Ausgewähltes aus anderen Disziplinen und der Praxis/Organisationskultur

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Vorheriges Kapitel: 3.1 Das interdisziplinäre Feld der Organisationskulturforschung

3.2 Organisationskultur: Managementtrend der 1980er Jahre

Verfasst von Gerlinde Schein und Gertraud Seiser

Nicht nur OrganisationsforscherInnen sondern auch ManagerInnen und UnternehmensberaterInnen entdeckten in den 1980er Jahren "Organisationskultur" ("Unternehmenskultur", "Corporate Culture") für sich. Sie verstanden Organisationskultur als Managementkonzept, das effizientere Koordination und Personalführung ermöglichen sollte.

Der Managementtrend Organisationskultur hängt mit der Entwicklung der japanischen Wirtschaft zusammen. US- amerikanische Unternehmen empfanden den wirtschaftlichen Aufschwung Japans in der Zeit als Bedrohung und suchten nach Erklärungen für den Erfolg der japanischen Wirtschaft. Die Antwort fanden sie bei sog. "kulturellen Faktoren". Darunter verstanden sie bspw. die starke Identifikation japanischer ArbeitnehmerInnen mit ihrem Arbeitgeber, eine hohe Arbeitsethik und bestimmte Arbeitsprinzipien (z.B. das Streben nach kontinuierlicher Verbesserung, Null-Fehler-Prinzip, usw.).

Wesentliche AkteurInnen waren us-amerikanische BeraterInnen, die äußerst erfolgreiche Bestseller auf den Markt brachten. Peters und Waterman (1982) sowie Deal und Kennedy (1982) zählen zu den bekanntesten. In ihren Büchern stellen sie die Frage, was Unternehmen erfolgreich macht. Sie kamen zum Schluss, dass Organisationskultur ein Erfolgsfaktor[1] sei, den es zu managen gilt. Für UnternehmensberaterInnen wurde Organisationskultur so zum attraktiven neuen Beratungsprodukt (Ebers 1988; Parker 2000; Wright 1994).

Aus anthropologischer Sicht wurde Kritik an der Managementliteratur der 1980er Jahre laut, insbesondere an der Art und Weise, wie "Kultur" darin verwendet wird. Susan Wright (1998) schreibt über den politischen Gebrauch des Kulturbegriffs in verschiedenen Machtfeldern, u.a. im Management. Martin Parker spricht von "Kulturalismus" im Management und - wie Wright - von der Instrumentalisierung des Kulturbegriffs für Kontrollzwecke. Das Ziel sei das gleiche wie schon bei Frederick Taylor: "eine Belegschaft, die mitmacht, und ein profitables Unternehmen" - nur die Strategie eine andere. An die Stelle autoritärer Kontrolle seien die Managementinterventionen unter dem Stichwort "Organisationskultur" jedoch auf eine Stärkung der Selbstverpflichtung und der Engagements ausgerichtet (Parker 2000).

Literatur:

Deal, Terrence E., and Allan A. Kennedy

1982 Corporate Cultures. The Rules and Rituals of Corporate Life. Reading, MA: Addison- Wesley

Ebers, Mark

1988 Der Aufstieg des Themas ’Organisationskultur’ in problem- und disziplingeschichtlicher Perspektive. In: E. Dülfer (ed.), Organisationskultur; pp. 23-48. Poeschel Verlag

Parker, Martin

2000 Organizational Culture and Identity. Unity and Division at Work. London: Sage Publications

Peters, Tom, and Robert Waterman

1982 In Search of Excellence: Lessons from America’s Best Run Companies. New York: Harper & Row

Wright, Susan

1994 Culture in Anthropology and Organizational Studies. In: Susan Wright (ed.), Anthropology of Organizations; pp. 1- 31. London and New York: Routledge

1998 The Politicization of Culture. Anthropology Today 14: 7-15.

Verweise:
[1] Siehe Kapitel 3.1.1


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