Art auszuschließen. Reliabilität ist somit ein Indikator für die Replizierbarkeit (Wiederholbarkeit) der Ergebnisse. Fragen müssen z.B. so eindeutig formuliert sein, dass sie nicht höchst unterschiedlich verstanden werden können.

Validität:

Validität liegt vor, wenn wenn die gewählten Indikatoren, Fragen und Antwortmöglichkieten wirklich und präzise das messen, was gemessen werden soll.

Wenn man die Frage stellt, ob der Proband Schweinefleisch isst, so ist die Verneinung noch keineswegs ein Beweis dafür, dass er Vegetarier ist, sondern nur, dass er eben Schweinefleisch aus verschiedenen Gründen nicht mag. Wäre die Frage nach dem Essen von Schweinefleisch die einzige auf Fleisch bezogene Frage im Fragebogen, so wäre der Fragebogen nicht valide, um auf Vegetarismus zu schließen.

Objektivität:

Die Objektivität von Messverfahren und Fragen ist weitgehend gewährleistet, wenn die Wahl der Messenden, InterviewerInnen, PrüferInnen keinen Einfluss auf die Ergebnisse hat.

Objektivität wäre z.B. zweifelhaft, wenn man verunsicherte Männer mit einem persönlich überreichten Fragebogen zu ihrem Sexualleben einmal von ebenfalls verunsicherten Männern und das andere Mal von jungen, attraktiven und selbstbewussten Frauen befragen lassen würde, wobei die Fragen von den InterviewerInnen persönlich gestellt und auch die Antworten von ihnen niedergeschrieben werden. Man würde mit hoher Wahrscheinlichkeit äußerst unterschiedliche Antworten erhalten. Genauso müßte man mit Verfälschungen rechnen, wenn Firmenchefs oder -chefinnen ihre Angestellten zur Zufriedenheit mit ihrer Arbeitssituation befragen.

Gütekriterien und andere Fehlerquellen erfordern, dass statistische Untersuchungen stets mit äußerster Sorgfalt durchgeführt werden: von der Erhebung der Daten bis zu deren Analyse, dass also die richtigen Methoden angewandt werden, deren Wahl auf der Eigenart der Daten und ihrer Verteilungen beruht und dass die Interpretation keineswegs über die Aussagekraft der Daten hinausgeht.


Verweise:
[1] Siehe Kapitel 4.3.1 der Lernunterlage Einführung in die Empirischen Methoden der Kultur- und Sozialanthropologie


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