Das Fremde verstehen/Deutungsmuster
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1.2 Deutungsmuster des Fremderlebens
verfasst von Werner Zips und Matthäus Rest
Die eigene Identität ruft die Fremdartigkeit des Anderen hervor, wobei differente Sinnwelten auch über unterschiedliche Konzepte und Wahrnehmungstraditionen von Fremdartigkeit verfügen. Es gibt keine universellen Modi des Fremderlebens, was zu problematischen Situationen und Verhaltensunsicherheit führt. Erfahrungsmodi oder Deutungsmuster des Fremderlebens beziehen sich auf soziale Bruchlinien und können völlig unterschiedliche Bedeutungen annehmen. Darin können fünf grundsätzliche inhaltliche Ausformungen unterschieden werden:
- Das Fremde als das Auswärtige, indem die räumliche Trennungslinie das Innere, die Heimat und die Einheitssphäre betont.
- Das Fremde als Fremdartiges, wodurch die Anormalität, das Unpassende etc. im Gegensatz zum Normalen eines Sinnbezirkes besetzt wird.
- Das Fremde als das noch Unbekannte, das die Möglichkeit des Kennenlernens und gegenseitigen Vertrautmachens impliziert.
- Das Fremde als das letztlich Unerkennbare, als das für den Sinnbezirk transzendente - also nicht erfahrbare Außen.
- Das Fremde als das Unheimliche, worin die Grenze zwischen Innen und Außen verschwimmt, wenn das Heimische unheimlich wird.
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