Die Herausbildung der kultur- und sozialanthropologischen Forschungsmethoden/Traditionen

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Vorheriges Kapitel: 1.1 Zur Institutionalisierung der Kultur- und Sozialanthropologie

1.2 Nationale Traditionen und unterschiedliche Bezeichnungen der Disziplin

Verfasst von Ernst Halbmayer

Der Terminus "Ethnographie" wurde ursprünglich als Analogie zu "Geographie" konzipiert und meint "Völkerkunde" im Gegensatz zur "Erdkunde".

Das Konzept der Aufklärung sah Ethnographie u. Völkerkunde als synonyme Begriffe für eine empirisch basierte akademische Wissenschaft der Kulturen, Sprachen und Völker der Erde.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde der Begriff Ethnographie auf eine rein deskriptive Bedeutung reduziert und in Opposition zur theoretisch orientierten Ethnologie konzipiert.

Als damit verbundene Entwicklung änderte sich im späteren 19. Jahrhundert auch die Bedeutung von Völkerkunde, die nun Ethnographie und Ethnologie in sich vereinte.

In den letzten Jahrzehnten setzen sich - auch vor dem Hintergrund des problematischen und belasteten Begriffs des Volkes - innerhalb des deutschsprachigen Raums zunehmend die Bezeichnungen "Kultur- und Sozialanthropologie" durch. Diese beziehen sich auf die englischsprachigen Bezeichnungen "Social Anthropology" und "Cultural Anthropology", welche ursprünglich mit der britischen Sozialanthropologie und der US-amerikanischen Kulturanthropologie in Zusammenhang stehen. Während in der britischen Tradition die Sozialanthropologie als Teil der Sozialwissenschaften, insbesondere der Soziologie verstanden wurde, verstand sich die US-amerikanische Kulturanthropologie als Teil der Anthropologie, welche im Sinne des so genannten "four field approach" neben kultureller Anthropologie auch Archäologie, Linguistik und physische Anthropologie mit einschließt.


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