Textsorten/Zielpublikum

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2.1 Für wen schreibe ich? Wer ist mein Zielpublikum?

Die Frage, für wen man schreibt, ist nicht nur im Bereich des Journalismus, des Sachbuches[1] oder der Belletristik bedeutend. Auch als WissenschaftlerIn gibt es einige Gründe, warum man versuchen sollte, sich beim Verfassen eines Textes[2] ein gewisses Bild von seinem Zielpublikum (BetreuerIn der Diplomarbeit[3], WissenschaftlerInnen aus einer anderen Fachdisziplin, LeserInnen einer Qualitätszeitung usw.) zu machen. Auch wenn dies immer nur mit Einschränkungen möglich ist, ist es hilfreich, um Inhalte bestmöglich kommunizieren zu können. Wichtige Unterschiede gibt es besonders in der verwendeten Sprache[4] (Fachvokabular[5], Satzbau[6] etc.) und in der Länge und Struktur[7] des Geschriebenen.

Folgenden Fragen sind bei diesen Überlegungen von Nutzen:

a) Was (welchen Inhalt) wollen wir jemandem näherbringen?

b) Wie (in welcher Form) wollen wir das tun?

c) Wem wollen wir etwas näherbringen?

d) Warum (zu welchem Zweck) wollen wir das tun?

Die vier Fragen (Was, Wie, Wem, Warum) basieren auf der klassischen  prozessanalytischen Formel des US-amerikanischen Politikwissenschafters Harold D. Lasswell (1902-1978).

"Who Says What in Which Channel to Whom with What Effect?"

Er meinte, damit den Kommunikationsprozess allgemeingültig beschreibbar machen zu können.

Auch wenn Lasswells Untersuchungen in dieser Form heute nicht mehr haltbar sind, weil sich Kommunikation und die Erforschung der Wirkungen medialer Inhalte als weit komplexer erwiesen hat, schaffen uns Teile dieser Formel immer noch eine gute Basis bei den Überlegungen im Vorfeld der eigenen Textproduktion.

Verweise:
[1] Siehe Kapitel 2.3.2
[2] Siehe Kapitel 1.2
[3] Siehe Kapitel 2.2.8
[4] Siehe Kapitel 1.5
[5] Siehe Kapitel 1.5.1
[6] Siehe Kapitel 1.5.2
[7] Siehe Kapitel 3

Inhalt

2.1.1 Was wollen wir jemandem mitteilen?

Das "Was" lässt sich für uns als WissenschaftlerInnen ganz allgemein mit „wissenschaftliche Erkenntnisse“ bzw. ein „wissenschaftliches Thema“ beschreiben. Das bedeutet konkret, dass wir im Rahmen unserer Profession keine Romane oder Erzählungen schreiben. Wir verfassen auch keine politischen Manifeste oder, was besonders StudienanfängerInnen hin und wieder passiert, Reise- oder Erlebnisberichte.

Wissenschaftlicher Inhalt hat wissenschaftliche Kriterien[1] zu erfüllen.

Jede wissenschaftliche Arbeit durchläuft im Vorfeld einen Themenfindungsprozess[2].

Verweise in diesem Kapitel:
[1] Siehe Kapitel 1.1
[2] Siehe Kapitel 1.2.1

2.1.2 Wie wollen wir jemandem etwas mitteilen?

Das „Wie“, also die Form oder auch das Medium selbst, ist einerseits vom „Wem“, andererseits aber auch vom „Was“ (Inhalt) abhängig. Sie können durch die Möglichkeiten des Bildes und des Tones in einem wissenschaftlichen Film oder einer multimedial aufbereiteten Arbeit im Internet manche Inhalte umfassender transportieren als in der rein verschriftlichten Form eines gedruckten Fachartikels[1]. Ein Beitrag für das Radio oder für das Internet[2] ist vom Aufbau[3] und der Sprache[4] anders geartet als eine wissenschaftliche Monographie[5].

Sprache und Struktur sind sowohl vom Zielpublikum als auch vom Medium abhängig. Ein Problem des/der WissenschaftlerIn ist es, beim Kommunizieren von Erkenntnissen darauf zu achten, wissenschaftlichen Inhalt nicht zugunsten der allgemeinen Verständlichkeit zu sehr zu vereinfachen.

Verweise in diesem Kapitel:
[1] Siehe Kapitel 2.2.4
[2] Siehe Kapitel 1.2.3.3
[3] Siehe Kapitel 3
[4] Siehe Kapitel 1.5
[5] Siehe Kapitel 2.2.3

2.1.3 Wem wollen wir etwas mitteilen?

Wir müssen in einem gewissen Maß abschätzen, wer unsere LeserInnen sein werden, für die wir unsere Texte verfassen. Danach müssen wir sowohl den Inhalt als auch die Sprache entsprechend ausrichten.

Die ersten Arbeiten[1], die Sie verfassen werden, werden Sie höchstwahrscheinlich während Ihres Studiums schreiben. Sie erstellen sie also im Rahmen Ihrer akademischen Ausbildung und müssen damit zuallererst zum Ausdruck bringen, dass Sie einige formale und wissenschaftliche Grundlagen beherrschen. Ihr erstes Zielpublikum werden damit vermutlich in erster Linie Lehrende an der Universität sein, die vor allem darauf achten, ob Sie ihr neuerworbenes Handwerkszeug entsprechend beherrschen.

Später werden Sie sich an die Scientific Community richten oder auch an ein allgemeines Publikum, dem Sie im Rahmen der Erwachsenenbildung, über Zeitungsbeiträge bis zu Beiträgen in Sachbüchern[2] Ihre Erkenntnisse näher bringen wollen.

Verweise in diesem Kapitel:
[1] Siehe Kapitel 1.2.1
[2] Siehe Kapitel 2.3.2

2.1.4 Warum wollen wir jemandem etwas mitteilen?

Warum? - Weil wir unsere Arbeiten zu einem bestimmten Zweck verfassen. Wir wollen damit etwas erreichen (und sei es nur, dass es um gute Noten und ein Zeugnis geht), wir wollen, dass sie verstanden werden und wir wollen ja auch ganz besonders, dass sie gelesen werden.

Auch als WissenschaftlerIn verfolgen Sie mit einer Arbeit ein bestimmtes Ziel. Sie möchten ein Seminar mit Erfolg abschließen; Sie möchten, dass eine Zeitung Ihre Beiträge regelmäßig abdruckt, um Ihr Fachwissen an ein breiteres Publikum weiterzugeben; Sie möchten mit Ihren Publikationen in der Scientific Community Gehör finden.


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