Die Ethnologie bzw Kultur- und Sozialanthropologie und der Staat/Vor und Nicht

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Vorheriges Kapitel: 3.4 Der Staat als Organisationsstruktur

3.5 Vor- und Nicht-staatliche Gesellschaften

verfasst von Hermann Mückler

Lange hat sich die Ethnologie so definiert, dass es sich mit außereuropäischen Gesellschaften beschäftigte, die überwiegend als vorstaatliche oder nicht-staatliche Gesellschaften (d.h. ohne Zentralinstanz) und damit nicht als Staat klassifiziert werden konnten. Aber auch bei staatlich organisierten Gesellschaften, hat man Parameter für diesen festzulegen versucht und genaue Unterscheidungen gemacht.

So haben die beiden britischen Ethnologen Meyer Fortes[1]] und Edward E. Evans-Pritchard[2] (1940) in ihrem Klassiker zu afrikanischen Gesellschaften einerseits "primitive states", die sich durch ein Zentrum, eine Verwaltung und Gerichtsbarkeit sowie einen Herrschaftsanspruch über ein Territorium auszeichnen, und "stateless societies" oder segmentäre Gesellschaften[3] unterschieden. Daneben gab es noch die sogenannten Hochkulturen, die wiederum durch eigene Kriterien (z.B. das Vorhandensein von Schrift) charakterisiert wurden. Die Präferenz mancher Ethnologen lag lange auf der Beschäftigung mit stabilen, überschaubaren Kleingruppen, die sich durch eine hohe Kommunikationsdichte aller abhängigen Gesellschaftsmitglieder auszeichnen (sogenannte "face- to-face" Beziehungen) und sehr oft verwandtschaftlich oder quasi-verwandtschaftlich organisiert sind. Gerade in Kleingruppen kann man mit der Methode der teilnehmenden Beobachtung[4] und im Rahmen qualitativer Studien zu sinnvollen und modellhaften Aussagen gelangen.

Verweise:
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Meyer_Fortes
[2] http://de.wikipedia.org/wiki/Edward_E._Evans-Pritchard
[3] Siehe Kapitel 3.6.2
[4] Siehe Kapitel 5.1.1.2 der Lernunterlage Qualitative Methoden der Kultur- und Sozialanthropologie


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