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Revision as of 19:02, 31 August 2020

Vorheriges Kapitel: 4.1 Institution bei Durkheim: "Soziale Tatsachen"

4.2 Berger und Luckmann: Entstehung von Institutionen

verfasst von Theresa Fibich und Rudolf Richter

In ihrem Buch „Die Gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ beschreiben Peter L. Berger (*1929) und Thomas Luckmann (*1927) die Entstehung von Institutionen aus Handlungsgewohnheiten[1] und Routinen, die habitualisiert werden. Reziproke Typisierung[2] ermöglicht es gegenseitigen Erwartungen gerecht zu werden. Die Faktizität[3] der Institution entsteht durch Historizität und scheinbare Objektivität und erschwert uns dadurch den sozialen Entstehungszusammenhang zu erkennen.

Verweise:
[1] Siehe Kapitel 4.2.1
[2] Siehe Kapitel 4.2.2
[3] Siehe Kapitel 4.2.3

Inhalt

4.2.1 Habitualisierung

Erfolgreiches Verhalten wird zum typischen Verhalten und als Muster weiteren Handelns verinnerlicht. Das Muster wird zum Habitus. Dadurch muss nicht jede Situation neu bestimmt werden. Institutionalisierung ist das Ergebnis von Habitualisierungsprozessen. Es entstehen Typisierungen (Institutionen).


4.2.2 Reziprozität der Typisierung

Die Reziprozität der Typisierung ist dabei zentral: Institutionen werden Allgemeingut und „sind für alle Mitglieder der jeweiligen gesellschaftliche Gruppe erreichbar“ (Berger/Luckmann 2009: 58). Diese Regeln stellen Verhaltensmuster auf und alternative Handlungsmöglichkeiten werden nicht mehr bedacht (Bsp: Beim Erblicken eines angesteckten Eherings komme ich nicht auf die Idee, dass dies „geschieden“ bedeutet). Durch das Vorhandensein der Institution wird menschliches Verhalten also kontrolliert. Wenn Person A und Person B TrägerInnen von typischen Handlungen werden, sind sie TrägerInnen von Rollen[1]. Es erfolgt eine Generalisierung von Erwartungen (=Typisierungen), wodurch das Handeln der Individuen wechselseitig kalkulierbar wird, was die Orientierung im Leben mit anderen erleichtert.

Ein Beispiel: Wir müssen dem Kassierer an der Supermarktkasse nicht erklären, was wir von ihm wollen, und er uns umgekehrt auch nicht: er erwartet, dass wir alle Artikel auf das Förderband legen, wir erwarten, dass wir bei ihm (mit Euro) zahlen können (nicht schon an der Wursttheke) und anschließend die Produkte mitnehmen können, ohne dass dieser die Polizei ruft. Dabei „spielen“ wir die soziale Rolle[2] der KundInnen und er die des Kassierers.

Verweise:
[1] Siehe Kapitel 6
[2] Siehe Kapitel 6


4.2.3 Faktizität

„Solange entstehende Institutionen lediglich durch Interaktion von A und B aufrechterhalten werden, bleibt ihr Objektivitätszustand spannungsvoll, schwankend, fast spielerisch (…). Das ändert sich jedoch mit der Weitergabe an eine neue Generation“ (Berger/Luckmann 2009: 62). Die Faktizität „verhärtet“ und „verdichtet“ sich. Die Institution erscheint als natürlich (z.B.: Sprache) nicht als Übereinkunft. Die neue Generation lernt: „So ist das!“. Die institutionelle Welt wird zur Geschichte (Historizität) und erhält so Objektivität, wobei sie dennoch eine konstruierte Objektivität ist. Das Moment, an dem wir die Fähigkeit verlieren Dinge anders zu denken, nennen Berger/Luckmann Verdinglichung: Es „ist die Auffassung von menschlichen Produkten, als wären sie etwas anderes als menschliche Produkte: Naturgegebenheiten, Folgen kosmischer Gesetze oder Offenbarungen eines göttlichen Willens“ (Berger/Luckmann 2009: 95).


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