Rituelle Körperhaltungen als Tore in die andere Wirklichkeit

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2 Rituelle Körperhaltungen als Tore in die andere Wirklichkeit

verfasst von Susanne Jarausch
Foto: Das „Paar von Cernavoda“ als Beispiel für eine rituelle Körperhaltung vermittelt ein heilendes Erleben. Mann und Frau nehmen dabei unterschiedliche Positionen ein. Die beiden Figuren wurden zusammen in einem Grab im Donaudelta (5000 v.u.Z.) bei der heutigen rumänischen Stadt Cernavoda entdeckt (ORF © Nachlese 7/96: 22)

„Die in der Kunst versunkener Kulturen bewahrten außerordentlich abwechslungsreichen Körperhaltungen sind in Wirklichkeit in sich geschlossene Rituale und erstehen ohne die Notwendigkeit, die dazugehörige, meist unbekannte Kultur zu übernehmen, unter Hinzufügen einer rhythmischen Anregung zu neuem Leben.“ …schreibt Felicitas Goodman in ihrem Buch „Trance, der uralte Weg zu religiösem Erleben“ über die von ihr 1977 entdeckte Bedeutung überlieferter Körperhaltungen).

Felicitas Goodman entdeckte, dass die vielen, teils recht merkwürdigen Körperhaltungen in der Kunst der nichtwestlichen Welt, die seit Tausenden von Jahren quer über alle Kulturen immer wieder auftauchen, ein subtiles Kommunikationssystem beinhalten. Grabbeigaben, Felsritzungen, Statuetten sind eine in Form gebrachte Codierung höchsten Wissens um die andere Wirklichkeit und die Wege dorthin. Wenn wir eine dieser rituellen Körperhaltungen einnehmen und zum gleichförmigen Rhythmus einer Rassel oder Trommel in Trance gehen, entschlüsselt sich der Code und der entsprechende öffnet sich.

Außer einem intensiven körperlichen Wohlbefinden ergeben sich eindrucksvolle Begegnungen mit der anderen Wirklichkeit. Wir erfahren Heilung und Reinigung, erleben Verwandlung, gehen auf Reisen mit unseren Krafttieren, erkunden die Räume von Geburt und Tod und bekommen Antworten in Form von konkreten Informationen und ganzheitlichem Verstehen.

Wir treffen den Bärengeist und erfahren seine heilsame Kraft, fliegen in einer anderen Haltung der Seelenreise als Adler über die weite Landschaft der Unterwelt, verwandeln uns in der Metamorphosehaltung in eine Löwin und jagen über die Steppe, erleben in der Haltung des Weltenbaumes die zeitlose Macht und Größe des Weltenbaums oder hören die Botschaften des Tennessee Wahrsagers, der Antworten auf unsere Fragen gibt. In der Trance finden Erlebnisse und Erkenntnisse auf ganzheitlicher Ebene statt und ein tiefes Gefühl der Verbundenheit, ein gelandet Sein im Zentrum des eigenen Wesens und tiefes Wohlgefühl schwingen nach der ekstatischen Erfahrung weiter.

Inhaltsverzeichnis

Weitere Kapitel dieser Lernunterlage

1 Felicitas Goodman
3 Das religiöse Ritual aus der Sicht Felicitas Goodmans
4 Tranceforschung durch Felicitas Goodman
5 Bedeutung einer zeitgemäßen Trancekultur für den modernen Menschen
6 Publikationen
7 Bibliographie


Nächstes Kapitel: 2.1 Die Entdeckung der rituellen Körperhaltungen


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