Globalisierung als Herausforderung an die Ethnologie bzw Kultur- und Sozialanthropologie
1 Globalisierung als Herausforderung an die Ethnologie bzw. Kultur- und Sozialanthropologie
verfasst von Hermann MücklerDer "homo globatus", wie Eric Hobsbawm[1] (1999) einmal den modernen in einer globalisierten Welt lebenden Menschen bezeichnete, hat mit gravierenden Veränderungen umzugehen, die in vielerlei hybriden Identitäten ihren sichtbarsten Ausdruck finden. Für die Ethnologie bzw. Kultur- und Sozialanthropologie (die beiden Begrifflichkeiten sind synonym zu verstehen) bedeutet dies neue Aufgaben und neue Herangehensweisen. Diese Veränderungen betreffen auch und vor allem ein Aufbrechen der Nah-Fern-Dichotomie[2], welche das Fach lange in seiner grundsätzlichen Orientierung bestimmte, und erfordern so eine Neudefinition des Faches.
Gab es früher klar abgegrenzte Bereiche, nämlich die außereuropäische Welt als Forschungsgegenstand, während das nähere Umfeld von der Volkskunde, heute Europäische Ethnologie, abgedeckt wurde, so sieht das heute gänzlich anders aus. Das Eigene und das Fremde[3], das Hier und das Dort - das sind Kategorien, die uns lange vertraut waren und die so heute ihre Gültigkeit verloren haben. Entgrenzung, Hybridisierung, Multipolarität und Network-Society[4] sind die bestimmenden Begriffe dieser neuen Unübersichtlichkeit. Rezente Ausrichtungen[5] sprechen daher eher von einer "transnationalen Anthropologie", wie es der skandinavische Ethnologe Ulf Hannerz (1997) einmal formulierte.
Verweise:
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Eric_Hobsbawm
[2] Siehe Kapitel 1.1.1
[3] Siehe die Lernunterlage Grundlagen sozialwissenschaftlicher Denkweisen (KSA)
[4] Siehe Kapitel 1.1.2
[5] Siehe Kapitel 1.3
Inhaltsverzeichnis
1 Globalisierung als Herausforderung an die Ethnologie bzw. Kultur- und Sozialanthropologie
Weitere Kapitel dieser Lernunterlage
2 Migrationsforschung in der Ethnologie bzw. Kultur- und Sozialanthropologie
3 Die Ethnologie bzw. Kultur- und Sozialanthropologie und der Staat
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