Profit-Organisationen - Ausgewählte Studien/Wittel

From Eksa
Jump to: navigation, search

Vorheriges Kapitel: 5.3 Parker 2000 "Organizational Culture and Identity. Unity and Divison at Work"

5.4 Wittel (1997) "Belegschaftskultur im Schatten der Firmenideologie"

Verfasst von Gerlinde Schein und Gertraud Seiser

Andreas Wittel geht in seiner Dissertation (1997) dem Verhältnis von „Firmenideologie“ und „Belegschaftskultur“ bei einem Computerkonzern nach. Unter Belegschaftskultur versteht Wittel die gelebte Realität im Unternehmen.

Abbildung: Firmenkultur

Als Firmenideologie bezeichnet er die von der Unternehmensleitung propagierten Einstellungen und Verhaltensweisen, die alle Unternehmensmitglieder zeigen sollen. Aussagen solcher Art finden sich häufig in "Leitbildern[1]" oder "Leitsätzen" bzw. werden als "Werte" beschrieben. Im von Wittel untersuchten Unternehmen (GT, ein Pseudonym) wurde die Firmenideologie als "GT-Firmenkultur" beschrieben.

Foto: Kaffeekanne (© Certassar/Rune Johnsson, Lizenz: CC BY-NC Quelle)

Auch wenn innerhalb des Unternehmens die Einzigartigkeit und Besonderheit von GT betont wurde, hing die Firmenideologie doch deutlich mit außerbetrieblichen ökonomischen Entwicklungen zusammen, so Wittel. Bei GT waren diese Entwicklungen durch die Schlagworte Informalität, Kreativität, Selbstverwirklichung, Flexibilität, Verantwortung und Vertrauen ausgedrückt (siehe Abbildung).

Zu Beginn seiner Studie fragt sich Wittel, ob Firmenideologie und Belegschaftskultur gänzlich verschieden sind oder ob sie sich überschneiden. Weder noch, beantwortet er diese Frage letztlich.

Wittel erkennt in der Firmenideologie ein hegemoniales Instrument zur Definition betrieblicher Realität. Die MitarbeiterInnen des untersuchten Unternehmens seien ihr jedoch nicht ohnmächtig ausgeliefert. Sie reproduzieren sie (einerseits) und grenzen sich (andererseits) kritisch ab, weichen informell ab bzw. entwickeln Interpretationen, die sich von Leitbild und Managementperspektive unterscheiden.

Die Belegschaftskultur ist, so Wittel, demnach weder unabhängig von der Firmenideologie noch ein Ausschnitt von ihr. Sie formt sich vielmehr mit Bezug auf die Firmenideologie (Wittel 1997).

Literatur:

Wittel, Andreas

1997 Belegschaftskultur im Schatten der Firmenideologie. Eine ethnographische Fallstudie. Berlin: Edition Sigma

Verweise:
[1] Siehe Kapitel 5.4.1


Inhalt


5.4.1 Beispiele von Leitbildern verschiedener Organisationen und Lernaufgabe

Viele Organisationen veröffentlichen ihr Leitbild, ihre Leitsätze bzw. Aussagen über ihre Werte auf ihrer Website. Hier einige zufällig ausgewählte Liste:

Home Depot [1]

Energie AG [2]

Deutsch Bank [3]

Eurotours [4]

FWF Wissenschaftsfonds [5]

Gap Inc. [6]

MedAire [7]

Nonprocons [8]

Medizinische Universität Graz [9]

TCG Unitech [10]


Lernaufgabe:

Finden Sie zehn Websites von Profit- oder Non-Profit-Organisationen, auf denen Aussagen über Leitsätze, Leitbilder, Werte der Organisation o.ä. gemacht werden. Vergleichen Sie diese Aussagen.

  • Worin ähneln sich die Aussagen?
  • Worin unterscheiden sie sich?
  • Welche Inhalte kommen häufig vor?
  • Was wird selten genannt?
  • Welches Verhalten, welche Eigenschaften und Einstellungen werden positiv bewertet?
  • Welche/s negativ?


Verweise:
[1] https://corporate.homedepot.com/about/values
[2] https://www.energieag.at/Konzern
[3] https://www.db.com/cr/de/konkret-kulturwandel.htm
[4] https://www.eurotours.at/unsere-werte/
[5] https://www.fwf.ac.at/de/ueber-den-fwf/leitbild/
[6] https://corporate.gapinc.com/en-us/news/values
[7] https://www.medaire.com/about/about-medaire
[8] http://www.nonprocons.ch/ueber-uns/das-leitbild/
[9] https://www.medunigraz.at/die-med-uni-graz/die-universitaet/die-gesundheitsuniversitaet/leitsaetze/
[10] http://www.tcgunitech.com/unternehmen/leitbild/

Nächstes Kapitel: 5.5 Novak (1994) ’’Die Zentrale. Ethnologische Aspekte einer Unternehmenskultur"


↑ Nach oben