Difference between revisions of "Kel Ahaggar-NomadInnen"

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===Imuhar-Nomadinnen: Kollektives Handeln in Extremen - Momentaufnahmen pastoraler Ökonomie in der Sahara===
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Wenn der Nomade Seaton mit seinen Ziegen und Dromedaren nach tagelangem Ritt in der Oase eintrifft um Handel zu betreiben, wird er von den arabischen Bewohnern als '''"''Tuareg''"''' bezeichnet. Seine Frau Schona, die noch nie in der Oase war, kennt die Fremdbezeichnung '' Tuareg"'' nicht. Sie nennen sich '''''Imuhar''''' (Sg.w. ''Tamahaq'' Sg.m. ''Amahar'').
 
Wenn der Nomade Seaton mit seinen Ziegen und Dromedaren nach tagelangem Ritt in der Oase eintrifft um Handel zu betreiben, wird er von den arabischen Bewohnern als '''"''Tuareg''"''' bezeichnet. Seine Frau Schona, die noch nie in der Oase war, kennt die Fremdbezeichnung '' Tuareg"'' nicht. Sie nennen sich '''''Imuhar''''' (Sg.w. ''Tamahaq'' Sg.m. ''Amahar'').
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Schematischer Tagesablauf einer schwangeren Frau mit drei Kleinkindern im Winter 2003:
 
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6.15 h Steht auf, schaut nach den Tieren, macht Feuer
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6.45 h Melkt mit Burschen die Kamelstuten
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7.45 h Fängt mit Kindern Jungtiere ein und bindet sie an
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8.15 h Herde verlässt das Lager
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8.30 h Macht Tee, gibt Kindern Datteln und Milch, trinkt Tee
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9.00 h Schüttelt den Buttersack, verstaut die Milch, spült Geschirr, räumt Decken vom Nachtlager weg, bindet Jungvieh los, Kinder gehen mit Jungvieh weg, sortiert Küchenutensilien, tauscht den Sand, in dem Brot gebacken wurde, aus
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12.00 h Knetet Mehl, Salz und Wasser zu Teig, macht Feuer, bäckt Brot
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13.00 h Reißt Brot klein, und übergießt es mit Milch, isst mit Kindern zu Mittag
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13.30 h Spült Geschirr, verstaut Utensilien, knetet Käse, formt Käse und legt ihn zum Trocknen auf dem Dach aus
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14.30 h Geht zur Nachbarin und trifft sich dort mit allen Frauen, näht am Ledersack, der in Wasser und Rinde eingelegt ist, unterhält sich, trinkt Tee
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16.15 h Geht Brennholz sammeln
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16.45 h Fängt Jungtiere ein und bindet sie an
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17.15 h Herde kommt zurück, melkt Ziegen, holt Jungtiere und lässt sie kurz trinken, schaut Herde durch
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17.45 h Gibt Kindern Milch, verstaut Restmilch, macht Feuer, knetet Teig, backt Brot, stampft trockene Tomaten und gibt sie mit Knochen und Wasser in einen Topf über das Feuer, melkt Dromedarstuten mit den Burschen, legt kleines Kind ins Zelt zum Schlafen
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| Spült Geschirr, verstaut Utensilien, knetet Käse, formt Käse und legt ihn zum Trocknen auf dem Dach aus
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19.30 h Isst mit Kindern Brot mit Sauce, Kinder trinken Milch und werden zum Schlafen gebracht
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20.15 h Räumt Küchenutensilien zusammen, schaut Herde durch, kurze Unterhaltung mit Nachbarin
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21.00 h Legt sich zum Schlafen hin, Kind schreit, beruhigt Kind, Jungtier verfängt sich in Strick, steht auf und befreit es, legt sich wieder hin
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<sup>verfasst von Anja Fischer</sup>
 
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NomadInnen der Sahara sind antiautark (Khazanov 1984: 3, Klute 1992: 36).
 
NomadInnen der Sahara sind antiautark (Khazanov 1984: 3, Klute 1992: 36).
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Kel Ahaggar-NomadInnen

verfasst von Anja Fischer
Standortwechsel. Foto: Anja Fischer.

OEKU-Online: Finanziert durch den Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank (Projekt 10707, Jubiläumsfonds).

Imuhar-Nomadinnen: Kollektives Handeln in Extremen - Momentaufnahmen pastoraler Ökonomie in der Sahara

Wenn der Nomade Seaton mit seinen Ziegen und Dromedaren nach tagelangem Ritt in der Oase eintrifft um Handel zu betreiben, wird er von den arabischen Bewohnern als "Tuareg" bezeichnet. Seine Frau Schona, die noch nie in der Oase war, kennt die Fremdbezeichnung Tuareg" nicht. Sie nennen sich Imuhar (Sg.w. Tamahaq Sg.m. Amahar).

Kel Ahaggar-NomadInnen, eine Untergruppe der Imuhar um die es in dieser Studie geht, leben in der algerische Sahara[1] und betreiben horizontalen Nomadismus mit Dromedaren, Ziegen und Schafen. Sie produzieren nicht nur für ihre eigene Subsistenz, sondern interagieren auch mit weiteren Wirtschaftsystemen.

Pastorale Ökonomie ist durch alters- und geschlechtspezifische Arbeitsteilung bestimmt. Bis dato wurde in Studien vor allem die Arbeitsorganisation der Männer als Hirtennomaden der Sahara hervorgehoben (Klute 1992, Nicolaisen 1963). Mehr und mehr wird jedoch die Bedeutung des wirtschaftlichen Handelns der Imuhar-Frauen erkannt (Spittler 1998).

Nomadinnen, als Managerinnen eines wandernden Kleinviehzuchtbetriebes, sichern in einer extremen Umwelt die Subsistenz.


Verweise:
[1] Siehe Kapitel 1.2


Kapitelübersicht

1 Lokalisierung von Kel Ahaggar-NomadInnen

1.1 Struktur eines Nomadenlagers
1.2 Sahara: Umwelt der Extreme

2 Ökonomische Handlungsfelder von Frauen

2.1 Milchökonomie
2.1.1 Melkzeiten
2.1.2 Milchverarbeitung
2.1.3 Maßnahmen bei Trockenheit
2.2 Viehzucht
2.2.1 Reproduktion von Kleinvieh
2.2.2 Weidegänge
2.2.3 Tränktage
2.2.4 Fleischproduktion
2.3 Nahrungsversorgung
2.3.1 Trinkwasserversorgung
2.4 Organisation des Environments
2.4.1 Versorgung mit Brennstoff
2.4.2 Zeltorganisation
2.4.3 Reinigung
2.4.4 Abfallwirtschaft
2.5 Handwerk
2.5.1 Lederarbeiten
2.5.2 Holzarbeiten
2.5.3 Textilarbeiten
2.6 Erziehung
2.6.1 Lehren und Lernen
2.6.2 Rollenverständnis in Kinderspielen
2.7 Mobilität

3 Tagesablauf einer Nomadin
4 Genderspezifische Aktionsradien
5 Rezente weibliche Konsumtionsmuster
6 Kollektive Ökonomie als integrativer sozialer Wert
7 Lokale Vereinnahmung des Globalen
8 Bibliographie


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