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Vorheriges Kapitel: 4.1 Hinduistischer Hintergrund

4.2 Weitere

verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht

Im folgenden werden "Neue religiöse Bewegungen" besprochen, die sich während der letzten beiden Jahrzehnte im Westen entwickelt haben und deren Philosphie und Praxis nicht eindeutig einer der grossen Weltreligionen zugeordnet werden kann.

A Course in Miracles könnte jedoch am ehesten als eine neue religiöse Bewegung mit christlichem Hintergrund beschrieben werden. Der Kurs bedient sich christlicher Termini und schlägt einen mytischen Heils- und Erlösungsweg vor, der auf die unio mystica, die Verschmelzung mit Gott und dem Erkennen der Natur Gottes im eigenen Geist abzielt.

Das Avatar-Training nach Harry Palmer findet seinen Ursprung in den Lehren und der Philosophie von Scientology, der Palmer viele Jahre angehörte. Die Idee von Gott oder von einem höheres Bewusstsein findet in diesem Kontext keine Verwendung. Jedem einzelnen Individuum wird uneingeschränktes Schöpferpotential zugedacht, nichts Göttliches oder Vollkommenes kann außerhalb des Menschen selbst gefunden werden.

Der amerikanische Meister Samarpan schließlich vertritt eine Lehre, die sich am ehesten mit dem indischen Advaita vergleichen lässt und im Kernpunkt die These vertritt, dass es einzig und allein darum geht, durch den Dschungel des diskursiven, rationalen Verstands den Weg zurück in die Gegenwart zu finden um dort in Stille, Freude und Einsicht das Leben da wahrzunehmen, wo es nun mal passiert - in der Gegenwart.

Inhalt


4.2.1 A Course in Miracles

4.2.1.1 Entstehungsgeschichte

Entstehung

Helen Schucman (1909-1981) war eine US-amerikanische Psychologin, die das spirituelle Werk Ein Kurs in Wundern ihren eigenen Angaben zufolge nach de Durchsage einer inneren Stimme niederschrieb. Helen, das Kind halbjüdischer Eltern, begann bereits in früher Jugend sich intensiv mit der christlichen Mystik und der Suche nach Gott als dem transzendenten Absoluten, auseinanderzusetzen. Der Niederschrift des Ein Kurs in Wundern gingen demzufolge zahlreiche mystische Erlebnisse und Licht-Einheits-Erfahrungen voraus. Helen arbeitete an der medizinischen Fakultät der Columbia University in New York, doch war das Arbeitsklima, speziell das Verhältnis mit ihrem nächsten Vorgesetzten stets geprägt von Ärger und beiderseitigen aggressiven Gefühlen.

Eines Tages kam es zu einem Eklat, Helens Chef, William Thetford, verkündete unmissverständlich, dass er nicht mehr gewillt war in einer Atmosphäre der Ungeduld und Aggression weiterzuarbeiten. Dieses Stichwort initiierte die inspirative Schöpferkraft Helens und markierte den Beginn der Niederschrift des Buches.

Schucman begann nach ihren Angaben eine innere Stimme zu hören, die ihr in den folgenden sieben Jahren insgesamt drei Bände des Ein Kurs in Wundern diktierte. Schucman bezeichnete sich selbst stets als "Schreiberin" und postuliert damit, dass sie während des Schreib-Prozesses stets gewahr und niemals in einen Trancezustand oder veränderten Bewusstseinszustand fiel.

Organisation

Eine der Hauptdachorganisationen des Ein Kurs in Wundern ist die Foundation for Inner Peace, die 1983 gegründet, ihr Hauptquartier seit 2001 in Temecula, Kalifornien hat. Der Hauptzweck der Foundation besteht darin, SchülerInnen von Ein Kurs in Wundern zu helfen, das Verständnis des Denksystems sowohl theoretisch als auch praktisch zu vertiefen, damit sie wirkungsvollere Instrumente der Lehren Jesu in ihrem eigenen Leben werden können.

Literatur:

A Course in Miracles. 2007. Foundation for Inner Peace.

Ein Kurs in Wundern. 7.Auflage 2006. Gutach i. Br.: Verlag Greuthof.

Dawson, Michael.1997. Im Ursprung liegt die Heilung: Der KURS, die Vergebung und die Praxis. 1.Auflage. Verlag Greuthof.

Wapnick, Kenneth. 2006. Wunder als Weg: Die 50 Grundsätze der Wunder in EIN KURS IN WUNDERN. 4.Auflage. Verlag Greuthof.

http://www.relinfo.ch/acim/info.html[1]

http://en.wikipedia.org/wiki/Helen_Schucman[2]

http://www.acim.org[3]

http://www.facim.org[4]

http://de.spiritualwiki.org/Wiki/EinKursInWundern[5]

Verweise:
[1] http://www.relinfo.ch/acim/info.html
[2] http://en.wikipedia.org/wiki/Helen_Schucman
[3] http://www.acim.org
[4] http://www.facim.org
[5] http://de.spiritualwiki.org/Wiki/EinKursInWundern


4.2.1.2 Philosophie und Praxis

Philosophie

"Nichts Wirkliches kann bedroht werden.

Nichts Unwirkliches existiert.

Hierin liegt der Friede Gottes."

Der Kurs trifft eine grundlegende Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und dem Unwirklichen, zwischen Erkenntnis und Wahrnehmung. Erkenntnis ist Wahrheit - unter einem einzigen Gesetz, dem Gesetz der Liebe oder Gottes. Die Wahrheit ist unveränderlich, ewig und unzweideutig. Sie kann unerkannt sein, aber sie kann nicht verändert werden. Sie gilt für alles, was Gott erschaffen hat, und nur das, was er erschaffen hat, ist wirklich. Sie liegt jenseits des Lernens, weil sie jenseits von Zeit und Prozess liegt. Sie hat kein Gegenteil, keinen Anfang und kein Ende. Sie ist einfach. Die Welt der Wahrnehmung andererseits ist die Welt der Zeit, der Veränderung, der Anfänge und der Enden. Sie beruht auf Deutung, nicht auf Tatsachen. Sie ist die Welt der Geburt und des Todes, gegründet auf dem Glauben an Mangel, Verlust, Trennung und Tod. Sie wird gelernt statt gegeben, ist selektiv in ihren Wahrnehmungsschwerpunkten, instabil in ihrer Funktionsweise und falsch in ihren Deutungen. (aus: Ein Kurs in Wundern, S.XVIII)

Gottes-Definition des Ein Kurs in Wundern

Gott ist das ewig wahre, unveränderbare, schöpferische Prinzip. Gott ist nicht getrennt von seiner Schöpfung und wir nicht von ihm. Sich selbst zu erkennen bedeutet Gott zu erkennen, Gott zu erkennen bedeutet sich selbst zu erkennen. '

Praxis

Die Praxis des Kurs in Wundern ist ein konsequentes Geistestraining mit 365 Lektionen, für jeden Tag des Jahres. Im Laufe dieses Prozesses verwandelt sich die gespaltene und mit Urteilen behaftetete Wahrnehmung in eine reine und liebevolle Gegenwärtigkeit. Man wird gebeten die vorgegebenen Lektionen kontinuierlich und spezifisch auf alles anzuwenden, was sich in seinem Leben konkret ereignet.

Beispiel:

Lektion 99

"Erlösung ist die einzige Funktion, die ich hier habe."

Erläuterung: Erlösung und Vergebung sind dasselbe. Beide setzen voraus, dass etwas falsch gelaufen ist; etwas, von dem man erlöst oder das vergeben werden muss; etwas verkehrtes, etwas, das losgelöst oder verschieden ist vom Willen Gottes. So setzen beide Begriffe etwas voraus, das unmöglich und doch geschehen ist, was einen Zustand des Konflikts zur Folge hat, der zwischen dem gesehen wird, was ist, und dem, was nie sein konnte.


4.2.2 Avatar/Harry Palmer

Foto: Avatar-Begründer Harry Palmer (http://www.avatar-london.co.uk)


4.2.2.1 Entstehungsgeschichte

Entstehung

Die Gründung des Avatar-Netzwerkes geht auf den amerikanischen Autor und Gründer sowie Inhaber der Firma Star’s Edge International, Harry Palmer, zurück und wurde im Jahr 1986 in Orlando, USA ins Leben gerufen. Harry Palmer war zuvor seit 1972 für die Scientology-Kirche tätig und betrieb eine unabhängige Mission in Elmira, New York. Palmer trennte sich im Jahr 1985 von Scientology und gründetet sein eigenes, unabhängiges geistiges Trainingsprogramm und Netzwerk.

Organisation

Palmers Bücher und Kursunterlagen wurden in 20 Sprachen übersetzt und seit 1986 haben etwa 65.000 Menschen weltweit einen Avatar-Kurs absolviert.

Literatur:

Palmer, Harry.7.Auflage 2005. Avatar: Die Kunst befreit zu leben. Bielefeld: Verlag Kamphausen.

Palmer, Harry.1994. Living Deliberately: The Discovery and Development of Avatar. Star’s Edge International.

Palmer, Harry. 1995. Resurfacing: Wiederauftauchen. Techniken zur Erforschung des Bewusstseins. Bielefeld: Verlag Kamphausen.

Palmer, Harry.1997. Resurfacing: Techniques for Exploring Consciousness. Star’s Edge Creations.

Palmer, Harry.2000. Das Thoughtstorm Handbuch. Eine Evolution des menschlichen Denkens. Bielefeld: Verlag Kamphausen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Harry_Palmer[1]

http://www.avatarepc.de[2]

http://www.avatarepc.com[3]

Verweise:
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Harry_Palmer
[2] http://www.avatarepc.de
[3] http://www.avatarepc.com


4.2.2.2 Philosophie und Praxis

Philosophie

Um es auf den Punkt zu bringen, kann die Grund-Idee von Avatar folgendermassen ausgedrückt werden:

Jedes Wesen ist Ursprung seiner eigenen Realität, welche durch Überzeugungen erschaffen wird.

"Überzeugung definiert Realitäten, Erfahrung löst sie auf. Dies ist der Kreislauf der Schöpfung. Die Realität ist das Jetzt, und sie beginnt und endet bei einem selbst! Eine Schöpfung beginnt mit einer Aussage (ursprüngliche Überzeugung), die eine Realität definiert. Anschließend (oder später) wird sie von dem Schöpfer erfahren. Zeit ist definiert durch das Intervall zwischen der Äußerung der ursprünglichen Überzeugung und der Schlussfolgerung aus der Erfahrung.(...) Im Zuge der Auflösung unserer Urteile und Widerstände und der Vertiefung unserer geistigen Ruhe gewinnen wir die Fähigkeit zurück die grundlegenden Überzeugungen zu erfahren welche die gesamte Wirklichkeit erschaffen. Wenn wir jeden Zustand, in dem wir uns wieder finden, erfahren, zeigt sich uns die nächste Ebene der Überzeugungen. Haben wir dann diese Ebene erfahren, erscheint die nächste, und so weiter. Überzeugungen tauchen in dieser Reihenfolge auf:

  • Überzeugungen, welche die Umstände unseres Lebens erschaffen
  • Überzeugungen, von Bedürfnissen und Verpflichtungen
  • Überzeugungen, von Verantwortung und Inbesitznahme
  • Überzeugungen, die Identitäten schaffen
  • Überzeugungen, die Zeit entstehen lassen
  • Überzeugungen, welche die Natur der Materie definieren
  • Überzeugungen, welche die Verhaltensweise von Energie definieren
  • Überzeugungen, die Raum entstehen lassen" (aus: Die Kunst befreit zu leben, S. 107-110. 2005).

"Angst ist die Überzeugung von unserer Unzulänglichkeit mit etwas klar zu kommen." (aus: Die Kunst befreit zu leben, S.92. 2005)

Was ist Avatar?

Avatar befasst sich mit geistigen Schöpfungen, die ihre Grundlage in Überzeugungen haben (Kreationen). Hierzu zu zählen wären: alles, was Begrenzungen oder Grenzen in Raum, Zeit oder Bewusstsein hat.

Das Avatar-Training befasst sich im Konkreten mit dem Erkennen, Identifizieren und optionalem Auflösen von Glaubenssystemen und geistigen Begrenzungen. Das Ziel ist eine größere Verbindung und differenziertere Wahrnehmung der persönlichen Realität. Durch Entwickeln von Fähigkeiten, die die verborgenen Überzeugungen erkennen lassen, soll eine Wahrnehmung, unverzerrt und frei von Werturteilen, etabliert werden. Dadurch entsteht die Möglichkeit, die persönliche Realität dauerhaft zu verändern und gleichzeitig im Frieden mit sich selbst und anderen zu weilen.

Avatar ist demnach ein geistiges Trainingsprogramm, dessen Grundkonzept in einem 9-Tage-Basis Kurs vermittelt werden kann.

"Die Mission von Avatar in der Welt ist es, die Integration von Glaubenssystemen zu beschleunigen. Wenn wir wahrnehmen, dass wir uns allein durch unsere Überzeugungen voneinander unterscheiden und dass diese mit Leichtigkeit erschaffen und ent-schaffen werden können, dann kommt das Spiel von Richtig und Falsch zum Ende, und der Weltfrieden wird daraus folgen." (Zitat: Harry Palmer: http://www.avatarepc.de[1])

Praxis

Die Praxis des Avatar-Trainings wird in Form von drei aufeinanderfolgenden Kursen vermittelt. Der erste Kurs besteht aus drei Teilen, dem Resurfacing-Workshop, den Übungen und den Techniken. Der Workshop bietet allgemeine Vor-Informationen und philosophische Hintergründe von Avatar. In den Übungen bekommt man Einblicke in die Schöpfungsprozesse und die Fähigkeit, selbst Realitäten zu erschaffen. In den Techniken sollen die Prinzipien hinter der Auflösung von geistigen Vorstellungen und Glaubensmustern demonstriert und geübt werden.

Verweise:
[1] http://www.avatarepc.de


4.2.3 Samarpan

Foto: Samarpan (http://www.wikipedia.org)

"Was auch immer für ein Gefühl der Verstand einsetzt, um dich unter Kontrolle zu halten – solange du bereit bist, das Gefühl zu fühlen, hat der Verstand keine Chance."

"Wenn du weißt, dass du nicht weißt, ist das Leben ein Abenteuer."

(https://web.archive.org/web/20080313002722/http://www.samarpan.de/zitate_d.htm[1])

Verweise:
[1] https://web.archive.org/web/20080313002722/http://www.samarpan.de/zitate_d.htm


4.2.3.1 Philosophie und Praxis

Samarpan wurde 1941 in San Francisco geboren und lehrt vorwiegend in Deutschland, Österrreich und der Schweiz als Advaita-Meister. Er wuchs in einer religiösen Familie auf, besuchte ein Priesterseminar und studierte anschliessend Psychologie. 1981 fand er zum indischen Mytiker Osho[1] und lebte fortan in seinem Zentrum in Oregon. Von Osho erhielt er auch den Namen Samarpan, was soviel wie Hingabe bedeutet.

Während eines Retreats mit Gangaji realisierte Samarpan mit absoluter Klarheit, dass da niemand ist, keine Person, kein Ich, niemand, der erleuchtet oder nicht erleuchtet sein könnte, und dass seine individuelle Persönlichkeit nur aus Konzepten, Meinungen und Vorstellungen besteht, aber in Wirklichkeit nie existiert hat. Er erkannte, dass diese Abwesenheit einer Person der Frieden ist, nachdem er so lange gesucht hatte. (Vgl.: https://web.archive.org/web/20080730015316/http://www.samarpan.de/samarpan_d.htm[2])

Samarpans Belehrungen sind von Klarheit und Humor geprägt. Mit Sensibilität begleitet er die Menschen durch ihre persönlichen, manchmal leidvollen, Prozesse und erinnert daran, dass es vorwiegend darum geht, dem rationalen Verstand die Aufmerksamkeit zu entziehen, damit sich die dahinterliegende Wahrheit offenbaren kann. Hinter der Fassade des dualen, intellektuellen Geistes liegt ein natürlicher, grosser Friede, der in der Stille und Gegenwart der Meditation erfahren werden kann.

Literatur:

https://web.archive.org/web/20080609092802/http://www.samarpan.de/satsang_d.htm[3]

http://de.wikipedia.org/wiki/Samarpan[4]

Samarpan. 2003. Glücklichsein in jedem Moment. Bielefeld: Verlag Kamphausen

Verweise:
[1] Siehe Kapitel 4.1.3
[2] https://web.archive.org/web/20080730015316/http://www.samarpan.de/samarpan_d.htm
[3] https://web.archive.org/web/20080609092802/http://www.samarpan.de/satsang_d.htm
[4] http://de.wikipedia.org/wiki/Samarpan


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