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<sup>Verfasst von Peter H. Karall und Aurelia Weikert</sup>
  
 
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Ein <b>wissenschaftlicher Text</b> hat anderen und in vielerei Hinsicht  
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Ein <b>wissenschaftlicher Text</b> hat anderen und in vielerei Hinsicht <b>strengeren Kriterien</b> zu genügen als beispielsweise ein journalistischer Artikel oder ein Essay. Die Einhaltung bestimmter Regeln (Stringenz, Transparenz usw.) und formaler Kriterien (<b>Zitierweisen[[Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens/Zitieren#1.3 Zitieren und Anmerkungen|[1]]]</b>,  <b>Kapitelstruktur[[Struktur einer wissenschaftlichen Arbeit/Inhaltsverzeichnis#3.2.1 Kapitelgliederung und -nummerierung|[2]]]</b>  usw.) wird zwar gerade von Studierenden oft als mühsam empfunden, ist aber im Rahmen der korrekten wissenschaftlichen Arbeitsweise unerlässlich.
<b>strengeren Kriterien</b> zu genügen als beispielsweise ein journalistischer  
 
Artikel oder ein Essay. Die Einhaltung bestimmter Regeln (Stringenz,  
 
Transparenz usw.) und formaler Kriterien (<b>Zitierweisen[1]</b>,  <b>Kapitelstruktur[2]</b>   
 
usw.) wird zwar gerade von Studierenden oft als mühsam empfunden, ist  
 
aber im Rahmen der korrekten wissenschaftlichen Arbeitsweise  
 
unerlässlich.
 
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Die folgende Zusammenfassung einiger wichtiger Eigenschaften soll
 
zeigen, dass es sich bei einem wissenschaftlichen Text um ein höchst
 
komplexes Produkt handelt:
 
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1) <b>Wissenschaftliche Texte</b> werden in einer <b>wissenschaftlichen </b><b>Sprache[3]</b> 
 
abgefasst. Das bedeutet, sie haben einen spezifischen, neutralen Stil
 
und beinhalten <b>fachspezifische </b><b>Terminologie[4]</b>. Sie sind in den meisten
 
Disziplinen das manifeste Produkt der Forschung, <b>kommunizieren</b> die
 
fachspezifischen <b>Forschungsergebnisse</b> und stellen diese in der
 
Scientific Community zur Diskussion. Sie sind nicht für eine breite
 
Öffentlichkeit, sondern <b>für Fachleute geschrieben</b>.  
 
 
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Durch den Vergleich und die Gegenüberstellung von Erkenntnissen und die
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Die folgende Zusammenfassung einiger wichtiger Eigenschaften soll zeigen, dass es sich bei einem wissenschaftlichen Text um ein höchst komplexes Produkt handelt:
Auswertung und Neubewertung von empirischem Forschungsmaterial werden
 
durch sie <b>fachliche Diskurse mitgestaltet</b>.
 
 
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2) Das Verfassen wissenschaftlicher Texte darf nicht mit dem  
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# <b>Wissenschaftliche Texte</b> werden in einer <b>wissenschaftlichen </b><b>Sprache[[Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens/Stil|[3]]]</b>  abgefasst. Das bedeutet, sie haben einen spezifischen, neutralen Stil und beinhalten <b>fachspezifische </b><b>Terminologie[[Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens/Stil#1.5.1 Fachterminologie|[4]]]</b>. Sie sind in den meisten Disziplinen das manifeste Produkt der Forschung, <b>kommunizieren</b> die fachspezifischen <b>Forschungsergebnisse</b> und stellen diese in der Scientific Community zur Diskussion. Sie sind nicht für eine breite Öffentlichkeit, sondern <b>für Fachleute geschrieben</b>. Durch den Vergleich und die Gegenüberstellung von Erkenntnissen und die Auswertung und Neubewertung von empirischem Forschungsmaterial werden durch sie <b>fachliche Diskurse mitgestaltet</b>.
Niederschreiben fertiger Gedanken verwechselt werden. Es baut auf  
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# Das Verfassen wissenschaftlicher Texte darf nicht mit dem Niederschreiben fertiger Gedanken verwechselt werden. Es baut auf klaren, allgemeinen<b> wissenschaftlichen Methoden</b> auf und bedarf der <b>Beweisführung</b> und der Genauigkeit bei der Auswertung des Materials ebenso, wie des kritischen und seriösen Umganges mit jeder Art von wissenschaftlicher Literatur und sonstigen <b>Quellen[[ Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens/Wissenschaftlicher Text2#1.2.3.1 Was sind Quellen?|[5]]]</b>. Letzteres bedeutet im Besonderen, dass die Übernahme von Ergebnissen und Textpassagen anderer AutorInnen immer genau <b>belegt</b> werden und <b>transparent</b> sein muss.
klaren, allgemeinen<b> wissenschaftlichen Methoden</b> auf und bedarf der  
 
<b>Beweisführung</b> und der Genauigkeit bei der Auswertung des Materials  
 
ebenso, wie des kritischen und seriösen Umganges mit jeder Art von  
 
wissenschaftlicher Literatur und sonstigen <b>Quellen[5]</b>. Letzteres bedeutet  
 
im Besonderen, dass die Übernahme von Ergebnissen und Textpassagen  
 
anderer AutorInnen immer genau <b>belegt</b> werden und <b>transparent</b> sein muss.
 
 
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a) Sie sollten sich im Klaren darüber sein, dass Sie auch mit Ihren  
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* Sie sollten sich im Klaren darüber sein, dass Sie auch mit Ihren ersten Hausarbeiten in die <b>Scientific Community</b> eintreten und deren Regeln befolgen müssen. Sie tragen die <b>Verantwortung für die Seriosität Ihrer Texte</b> und Arbeiten und wissen nie, von wem später einmal etwas gelesen wird, das Sie möglicherweise schon vor Jahren geschrieben haben.
ersten Hausarbeiten in die <b>Scientific Community</b> eintreten und deren  
 
Regeln befolgen müssen.
 
 
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Sie tragen die <b>Verantwortung für die Seriosität Ihrer Texte</b> und
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* Sie müssen Ihre Ergebnisse und Erkenntnisse <b>kommunizieren</b> können, was neben dem Erlernen einiger formaler Grundlagen in erster Linie eine Sache der Übung ist.
Arbeiten und wissen nie, von wem später einmal etwas gelesen wird, das
 
Sie möglicherweise schon vor Jahren geschrieben haben.
 
 
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b) Sie müssen Ihre Ergebnisse und Erkenntnisse <b>kommunizieren</b> können,  
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* Sie brauchen <b>fachspezifisches Wissen</b>, das Sie sich im Laufe des Studiums aneignen und selbständig aktualisieren und erweitern müssen.
was neben dem Erlernen einiger formaler Grundlagen in erster Linie eine
 
Sache der Übung ist.
 
 
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c) Sie brauchen <b>fachspezifisches Wissen</b>, das Sie sich im Laufe des
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* Sie müssen sowohl mit <b>Inhalten</b>, die Sie übernehmen, als auch mit Ihren eigenen Schlussfolgerungen, ebenso mit Ihrer Wortwahl und Sprache <b>kritisch</b> umzugehen lernen.
Studiums aneignen und selbständig aktualisieren und erweitern müssen.
 
 
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d) Sie müssen sowohl mit <b>Inhalten</b>, die Sie übernehmen, als auch mit  
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* Der Inhalt Ihrer Texte muss stringent, <b>methodisch korrekt und nachvollziehbar</b> sein. Sie dürfen keine Behauptungen aufstellen, sondern müssen immer Belegstellen und Literaturverweise anführen. Unter Stringenz ist ein logisches und nachvollziehbares Argumentieren und der logische und klare Aufbau der Arbeit zu verstehen. Zur Methode gehört auch die Art, wie Sie mit dem Textmaterial umgehen, also sinnvolles <b>Exzerpieren[[ Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens/Wissenschaftlicher Text2#1.2.3.6.1 Exzerpieren|[6]]]</b> und Herausarbeiten der Kernbestandteile von Textmaterial, Verknüpfung, Gegenüberstellung und wissenschaftlich strukturierter analytischer Umgang mit Inhalten usw.
Ihren eigenen Schlussfolgerungen, ebenso mit Ihrer Wortwahl und Sprache
 
<b>kritisch</b> umzugehen lernen.
 
 
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e) Der Inhalt Ihrer Texte muss stringent, <b>methodisch korrekt und  
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nachvollziehbar</b> sein. Sie dürfen keine Behauptungen aufstellen, sondern
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[[Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens/Zitieren#1.3 Zitieren und Anmerkungen|[1] Siehe Kapitel 1.3]]<br>
müssen immer Belegstellen und Literaturverweise anführen.
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[[Struktur einer wissenschaftlichen Arbeit/Inhaltsverzeichnis#3.2.1 Kapitelgliederung und -nummerierung|[2] Siehe Kapitel 3.2.1]]<br>
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[[Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens/Stil|[3] Siehe Kapitel 1.5]]<br>
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[[Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens/Stil#1.5.1 Fachterminologie|[4] Siehe Kapitel 1.5.1]]<br>
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[[ Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens/Wissenschaftlicher Text2#1.2.3.1 Was sind Quellen?|[5] Siehe Kapitel 1.2.3.1]]<br>
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[[ Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens/Wissenschaftlicher Text2#1.2.3.6.1 Exzerpieren|[6] Siehe Kapitel 1.2.3.6.1]]<br>
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Unter Stringenz ist ein logisches und nachvollziehbares Argumentieren
 
und der logische und klare Aufbau der Arbeit zu verstehen. Zur Methode
 
gehört auch die Art, wie Sie mit dem Textmaterial umgehen, also
 
sinnvolles <b>Exzerpieren[6]</b>  und Herausarbeiten der Kernbestandteile von
 
Textmaterial, Verknüpfung, Gegenüberstellung und wissenschaftlich
 
strukturierter analytischer Umgang mit Inhalten usw.
 
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<b>Verweise in diesem Kapitel:</b><br>
 
[1] Siehe Kapitel 1.3<br>
 
[2] Siehe Kapitel 3.2.1<br>
 
[3] Siehe Kapitel 1.5<br>
 
[4] Siehe Kapitel 1.5.1<br>
 
[5] Siehe Kapitel 1.2.3.1<br>
 
[6] Siehe Kapitel 1.2.3.6.1<br>
 
  
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==[[Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens/Wissenschaftlicher Text2|Zum nächsten Kapitel: 1.2 Wie entsteht ein wissenschaftlicher Text?]]==
 
  
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'''[[Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens/Wissenschaftlicher Text2|Nächstes Kapitel: 1.2 Wie entsteht ein wissenschaftlicher Text?]]'''
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Latest revision as of 14:26, 24 September 2020

Vorheriges Kapitel: 1. Grundlagen des wissenschaftlichen Schreibens

1.1 Was ist ein wissenschaftlicher Text?

Verfasst von Peter H. Karall und Aurelia Weikert

Ein wissenschaftlicher Text hat anderen und in vielerei Hinsicht strengeren Kriterien zu genügen als beispielsweise ein journalistischer Artikel oder ein Essay. Die Einhaltung bestimmter Regeln (Stringenz, Transparenz usw.) und formaler Kriterien (Zitierweisen[1], Kapitelstruktur[2] usw.) wird zwar gerade von Studierenden oft als mühsam empfunden, ist aber im Rahmen der korrekten wissenschaftlichen Arbeitsweise unerlässlich.

Die folgende Zusammenfassung einiger wichtiger Eigenschaften soll zeigen, dass es sich bei einem wissenschaftlichen Text um ein höchst komplexes Produkt handelt:

  1. Wissenschaftliche Texte werden in einer wissenschaftlichen Sprache[3] abgefasst. Das bedeutet, sie haben einen spezifischen, neutralen Stil und beinhalten fachspezifische Terminologie[4]. Sie sind in den meisten Disziplinen das manifeste Produkt der Forschung, kommunizieren die fachspezifischen Forschungsergebnisse und stellen diese in der Scientific Community zur Diskussion. Sie sind nicht für eine breite Öffentlichkeit, sondern für Fachleute geschrieben. Durch den Vergleich und die Gegenüberstellung von Erkenntnissen und die Auswertung und Neubewertung von empirischem Forschungsmaterial werden durch sie fachliche Diskurse mitgestaltet.
  2. Das Verfassen wissenschaftlicher Texte darf nicht mit dem Niederschreiben fertiger Gedanken verwechselt werden. Es baut auf klaren, allgemeinen wissenschaftlichen Methoden auf und bedarf der Beweisführung und der Genauigkeit bei der Auswertung des Materials ebenso, wie des kritischen und seriösen Umganges mit jeder Art von wissenschaftlicher Literatur und sonstigen Quellen[5]. Letzteres bedeutet im Besonderen, dass die Übernahme von Ergebnissen und Textpassagen anderer AutorInnen immer genau belegt werden und transparent sein muss.

Was bedeutet das für Sie als Studierende?

  • Sie sollten sich im Klaren darüber sein, dass Sie auch mit Ihren ersten Hausarbeiten in die Scientific Community eintreten und deren Regeln befolgen müssen. Sie tragen die Verantwortung für die Seriosität Ihrer Texte und Arbeiten und wissen nie, von wem später einmal etwas gelesen wird, das Sie möglicherweise schon vor Jahren geschrieben haben.

  • Sie müssen Ihre Ergebnisse und Erkenntnisse kommunizieren können, was neben dem Erlernen einiger formaler Grundlagen in erster Linie eine Sache der Übung ist.

  • Sie brauchen fachspezifisches Wissen, das Sie sich im Laufe des Studiums aneignen und selbständig aktualisieren und erweitern müssen.

  • Sie müssen sowohl mit Inhalten, die Sie übernehmen, als auch mit Ihren eigenen Schlussfolgerungen, ebenso mit Ihrer Wortwahl und Sprache kritisch umzugehen lernen.

  • Der Inhalt Ihrer Texte muss stringent, methodisch korrekt und nachvollziehbar sein. Sie dürfen keine Behauptungen aufstellen, sondern müssen immer Belegstellen und Literaturverweise anführen. Unter Stringenz ist ein logisches und nachvollziehbares Argumentieren und der logische und klare Aufbau der Arbeit zu verstehen. Zur Methode gehört auch die Art, wie Sie mit dem Textmaterial umgehen, also sinnvolles Exzerpieren[6] und Herausarbeiten der Kernbestandteile von Textmaterial, Verknüpfung, Gegenüberstellung und wissenschaftlich strukturierter analytischer Umgang mit Inhalten usw.

Verweise:
[1] Siehe Kapitel 1.3
[2] Siehe Kapitel 3.2.1
[3] Siehe Kapitel 1.5
[4] Siehe Kapitel 1.5.1
[5] Siehe Kapitel 1.2.3.1
[6] Siehe Kapitel 1.2.3.6.1


Nächstes Kapitel: 1.2 Wie entsteht ein wissenschaftlicher Text?


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