Soziales Handeln/Symbolischer Interaktionismus

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3.4 Symbolischer Interaktionismus: Warum funktionieren Interaktionen?

verfasst von Theresa Fibich und Rudolf Richter

Laut George Herbert Mead[1] (1974 [1934]: 44) ist Verhalten reaktiv und prospektiv. Wir sind in unserem Handeln also von dem Handeln der anderen beeinflusst und stellen uns vor, wie sich der/die andere verhalten wird. Interaktion ist demnach „ein permanenter Prozess des Handelns, Beobachtens und Entwerfens weiterer Handlungen“ (Abels 2009b: 185). Durch die Verwendung von Symbolen, an denen sich die Handelnden orientieren, versuchen sie sich den Sinn ihres Handelns gegenseitig anzuzeigen. Symbole sind Zeichen oder Begriffe, in denen ein allgemeiner oder bestimmter Sinn zum Ausdruck kommt. Sie repräsentieren einen komplexen Zusammenhang, sind aber interpretierbar. Es erfolgt keine automatische Reaktion, sondern es sind mehrere Deutungen möglich (Mead 1974 [1934]: 164f.). Signifikante Symbole sind Zeichen, die bei allen InteraktionsteilnehmerInnen die gleiche Reaktion auslösen (ebd.: 188f). Das bedeutendste signifikante Symbol ist die Sprache.

Symbole werden in einer Interaktion bestätigt und verändert. Die Situation wird gemeinsam definiert. Dies schafft objektive Handlungsbedingungen innerhalb der Interaktion und formt die Struktur weiterer Interaktionen.

Herbert Blumer (1978: 81) formuliert zusammenfassend drei Prämissen:

  • Menschen handeln Dingen gegenüber auf der Grundlage der Bedeutung, die diese Dinge für sie haben. (Als Dinge werden in diesem Fall nicht nur Dinge physischer Natur bezeichnet, sondern auch Institutionen[2], Leitideale, Handlungen anderer Personen etc.)
  • Diese Bedeutung entsteht oder wird abgeleitet im Interaktionsprozess, die man mit seinen Mitmenschen eingeht.
  • Diese Bedeutung ist historisch wandelbar, da sie in einem interpretativen Prozess durch die betreffende Person abgeändert wird.

Kommunikation gelingt also, weil die Beteiligten sich den Sinn ihres Handelns über gemeinsame Symbole erschließen. Die Bedeutung von Dingen steht nicht von vornherein fest, sondern wird in Interaktionen ausverhandelt und unterliegt daher einem Wandlungsprozess.

Verweise:
[1] http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/mead/32bio.htm
[2] Siehe Kapitel 4


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