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(Grundlagen sozialwissenschaftlicher Denkweisen)
(Blended Learning Unterstützung am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie)
 
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=Blended Learning Unterstützung am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie=
=Grundlagen sozialwissenschaftlicher Denkweisen=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>[[file:Logo_Denkweisen.gif|right]]
 
  
Die vorliegende Lernunterlage dient zur Unterstützung der Vorlesung:
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In verschiedenen [[Eksa:About|Projekten &#91;1&#93;]], an denen das Institut für Kultur- und Sozialanthropologie beteiligt war, entstanden 2005 und 2006 hypermediale Lehr- und Lernunterlagen, die online genutzt werden können. Von 2019 bis 2020 wurden diese inhaltlich unverändert von Marlies Madzar und Clemens Schmid in ein aktuelles Wikiformat überführt. Soweit möglich wurden tote Verlinkungen durch Verweise auf archivierte Versionenen dieser Seiten ersetzt. Für Anregungen, Hinweise und Kommentare, benützen Sie bitte entweder die [[Eksa:General_disclaimer|Diskussionsfunktion [2]]], oder schreiben Sie ein Mail an clemens.schmid@univie.ac.at
"Grundlagen sozialwissenschaftlicher Denkweisen" von Prof. Dr.
 
Friedhelm Kröll und wurde unter Mitarbeit von Mag. Nicole Pesendorfer
 
erstellt.
 
  
'''Die Inhalte sind zentriert um die Darstellung sozialwissenschaftlicher
+
'''Verweise:'''<br />
Erkenntnisstrategien, der Herausarbeitung der Eigenart der
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[[Eksa:About|&#91;1&#93; Siehe ''About Eksa'']]<br />
Sozialwissenschaften und der exemplarischen Vermittlung
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[[Eksa:General_disclaimer|[2] Siehe ''Disclaimer'']]<br />
sozialwissenschaftlich relevanter Termini.'''
 
  
Neben der Erläuterung unterschiedlicher sozialwissenschaftlicher
+
=Lernunterlagen KSA=
Erkenntnisstrategien wird die Eigenart der Sozialwissenschaften in
 
Abgrenzung zu den Geistes-, Natur- und Geschichtswissenschaften
 
veranschaulicht. Unter Einbeziehung von Autoren wie Max Weber, Heinrich
 
Popitz oder Thomas Luckmann wird exemplarisch auf folgende
 
Konnexbegriffe aus der sozialwissenschaftlichen Terminologie
 
eingegangen: Handeln-Norm, Institution-Kultur, Struktur-Funktion,
 
Macht-Herrschaft sowie Konflikt-Wandel.
 
  
Ziel der Lernunterlage ist die Beleuchtung der Eigenart der
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==STEOP==
Sozialwissenschaften sowie eine tiefer gehende Beschäftigung mit deren
 
Terminologien und Erkenntnisprogrammen. Dabei baut die Lernunterlage auf
 
den Inhalten des Buches '''"Einblicke. Grundlagen sozialwissenschaftlichen Denkens" von Friedhelm Kröll''' (Wien:
 
Braumüller, 2009) auf.
 
  
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file:Logo_Einfuehrung.gif|link=[[STEOP_-_Propaedeutikum_KSA]]|[[STEOP_-_Propaedeutikum_KSA|'''Einführung und Propädeutikum Kultur- und Sozialanthropologie''']]
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file:Logo_Methodologie.gif|link=[[STEOP_-_Grundlagen_sozialwissenschaftlicher_Methodologie]]|[[STEOP_-_Grundlagen_sozialwissenschaftlicher_Methodologie|'''Grundlagen sozialwissenschaftlicher Methodologie: Empirische Forschung in den Sozialwissenschaften''']]
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==Kapitelübersicht==
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==Methodenausbildung==
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file:Ksamethoden_logo.gif|link=[[Einfuehrung_in_die_Methoden_der_Kultur-_und_Sozialanthropologie]]|[[Einfuehrung_in_die_Methoden_der_Kultur-_und_Sozialanthropologie|'''Einführung in die Empirischen Methoden der Kultur- und Sozialanthropologie''']]
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file:ksa-schreiben_logo.gif|link=[[Das_Verfassen_wissenschaftlicher_Arbeiten]]||[[Das_Verfassen_wissenschaftlicher_Arbeiten|'''Das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten''']]
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file:KSAQuali_logo.gif|link=[[Qualitative_Methoden_der_Kultur-_und_Sozialanthropologie]]||[[Qualitative_Methoden_der_Kultur-_und_Sozialanthropologie|'''Qualitative Methoden der Kultur- und Sozialanthropologie''']]
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file:Quanti_Logo.gif|link=[[Grundlagen_Statistischer_Auswertungsverfahren]]||[[Grundlagen_Statistischer_Auswertungsverfahren|'''Grundlagen Statistischer Auswertungsverfahren''']]
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<div class="eksa_toc">
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==Zentrale Forschungsfelder==
[[Erkenntnisstrategien#1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften|1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften]]<br/>
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:[[Erkenntnisstrategien/Objektivistische#1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien|1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
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file:Ökonanthro_logo.gif|link=[[Theoretische_Grundlagen_der_Ökonomischen_Anthropologie]]|[[Theoretische_Grundlagen_der_Ökonomischen_Anthropologie|'''Theoretische Grundlagen der Ökonomischen Anthropologie''']]
:[[Erkenntnisstrategien/Evolutionistische#1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien|1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
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file:Kinship_logo.gif|link=[[Einführung_in_die_Kinship_Studies]]|[[Einführung_in_die_Kinship_Studies|'''Einführung in die Kinship Studies''']]
:[[Erkenntnisstrategien/Strukturfunktionalistische#1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien|1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
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file:Konsum_logo.gif|link=[[Konsumption]]|[[Konsumption|'''Konsumption''']]
:[[Erkenntnisstrategien/Pragmatistische#1.4 Pragmatistische Erkenntnisstrategien|1.4 Pragmatistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
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:[[Erkenntnisstrategien/Sozialkonstruktivistische#1.5 Sozialkonstruktivistische Erkenntnisstrategien|1.5 Sozialkonstruktivistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
:[[Erkenntnisstrategien/Phänomenologische#1.6 Phänomenologische Erkenntnisstrategien|1.6 Phänomenologische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
:[[Erkenntnisstrategien/Kommunikationstheoretische#1.7 Kommunikationstheoretische Erkenntnisstrategien|1.7 Kommunikationstheoretische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften#2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften|2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften]]<br/>
 
:[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"|2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"]]<br/>
 
:[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Natur_Geisteswissenschaften#2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften|2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften]]<br/>
 
:[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|2.3 Eigenart des Sozialen]]<br/>
 
::[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Sozialwissenschaften_Naturwissenschaften#2.3.1 Sozialwissenschaften vs. Naturwissenschaften|2.3.1 Sozialwissenschaften vs. Naturwissenschaften]]<br/>
 
::[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Sozialwissenschaften_Geschichtswissenschaften#2.3.2 Sozialwissenschaften vs. Geschichtswissenschaften|2.3.2 Sozialwissenschaften vs. Geschichtswissenschaften]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla#3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla|3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln_und_Norm#3.1 Handeln und Norm|3.1 Handeln und Norm]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Norm#3.1.3 Norm|3.1.3 Norm]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution_und_Kultur#3.2 Institution und Kultur|3.2 Institution und Kultur]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution#3.2.1 Institution|3.2.1 Institution]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|3.2.2 Kultur]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur_und_Funktion#3.3 Struktur und Funktion|3.3 Struktur und Funktion]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|3.3.1 Struktur]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Funktion#3.3.2 Funktion|3.3.2 Funktion]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Macht_und_Herrschaft#3.4 Macht und Herrschaft|3.4 Macht und Herrschaft]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Macht#3.4.1 Macht|3.4.1 Macht]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Herrschaft#3.4.2 Herrschaft|3.4.2 Herrschaft]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Konflikt_und_Wandel#3.5 Konflikt und Wandel|3.5 Konflikt und Wandel]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Konflikt#3.5.1 Konflikt|3.5.1 Konflikt]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Wandel#3.5.2 Wandel|3.5.2 Wandel]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell#4 Literatur|4 Literatur]]<br/>
 
:[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie]]<br/>
 
:[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|4.2 Weiterführende Literaturhinweise]]<br/>
 
</div>
 
  
[[Main_Page|'''&crarr; Zurück zur Hauptseite''']]
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==Lernunterlagen ohne direkten Bezug zu aktuellen Lehrveranstaltungen am IKSA==
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[[#Grundlagen sozialwissenschaftlicher Denkweisen|&uarr; Nach oben]]<br/>
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file:Logo_Debatten.gif|link=[[STEOP_-_Aktuelle_Debatten_-_Staat_Migration_Globalisierung]]|[[STEOP_-_Aktuelle_Debatten_-_Staat_Migration_Globalisierung|'''Sozialwissenschaften und gesellschaftlicher Wandel – aktuelle Debatten Staat, Migration, Globalisierung in der Kultur- und Sozialanthropologie''']]
 
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file:Logo_Denkweisen.gif|link=[[STEOP_-_Denkweisen-KSA]]|[[STEOP_-_Denkweisen-KSA|'''Grundlagen sozialwissenschaftlicher Denkweisen (KSA)''']]
 
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file:Organthro_logo.gif|link=[[Einführung_in_die_Organisations-_und_Betriebsanthropologie]]|[[Einführung_in_die_Organisations-_und_Betriebsanthropologie|'''Einführung in die Organisations- und Betriebsanthropologie''']]
[[STEOP_-_Denkweisen-Kroell|&crarr; Zurück zur Übersicht]]<br/>
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file:Imuhar_logo.gif|link=[[Kel_Ahaggar-NomadInnen]]|[[Kel_Ahaggar-NomadInnen|'''Kel Ahaggar-NomadInnen''']]
 
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file:Rebe_logo.gif|link=[[Einführung_in_die_Religions-_und_Bewusstseinsforschung_-_Das_Spektrum_der_Religionen]]|[[Einführung_in_die_Religions-_und_Bewusstseinsforschung_-_Das_Spektrum_der_Religionen|'''Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung - Das Spektrum der Religionen''']]
=1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften=
+
file:LAEinf_logo.gif|link=[[Kultur-_und_Sozialanthropologie_Lateinamerikas_-_Eine_Einführung]]|[[Kultur-_und_Sozialanthropologie_Lateinamerikas_-_Eine_Einführung|Kultur- und Sozialanthropologie Lateinamerikas. Eine Einführung (in bearbeitung)]]
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
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file:LAMyth_logo.gif|link=[[Mythen_in_Lateinamerika_und_Ethnologische_Mythenforschung]]|[[Mythen_in_Lateinamerika_und_Ethnologische_Mythenforschung|Mythen in Lateinamerika und Ethnologische Mythenforschung (in bearbeitung)]]
 
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</gallery>
'''Fragen zur Charakterisierung sozialwissenschaftlicher
+
<!--file:Rebe_logo.gif|link=[[Einführung_in_die_Religions-_und_Bewusstseinsforschung_-_Rituelle_Körperhaltung_&_ekstatische_Trance_nach_Felicitas_Goodman]]|[[Einführung_in_die_Religions-_und_Bewusstseinsforschung_-_Rituelle_Körperhaltung_&_ekstatische_Trance_nach_Felicitas_Goodman|'''Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung - Rituelle Körperhaltung & ekstatische Trance nach Felicitas Goodman''']] -->
Erkenntnisstrategien und Theorieprogrammen (Hintergrundkriterien):'''
 
 
 
*  Wird der Kategorie des "Sinns" bzw. "sinnhaften Handelns" bei der Bestimmung des Gegenstandes eine strategische Stellung eingeräumt?
 
*  Welche '''Perspektive''' wird gegenüber dem gesellschaftlichen Lebensprozess eingenommen: Außen- bzw. Binnenperspektive?
 
*  Wird der Kategorie des "Sozialen" (bzw. der "Gesellschaft") ein essentieller Status zuerkannt, d.h. wird die '''Eigenart des Sozialen[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[1]]]''' als eine überpersönliche Faktizität bestimmt, die nicht rückführbar ist auf das Verhalten und die Eigenschaften der Einzelmenschen?
 
*  Wird der '''Praxis''' der menschlichen Subjekte, wird der sozialanthropologischen Dimension der Verschränkung von Kultur und Natur eine fundierende Rolle bei der Reproduktion des gesellschaftlichen Lebens zugemessen? Oder werden die gesellschaftlichen Individuen als bloße Einheiten reizgesteuerten Verhaltens betrachtet?
 
*  Wird der Aspekt der '''Konstitution''' von Gesellschaft, also die Frage nach der Erzeugung des sozialen Lebensprozesses und damit auch die Frage nach den '''Wandlungs- und Transformationsprozessen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Wandel#3.5.2 Wandel|[2]]]''' von Gesellschaft, Kultur und Individuen aufgenommen?
 
*  Wird die sozialwissenschaftliche Erkenntnisstrategie primär unter dem Gesichtspunkt des menschlichen Handelns ('''handlungstheoretische Perspektive[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[3]]]''') oder unter dem Gesichtspunkt des sozialen Systems (systemtheoretische Perspektive) konzipiert? Oder wird versucht, in der Grundkonzeption den '''Doppelcharakter des Sozialen''', Handlung und System, Prozess und Struktur, Rechnung zu tragen?
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[1]]]&& Siehe Kapitel 2.3]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Wandel#3.5.2 Wandel|[2]]]&& Siehe Kapitel 3.5.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[3]]]&& Siehe Kapitel 3.1.2]]<br/>
 
 
 
==Inhaltsverzeichnis==
 
 
 
<div class="eksa_toc">
 
[[Erkenntnisstrategien#1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften|1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften]]<br/>
 
:[[Erkenntnisstrategien/Objektivistische#1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien|1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
:[[Erkenntnisstrategien/Evolutionistische#1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien|1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
:[[Erkenntnisstrategien/Strukturfunktionalistische#1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien|1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
:[[Erkenntnisstrategien/Pragmatistische#1.4 Pragmatistische Erkenntnisstrategien|1.4 Pragmatistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
:[[Erkenntnisstrategien/Sozialkonstruktivistische#1.5 Sozialkonstruktivistische Erkenntnisstrategien|1.5 Sozialkonstruktivistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
:[[Erkenntnisstrategien/Phänomenologische#1.6 Phänomenologische Erkenntnisstrategien|1.6 Phänomenologische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
:[[Erkenntnisstrategien/Kommunikationstheoretische#1.7 Kommunikationstheoretische Erkenntnisstrategien|1.7 Kommunikationstheoretische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
</div>
 
 
 
==Weitere Kapitel dieser Lernunterlage==
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften#2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften|2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla#3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla|3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell#4 Literatur|4 Literatur]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[Erkenntnisstrategien/Objektivistische#1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien| Nächstes Kapitel: 1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien]]<br/>'''
 
----
 
[[#1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Erkenntnisstrategien#1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften| Vorheriges Kapitel: 1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften]]<br/>
 
=1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
'''Kennzeichen:'''
 
 
 
[[File:denkensoz-2_1.jpg|frame|right|Foto: Kameraobjektiv. Lennert Böhmer, [www.youthmedia.eu](http://www.youthmedia.eu), 2008]]
 
 
 
*  Prinzip der '''Außenperspektive'''.
 
*  '''Doppelte Reduktivität''': soziale Zustände und Vorgänge werden beobachtet an und zurückgeführt auf individuelles Verhalten; individuelles Verhalten wird erklärt im Rückgriff auf Befunde und Spekulationen über die Beschaffenheit der „menschlichen Natur".
 
*  Bestreben, die Sozialwissenschaften auf das Programm einer '''Einheitswissenschaft''' nach Vorbild der Naturwissenschaften zu vereidigen.
 
*  Objektivistischen Erkenntnisstrategien geht es darum, '''Regelmäßigkeiten''' des menschlichen Verhaltens zu beobachten und zu erklären, unter Verzicht auf Verstehen von Regeln im zwischenmenschlichen Verhalten und Handeln.
 
*  Objektivistische Erkenntnisstrategien finden sich unter verschiedenen Namen, beispielsweise Rational-Choice-Modelle oder Behaviorismus. Heute erscheint der behavioristische Ansatz eher unter "verhaltenstheoretische Sozialwissenschaften bzw. Soziologie".
 
*  Naturwissenschaften werden zum wissenschaftstheoretischen Vorbild erkoren. Objektivistische Sozialwissenschaften terminieren in '''verhaltenswissenschaftlichen Modellen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[1]]]''' (vgl. Literaturhinweis '''Karl-Dieter Opp und Reinhard Wippler[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[2]]]''').
 
*  Verhaltenswissenschaften bestimmen ihren Gegenstandsbereich indem sie von der symbolisch-sinnhaften Vorstrukturierung der gesellschaftlichen Wirklichkeit methodisch absehen, allein die Beschreibung beobachtbarer Regelmäßigkeiten gelten lassen und die Erklärung von deren Zusammenhängen an "nomologische Hypothesen" in der Form: "Immer wenn - dann" binden. Der Standort der Beobachtung ist eine Außenperspektive. '''Handeln[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln_und_Norm#3.1 Handeln und Norm|[3]]]''' wird auf '''Verhalten[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[4]]]''' reduziert. Probleme der Konstitution des gesellschaftlichen Lebensprozesses werden vernachlässigt.
 
*  Die Kategorie "Sinn" bzw. "intentional- sinnhaftes Handeln" steht unter Metaphysik- Verdacht; ebenso die transpersonale Faktizität des Sozialen. Alles soll und muss auf die Beobachtungseinheit "Individuum" rückführbar sein: '''Methodologischer Individualismus'''.
 
*  Von den Anfängen der modernen Sozialwissenschaften an haben die Objektivisten den Zustand beklagt, dass die Wissenschaften vom Sozialen noch in den Kinderschuhen steckten. Von dieser Sichtweise aus wird bis heute den Sozialwissenschaften empfohlen, den Naturwissenschaften nachzueifern.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[1]]]&& Siehe Kapitel 3.1.1]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[2]]]&& Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln_und_Norm#3.1 Handeln und Norm|[3]]]&& Siehe Kapitel 3.1]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[4]]]&& Siehe Kapitel 3.1.1]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[Erkenntnisstrategien/Evolutionistische#1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien| Nächstes Kapitel: 1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien]]<br/>'''
 
----
 
[[#1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Erkenntnisstrategien/Objektivistische#1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien| Vorheriges Kapitel: 1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
=1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
Mitte des 19. Jahrhunderts, im Zeichen des Aufstiegs der
 
Naturwissenschaften und der Entdeckungen des britischen Naturforschers
 
'''Charles Darwin (1809-1882)[http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Darwin  &#91;1&#93;]''', erlebt das evolutionistische
 
Denken eine Renaissance. Mit Darwins Paradigma der Bildung der Arten
 
durch '''Auslese''' und der Idee der Selektionsvorteile als Bedingung
 
aller Evolution, setzt sich schließlich eine neue Erkenntnisstrategie
 
durch, die bis heute (vgl. die moderne Systemtheorie) in Kraft ist.
 
 
 
Am Wissenschaftsprogramm '''Herbert Spencers (1820-1903)[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/spencer/44bio.htm  &#91;2&#93;]''' wird
 
nicht nur die triumphalische Renaissance des Evolutionismus sichtbar,
 
sondern auch dessen zentrale Kennzeichen sinnfällig. Spencer hat ein
 
umgreifendes System der Entwicklungsgesetze visiert: Entwicklungsgesetze
 
des anorganischen, des organischen und schließlich des
 
"über-organischen" Lebens. Menschliche Gesellschaften werden zum
 
"über-organischen" Leben gezählt. Spencers Entwurf operiert mit der
 
'''Analogiebildung zwischen Organismus und Gesellschaft'''. Derzufolge
 
gelte für Organismen wie für Gesellschaften:
 
 
 
*  Gemeinsamkeit des Wachstums;
 
*  Zunahme von Differenzierung und Komplexität;
 
*  fortschreitende Differenzierung der '''Strukturen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[3]]]''' im Zuge einer fortschreitenden Auffächerung der '''Funktionen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Funktion#3.3.2 Funktion|[4]]]''';
 
*  Zunahme von Systembildung durch fortschreitende Differenzierung; d.h. Zunahme der wechselseitigen Abhängigkeit der Einzelelemente.
 
 
 
Spencer konstatiert eine zentrale '''Differenz zwischen Organismus und
 
Gesellschaft''': während auf der Ebene der organischen Systeme das
 
differnziell- funktionale Zusammenwirken der Einzelteile den Bestand und
 
die Erhöhung des Wohls des Ganzen befördere, diene die zunehmende
 
Differenzierung, Systembildung und Komplexitätssteigerung auf der Ebene
 
der "über-organischen" Systeme, also bei der menschlichen
 
Vergesellschaftung, der Steigerung des Wohls des Einzelnen:
 
 
 
<blockquote>"The society exists for the benefit of its members; not its members for the benefit of the society".</blockquote>
 
 
 
Spencer konzeptualisiert ein Paradigma der Individualisierung und dessen
 
Implikat: Soziale Evolution ist gesteuert von Selektions- und
 
Ausleseprozessen. Die Spencersche Version des Evolutionismus hat dazu
 
geführt, den okzidental-imperialen Blick auf die außerokzidentalen
 
'''Kulturen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[5]]]''' und Formen der Vergesellschaftung weiter auszuprägen;
 
sinnfällig an Formeln wie "primitive Gesellschaften bzw. Kulturen"
 
oder gar "Naturvölker".
 
 
 
'''Evolutionistische Konzeptbildungen tendieren zu:'''
 
 
 
*  '''objektivistischer''' Sichtweise auf den gesellschaftlichen Lebensprozess. Modell: Beobachtung von außen;
 
*  '''Linearisierung''' der Evolution von der anorganischen über die organische bis zur sozialen Evolution;
 
*  '''Naturalisierung''' menschlicher Vergesellschaftungsprozesse;
 
*  Paradigmenbildung mit dem Ziel, '''allgemeine''' '''Gesetze''' zu finden;
 
*  spürbaren '''deterministischen''' Denken, das für die Figuration des menschlichen Subjekts und seiner verändernden Praxis kaum Spielraum lässt.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Darwin  &#91;1&#93;]&& http://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Darwin]<br/>
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/spencer/44bio.htm  &#91;2&#93;]&& http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/spencer/44bio.htm]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[3]]]&& Siehe Kapitel 3.3.1]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Funktion#3.3.2 Funktion|[4]]]&& Siehe Kapitel 3.3.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[5]]]&& Siehe Kapitel 3.2.2]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[Erkenntnisstrategien/Strukturfunktionalistische#1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien| Nächstes Kapitel: 1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien]]<br/>'''
 
----
 
[[#1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Erkenntnisstrategien/Evolutionistische#1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien| Vorheriges Kapitel: 1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
=1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
[[File:denkensoz-4_1.jpg "Steinfigur im Meer"|frame|right|Foto: Steinfigur im Meer. Simon Brangs, [www.youthmedia.eu](http://www.youthmedia.eu), 2008]]
 
 
 
Strukturfunktionalismus entsteht als Gegenbewegung zum
 
'''Evolutionismus[[Erkenntnisstrategien/Evolutionistische#1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien|[1]]]''', doch machen sich auch dort
 
naturwissenschaftliche Modellvorstellungen geltend: Betrachtung von
 
Gesellschaften in Analogie zu Organismen. Allerdings verschiebt sich der
 
Akzent auf das '''Funktionieren''' eines gesellschaftlichen Ganzen.
 
 
 
Mit der zentralen Frage: "Wie ist soziale Ordnung möglich?" kommt es
 
zu einer entscheidenden Wende: die Fundierung der Sozialwissenschaften
 
auf der Grundlage der Betonung der '''Eigenart des Sozialen'''. Das
 
spezifisch Soziale soll nicht länger als Anhängsel der Naturgeschichte
 
betrachtet werden, das heißt:
 
 
 
'''Entnaturalisierung, d.h. Kulturalisierung der sozialwissenschaftlichen
 
Denkweise.'''
 
 
 
Das menschliche, gesellschaftliche Leben ist zwar eingründet in die
 
äußere und innere, leibliche Natur der Menschen, begründet aber im Wege
 
des tätigen Stoffwechsels mit der Natur, eine '''Zweite Natur[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[2]]]'''.
 
Zweite Natur meint: Kultur, Gesellschaft, Persönlichkeit als
 
Kunstprodukte des menschlichen Handelns. In diesem Prozess bilden sich
 
'''Formen''' des gesellschaftlichen Lebens aus, werden '''Strukturen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[3]]]'''
 
auskristallisiert. Um jene Strukturen zu gewährleisten, bedarf es
 
verschiedener '''Funktionen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Funktion#3.3.2 Funktion|[4]]]''' und Funktionskreise. '''Struktur
 
und Funktion[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur_und_Funktion#3.3 Struktur und Funktion|[5]]]''' sind im Strukturfunktionalismus aufeinander und
 
auf die Idee der Bestandsgarantie sozialer Ordnung bezogen.
 
 
 
Die '''Werkgeschichte Emile Durkheims[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[6]]]''' zeigt die Wende vom
 
evolutionistischen zum strukturfunktionalistischen Denken: vom
 
Naturalismus zum Kulturalismus (im engeren Soziologismus) - vom Fokus
 
der Entwicklung zu dem der Ordnung.
 
 
 
'''Durkheims[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/durkheim/12bio.htm  &#91;7&#93;]''' '''Interesse richtet sich auf:'''
 
 
 
*  das Problem der '''Stabilität''' gesellschaftlicher Ordnungen;
 
*  den Sachverhalt des '''überindividuellen''' Charakters der sozialen Wirklichkeit;
 
*  das Problem der '''Normativität''' des gesellschaftlichen Lebens, der Strukturen normregulierten Verhaltens und Handelns.
 
 
 
'''Talcott Parsons[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/parsons/39bio.htm  &#91;8&#93;]''' Werk kombiniert Handlungstheorie und
 
Strukturtheorie (vgl. Parsons: '''"Toward a General Theory of
 
Action"[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[9]]]'''). Es geht dabei um den Versuch einer umgreifenden
 
Sozialtheorie, fokussiert um das Problem der '''Stabilität sozialer
 
Ordnungen'''.
 
 
 
'''Strukturfunktionalismus im Sinne Parsons heißt:''' kulturelle Objekte,
 
soziale Erscheinungen, Verhalten und Handeln werden auf ihren
 
funktionalen Beitrag für die Stabilität innerhalb eines
 
Gesellschaftssystems analytisch befragt bzw. bewertet.
 
 
 
Im weiteren Verlauf verschiebt sich Parsons Akzent zur
 
'''systemtheoretischen''' '''Modellbildung'''. Während in der ersten Phase
 
des Parsonschen Strukturfunktionalismus Handeln unter dem funktionalen
 
Gesichtspunkt des Stellenwerts für die gesellschaftliche Stabilität
 
verhandelt wird, rückt der Handlungsaspekt in der zweiten Phase der
 
Entwicklung seiner Sozialtheorie in den Hintergrund zugunsten des
 
Primats der Idee sich selbst steuernder Systeme. Der
 
Strukturfunktionalismus transformiert sich in '''Systemtheorie'''.
 
 
 
'''Niklas Luhmanns systemtheoretische Soziologie übernimmt von den
 
älteren Beständen der sozialwissenschaftlichen Denkweisen''' (vgl.
 
Luhmanns '''"Einführung in die Systemtheorie"[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[10]]]'''):
 
 
 
*  Primat des Standorts des '''Beobachters''';
 
*  Primat des '''Ganzen''' über das Einzelelement;
 
*  Primat des '''Systems''' vor dem Handeln;
 
*  Primat des Systems vor dem Subjekt des Handelns.
 
*  in der Linie des Parsonschen Strukturfunktionalismus visiert Luhmann eine '''universalistische''' Theorie;
 
*  in Abhebung vom älteren, auf Statik gepolten Strukturfunktionalismus revitalisiert die Luhmannsche Sozialtheorie Denkmotive der Darwinschen '''Evolutionstheorie[[Erkenntnisstrategien/Evolutionistische#1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien|[11]]]''', insofern die Theorie offener Sozialsysteme darauf aus ist, den Aspekt der Veränderung von Systemen und Strukturen einzubeziehen.
 
 
 
Für diese Variante sozialwissenschaftlicher Erkenntnisstrategie ist
 
kennzeichnend, dass der gesellschaftliche Lebensprozess nach dem Muster
 
selbstgeregelter Systeme interpretiert wird und dass demzufolge die
 
gesellschaftlichen Individuen tendenziell als eine vernachlässigenswerte
 
Größe betrachtet werden. Dem Modell selbstgeregelter Systeme entspricht
 
das subjektloser Sozialwissenschaften.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Erkenntnisstrategien/Evolutionistische#1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien|[1] Siehe Kapitel 1.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[2] Siehe Kapitel 3.2.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[3] Siehe Kapitel 3.3.1]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Funktion#3.3.2 Funktion|[4] Siehe Kapitel 3.3.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur_und_Funktion#3.3 Struktur und Funktion|[5] Siehe Kapitel 3.3]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[6] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/durkheim/12bio.htm  &#91;7&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/durkheim/12bio.htm]<br/>
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/parsons/39bio.htm  &#91;8&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/parsons/39bio.htm]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[9] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[10] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[[Erkenntnisstrategien/Evolutionistische#1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien|[11] Siehe Kapitel 1.2]]<br/>
 
 
 
'''[[Erkenntnisstrategien/Pragmatistische#1.4 Pragmatistische Erkenntnisstrategien| Nächstes Kapitel: 1.4 Pragmatistische Erkenntnisstrategien]]<br/>'''
 
----
 
[[#1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Erkenntnisstrategien/Strukturfunktionalistische#1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien| Vorheriges Kapitel: 1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
=1.4 Pragmatistische Erkenntnisstrategien=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
Die pragmatistische Erkenntnisstrategie setzt am menschlichen Handeln an
 
und rückt die Konzeptualisierung des sozialen Handelns ins Zentrum. Ihr
 
Ursprung liegt in der US- amerikanischen Geistes- und
 
Wissenschaftsgeschichte der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
 
Sozialwissenschaftliche Gestalt hat der Pragmatismus bei '''George
 
Herbert Mead[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/mead/32bio.htm  &#91;1&#93;]''' angenommen, der an der University of Chicago gelehrt
 
hat, weshalb das '''Theorieprogramm Meads[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[2]]]''' - der "'''Symbolische
 
Interaktionismus'''" - gerne mit dem Markenzeichen "Chicago School"
 
versehen wird.
 
 
 
Denkansätze, die im Zeichen pragmatistischer Philosophie des Sozialen
 
operieren, gehen von der Eigenart des Sozialen als '''Zweite
 
Natur[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[3]]]''' aus, die nicht auf die Gesetze und Gesetzmäßigkeiten der
 
ersten Natur reduktibel ist. Vielmehr wird versucht, die Eigenart des
 
Sozialen aus der '''Verschränkung von Natur- und Kulturgeschichte'''
 
heraus zu rekonstruieren. (Nicht zuletzt dies hat '''Arnold Gehlen[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[4]]]'''
 
dazu bewogen, die Theorien von Meads in seine handlungstheoretische
 
Sozialanthropologie und Soziologie einzuflechten.)
 
 
 
[[File:denkensoz-5_1.jpg "Fußgängerampel"|frame|right|Foto: Fußgängerampel. Sebastian Wieschowski, [www.youthmedia.eu](http://www.youthmedia.eu), 2005 ]]
 
 
 
Im Unterschied zur '''objektivistischen Erkenntnisstrategie[[Erkenntnisstrategien/Objektivistische#1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien|[5]]]''' ist
 
für die pragmatistische Erkenntnistheorie nicht das individuelle
 
Verhalten der Schlüssel zum Verständnis des gesellschaftlichen
 
Lebensprozesses, sondern die Intersubjektivität aller Sozialprozesse,
 
die '''Soziale''' '''Interaktion'''. Ins Auge gefasst wird das soziale
 
Ganze:
 
 
 
*  Pragmatistische Erkenntnisstrategien betonen den '''Handlungs- und Kommunikationsaspekt[[Erkenntnisstrategien/Kommunikationstheoretische#1.7 Kommunikationstheoretische Erkenntnisstrategien|[6]]]'''. Betont ist damit das Prozesshafte der Sozialität ebenso wie die gesellschaftlichen Individuen als Aktoren des sozialen Lebens.
 
*  Pragmatistische Erkenntnisstrategien sind zentriert um die Idee der '''Intersubjektivität'''.
 
*  Mead insistiert auf der Beobachterperspektive. Er pointiert die '''Interaktion''' zwischen mindestens zwei Organismen, die aufeinander reagiern und sich zueinander verhalten (Aspekt der '''Aktivität''' und '''Reziprozität''').
 
*  Entscheidend ist, dass die gesellschaftlichen Individuen nicht unmittelbar, nicht primär instinktiv aufeinander reagieren, sondern '''vermittelt''' über '''Symbole'''.
 
*  Menschliches Handeln ist dadurch charakterisiert, dass die gesellschaftlichen Individuen in der Lage sind, die Schlüsselleistung für soziale Interaktion und Kommunikation zu erbringen: "'''taking the role of the other'''".
 
 
 
'''Pragmatistische Erkenntnisstrategien sind gekennzeichnet durch:'''
 
 
 
*  das Bestreben, im Wege der Konzeptualisierung der '''Symbolischen''' '''Interaktion''' eine Theorie in der Perspektive universeller Geltung zu formulieren;
 
*  den Ansatz der Konzeptualisierung der Sozialtheorie am '''sozialen''' '''Handeln''';
 
*  die Betonung der Sinnhaftigkeit menschlichen Handelns;
 
*  die Öffnung der Sozialtheorie für die Perspektive '''sozialen Wandels[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Wandel#3.5.2 Wandel|[7]]]''';
 
*  die beharrliche Anstrengung, die '''Eigenart des Sozialen[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[8]]]''' herauszuarbeiten.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/mead/32bio.htm  &#91;1&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/mead/32bio.htm]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[2] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[3] Siehe Kapitel 3.2.2]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[4] Siehe Kapitel 4.1]]<br/>
 
[[Erkenntnisstrategien/Objektivistische#1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien|[5] Siehe Kapitel 1.1]]<br/>
 
[[Erkenntnisstrategien/Kommunikationstheoretische#1.7 Kommunikationstheoretische Erkenntnisstrategien|[6] Siehe Kapitel 1.7]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Wandel#3.5.2 Wandel|[7] Siehe Kapitel 3.5.2]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[8] Siehe Kapitel 2.3]]<br/>
 
 
 
 
 
 
 
'''[[Erkenntnisstrategien/Sozialkonstruktivistische#1.5 Sozialkonstruktivistische Erkenntnisstrategien| Nächstes Kapitel: 1.5 Sozialkonstruktivistische Erkenntnisstrategien]]<br/>'''
 
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[[#1.4 Pragmatistische Erkenntnisstrategien|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Erkenntnisstrategien/Pragmatistische#1.4 Pragmatistische Erkenntnisstrategien| Vorheriges Kapitel: 1.4 Pragmatistische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
=1.5 Sozialkonstruktivistische Erkenntnisstrategien=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
Sozialkonstruktivistische Theorie- und Forschungsstrategien machen sich
 
in den Sozial- und Kulturwissenschaften erst in den 1980er Jahren
 
geltend: Karriere der Formel von der "sozialen Konstruktion der
 
Wirklichkeit".
 
 
 
Sozialkonstruktivismus bezieht sich auf eine '''Veränderung der
 
Betrachtungsweise'''. Es soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass das,
 
was wir als natürlich- gegeben hinnehmen, das Produkt
 
historisch-sozialer Formungen ist. Wir sehen Dinge und Sachverhalte im
 
Lichte einer soziokulturell imprägnierten Sehweise. Wir sehen die Welt
 
nicht nur durch die Brille sozialer Konstruktionen, sondern wir handeln
 
und sprechen auch innerhalb sozialer Konstruktionen, also in
 
sozialkulturellen Prägeformen und Perspektiven. Die Gegenstandsbereiche
 
unserer Wahrnehmungen sind sprachlich vermittelt, und ganz wesentlich
 
von kulturell und sozialen Bildvorstellungen vorstrukturiert.
 
Sozialkonstruktivismus ist das Bestreben, die soziokulturellen
 
Prägeformen unserer Ansicht von der Welt, der Natur und des Menschen
 
freizulegen und bewusst zu machen (vgl. dazu z.B. den sich wandelnden
 
Diskurs über Weiblichkeit bzw. deren Stereotypen).
 
 
 
'''Charakteristika:'''
 
 
 
*  Grundlegende '''Kritik aller essentialistischen Deutungen''' von Welt, Natur und Mensch, wonach Wort und Sache eins sind. Was als naturgegeben oder gar ewig erscheint, ist Produkt sozialer Prozesse.
 
*  Tendenz zur Universalisierung der These von der sozialen Konstruiertheit von allem und jedem: '''totaler Konstrukionsverdacht'''.
 
*  Mit dem "totalen Konstruktionsverdacht" ist ein auffälliger '''Sprachidealismus''' verknüpft: es existiert nur, worüber gesprochen oder geschrieben worden ist bzw. wird.
 
*  Die sozialkonstruktivistischen Erkenntnisstrategien rücken die innere Verschränkung von Prozess und Produkt deutlich ins Licht. Der Ausdruck '''Konstruktion''' weist sowohl auf den Herstellungsvorgang wie auf das fixierte Resultat hin.
 
*  Der Gesichtspunkt sozialer Konstruktion bzw. die Einsicht in die historisch- gesellschaftliche Entwicklung von Vorstellungen über die Wirklichkeit, kann ausgedehnt werden bis auf das Problem der Geltung von '''Tatsachen''' als '''Fakten'''. Folgerichtig sind im Sozialkonstruktivismus auch die wissenschaftlichen Fakten ins Licht sozialer Konstruiertheit gerückt worden.
 
 
 
Sinnfällig Eingang gefunden hat die sozialkonstruktivistische
 
Sprechweise in die Sozialwissenschaften mit einer Publikation von '''P.
 
Berger und Th. Luckmann: "The Social Construction of Reality"[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[1]]]'''
 
von 1966. Jahre später erst hat diese grundlagentheoretische Studie, die
 
wesentlich von der '''phänomenologischen Philosophie[[Erkenntnisstrategien/Phänomenologische#1.6 Phänomenologische Erkenntnisstrategien|[2]]]''' inspiriert
 
ist, eine breitere Rezeption im deutschsprachigen Raum erfahren.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[1] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[[Erkenntnisstrategien/Phänomenologische#1.6 Phänomenologische Erkenntnisstrategien|[2] Siehe Kapitel 1.6]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[Erkenntnisstrategien/Phänomenologische#1.6 Phänomenologische Erkenntnisstrategien| Nächstes Kapitel: 1.6 Phänomenologische Erkenntnisstrategien]]<br/>'''
 
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%PREV%&&16
 
 
 
 
 
%PREV%&&16
 
=1.6 Phänomenologische Erkenntnisstrategien=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
In den phänomenologischen Erkenntnisstrategien fließen mehrere
 
Denktraditionen zusammen: phänomenologische Bewusstseinsphilosophie,
 
'''Philosophische Anthropologie[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[1]]]''' sowie pragmatistische Ansätze, wie
 
'''Symbolischer Interaktionismus[[Erkenntnisstrategien/Pragmatistische#1.4 Pragmatistische Erkenntnisstrategien|[2]]]''', verknüpft mit
 
'''sozialkonstruktivistischen Denkfiguren[[Erkenntnisstrategien/Sozialkonstruktivistische#1.5 Sozialkonstruktivistische Erkenntnisstrategien|[3]]]'''. Die phänomenologische
 
Bewusstseinsphilosophie bildete sich bald nach 1900 und ist mit dem
 
Namen Edmund Husserl verbunden. Statt mit vorausgesetzten theoretischen
 
Konstrukten zu beginnen, votiert Husserl für eine Rückbesinnung auf die
 
'''Wahrnehmungsperspektive''' des einzelmenschlichen Bewusstseins. Den
 
Ansatzpunkt von Wissenschaft bildet demnach das '''alltägliche'''
 
Wahrnehmungs- und Erfahrungsfeld des einzelmenschlichen Bewusstseins.
 
Der Blick richtet sich auf die gewöhnlichen Erscheinungsformen der
 
alltäglichen Lebenswelt.
 
 
 
[[File:denkensoz-7_1.jpg "Fußballspiel im Stadion"|frame|right|Foto: Fußballspiel im Stadion. Tina Glindemann, [www.youthmedia.eu](http://www.youthmedia.eu), 2008]]
 
 
 
'''Charakteristika:'''
 
 
 
*  Rückbezug auf die moderne '''Philosophische Anthropologie[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[4]]]''': Beachtung der Verschränkung menschlicher Natur und gesellschaftlicher Kultur bzw. der Konstitution spezifisch menschlicher Vergesellschaftung.
 
*  Die soziale Welt / die sozialen Lebenswelten werden von Beginn an als (Deutungs- und Verstehens-)Leistungen der gesellschaftlichen Individuen betrachtet.
 
*  Menschliches Handeln wird als durch '''Symbole''' vermittelte und durch '''Normen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Norm#3.1.3 Norm|[5]]]''' regulierte Lebensäußerungen interpretiert, in Abhebung vom instinkt- und reizgesteuerten animalischen '''Verhalten[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[6]]]'''.
 
*  Herausarbeitung der Differenz von Naturerkenntnis und Erkenntnis des gesellschaftlichen Lebens. '''Konstitution von Gesellschaft''' als spezifisch menschliche Form.
 
*  Unterscheidung zwischen Naturprozessen und Prozessen der Konstitution von Gesellschaft: der '''Naturprozess''' ist schon konstituiert noch ehe der Gesellschaftsprozess in Gang kommt; wohingegen Konstitution und Reproduktion des '''gesellschaftlichen Lebensprozesses''' zwar in den Naturprozessen eingründen, aber aus Leistungen der gesellschaftlichen Individuen hervorgehen.
 
*  Interesse an den Konstitutionsprozessen des Subjekts bzw. der menschlichen Subjektivität. Als '''handlungszentrierter[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[7]]]''' Ansatz stehen die Bildungsprozesse der Ich- Identität, der personalen und sozialen Identität der Individuen bzw. die Aspekte der '''Sozialisation''' im Vordergrund.
 
*  Thematisieren der '''Reproduktion''' des gesellschaftlichen Lebens im Medium der '''Alltagspraxis''', der Strukturen des Alltagslebens.
 
*  Zentrierung um die Frage der Konstitutionsprozesse gesellschaftlicher Sinnzusammenhänge. Untersuchung der Formen '''sinnhafter Lebenswelten''' unter dem Modell der Intersubjektivität.
 
*  Tendenz, das gesellschaftliche Leben auf der Ebene der '''Sinnproduktion''', der Interpretationspraxis, d.h. der Dynamik des Denkens und Verstehens zu untersuchen: soziale Welt gleichbedeutend mit unaufhörlich interpretierter Welt. Der Schwerpunkt liegt auf den Prozessen der '''kulturellen Reproduktion''' und Typenbildung.
 
*  Ansetzen an der Beobachtung und zwar an den alltagsweltlichen Beobachtungen des Einzelmenschen. Zugleich wird darauf aufmerksam gemacht, dass die '''alltagsweltliche Beobachtungsperspektive''' eingeflochten ist in die alltägliche Lebenswelt, worin die phänomenologischen Beobachtungen getätigt werden: Doppel-Perspektivik ('''Binnenperspektive''' des Sozialforschers als Angehöriger einer soziokulturellen Lebenswelt - '''Außenperspektive''' des Sozialforschers, wenn er ebendiese Soziale Lebenswelt, in die er eingewoben ist, untersucht).
 
*  '''Sozialwelt''' wird weder nach dem Muster naturgesetzlicher Evolutionsvorstellungen noch nach den Mustern überpersönlich-universell geltender Strukturen oder autopoietischer Systeme interpretiert. Der soziale Lebensprozess und die Strukturen der sozialen Lebenswelt werden als Leistungen der Individuen interpretiert.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[1] Siehe Kapitel 3.1.2]]<br/>
 
[[Erkenntnisstrategien/Pragmatistische#1.4 Pragmatistische Erkenntnisstrategien|[2] Siehe Kapitel 1.4]]<br/>
 
[[Erkenntnisstrategien/Sozialkonstruktivistische#1.5 Sozialkonstruktivistische Erkenntnisstrategien|[3] Siehe Kapitel 1.5]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[4] Siehe Kapitel 3.1.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Norm#3.1.3 Norm|[5] Siehe Kapitel 3.1.3]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[6] Siehe Kapitel 3.1.1]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[7] Siehe Kapitel 3.1.2]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[Erkenntnisstrategien/Kommunikationstheoretische#1.7 Kommunikationstheoretische Erkenntnisstrategien| Nächstes Kapitel: 1.7 Kommunikationstheoretische Erkenntnisstrategien]]<br/>'''
 
----
 
[[#1.6 Phänomenologische Erkenntnisstrategien|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Erkenntnisstrategien/Phänomenologische#1.6 Phänomenologische Erkenntnisstrategien| Vorheriges Kapitel: 1.6 Phänomenologische Erkenntnisstrategien]]<br/>
 
=1.7 Kommunikationstheoretische Erkenntnisstrategien=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
Im Ausgang der 1960er Jahre wächst aus der Kritischen Theorie
 
("Frankfurter Schule") jene Erkenntnisstrategie hervor, die inzwischen
 
als "Theorie kommunikativen Handelns" Teil der Diskussion über
 
Probleme und Perspektiven moderner Sozialtheorie geworden ist. Die
 
Rekonstruktion von Gesellschaftstheorie aus dem Geiste der
 
Kommunikationstheorie ist mit dem Namen '''Jürgen Habermas[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/habermas/21bio.htm  &#91;1&#93;]'''
 
verbunden.
 
 
 
Habermas entwirft seine Kommunikationstheorie als Gesellschaftstheorie
 
in Anknüpfung, aber auch in kritischer Abgrenzung zur Kritischen
 
Theorie, die vor allem mit den Namen '''Max Horkheimer und Theodor W.
 
Adorno[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[2]]]''' verbunden ist. Es sind im wesentlichen zwei
 
Abgrenzungspunkte:
 
 
 
*  Habermas hält eine Einfassung der Sozialwissenschaften in '''Geschichtsphilosophie''' nicht länger für haltbar;
 
*  er sieht die Kritische Theorie als gefangen in der alteuropäischen verfassten und vom einzelmenschlichen Bewusstsein ausgehenden '''Bewusstseinsphilosophie'''.
 
 
 
[[File:denkensoz-8_1.jpg|frame|right|Foto: Notizzettel mit Sprechblase. Toddy Kelsch, [www.youthmedia.eu](http://www.youthmedia.eu), 2009]]
 
 
 
Wegen dieser Gefangenschaft setzt Habermas seine
 
kommunikatonstheoretische Grundlegung der Sozialwissenschaften im
 
Bereich der sozialen Interaktion, beim Sprechen in der Perspektive des
 
'''Social Act''' an. '''Beobachtung''' geschieht in der
 
Individualperspektive. Dagegen konstituiert '''Sprechen''' die
 
Interaktionsperspektive. In den '''Sprechakten''' öffnet sich nicht nur
 
buchstäblich die Perspektive zur '''Öffentlichkeit'''; aus den Sprechakten
 
geht zugleich der Aufbau der inneren, der subjektiven Welt hervor.
 
Sprechen auf dem Weg zum Social Act ist demnach Quellbereich sowohl der
 
Konstitution von Sozialität wie von Subjektivität, Innenwelt.
 
 
 
Zentral für die '''"Theorie des kommunikativen Handelns"[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[3]]]''' sind:
 
 
 
*  der Zusammenhang zwischen '''Handeln''' und '''Rationalität''';
 
*  das Spannungsverhältnis zwischen '''Systemrationalität''' und '''kommunikativer''' '''Rationalität''', d.h. zwischen systemischer Welt und Lebenswelt.
 
 
 
Habermas' "Theorie des kommunikativen Handelns" ist sowohl handlungs-
 
wie systemtheoretisch angesetzt. Dies in gesellschaftskritischer
 
Absicht, insofern Habermas seine Sozialtheorie an die Aufklärungsidee
 
des verantwortlich handelnden Subjekts anschließt. Vor diesem
 
Hintergrund entwickelt Habermas seine Konzeption des "praktischen" und
 
"theoretischen Diskurses". Mit einer der '''Philosophischen
 
Anthropologie[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[4]]]''' entlehnten Grundfigur zur Unterscheidung von
 
'''Verhalten[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[5]]]''' und '''Handeln[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[6]]]''' pointiert Habermas seine
 
Denkfigur des zurechnungsfähigen Subjekts:
 
 
 
''"Ein tierischer Organismus kann nicht in demselben Sinn für sein
 
Verhalten verantwortlich gemacht werden wie ein sprach- und
 
erkenntnisfähiges Subjekt für seine Handlungen."''
 
 
 
Um die '''Eigenart des Sozialen[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[7]]]''' zu präzisieren, ist in der
 
"Theorie des kommunikativen Handelns" ausführlich eine '''Typologie des
 
menschlichen Handelns''' dargelegt, die drei Grundtypen von menschlichem
 
Handeln bezeichnet: '''Instrumentelles Handeln, Strategisches Handeln,
 
Kommunikatives Handeln'''. In der gesellschaftlichen Wirklichkeit können
 
die Handlungstypen sowohl zusammen auftreten als auch nacheinander.
 
 
 
Die "Theorie kommunikativen Handelns" ist fokussiert auf die Sphäre
 
der '''Interaktion''', d.h. auf die '''sozialkulturelle Reproduktion''' der
 
Gesellschaft. Die kommunikationstheoretische Erkenntnisstrategie in den
 
Sozialwissenschaften legt, wie Habermas es formuliert, den
 
"vernünftigen Gehalt anthropologisch tiefsitzender Strukturen" frei
 
und zerreißt nicht die Verschränkung von Natur und Kultur.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/habermas/21bio.htm  &#91;1&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/habermas/21bio.htm]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[2] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[3] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[4] Siehe Kapitel 3.1.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[5] Siehe Kapitel 3.1.1]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[6] Siehe Kapitel 3.1.2]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[7] Siehe Kapitel 2.3]]<br/>
 
 
 
 
 
 
 
'''[[STEOP_-_Denkweisen-Kroell|&crarr; Zurück zur Übersicht]]<br/>'''
 
----
 
[[#1.7 Kommunikationstheoretische Erkenntnisstrategien|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[STEOP_-_Denkweisen-Kroell|&crarr; Zurück zur Übersicht]]<br/>
 
=2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
Die Sozialwissenschaften sind weder auf das '''objektivistische
 
Modell[[Erkenntnisstrategien/Objektivistische#1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien|[1]]]''' der Naturwissenschaften zu vereidigen, noch an die
 
Tradition der Geisteswissenschaften zu binden oder an den
 
Erkenntnisinteressen der Geschichtswissenschaften zu orientieren. Der
 
'''Eigenart des Sozialen[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[2]]]''' entsprechen werde Natur-, noch
 
Geistes-, noch Geschichtswissenschaften:
 
 
 
*  Gegenüber den '''Naturwissenschaften[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Sozialwissenschaften_Naturwissenschaften#2.3.1 Sozialwissenschaften vs. Naturwissenschaften|[3]]]''' ist die Eigenart symbolisch vermittelten Charakters des sozialen Handelns und der kulturellen Lebensformen zu betonen.
 
*  Gegenüber den '''Geisteswissenschaften[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Natur_Geisteswissenschaften#2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften|[4]]]''' ist die Eigenart der sozialen Zwänge und Determinanten der durch die gesellschaftliche Arbeit vermittelten materiallen Reproduktion des menschlichen Lebens zu betonen.
 
*  Gegenüber den '''Geschichtswissenschaften[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Sozialwissenschaften_Geschichtswissenschaften#2.3.2 Sozialwissenschaften vs. Geschichtswissenschaften|[5]]]''' ist die Eigenart durchschnittsindividueller Normalität erzeugender gesellschaftlicher Strukturbildungen und Strukturwandlungen zu betonen.
 
 
 
Bis heute existiert in den Sozialwissenschaften ein Streit über die
 
primär erforderliche sozialwissenschaftliche Methodik:
 
 
 
Ist der Modus der '''Erklärung oder der des Verstehens[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"|[6]]]''' die
 
angemessene Herangehensweise an sozialwissenschaftliche
 
Gegenstandsbereiche?
 
 
 
Grundlegend kann hier festgehalten werden: Die Entscheidung für einen
 
der beiden Prototypen sozialwissenschaftlicher Verfahrensweise hängt
 
entscheidend davon ab, wie der Gegenstand der Sozialwissenschaften - die
 
Eigenart des Sozialen - betrachtet, gedanklich gefasst und entsprechend
 
in den Sozialtheorien konzeptualisiert wird.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Erkenntnisstrategien/Objektivistische#1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien|[1] Siehe Kapitel 1.1]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[2] Siehe Kapitel 2.3]]<br/>
 
 
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Sozialwissenschaften_Naturwissenschaften#2.3.1 Sozialwissenschaften vs. Naturwissenschaften|[3] Siehe Kapitel 2.3.1]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Natur_Geisteswissenschaften#2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften|[4] Siehe Kapitel 2.2]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Sozialwissenschaften_Geschichtswissenschaften#2.3.2 Sozialwissenschaften vs. Geschichtswissenschaften|[5] Siehe Kapitel 2.3.2]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"|[6] Siehe Kapitel 2.1]]<br/>
 
 
 
==Inhaltsverzeichnis==
 
 
 
<div class="eksa_toc">
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften#2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften|2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften]]<br/>
 
:[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"|2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"]]<br/>
 
:[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Natur_Geisteswissenschaften#2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften|2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften]]<br/>
 
:[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|2.3 Eigenart des Sozialen]]<br/>
 
::[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Sozialwissenschaften_Naturwissenschaften#2.3.1 Sozialwissenschaften vs. Naturwissenschaften|2.3.1 Sozialwissenschaften vs. Naturwissenschaften]]<br/>
 
::[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Sozialwissenschaften_Geschichtswissenschaften#2.3.2 Sozialwissenschaften vs. Geschichtswissenschaften|2.3.2 Sozialwissenschaften vs. Geschichtswissenschaften]]<br/>
 
</div>
 
 
 
==Weitere Kapitel dieser Lernunterlage==
 
[[Erkenntnisstrategien#1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften|1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla#3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla|3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell#4 Literatur|4 Literatur]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"| Nächstes Kapitel: 2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"]]<br/>'''
 
----
 
[[#2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften#2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften| Vorheriges Kapitel: 2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften]]<br/>
 
=2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
[[File:denkensoz-10_1.jpg "Notizbuch"|frame|right|Foto: Notizbuch. stock.xchng, [www.sxc.hu](http://www.sxc.hu), 2009]]
 
 
 
Hier soll dafür plädiert werden, die Sozialwissenschaften nicht auf den
 
Gegensatz (quasi- naturwissenschaftlicher) Erkenntnismodus "Erklären"
 
und (quasi- geisteswissenschaftlicher) Erkenntnismodus "Verstehen"
 
festzunageln.
 
 
 
Im Kontext des tradierten Gegensatzes zwischen Erklären und Verstehen
 
ist der Begriff '''"Hermeneutik"''' zu behandeln. Hermeneutik ist
 
weniger eine Methode als eine Kunst des Interpretierens: ein Verfahren
 
der sinnverstehenden Auf- und Erschließung von Sprechakten, Texten und
 
Kunstwerken. Hermeneutik gilt als Königsverfahren der
 
'''Geisteswissenschaften'''. Diesen geht es um die Auslegung der
 
Bedeutungsschichten sinninnervierter Objektivationen des menschlichen
 
Geistes. Heute stößt man im Kontext von "Content Analysis",
 
Inhaltsanalyse, "interpretativen Sozialwissenschaften" oder
 
"qualitativen Methoden" auf hermeneutische Verfahren.
 
 
 
Hermeneutische Verfahren sind gebunden an den '''artifiziellen'''
 
Charakters menschlicher Vergesellschaftung, d.h. daran, dass soziale
 
Interaktionen stets symbolisch vermittelt sind. Dinge, Formen,
 
Verhalten, Interaktionen sind nicht nur einfach gegeben, sondern es
 
kommt ihnen eine '''Bedeutung''' zu. Hermeneutische Verfahren sind
 
zentriert im Verständnis von Sinngehalten. Favorisierter
 
Erkenntnismodus: '''Verstehen'''.
 
 
 
Der Hermeneutik wohnen zwei ineinander verschränkte Vorgänge ein:
 
'''Verstehen und Deuten in einem Zug.''' Indem wir etwas verstehen, deuten
 
wir es (z.B. das religiöse Kreuz, einen Gruß, ein Schriftbild).
 
 
 
Hermeneutisch orientierte Sozialwissenschaften legen Wert auf den
 
Unterschied zwischen reizgebundenem '''Verhalten[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[1]]]''' und
 
sinnvermitteltem, an Symbolen und Bedeutungen orientiertem
 
'''Handeln[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[2]]]'''.
 
 
 
'''Natur''' ist schon konstituiert, ehe sie von menschlicher Praxis als
 
Gegenstand behandelt wird. Die Ansicht von Natur als Objekt menschlicher
 
Bearbeitung und Betrachtung ist vermittelt über die Zuweisung
 
kultureller Bedeutungen an Erscheinungen und Vorgängen in der Natur,
 
wodurch diese symbolischen Charakter annimmt. Insofern als sie mit
 
Zeichen, Zahlen und Sprache operieren, haben auch die
 
'''Naturwissenschaften''' teil an der symbolischen Bedeutungswelt. Die
 
naturwissenschaftlichen Probleme und Fragen werden nicht vom Naturobjekt
 
formuliert, sondern von Menschen gestellt.
 
 
 
Alle Wahrnehmung, sowohl die sozial- wie die naturwissenschaftliche, ist
 
deutende Projektion: ''Wer etwas auslegt (so Nietzsche), legt etwas
 
hinein, auch sich bzw. von sich selbst.'' Ob etwas, das wahrgenommen
 
wird, auch wahr ist, können erst die systematisch-methodische Kontrolle
 
und der wissenschaftliche Diskurs erweisen; etwa das Experiment.
 
'''Erklären''' heißt, Zusammenhänge von Wahrnehmungen feststellen und
 
unter bestimmten Gesichtspunkten prüfen, gegebenenfalls seine
 
Wahrnehmung korrigieren.
 
 
 
'''Ist nun die naturwissenschaftliche Erklärung etwas ganz anderes als
 
das sozialwissenschaftliche Verstehen:'''
 
 
 
'''Ja''', weil sich die naturwissenschaftliche '''Erklärung''' auf
 
sinnfremde bzw. sinnneutrale Gegenstandsbereiche bezieht.
 
 
 
'''Nein''', weil es auch der sozialwissenschaftlichen '''Deutung''' von
 
sprach-, sinn- und symbolvermittelten Gegenstandsbereichen um Erklärung
 
geht.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[1] Siehe Kapitel 3.1.1]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[2] Siehe Kapitel 3.1.2]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Natur_Geisteswissenschaften#2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften| Nächstes Kapitel: 2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften]]<br/>'''
 
----
 
[[#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"| Vorheriges Kapitel: 2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"]]<br/>
 
=2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
Im Laufe des 19. Jahrhunderts hat sich in den Wissenschaftskulturen
 
folgende Polarität herausgebildet:
 
 
 
'''Hier''' die triumphalischen, erfolgreichen, das Gesicht der Welt tief
 
hinein prägenden Naturwissenschaften im Wirkungsdreieck von Industrie -
 
Technik - Wirtschaft.
 
 
 
'''Dort''' die in wissenschaftliche Enklaven zurückgedrängten, ebenso
 
gekränkten wie elitären Geisteswissenschaften.
 
  
Zwischen Natur- und Geisteswissenschaften hat sich seither ein tiefer
+
=Lernunterlagen anderer Fachrichtungen=
Graben aufgetan.
 
  
Die '''Gegenüberstellung von Natur- und Geisteswissenschaften''' ist im
 
deutschsprachigen Raum mit den Namen Wilhelm Windelband und Heinrich
 
Rickert verbunden. Windelband zufolge handelt es sich im Falle der
 
Geistes- und der Naturwissenschaften um grundsätzlich verschiedene Typen
 
der Erkenntnisproduktion:
 
  
Naturwissenschaften werden dem '''nomothetischen''' Wissenschaftstyp
+
==STEOP==
zugeordnet; d.h. hier gehe es um die Gewinnung allgemeiner Gesetze,
 
Gesetzmäßigkeiten - kurz: die Erforschung von Naturgesetzen.
 
Erkenntisfigur: '''Erklären[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"|[1]]]'''.
 
  
Geisteswissenschaften werden dem '''ideographischen''' Wissenschaftstyp
+
<gallery>
zugeordnet; d.h. hier gehe es vor allem um die individualisierende
+
file:Logo_Denkweisen.gif|link=[[STEOP_-_Denkweisen-Kroell]]|[[STEOP_-_Denkweisen-Kroell|'''Grundlagen sozialwissenschaftlicher Denkweisen (Soziologie)''']]
Beschreibung von Ereignis- und Geistesgeschehen. Erkenntnisfigur:
+
file:Einfsoz_logo.gif|link=[[Einfuehrung_Soziologie]]|[[Einfuehrung_Soziologie|'''Einführung Soziologie''']]
'''Verstehen[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"|[2]]]'''.
+
</gallery>
 +
<!--
 +
<gallery>
 +
file:Logo_Denkweisen.gif|link=[[STEOP-Denkweisen-Powi]]|[[STEOP-Denkweisen-Powi|Grundlagen sozialwissenschaftlicher Denkweisen (Politikwissenschaft) (in bearbeitung)]]
 +
file:Logo_Debatten.gif|link=[[STEOP-Aktuelle_Debatten-Staat_PoWi]]|[[STEOP-Aktuelle_Debatten-Staat_PoWi|Der Staat in der Politikwissenschaft (in bearbeitung)]]
 +
file:Logo_Debatten.gif|link=[[STEOP-Aktuelle_Debatten-Staat_PKW]]|[[STEOP-Aktuelle_Debatten-Staat_PKW|Der Staat in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (in bearbeitung)]]
 +
file:Logo_Debatten.gif|link=[[STEOP-Aktuelle_Debatten-Migration_PKW]]|[[STEOP-Aktuelle_Debatten-Migration_PKW|Migration in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (in bearbeitung)]]
 +
file:Logo_Debatten.gif|link=[[STEOP-Debatten-Globalisierung-PKW]]|[[STEOP-Debatten-Globalisierung-PKW|Globalisierung in der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (in bearbeitung)]]
 +
</gallery>
  
'''Heinrich Rickert[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[3]]]''' hat um 1900 diesen Dualismus modifiziert,
+
==OEKU-Online==
indem er den Begriff des Geistes zu dem der Kultur erweitert hat: ''"Die
+
<gallery>
Worte Natur und Kultur sind nicht eindeutig."''
+
file:Biomarkt_logo.gif|link=[[Biologische_Landwirtschaft_und_Markt]]|[[Biologische_Landwirtschaft_und_Markt|'''Biologische Landwirtschaft und Markt''']]
 +
file:Institutionalismus_logo.gif|link=[[Institutionalismus]]|[[Institutionalismus|Institutionalismus (in bearbeitung)]]
 +
file:Marktgesellschaft_logo.gif|link=[[Marktgesellschaft]]|[[Marktgesellschaft|Marktgesellschaft (in bearbeitung)]]
 +
file:Wissensökonomie_logo.gif|link=[[Wissensökonomie]]|[[Wissensökonomie|Wissensökonomie (in bearbeitung)]]
 +
</gallery>
  
Merklich ist die Verschiebung der Terminologie von Geistes- zu den
 
umfassenderen Kulturwissenschaften.
 
  
Rickert: ''"es gibt für die Wissenschaft einerseits Objekte, die wie die
+
==Lateinamerika-Online==
Kultur eine Bedeutung oder einen Sinn haben, und die wir um dieser
 
Bedeutung und dieses Sinnes willen verstehen, und es gibt andererseits
 
Objekte, die wie die Natur uns als völlig sinn- und bedeutungsfrei
 
gelten und von daher unverständlich bleiben."''
 
  
vgl. dazu auch '''Max Weber[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm  &#91;4&#93;]''''s Verstehende Kulturwissenschaft bzw.
+
<gallery>
Verstehende Soziologie ('''Weber 1988: Gesammelte Aufsätze zur
+
file:ipo-title.gif|link=[[Internationale_Politische_Oekonomie]]|[[Internationale_Politische_Oekonomie|Internationale Politische Ökonomie (in bearbeitung)]]
Wissenschaftslehre[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[5]]]''').
+
file:mais-logo.gif|link=[[Mais_-_Ernährung_und_Kolonialismus_in_Lateinamerika]]|[[Mais_-_Ernährung_und_Kolonialismus_in_Lateinamerika|Mais - Ernährung und Kolonialismus in Lateinamerika (in bearbeitung)]]
 +
file:Brasil_title.gif|link=[[Brasilien_1889_-_1985]]|[[Brasilien_1889_-_1985|Brasilien 1889 - 1985: Von der Ersten Republik bis zum Ende der Militärdiktatur (in bearbeitung)]]
 +
file:geschichte-logo.gif|link=[[Geschichte_Lateinamerika_19_20]]|[[Geschichte_Lateinamerika_19_20|Geschichte Lateinamerikas im 19. und 20. Jahrhundert. Ein historischer Überblick (in bearbeitung)]]
 +
file:polsys-title.gif|link=[[Politische_Systeme_Lateinamerikas]]|[[Politische_Systeme_Lateinamerikas|Länder Lateinamerikas und der Karibik. Geschichte und polititsche Systeme (in bearbeitung)]]
 +
file:tierra-title.gif|link=[[Landfrage_in_Mexiko]]|[[Landfrage_in_Mexiko|Tierra y Libertad. Die Landfrage in Mexiko im 19. und 20. Jahrhundert (in bearbeitung)]]
 +
file:natur-title.gif|link=[[Naturraeume_Lateinamerikas]]|[[Naturraeume_Lateinamerikas|Naturräume Lateinamerikas - Von Feuerland bis in die Karibik (in bearbeitung)]]
 +
</gallery>
 +
-->
  
Entlang der Unterscheidung von Natur- und Kulturwissenschaften hat sich
+
=Creative Commons Lizenz=
eine Reihe kulturwissenschaftlicher Paradigmen herausgebildet, die bis
 
in die Gegenwart hinein virulent sind. Beispielsweise schreibt '''Ernst
 
Cassirer[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[6]]]''' den Dualismus von Kulturwissenschaften und
 
Naturwissenschaften fort, ohne sie allerdings zu Antipoden zu
 
stilisieren; vielmehr ist er darum bemüht, für die Wissenschaften vom
 
Menschen nach '''Vermittlungen''' zu suchen. "'''Kultur[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[7]]]'''" wird von
 
Cassirer als die vom Menschen gestaltete Welt gefasst und definiert.
 
Damit rücken Handlung und Formgebung ins Zentrum; Natur und Kultur
 
werden nicht als absolutes Gegensatzpaar aufgefasst, sondern stehen in
 
einem wechselseitigen Fundierungsverhältnis: '''"Alles ist Natur - alles
 
ist Kultur."'''
 
  
'''Verweise:'''
+
Alle Dokumente des Eksa-Wiki unterstehen einer [http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/at/ Creative Commons 2.0 Lizenz]. Sie sind offen und frei zugänglich.
 +
* Namensnennung
 +
* Keine kommerzielle Nutzung
 +
* Keine Bearbeitung
  
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"|[1] Siehe Kapitel 2.1]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"|[2] Siehe Kapitel 2.1]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[3] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm  &#91;4&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[5] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[6] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[7] Siehe Kapitel 3.2.2]]<br/>
 
  
  
'''[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen| Nächstes Kapitel: 2.3 Eigenart des Sozialen]]<br/>'''
 
 
----
 
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[[#2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften|&uarr; Nach oben]]<br/>
+
[[#Lernunterlagen KSA|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Natur_Geisteswissenschaften#2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften| Vorheriges Kapitel: 2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften]]<br/>
 
=2.3 Eigenart des Sozialen=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
'''Die Eigenart des Sozialen verlangt Sozialwissenschaften'''. Dabei
 
können sozialwissenschaftliche Denkansätze näher an den Pol der
 
'''Naturerklärung[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"|[1]]]''' oder näher an den Pol des
 
'''Geistverstehens[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"|[2]]]''' heranrücken. Aber letztendlich sind
 
Sozialwissenschaften weder '''Natur- noch Geisteswissenschaften[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Natur_Geisteswissenschaften#2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften|[3]]]'''.
 
 
 
Die '''Eigenart des Sozialen'''bezieht sich auf:
 
 
 
*  Die Eigenart des menschlichen Handelns als '''sozialem Handeln''', d.h. in Interaktionen und Symbolische Strukturen eingelagert.
 
*  Die Eigenart der Verfestigung des Sozialen, der menschlichen Lebenswelt in '''Strukturen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[4]]]''' und '''Prozessformen'''.
 
*  Die Besonderheit des Verhältnisses der Sozialwissenschaften zu ihrem Gegenstandsbereich (der menschlichen Vergesellschaftung), in den sie konstitutiv verflochten sind.
 
*  Sozialwissenschaften haben es nicht mit Naturgesetzen im engen Sinn zu tun, wenn mit Naturgesetz gemeint ist, dass die Prozessabläufe keine Alternativenzulassen, sich auch ohne praktisches Zutun der Menschen vollziehen.
 
*  Wenn Sozialwissenschaften es auch nicht mit Naturgesetzen zu tun haben, so sind sie doch mit Gleichförmigkeiten konfrontiert, mögen diese Gleichförmigkeiten in der Perspektive der Suche nach sozialen Gesetzmäßigkeiten, Strukturgesetzen oder Entwicklungstendenzen beleuchtet und entsprechend so benannt werden. Die Sozialwissenschaften haben es nicht nur mit regelmäßigem Verhalten zu tun, sondern mit einem von sozialen Regeln, '''Normen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Norm#3.1.3 Norm|[5]]]''' geleiteten regelmäßigen '''Verhalten[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[6]]]''' und '''Handeln[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[7]]]''', häufig verdichtet in Symbolisierungen.
 
*  Verletzung einer naturwissenschaftlich-empirisch fundierten '''technischen Regel'''im Bereich des instrumentellen Handelns ist per se zum Scheitern, d.h. zum Misserfolg verurteilt. Demgegenüber wird die Verletzung einer '''sozialen Regel''', d.h. die Abweichung von einer geltenden sozialen Norm durch '''Sanktionen''' geahndet, die nicht in Naturgesetzen verankert sind, sondern durch Konventionen (soziale Normen) geregelt werden.
 
*  Es kennzeichnet die Eigenart des Sozialen (die menschliche Vergesellschaftung), dass auch ihr Strukturen, Prozessverläufe und '''Zwänge''' einwohnen. Die Menschen sind nicht nur mit der Objektivität der Naturprozesse und deren Gesetzmäßigkeiten konfrontiert, sondern auch mit dem (stummen) Zwang gesellschaftlicher, normativ strukturierter Verhältnisse.
 
*  Allerdings sind die sozialen Prozess-strukturen im Unterschied zu denen der außermenschlichen Natur Resultat menschlichen Handelns - bzw. Unterlassens. Ihnen wohnt das '''Potential der Veränderung''' ein. Zu beachten ist das Potential der Abweichung, die Möglichkeit der Veränderung und Einleitung von '''sozialem Wandel[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Wandel#3.5.2 Wandel|[8]]]'''.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"|[1] Siehe Kapitel 2.1]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Erklären_und_Verstehen#2.1 "Erklären" vs. "Verstehen"|[2] Siehe Kapitel 2.1]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Natur_Geisteswissenschaften#2.2 Natur- vs. Geisteswissenschaften|[3] Siehe Kapitel 2.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[4] Siehe Kapitel 3.3.1]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Norm#3.1.3 Norm|[5] Siehe Kapitel 3.1.3]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[6] Siehe Kapitel 3.1.1]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[7] Siehe Kapitel 3.1.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Wandel#3.5.2 Wandel|[8] Siehe Kapitel 3.5.2]]<br/>
 
 
 
==Inhalt==
 
 
 
<div class="eksa_toc">
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|2.3 Eigenart des Sozialen]]<br/>
 
:[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Sozialwissenschaften_Naturwissenschaften#2.3.1 Sozialwissenschaften vs. Naturwissenschaften|2.3.1 Sozialwissenschaften vs. Naturwissenschaften]]<br/>
 
:[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Sozialwissenschaften_Geschichtswissenschaften#2.3.2 Sozialwissenschaften vs. Geschichtswissenschaften|2.3.2 Sozialwissenschaften vs. Geschichtswissenschaften]]<br/>
 
</div>
 
 
 
==2.3.1 Sozialwissenschaften vs. Naturwissenschaften==
 
 
 
[[File:denkensoz-13_1.jpg "Atommodell"|frame|right|Foto: Atommodell (deutsches Museum München). Anika Möbus, [www.youthmedia.eu](http://www.youthmedia.eu), 2007 ]]
 
 
 
*  Naturwissenschaften haben es weitgehend mit '''symbolfreien''' Gegenstandsbereichen zu tun.
 
*  Naturwissenschaften als Theorie und organisierter Betrieb sind ein menschliches '''Artificium''', d.h. sie gehören der Sozialwelt an. Ihr Gegenüber aber, die symbolfreie bereits konstituierte Natur, ist kein menschliches Artificium; wohl aber wird die Natur durch Praxis, Technik und Wissenschaft in die Sozialwelt hereingezogen.
 
*  Naturprozesse und Naturgesetze laufen auch dann ab, wenn sie nicht naturwissenschaftlich formuliert sind. Die Natur existiert '''unabhängig''' vom Menschen.
 
*  Die Physis und der nichtmenschliche Bios (inkl. Pflanzen und Tier) können nicht für sich selbst sprechen; vielmehr müssen die Naturwissenschaften Physis und den nichtsprechenden Bios (die Natur) mit Hilfe von Beschreibungen und Interpretationen, im Wege von Intervention und Manipulation erst zum '''Sprechen''' bringen.
 
*  Während die außermenschliche Natur sich '''nicht''' selbst interpretiert, treffen die Sozialwissenschaften auf einen anders georteten Gegenstandsbereich: die menschliche Vergesellschaftung, das soziale und kulturelle Leben. Dieses ist immer schon durchsetzt von '''Interpretationen'''. Gesellschaftliche Interpretationen von Natur und Welt verweisen die Sozialwissenschaften darauf, dass, wenn sie interpretieren, sie immer schon auf eine '''alltagsweltlich''' interpretierte Welt stoßen.
 
 
 
 
 
==2.3.2 Sozialwissenschaften vs. Geschichtswissenschaften==
 
  
[[File:denkensoz-14_1.jpg|frame|right|Foto: Nationalbibliothek Wien. Louisa Manz, [www.youthmedia.eu](http://www.youthmedia.eu), 2007 ]]
+
<!--
  
*  Sozialwissenschaften richten ihr Augenmerk auf '''Erwartungs- und Ereignisfahrpläne''', d.h. Gleichförmigkeiten, Regelmäßigkeiten, Regelwerke und die erwarteten Ereignisfolgen. Orientierungspunkt sind '''Strukturen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[1]]]''' des Handelns und der Lebenswelt.
+
==Quellen für noch nicht bearbeitete Lernunterlage==
*  Geschichtswissenschaften setzen historiographisch an, d.h. sie richten ihre Interesse auf die '''Chronik der Ereignisse'''. Orientierungspunkt sind Situationen und Personen des Handelns.
+
https://web.archive.org/web/20161007203838/http://esowi.univie.ac.at/content-pool/lernunterlagen/
*  Innerhalb der Sozialwissenschaften gibt es Ansätze, die sich auf eine '''Kooperation''' mit geschichtswissenschaftlichen Disziplinen zubewegen. So hat sich in der Soziologie die ältere historiographische Biographik in eine soziobiographische Forschungsrichtung umgewandelt.
+
https://web.archive.org/web/20070719040648/http://oeku.net/
*  Umgekehrt gibt es in den Geschichtswissenschaften Forschungsschwerpunkte, die auf eine Verschränkung mit sozialwissenschaftlichen Forschungsperspektiven hin ausgelegt sind.Die Eigenart des Sozialen bewegt sich zwischen den Momenten '''Kultur[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[2]]]''' und Natur, Praxis und '''Struktur[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[3]]]''', Geschichte und sozialer Statik und verlangt differenzierte Konzeptualisierungen.
+
https://web.archive.org/web/20041207190739/http://www.lateinamerika-studien.at/de/lerneinheiten.htm
*  Es lässt sich eine Verwandtschaft konstatieren zwischen geisteswissenschaftlich orientierter '''Sinngeschichte''' innerhalb der Geschichtswissenschaften und den mit biologisch- informationstheoretischen Modellen operierenden, objektivistisch- evolutionsparadigmatischen Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften, einschließlich der neueren '''Systemtheorie'''. (Auch wenn beide Seiten diese Verwandtschaft in der Denkweise vielleicht mit Entrüstung von sich weisen würden.)
 
*  Sozialwissenschaften, die sich der '''Eigenart des Sozialen[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[4]]]''' - der menschlichen Vergesellschaftung - im Medium von '''geschichtlicher Praxis und Kommunikation''', widmen, sind gut beraten, sich gegenüber jeder Teleologie, d.h. Lehre von der inneren Zielgerichtetheit und Zielstrebigkeit der Evolution, agnostisch zu verhalten.
 
*  Sozialwissenschaften haben es immer auch mit '''Selbstaufklärung''' über menschliche Vergesellschaftung zu tun.
 
*  Sozialwissenschaften haben es mit '''Feldern''' (um einen Ausdruck von '''Pierre Bourdieu[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/bourdieu/06bio.htm  &#91;5&#93;]''' zu verwenden), mit '''Kräftefeldern''' zu tun: mit sozialem Handeln und mit gesellschaftlichen Konstellationen und Entwicklungstendenzen, worin dieses Handeln statthat.
 
*  Sozialwissenschaften haben es ebenso mit Gleichförmigkeiten und Regelmäßigkeiten, '''Strukturen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[1]]]''' und Prozessverläufen zu tun wie mit '''Spannungsfeldern''', erzeugt von sozialen Kräften. '''Handeln und Norm[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln_und_Norm#3.1 Handeln und Norm|[6]]]''' erscheinen deshalb als geeignete Schlüssel- und Einstiegsbegriffe zur Konturierung der Grundlagen der Sozialwissenschaften.
 
*  Sozialwissenschaften haben es, wie alle Wissenschaften, mit Regelmäßigkeiten und Gleichförmigkeiten zu tun - aber von spezifischer Natur: diese gehen stets hervor aus der '''gesellschaftlichen Praxis''' der Menschen.
 
*  Der Eigenart des Sozialen inne zu werden, ist es ratsam, die '''Philosophische Anthropologie''' heranzuziehen, der Bereich der Humanwissenschaften, wo sich Natur-, Geschichts- und Sozialwissenschaften verschränken und wo der Mensch in seiner Verschränkung als geschichtliches Natur- und Kulturwesen thematisiert wird.
 
  
'''Verweise:'''
 
  
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[1] Siehe Kapitel 3.3.1]]<br/>
+
<strong>MediaWiki has been installed.</strong>
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[2] Siehe Kapitel 3.2.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[3] Siehe Kapitel 3.3.1]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[4] Siehe Kapitel 2.3]]<br/>
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/bourdieu/06bio.htm  &#91;5&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/bourdieu/06bio.htm]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln_und_Norm#3.1 Handeln und Norm|[6] Siehe Kapitel 3.1]]<br/>
 
  
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== Getting started ==
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* [https://www.mediawiki.org/wiki/Special:MyLanguage/Manual:Configuration_settings Configuration settings list]
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* [https://www.mediawiki.org/wiki/Special:MyLanguage/Manual:FAQ MediaWiki FAQ]
 
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* [https://www.mediawiki.org/wiki/Special:MyLanguage/Manual:Combating_spam Learn how to combat spam on your wiki]
=3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla=
+
-->
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
<blockquote>"Definierbar ist nur, was keine Geschichte hat" - Nietzsche, ''Zur Genealogie der Moral''</blockquote>
 
 
 
Mit Hilfe der "Sozialwissenschaftlichen Terminologie" soll in das Feld
 
der Begrifflichkeiten eingeführt werden, die das sozialwissenschaftliche
 
Denken fundieren und justieren. Es handelt sich um Termini, die zugleich
 
Titel für wesentliche, tiefgreifende Problemlagen in den
 
Sozialwissenschaften bilden. Es geht dabei nicht um die letztgültige
 
Fixierung von wissenschaftlichen Fachausdrücken. Die hier präsentierte
 
Auswahl an co-reflexiven Begriffspaaren aus der Sozialwissenschaft ist
 
fraglos selektiver Natur.
 
 
 
'''Literaturangaben[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[1]]]''' zur Untermauerung der Termini.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[1] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
 
 
==Inhaltsverzeichnis==
 
 
 
<div class="eksa_toc">
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla#3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla|3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln_und_Norm#3.1 Handeln und Norm|3.1 Handeln und Norm]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Norm#3.1.3 Norm|3.1.3 Norm]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution_und_Kultur#3.2 Institution und Kultur|3.2 Institution und Kultur]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution#3.2.1 Institution|3.2.1 Institution]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|3.2.2 Kultur]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur_und_Funktion#3.3 Struktur und Funktion|3.3 Struktur und Funktion]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|3.3.1 Struktur]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Funktion#3.3.2 Funktion|3.3.2 Funktion]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Macht_und_Herrschaft#3.4 Macht und Herrschaft|3.4 Macht und Herrschaft]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Macht#3.4.1 Macht|3.4.1 Macht]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Herrschaft#3.4.2 Herrschaft|3.4.2 Herrschaft]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Konflikt_und_Wandel#3.5 Konflikt und Wandel|3.5 Konflikt und Wandel]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Konflikt#3.5.1 Konflikt|3.5.1 Konflikt]]<br/>
 
::[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Wandel#3.5.2 Wandel|3.5.2 Wandel]]<br/>
 
</div>
 
 
 
==Weitere Kapitel dieser Lernunterlage==
 
[[Erkenntnisstrategien#1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften|1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften#2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften|2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell#4 Literatur|4 Literatur]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln_und_Norm#3.1 Handeln und Norm| Nächstes Kapitel: 3.1 Handeln und Norm]]<br/>'''
 
----
 
[[#3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla#3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla| Vorheriges Kapitel: 3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla]]<br/>
 
=3.1 Handeln und Norm=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
[[File:denkensoz-16_1.jpg|frame|right|Foto: Zuschauereffekt. Iwan Beijes, [www.sxc.hu](http://www.sxc.hu), 2007 ]]
 
 
 
Von Aristoteles über Hegel bis zu '''Max Weber[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm  &#91;1&#93;]''' und '''Hannah
 
Arendt[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[2]]]''' ist das menschliche Lebewesen
 
anthropologisch-philosophisch in den Mittelpunkt der Wissenschaften vom
 
Sozialen und Politischen gestellt worden. Dort wird es in mehrfacher
 
Hinsicht grundbestimmt:
 
 
 
*  Der Mensch ist ein '''handelndes''' Wesen.
 
*  Handeln wird als '''motiviertes''' Verhalten interpretiert (Motiv: Beweggrund)
 
*  Das Modell des (motivierten) Handelns ist nach dem Muster des teleologischen Handelns (Telos: Ziel, Zweck) gebildet. '''Teleologisches''' Handeln meint: der Aktor verwirklicht seinen Zweck, das antizipierte Ziel eines erwünschten Zustands, indem er in einer jeweils gegebenen Situation erfolgsversprechende Mittel auswählt und in geeigneter Art und Weise anwendet.
 
*  Das teleologische Handlungsmodell gilt unter der Voraussetzung, dass das menschliche Lebewesen zurechnungsfähig, d.h. zum '''handlungsfähigen''' '''Subjekt''' sozialisiert ist.
 
*  Der Mensch ist ein ''zoon politikon'', ein politisches Lebewesen, das durch die Teilhabe an der Polis, der '''öffentlichen''' '''Sozialität''', in den Status des Menschen erhoben ist.
 
 
 
Bei der Beschäftigung mit der menschlichen Natur lassen sich zwei
 
Orientierungen ausmachen:
 
 
 
*  eine eher '''verhaltenstheoretische Fundierung[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[3]]]''' der Sozialwissenschaften
 
*   eine eher '''handlungstheoretische Fundierung[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[4]]]''' der Sozialwissenschaften.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm  &#91;1&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[2] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|[3] Siehe Kapitel 3.1.1]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[4] Siehe Kapitel 3.1.2]]<br/>
 
 
 
==Inhalt==
 
 
 
<div class="eksa_toc">
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln_und_Norm#3.1 Handeln und Norm|3.1 Handeln und Norm]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Verhalten#3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften|3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Norm#3.1.3 Norm|3.1.3 Norm]]<br/>
 
</div>
 
 
 
==3.1.1 Verhalten - Zur verhaltenstheoretischen Konzeptualisierung der Sozialwissenschaften==
 
 
 
*  Für verhaltenstheoretische Sozialwissenschaften erscheint der Mensch als tierverwandtes '''animal'''. Dabei wird der Modus des Verhaltens primär als '''Reaktion''' verstanden. Es dominiert eine '''deterministische''' Sicht des Verhaltens über eine subjektzentrierte Sicht des Handelns.
 
*  Verhaltenstheoretische Sozialwissenschaften sind am '''objektivistischen Wissenschaftsideal[[Erkenntnisstrategien/Objektivistische#1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien|[1]]]''' exakter '''Naturwissenschaften[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften#2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften|[2]]]''' experimentellen Zuschnitts orientiert.
 
*  Verhaltenstheoretische Sozialwissenschaften sind bemüht, immer-und-überall geltende Invarianten des menschlichen Verhaltens herauszustellen.
 
*  Verhaltenstheoretische Sozialwissenschaften tendieren dazu, von Grundannahmen einer von Geschichte und sozialem Raum unabhängigen '''menschlichen''' '''Natur''' auszugehen.
 
*  Die Frage nach der Beschaffenheit der menschlichen Natur wird aus den Sozialwissenschaften ausgelagert. Die Bestimmung der Parameter der menschlichen Natur wird aus '''anderen''' Wissenschaftsdisziplinen importiert (etwa psychologischen Lerntheorien oder Neuro-Wissenschaften).
 
*  Verhaltenstheoretische Sozialwissenschaften tendieren dazu, den Subjektcharakter des menschlichen Lebewesens zugunsten '''naturdeterministischer''' Anschauungen gering anzusetzen.
 
*  Verhaltenstheoretische Sozialwissenschaften zielen auf allgemeine, in der menschlichen Natur verankerte '''Gesetzmäßigkeiten'''.
 
*  Verhaltenstheoretische Sozialwissenschaften tendieren zu einem "'''methodologischen Individualismus'''". Die Basis- und Beobachungseinheit bildet das individuelle Verhalten, woraus schließlich Theorien sozialer Gesetzmäßigkeiten menschlichen Verhaltens abgeleitet werden.
 
*  Dem "methodologischen Individualismus" ist eine Tendenz zum '''Reduktionismus''' eigen: Reduktion des menschlichen Verhaltensrepertoires auf eine naturale Bestimmungsbasis; zum anderen Reduktion auf das individuelle Verhalten als zentrale Einheit.
 
*  Verhaltenstheoretischer Sozialwissenschaften weisen auf deterministische Konzeptualisierungen, was nicht zuletzt sinnfällig wird in der Bevorzugung des Begriffs '''Verhalten''' gegenüber Handeln.
 
*  Dem entspricht die merkliche Vorliebe für '''experimentell''' gewonnene Beobachtungsdaten (nach '''naturwissenschaftlichem Leit- und Vorbild[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Sozialwissenschaften_Naturwissenschaften#2.3.1 Sozialwissenschaften vs. Naturwissenschaften|[3]]]''').
 
*  Verhaltenstheoretische Sozialwissenschaften fügen sich in '''lineare''' Evolutionstheorien ein. In ihren Konzeptionen des Sozialen wird weniger die '''Eigenart des Sozialen[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[4]]]''' akzentuiert als das natural-evolutionäre '''Kontinuum''' zwischen tierischem und menschlichen Verhalten zugrundegelegt.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Erkenntnisstrategien/Objektivistische#1.1 Objektivistische Erkenntnisstrategien|[1] Siehe Kapitel 1.1]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften#2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften|[2] Siehe Kapitel 2]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Sozialwissenschaften_Naturwissenschaften#2.3.1 Sozialwissenschaften vs. Naturwissenschaften|[3] Siehe Kapitel 2.3.1]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[4] Siehe Kapitel 2.3]]<br/>
 
 
 
 
 
 
 
==3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften==
 
 
 
'''Handlungstheoretische''' Denkweisen rekurrieren auf eine
 
'''philosophisch''' untermauerte Anthropologie, wobei der Akzent hier
 
weniger auf der biologischen Anthropologie als auf der '''Sozial- und
 
Kulturanthropologie''' liegt. Um ein Grundverständnis für die
 
'''handlungstheoretische''' Fundierung der Sozialwissenschaften und
 
hierüber ein Verständnis für die Eigenart des menschlichen Handelns bzw.
 
für die '''Eigenart des Sozialen[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[1]]]''' zu gewinnen, soll auf wesentliche
 
Denkansätze zurückgegriffen werden, wie sie im Werk von '''Arnold
 
Gehlen[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[2]]]''' und '''Helmuth Plessner[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[3]]]''' niedergelegt sind. (Aus
 
wissenschaftspolitischen Gründen heraus wird Gehlens Werk eher verschämt
 
zitiert; wohingegen das Werk Plessners heute eine Art Renaissance
 
erfährt.)
 
 
 
'''Differenz zwischen Gehlen und Plessner:'''
 
 
 
*  In Gehlens Anthropologie ist der Schwerpunkt des Erkenntnisinteresses auf die Seite der '''Norm''' (bzw. '''Institution[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution#3.2.1 Institution|[4]]]''') - der sozialen Normierung des menschlich- zwischenmenschlichen Verhaltens - gelegt, ohne den Aspekt der Spontanität menschlichen Handelns zu vernachlässigen: '''domestikatorischer''' Akzent.
 
*  In Plessners Anthropologie liegt der Schwerpunkt stärker auf der Seite des '''Handelns''', des menschlichen Handlungspotenzials bzw. der menschlichen Handlungsmacht: '''emanzipatorischer''' Grundimpuls.
 
 
 
'''Generalthesen der Philosophischen Anthropologie:'''
 
 
 
Wo beim Tier Verhalten und Umweltverhältnis wesentlich vom
 
'''Instinktprogramm''' reguliert werden, tritt beim Menschen die '''soziale
 
Norm''' in Kraft. Das Tier ist in seine artspezifische Umwelt eingepasst.
 
Der Mensch ist gezwungen und in der Lage, seine Welt(en) zu erzeugen und
 
umzuschaffen. Der philosophisch-anthropologisch unterbaute
 
sozialwissenschaftliche '''Welt'''-Begriff ist '''außerbiologischer'''
 
Natur. Durch tätige Konstitution seiner Welt(en), im Zuge
 
kulturspezifisch-variationsreicher sozialer Normierung seiner
 
Verhaltensweisen und Handlungskreise, seiner Beziehungen und
 
Verkehrsabläufe, erzeugt der Mensch seine '''innere''' '''Natur'''. Die
 
'''Zweite Natur (Kultur)[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[5]]]''' ist durch eine Doppelaspektivität
 
charakterisiert: die Verschränkung von äußerer Sozial- und Kulturwelt
 
einerseits und Herausbildung von Innenwelt andererseits.
 
 
 
'''Zentrale Gesichtspunkte:'''
 
 
 
*  Der Mensch erscheint als '''biologisches Sonderproblem''', das bereits im Ansatz den Einschluss einer sozial- und kulturwissenschaftlichen Perspektive nahelegt.
 
*  Der Mensch ist das '''nicht festgestellte Tier''' (vgl. Nietzsche). Er ist zum '''Handeln''' genötigt und muss den sinnhaften Aufbau seiner Welt leisten.
 
*  Der Mensch kann - im Gegenlicht der Instinktdeterminiertheit und Spezialisiertheit des Tieres - als '''Mängelwesen''' beschrieben werden. Allerdings darf der Mangel an Instinktsicherheit und artspezifischer Spezialisierung nicht gleich gesetzt werden mit Schwäche bzw. Evolutionsnachteilen.
 
*  Der Mensch ist ein '''Möglichkeitswesen'''. Die vitale Einschränkung aufgrund mangelnder Instinktsicherheit und fehlender Spezialisiertheit erweist sich als Vorteil: sein Feld ist die Welt und nicht eine artspezifische Umwelt.
 
*  Im Unterschied zur tierischen Festgelegtheit auf eine spezifische Umwelt ist der Mensch durch '''Weltoffenheit''' charakterisiert und verfügt über die Fähigkeit, seine gegebenen Bedingungen zu überschreiten.
 
*  Instinktreduktion, Unspezialisiertheit und Weltoffenheit zwingen den Menschen zur permanenten Erzeugung seiner Lebensbedingungen und Lebensmöglichkeiten.
 
*  Der Mensch lebt nicht nur, er muss sein Leben führen: Lebensführung im Medium sozialer Praxis (Handeln) und sozialer Ordnung ('''Norm[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Norm#3.1.3 Norm|[6]]]''') sowie '''Interaktion''' und '''Kommunikation[[Erkenntnisstrategien/Kommunikationstheoretische#1.7 Kommunikationstheoretische Erkenntnisstrategien|[7]]]''' ermöglichender und garantierender Symbolwelten.
 
*  '''Führung des Lebens''' beinhaltet Aufbau und Ausbau beweglicher Handlungsfähigkeit entsprechend dem offenen Welthorizont, (reflexive) Bearbeitung und Organisation seiner Triebpotentiale zu Handlungsantrieben (Motive), sowie lebenslanges Lernen.
 
*  Der Mensch erscheint als ein Wesen, das in überaus langen Fristen und verwickelten Prozessen '''Sozialisation''' und '''Ich-Bildung''' durchlaufen muss, um seine kulturelle und soziale Handlungsfähigkeit zu erwerben.
 
*  Der Mensch ist ein Grenzen setzendes und Grenzen überschreitendes Wesen: er verfügt über das Vermögen zur '''Transzendenz'''. Als gesetzte '''Grenzen''' sind diese Grenzen '''Schwellen'''.
 
*  Der Mensch ist ein '''riskantes''' Wesen. Auch der Mensch ist in der objektiven Welt - der Natur - '''Gefahren''' und Risiken ausgesetzt, mitunter selbstprodzierten Naturkatastrophen.
 
*  Den Menschen zeichnet die Fähigkeit zur Imagination aus, die den Schlüssel für Planung im Zusammenhang von Phantasie und Probehandeln bilden.
 
*  Der Mensch ist ein '''selbstthematisches''' Wesen. In Welt-, Menschen- und Selbstbildern ortet und ordnet er seine Stellung im Kosmos.
 
*  Der Mensch ist ein "die Tierheit hinter sich lassendes Tier" ohne je die Naturbasis, das Animalische verlassen zu können. Der Mensch lässt seine Tierheit hinter und unter sich, indem er gezwungen ist, sein Leben zu führen, sich eine '''Zweite Natur[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[8]]]''' zu schaffen.
 
*  Trotz funktionierender Naturbeherrschung bleiben der Mensch und seine Welt an die Natur zurückgebunden. Weltoffenheit kann dem Menschen daher nicht ohne jede Einschränkung zugesprochen werden.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften/Eigenart_des_Sozialen#2.3 Eigenart des Sozialen|[1] Siehe Kapitel 2.3]]<br/>
 
 
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[2] Siehe Kapitel 4.1]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[3] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution#3.2.1 Institution|[4] Siehe Kapitel 3.2.1]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[5] Siehe Kapitel 3.2.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Norm#3.1.3 Norm|[6] Siehe Kapitel 3.1.3]]<br/>
 
[[Erkenntnisstrategien/Kommunikationstheoretische#1.7 Kommunikationstheoretische Erkenntnisstrategien|[7] Siehe Kapitel 1.7]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|[8] Siehe Kapitel 3.2.2]]<br/>
 
 
 
 
 
==3.1.3 Norm==
 
 
 
'''Charakteristika menschlicher Normregulierung:'''
 
 
 
*  Soziale Normen sind '''auf''' '''Dauer''' gestellt und können von Einzelnen nicht beliebig außer Kraft gesetzt werden.
 
*  Die soziale Normierung des menschlichen Lebens weist eine '''uferlose''' '''Variabilität''' auf.
 
*  Soziale Normen regeln '''Interaktionen''' in Gestalt von Verpflichtungen und Berechtigungen.
 
*  Soziale Normen sind '''übertretbar''' und '''suspendierbar''' (Normen können zeitweilig außer Kraft gesetzt werden: z.B. politischer Ausnahmezustand; bestehende Normen können auf Dauer, für immer außer Geltung gesetzt werden: '''Normwandel[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Wandel#3.5.2 Wandel|[1]]]''', Entstehung und Bildung neuer Normen).
 
*  Soziale Normen sind durch '''Sanktionen''' (Diskriminierung, Missachtung u.ä.) gestützt. Die Geltungskraft sozialer Normen kann an dem Grad faktischer Sanktionen abgelesen werden.
 
*  Einen Sonderfall der Abweichung oder Devianz stellt der '''Skandal''' dar. Der Skandal und die Folgen können als Indikator für die Geltungskraft einer Norm interpretiert werden.
 
*  Einen Spezialfall sozialer Normen stellen '''Rechtsnormen''' dar.
 
*  Soziale Normen können in Spannung zueinander stehen. '''Normenkonflikte''' treten dort auf, wo konkurrierende Ansprüche an das soziale Verhalten und Handeln gestellt werden (z.B. religiöse Asylpflicht in Konflikt mit staatlichem Asylrecht).
 
*  Im Zuge der '''sozialen''' '''Weitergabe''' (Sozialisation) werden soziale Normen habitualisiert und internalisiert.
 
*  Soziale Ordnung ist nur möglich, wenn auf die '''intersubjektive''' '''Geltung''' sozialer Normen vertraut werden kann ('''Erwartungs- und Ereignisfahrplan''').
 
*  Paniksituationen oder Extremereignisse stellen Grenzfälle der Geltung normativ geregelter Interaktionen dar: normative Regelung von '''Ausnahmesituationen''' ("Katastrophenfall").
 
*  Soziale Normen '''regulieren''' das zwischenmenschliche Verhalten und '''entlasten''' es von chronischen Augenblicksimprovisationen (vgl. dazu auch den Terminus '''Institution[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution#3.2.1 Institution|[2]]]''').
 
*  Soziale Normen sorgen für faktische '''Typisierungen''' von Verpflichtungen bzw. Berechtigungen.
 
*  Jede Gesellschaft kennt unterschiedliche Geltungsbereiche für Normen: '''Allgemeine''' Normen (die für alle Mitglieder gelten) und '''Partikulare''' Normen (die nur für Teilkategorien von Personen gelten).
 
*  Soziale Normen '''begrenzen''' die individuelle Bewegungsfreiheit und '''ermöglichen''' zugleich den Handlungsspielraum der Menschen.
 
*  Soziale Normgefüge zeugen von der Wirklichkeit im Sinne von '''Wirksamkeit von Gesellschaft'''.
 
*  Der '''Grad''' der Verbindlichkeit sozialer Normierung kann beschrieben werden als Abstufung zwischen Kann-, Soll- und Muss-Vorschriften.
 
*  Der '''Grad''' der Verbindlichkeit sozialer Normierung kann weiters beschrieben werden als Modalität positiver bzw. negatorischer Normregulierung: '''Gebot''' und '''Verbot'''.
 
*  Interaktionen steuernde und regelnde soziale Normen sind zurückgebunden an '''Werte''' und '''Interessen.'''
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Wandel#3.5.2 Wandel|[1] Siehe Kapitel 3.5.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution#3.2.1 Institution|[2] Siehe Kapitel 3.2.1]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution_und_Kultur#3.2 Institution und Kultur| Nächstes Kapitel: 3.2 Institution und Kultur]]<br/>'''
 
----
 
[[#3.1 Handeln und Norm|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln_und_Norm#3.1 Handeln und Norm| Vorheriges Kapitel: 3.1 Handeln und Norm]]<br/>
 
=3.2 Institution und Kultur=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
Der Terminus '''Institution''' umfasst sowohl den Aspekt des zuständlichen
 
Resultats, der verfestigten Struktur sowie den des Prozesses. Zur
 
unterscheidenden Verdeutlichung wird hier der Aspekt der
 
Prozesshaftigkeit mit dem Terminus '''Institutionalisierung''' bezeichnet,
 
der der strukturellen Verfestigung mit dem der Institution.
 
 
 
Das '''Problem der Institutionen''' ist im Lichte der Doppelfrage zu
 
verhandeln:
 
 
 
Wie ist '''gesellschaftliches Leben''' möglich?
 
 
 
Wie ist '''soziale und kulturelle Ordnung''' möglich?
 
 
 
Der Terminus '''Kultur''' hat sich sowohl in der Alltags- wie in der
 
wissenschaftlichen Kommunikation zu einer Art "Allerweltsbezeichnung"
 
entwickelt. In der sozialwissenschaftlichen Perspektive erscheint es
 
sinnvoll, den Begriff als Differenz- und Komplementärbegriff zu dem der
 
Natur zu pointieren.
 
 
 
==Inhalt==
 
 
 
<div class="eksa_toc">
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution_und_Kultur#3.2 Institution und Kultur|3.2 Institution und Kultur]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution#3.2.1 Institution|3.2.1 Institution]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Kultur#3.2.2 Kultur|3.2.2 Kultur]]<br/>
 
</div>
 
 
 
==3.2.1 Institution==
 
 
 
'''Institutionals sozialwissenschaftlicher Terminus:'''
 
 
 
Unter einer Institution ist ein '''Aggregat von Normen''' zu verstehen.
 
Soziale Institutionen sind zu unterscheiden von den '''faktischen'''
 
sozialen Interaktionen.
 
 
 
Institutionen regulieren die sozialen Interaktionen zwischen Menschen,
 
die in bestimmte Positionen gestellt sind (soziale '''Position'''), denen
 
ein bestimmter Status beigemessen wird (sozialer '''Status''') und mit
 
denen bestimmte Pflichten und Rechte verknüpft sind (soziale '''Rolle''').
 
 
 
Institutionen verleihen als strukturierte Aggregate Stabilität und
 
Ordnung für Gesellschaften und bilden den '''Rahmen''' des
 
gesellschaftlichen Lebens.
 
 
 
Institutionen (Norm-Aggregate) sind in der sozialen Lebenswelt bezogen
 
auf '''empirische''' '''Assoziationen''' von Menschen, d.h. auf
 
Vereinigungen, Zusammenschlüsse gesellschaftlicher Individuen.
 
Schlüssel-Institutionen: u.a. Familie, Ehe, Nachbarschaft.
 
 
 
Beispiel: Familie als soziale Institution: Positionsbeschreibungen,
 
Statusbeschreibungen und Rollenbeschreibungen für Vater, Kind(er) oder
 
sonstige Verwandte, d.h. Norm-Aggregate zur Regulierung der Beziehungen
 
zwischen Eltern und Kindern oder zwischen Geschwistern.
 
 
 
Institutionen können zu Organisationen formalisiert sein, bis zur
 
rechtlichen Fixierung (Verrechtlichung) von Institutionen ("Betrieb",
 
"Universität", Familie als Objekt des "Familienrechts").
 
Nichtformalisierte Institution: z.B. Freundschaft.
 
 
 
Die Institution kompensiert den Mangel an Instinkt, vgl. A. Gehlen:
 
''"Wie die tierischen Gruppen und Symbiosen durch Auslöser und durch
 
Instinktbewegungen zusammengehalten werden, so die menschlichen Gruppen
 
durch Institutionen"''.
 
 
 
Institutionen sind zwar zählebig, unterliegen dennoch dem
 
soziokulturellen '''Wandel[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Wandel#3.5.2 Wandel|[1]]]'''.
 
 
 
'''Charakteristika:'''
 
 
 
*  Stabilisierungs- und Entlastungsfunktionen: Institutionen stabilisieren sowohl die sozialen Interaktionen wie die individuelle Lebensführung.
 
*  Institutionen gründen in Gewohnheiten und Habitualisierungen, d.h. in Traditionen.
 
*  Institutionen sind via Sozialnormen bzw. Rechtsvorschriften sanktionsgestützt.
 
*  Institutionen sind mit Legitimation versorgt. Die Basislegitimation bilden Gewohnheiten, Traditionen.
 
*  Wenn Institutionen porös werden, steigt der Bedarf an (sekundären) Legitimationshilfen.
 
*  Institutionen bilden eigene Symbolwelten aus.
 
*  Institutionen bilden '''Transzendenzen ins Diesseits''': Gruppen und Kollektive vergegenständlichen sich in Institutionen, in deren Traditionen und Symbolen.
 
*  Institutionen übersteigen die Grenzen der Einzelindividuen ('''Sozialität''') und sorgen für soziale Verstrebungen über Generationen hinweg ('''Intergenerativität'''). In Institutionen ist das '''soziale''' '''Gedächtnis''' gespeichert.
 
*  Die Institutionen der '''Arbeit''', '''Herrschaft''' und '''Familie''' besitzen einen Erfüllungswert für eine kontinuierte Bewältigung des gesellschaftlichen Lebens.
 
*  Sind Institutionen einmal zur Bewältigung von Problemen und Herausforderungen des gesellschaftlichen Lebens initiiert, verselbständigen sie sich gegenüber den Menschen: Sie gewinnen '''überpersönliche''' Macht, Geltung, Autorität.
 
*  Die Menschen handeln nicht nur von ihren Bedürfnissen her, sondern sie verhalten sich '''in''' und '''zu''' den Institutionen.
 
*  Institutionen sorgen via Gewohnheitsbildung, Habitualisierung, '''Normierung[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Norm#3.1.3 Norm|[2]]]''' und Orientierung für die '''Verinnerlichung''' ihrer Imperative: innerer Kompass der Lebensführung.
 
*  Institutionen beschreiben die Regulative des sozialen Raums ('''Struktur[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[3]]]''') und der sozialen Zeit ('''Rhythmus'''): z.B. Werktag - Sonntag; Arbeitszeit - arbeitsfreie Zeit etc.
 
*  Institutionen garantieren feste Formen des Soziallebens in den interaktiven Dimensionen von '''Kommunikation''' und '''Kooperation'''.
 
*  Institutionen bilden die Voraussetzung für die Fortentwicklung von sozialen Formen und Gebilden zu Organisationen und Systemen.
 
*  Institutionen garantieren eine hohe und imperative '''Selektivität''' in Bezug auf Situationen, Symbole, Objekte, Instrumente.
 
*  Institutionen sorgen dafür, dass das '''Passende''' bzw. das '''Richtige''' getan wird bzw. das zum Scheitern verurteilte vorweg unterlassen wird.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Wandel#3.5.2 Wandel|[1] Siehe Kapitel 3.5.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Norm#3.1.3 Norm|[2] Siehe Kapitel 3.1.3]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[3] Siehe Kapitel 3.3.1]]<br/>
 
 
 
 
 
==3.2.2 Kultur==
 
 
 
In seinen "Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie" hat Hegel
 
die Eigenart des Geistes - die Eigenart der menschlichen '''Kultur -''' in
 
Differenz zur '''Natur''' gesetzt: ''"Die Natur ist, was sie ist."''
 
 
 
Hingegen ist die '''Kultur''' die Tat des Menschen:
 
 
 
*  in Gestalt der vergegenständlichten, materiellen Kultur
 
*  in Gestalt "sich zu wissen", d.h. Kultur zugleich als Prozess der Selbstthematisierung, Selbstbeschreibung und Selbstbestimmung.
 
 
 
Hieraus hat die '''Philosophische Anthropologie[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[1]]]''' als Eigenart der
 
Kultur herausgestellt: den Modus der '''Indirektheit.'''
 
 
 
Die Menschen leben im Medium von '''Vermittlungen'''. Die Sphäre der
 
Indirektheit der menschlichen Existenz kann als '''Kultur''' angesprochen
 
werden.
 
 
 
Sinnvoll ist es, in sozialwissenschaftlichen Theorie- und
 
Forschungszusammenhängen von Kultur im '''Plural''' zu sprechen:
 
'''Kulturen'''. Im Plural wird die Idee der Vielfalt und Ebenbürtigkeit
 
der Kulturen erinnert. Kontrapunkt zu einer tiefsitzenden Tradition, die
 
jeweils eigene Kultur zur Kultur überhaupt zu küren und Fremdkulturen
 
als "primitiv" abzuwerten, oder ihnen gar den Status von Kultur
 
("Barbaren", "Wilde") abzusprechen. Wird Kultur im '''Singular'''
 
verwendet, dann sinnvollerweise im Fundierungszusammenhang der
 
Philosophischen Anthropologie zur Konzeptualisierung der Verschränkung
 
von Kultur und Natur.
 
 
 
Die '''Kultursphäre''' steht beim Menschen an der Stelle der tierischen
 
Umwelt und zählt zu dessen quasi-'''natürlichen''' Lebensbedingungen.
 
"Natürlich" heißt dabei: '''Zweite Natur''' als objektive, vom Menschen
 
erzeugte Kultur, als sozial wirksame '''Wirklichkeit'''.
 
 
 
*  Weil der Mensch von Natur aus Kulturwesen ist, verschränken sich in den Humanwissenschaften Kulturwissenschaften und Humanbiologie: '''Der Mensch ist biologisch zum soziokulturellen Management gezwungen.'''
 
*  Konzeptive Ideen zur '''Aufgliederung der Kultur''' bzw. Kulturprozesse in analytische Dimension:
 
 
 
*  Objektive und Subjektive Kultur;
 
*  Materielle und Geistige Kultur;
 
*  Klassen-, schicht-, milieuspezifische Kulturen;
 
*  Majoritätskulturen, Gegenkulturen, Subkulturen etc.;
 
*  Kultur als vergegenständlichtes Resultat und
 
*  Kultur als Praxis/Prozess.
 
 
 
*  Die sozialwissenschaftlich interessierenden Dimensionen der '''Eigenart des Kulturellen''', von Kultur lassen sich weiter ausdifferenzieren.
 
 
 
Unter '''Kultur''' kann verstanden werden:
 
 
 
*  Inbegriff der '''Sachmittel''' (Werkzeuge, Technik)''', Vorstellungsmittel''' (Phantasie, Planung, Technologie)''',''' '''Institutionen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution#3.2.1 Institution|[2]]]''' ("Sozialmittel", "Sozialmilieu", mit denen die Gesellschaft sich erhält: Arbeitsteilung, Familie, Gruppen, Organisationen, Normen)
 
*  Inbegriff aller darauf fundierten '''Folge-''' bzw. '''Anschluss'''institutionen: von Magie und Ritualen bis hin zu den modernen Systemen und Superstrukturen, den ökonomisch- technisch-wissenschaftliche Komplexen
 
*  Inbegriff der '''Sinn- und Subsinnwelten'''
 
*  Inbegriff der '''symbolischen Ordnung'''
 
*  Inbegriff der '''Wertorientierungen'''; Wertressourcen:
 
*  Im deutschsprachigen Raum erst in den letzten Jahrzehnten, gilt Kultur zudem als Inbegriff der sozialen Formen des Lebens ("way of life") und der sozialen Modi der Performance, Selbstdarstellung, Selbstpräsentation von Menschen im Everyday-life, im Alltag. Kurz: Inbegriff der '''Alltagskulturen'''
 
*  Die Momente der Sachmittel, Anschlussinstitutionen, Sinnwelten, symbolischen Ordnungen, der Wertorientierungen und überhaupt des "way of life", der Alltagskulturen verdichten verfugen sich jeweils zu: Typen '''kultureller''' '''Kristallisationen'''.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln#3.1.2 Handeln - Philosophische Anthropologie als Fundierung handlungstheoretischer Sozialwissenschaften|[1] Siehe Kapitel 3.1.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution#3.2.1 Institution|[2] Siehe Kapitel 3.2.1]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur_und_Funktion#3.3 Struktur und Funktion| Nächstes Kapitel: 3.3 Struktur und Funktion]]<br/>'''
 
----
 
[[#3.2 Institution und Kultur|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution_und_Kultur#3.2 Institution und Kultur| Vorheriges Kapitel: 3.2 Institution und Kultur]]<br/>
 
=3.3 Struktur und Funktion=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
[[File:denkensoz-23_1.jpg "Uhr"|frame|right|Foto: Uhr. Katja Jakob, [www.youthmedia.eu](http://www.youthmedia.eu), 2008 ]]
 
 
 
Seit langem werden die Begriffe "Struktur" und "Funktion" in den
 
Sozialwissenschaften in einem konzeptiven Zusammenhang verwendet als
 
zwei reziprok aufeinander bezogene, jeweils unterschiedlich betonte,
 
Perspektiven der Erschließung sozialer Erscheinungen und Vorgänge.
 
 
 
Vgl. dazu auch die '''Strukturfunktionalistischen
 
Erkenntnisstrategien[[Erkenntnisstrategien/Strukturfunktionalistische#1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien|[1]]]'''.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Erkenntnisstrategien/Strukturfunktionalistische#1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien|[1] Siehe Kapitel 1.3]]<br/>
 
 
 
==Inhalt==
 
 
 
<div class="eksa_toc">
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur_und_Funktion#3.3 Struktur und Funktion|3.3 Struktur und Funktion]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|3.3.1 Struktur]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Funktion#3.3.2 Funktion|3.3.2 Funktion]]<br/>
 
</div>
 
 
 
==3.3.1 Struktur==
 
 
 
*  Soziale Struktur verweist auf die Momente des '''Stabilen, Überpersönlichen, Geordneten''' (der Ordo), auf '''Ordnung''' und '''Gliederung''' des sozialen Raums und der sozialen Zeit. Feste, stabile Formen der Anordnung der Individuen: '''Positionsordnung''', '''Statusordnung''' und '''Rollengefüge'''.
 
*  In der Analysenperspektive von sozialen Strukturen liegt der Akzent auf '''Statik''', Anatomie von Gruppen, Kollektiven, Gesellschaften.
 
*  Soziale Strukturen können betrachtet werden in den Dimensionen '''horizontaler''' (Relationen, Beziehungen zwischen Elementen einer sozialen Einheit) und '''vertikaler''' Gliederung (Herrschaftsbeziehungen, soziale Schichtung und soziale Abhängigkeitsverhältnisse).
 
*  Soziale Strukturen können in der Perspektive von '''Mobilität''' untersucht werden.
 
*  Soziale Strukturen können auf der Makro-, Meso- und Mikro-Ebene (d.h. Gesamtgesellschaft, Einzelne Gesellschaften oder Kleingruppen) untersucht werden.
 
*   Soziale Strukturen sind aufzufassen als '''Kristallisationen von Positionen, Regeln und Ressourcen, von Institutionen und Netzwerken.'''
 
*  Soziale Strukturen besitzen '''überpersönlichen''' Charakter, werden aber von den gesellschaftlichen Individuen '''reproduziert'''.
 
*  Bei sozialen Strukturen ist der '''dynamische''' Aspekt zu beachten. Das Prozesshafte etwa in den Formen '''sozialer Umschichtungen'''.
 
*  Soziale Strukturen bezeichnen die soziales Verhalten prägenden Formen sowie die soziales Handeln ermöglichenden Formen. Sie bilden die Kristallisationen der Reproduktion des sozialen Lebens im Medium der sozialen Praxis.
 
*  '''Institutionen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution#3.2.1 Institution|[1]]]''' sind in das Gefüge sozialer Strukturen eingewoben. Sie garantieren und legitimieren soziale Ordnung und soziale Veränderungen.
 
*  '''Strukturanalyse''' bezieht sich auf die Untersuchung der '''Anatomie''', des inneren Aufbaus sozialer Gebilde.
 
*  '''Strukturanalyse''' befasst sich mit den Formen, Gliederungen und Mechanismen der Reproduktion einer sozialen Ordnung.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Institution#3.2.1 Institution|[1] Siehe Kapitel 3.2.1]]<br/>
 
 
 
 
 
==3.3.2 Funktion==
 
 
 
Es haben sich in vergangenen Dekaden eine Reihe von funktionalistischen,
 
'''struktur- funktionalistischen[[Erkenntnisstrategien/Strukturfunktionalistische#1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien|[1]]]''' und systemtheoretischen Schulen
 
rund um das Problem funktionalistischer Betrachtungen von Gesellschaft
 
gebildet (vgl. '''Jetzkowitz/Stark 2003[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[2]]]'''). Dabei ist die Neigung zu
 
Organismus-Analogien auffällig. So die Frage etwa: welche Organe
 
(Institutionen) sind für den Erhalt und die Reproduktion eines sozialen
 
Organismus (Gesellschaft) nötig? Funktionalistische Betrachtungsweisen
 
von Gesellschaft tendieren dazu, die Frage nach dem '''Gleichgewicht'''
 
einer sozialen Einheit eines Sozialsystems in den Mittelpunkt zu
 
stellen.
 
 
 
'''Zur Problematik der Verwendung des Funktionsbegriffs:'''
 
 
 
'''Funktionsanalysen''' sind wissenschaftlich nur statthaft, wenn
 
'''Klarheit''' darüber besteht, um '''welche Bezugsgrößen''', die mit
 
Zwecken verkoppelt sind, es sich handelt.
 
 
 
Zum Beispiel: wenn nach der Funktion der Institution "Schule" in einer
 
Gesellschaft gefragt wird, so ist die Bezugsgröße woraufhin die Funktion
 
der "Schule" geortet und untersucht werden soll: z.B. das
 
Beschäftigungssystem. Es kann daran die empirische Untersuchungsfrage
 
angeschlossen werden: Erfüllt das Schulsystem die Funktion, für das
 
Beschäftigungssystem zweckdienlich auszubilden? Der '''Zweck''' also ist
 
die Eingliederung von Schulabsolventen in das Beschäftigungssystem, die
 
'''Funktion''' ist der Schule zugewiesen.
 
 
 
Für die sozialwissenschaftliche Theoriebildung ist festzuhalten, dass
 
der Begriff der Funktion sich bezieht auf:
 
 
 
*  Bezugsgrößen, Zwecke, Institutionen/Handlungen, Leistungen/Beiträge, Folgen.
 
 
 
'''Merton[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[3]]]''' weist auf die Problematik der alltagssprachlichen
 
Verwendung des Begriffs Funktion hin.
 
 
 
'''Einerseits''' wird Funktion als Ausdruck gebraucht für:
 
 
 
*  einen Beruf, Tätigkeit, Profession;
 
*  ein politisches Amt: Funktionär;
 
*  im mathematischen Sinne von Funktionsgleichungen;
 
*  im Sinne der Biologie: hier ist mit Funktion gemeint der '''Beitrag''', den ein Element für die "vitalen oder organischen Prozesse zum Erhalt des Gesamtorganismus" leistet. In dieser Perspektive ist er zunächst von der Sozial- und Kulturanthropologie in die Sozialwissenschaften eingeführt worden.
 
 
 
'''Andererseits''' wird '''Funktion''' als Begriff durcheinander gebraucht
 
mit:
 
 
 
*   Gebrauch, Nutzen, Zweck, Motiv, Absicht, Folgen.
 
 
 
Dieser Durcheinandergebrauch des Begriffs Funktion rührt daher, dass
 
'''zwei Ebenen''' nicht oder nur unzureichend unterschieden werden, die
 
aber für die '''funktionale Analyse''' auseinander gehalten werden müssen:
 
 
 
*  Die Ebene des '''Beobachters''' (der Wissenschaft, nach Luhmann: Beobachter zweiter Ordnung) von sozialen Handlungen, Vorgängen und Institutionen
 
*  Die Ebene des '''Beteiligten''' von sozialen Vorgängen und Institutionen.
 
 
 
Zur Verdeutlichung der Unterscheidung der '''Beobachter'''- von der
 
'''Teilnehmerperspektive''': Die '''soziale''' '''Funktion''' von Heiraten und
 
Geburten ist die biologische Reproduktion einer Gesellschaft
 
(Fertilitätsrate) - ''sozialwiss. Beobachtungsperspektive.'' Der
 
'''Beweggrund''', das Motiv von Heiraten kann Liebe und Kinderwunsch der
 
Beteiligten sein - ''Teilnehmer-Perspektive''
 
 
 
'''Die sozialwissenschaftliche Funktionsanalyse''' untersucht die
 
Implikationen und Folgen der Beiträge/Leistungen sozialer Institutionen
 
und kultureller Formen für jeweils anzugebende Bezugsgrößen/Zwecke.
 
Dabei ist der Problembereich des Verhältnisses von Statik und Dynamik
 
bzw. des sozialkulturellen Wandels einzubeziehen.
 
 
 
'''Zu beachten sich folgende Differenzierungen''' (nach '''Merton[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[3]]]'''):
 
 
 
Eine soziale Institution kann mehrfache soziale Funktionen (für
 
bestimmte Gruppen funktional, für andere dysfunktional oder
 
funktionslos; oder zugleich positive wie negative Funktionen) haben und
 
ein- und dieselbe soziale Funktion kann von verschiedenen Institutionen
 
erfüllt werden. Funktionsanalysen sind daher unter den Gesichtspunkten
 
'''funktionaler Alternativen''' (Telefon statt Postkutsche),
 
'''funktionaler Äquivalente''' (E-Mail statt Brief) und '''funktionaler
 
Substitute''' (Handy statt face-to-face-Gespräch) zu untersuchen.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Erkenntnisstrategien/Strukturfunktionalistische#1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien|[1] Siehe Kapitel 1.3]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[2] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[3] Siehe Kapitel 4.1]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Macht_und_Herrschaft#3.4 Macht und Herrschaft| Nächstes Kapitel: 3.4 Macht und Herrschaft]]<br/>'''
 
----
 
[[#3.3 Struktur und Funktion|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur_und_Funktion#3.3 Struktur und Funktion| Vorheriges Kapitel: 3.3 Struktur und Funktion]]<br/>
 
=3.4 Macht und Herrschaft=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
[[File:denkensoz-26_1.jpg "Schachfiguren"|frame|right|Foto: Schachfiguren. Josep Altarriba, [www.sxc.hu](http://www.sxc.hu), 2009 ]]
 
 
 
Nicht nur umgangssprachlich, auch in den Sozialwissenschaften ist die
 
Tendenz zu beobachten, die Ausdrücke '''Macht[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Macht#3.4.1 Macht|[1]]]''' und
 
'''Herrschaft[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Herrschaft#3.4.2 Herrschaft|[2]]]''' mehr oder weniger durcheinander zu verwenden.
 
 
 
Zur Einführung in die "Grundlagen sozialwissenschaftlicher Denkweisen"
 
eignet sich die Auslegung der beiden Termini, wie sie von '''Max
 
Weber[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm  &#91;3&#93;]''' in seinem Epochenwerk '''"Wirtschaft und Gesellschaft.
 
Grundriß der Verstehenden Soziologie" (WuG), Tübingen 1980[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[4]]]''',
 
analytisch gezeichnet hat.
 
 
 
Es ist von Nutzen, mit Blick auf die terminologischen Distinktionen von
 
'''Macht[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Macht#3.4.1 Macht|[1]]]''' und '''Herrschaft[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Herrschaft#3.4.2 Herrschaft|[2]]]''' sich den Terminus
 
'''Struktur[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[5]]]''' zu vergegenwärtigen, besonders den Aspekt des
 
'''Ordo''', der sich auf die '''vertikale''' Dimension von Sozialstrukturen
 
bezieht.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Macht#3.4.1 Macht|[1] Siehe Kapitel 3.4.1]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Herrschaft#3.4.2 Herrschaft|[2] Siehe Kapitel 3.4.2]]<br/>
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm  &#91;3&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[4] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[5] Siehe Kapitel 3.3.1]]<br/>
 
 
 
==Inhalt==
 
 
 
<div class="eksa_toc">
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Macht_und_Herrschaft#3.4 Macht und Herrschaft|3.4 Macht und Herrschaft]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Macht#3.4.1 Macht|3.4.1 Macht]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Herrschaft#3.4.2 Herrschaft|3.4.2 Herrschaft]]<br/>
 
</div>
 
 
 
==3.4.1 Macht==
 
 
 
In § 16. der '''Soziologischen Grundbegriffe[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[1]]]''' (WuG) definiert '''Max
 
Weber[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm  &#91;2&#93;]''' :
 
 
 
''"MACHT bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den
 
eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf
 
diese Chance beruht."''
 
 
 
Weber zufolge wohnt allen sozialen Beziehungen und Konstellationen die
 
Potenzialität von Machtausübung ein. Der Macht-Begriff ist amorph
 
(formlos) und äußerst schwierig bis gar nicht zu präzisieren. Das liegt
 
nicht zuletzt an dem darin eingelagerten Problem des "Willens", und
 
der Problematik der Willensfreiheitder Menschen. Die Sozialpsychologie
 
befasst sich mit Machtbeziehungen im sozialen Zusammenhang, allerdings
 
unterschlagen deren Definitionen häufig den von Max Weber stark betonten
 
Aspekt des Gegenwillens. Macht wird bei Weber konzipiert im Lichte des
 
potentiellen Gegeneinanders mindestens zweier Willen, nämlich
 
''"innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen
 
Widerstreben durchzusetzen."''
 
 
 
Festzuhalten ist nach Weber:
 
 
 
1.  Macht bezeichnet den '''Regelfall''' und nicht einen Ausnahmefall sozialer Beziehungen: die Tendenz zur Selbsterhaltung, Selbstbehauptung, Selbsterweiterung wohnt allen sozialen Beziehungen ein.
 
2.  Der Begriff Macht kann sich auf die '''unterschiedlichsten''' sozialen Beziehungen (struktureller Aspekt) und die unterschiedlichsten sozialen Konstellationen (situativer Aspekt) beziehen.
 
 
 
'''Sozialwissenschaftliche Analyse''' von Machtphänomenen bedürfen daher
 
konkreter '''empirischer''' Erforschung der Umstände der Machtausübung
 
sowie deren diverseste Gestalten.
 
 
 
Sozialwissenschaftliche Machtanalysen sollten sich auf die Untersuchung
 
der '''sozialen''' '''Beziehungsstrukturen''' bzw. der '''sozialen''' (und
 
mithin geschichtlichen) '''Konstellationen''', worin Machdynamik statthat,
 
konzentrieren.
 
 
 
Der sozialwissenschaftliche Machtbegriff ist deutlich an die '''faktische
 
Ausübung''' von Macht zu binden, d.h. Macht und Praxis bilden einen
 
inneren Nexus.
 
 
 
Moralische Ansichten und ethische Urteile sind '''kein Ersatz''' für
 
sozialwissenschaftliche Machtanalyse.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[1] Siehe Kapitel 4.1]]<br/>
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm  &#91;2&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm]<br/>
 
 
 
 
 
==3.4.2 Herrschaft==
 
 
 
Das Wort '''Herrschaft''' verweist auf die Implikationen von
 
Arbeitsteilung und Hierarchiebildung, auf '''strukturverfestigten
 
Ordo[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[1]]]'''. Soziale Ordnung bietet sich dar als Ensemble von
 
strukturierten (und legitimierten) Herrschaftsbeziehungen.
 
 
 
Vgl. '''Max Webers[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm  &#91;2&#93;]''' § 16. der '''Soziologischen Grundbegriffe[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[3]]]'''
 
(WuG):
 
 
 
zu beachten ist die Zweiteilung der Definition, worin sich eine
 
hierarchisch gegliederte '''Doppelperspektivik''' äußert:
 
 
 
Die Perspektive "'''von oben'''":
 
 
 
''"Herrschaft soll heißen die Chance, für einen Befehl bestimmten
 
Inhalts bei angebbaren Personen '''Gehorsam''' zu finden;"''
 
 
 
Als Merkmale von Herrschaft sind hervorzuheben: ein '''Imperativ''', ein
 
'''Befehlsinhalt,''' ein '''Adressat'''.
 
 
 
Die Perspektive "'''von unten'''":
 
 
 
''"'''Disziplin''' soll heißen die Chance, kraft '''eingeübter'''
 
Einstellung für einen Befehl '''prompten''', automatischen und
 
schematischen Gehorsam bei einer angebbaren Vielheit von Menschen zu
 
finden."''
 
 
 
Dazu noch Webers Erläuterung:
 
 
 
*   ''"Der soziologische Begriff der 'Herrschaft' muß präziser sein (als der der Macht) und kann nur die Chance bedeuten: für einen '''Befehl''' Fügsamkeit zu finden.'' (Perspektive "von oben")
 
*  ''"Der Begriff der ''''Disziplin'''' schließt die 'Eingeübtheit' des kritik- und widerstandslosen '''Massen''' gehorsams ein."'' (Perspektive "von unten")
 
 
 
Herrschaft impliziert die (weitgehende) '''Abwesenheit''' von
 
'''Widerstreben'''; angedeutet ist damit der Aspekt des wie auch immer
 
bedingten Einverständnisses.
 
 
 
Festzuhalten ist nach Weber:
 
 
 
*  Herrschaft ist gebunden an hierarchische '''Struktur'''-Verhältnisse.
 
*  Herrschaft ist Ausdruck sozialer '''Ordnung''', worin die Abhängigkeitsmechanismen '''funktionieren''': Gehorsam.
 
 
 
Hier zeichnet sich eine interessante Markierung zur Differenzierung
 
zwischen '''handlungstheoretischen und verhaltenstheoretischen
 
Sozialwissenschaften[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln_und_Norm#3.1 Handeln und Norm|[4]]]''' ab: als bloßer Vollzug nähert sich das
 
Verhalten der instinktprogrammierten Steuerungsform an. Damit die
 
Verschränkung von Imperativ und Gehorsam in Herrschaftsbeziehungen
 
funktioniert, muss ein wesentliches Moment hinzutreten: die
 
'''Legitimität''' der herrschaftlichen Ordnung (vgl. '''Gostmann /
 
Merz-Benz (Hrsg.), 2007[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[5]]]''').
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Struktur#3.3.1 Struktur|[1] Siehe Kapitel 3.3.1]]<br/>
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm  &#91;2&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[3] Siehe Kapitel 4.1]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Handeln_und_Norm#3.1 Handeln und Norm|[4] Siehe Kapitel 3.1]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[5] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Konflikt_und_Wandel#3.5 Konflikt und Wandel| Nächstes Kapitel: 3.5 Konflikt und Wandel]]<br/>'''
 
----
 
[[#3.4 Macht und Herrschaft|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Macht_und_Herrschaft#3.4 Macht und Herrschaft| Vorheriges Kapitel: 3.4 Macht und Herrschaft]]<br/>
 
=3.5 Konflikt und Wandel=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
Theorien des sozialen Wandels haben innerhalb der
 
sozialwissenschaftlichen Theorielandschaft nie so recht ein prominentes
 
Dasein geführt. Vielmehr sind die Fragen nach den Determinanten, Kräften
 
und Verlaufsformen gesellschaftlicher Wandlungsprozesse eher
 
stiefmütterlich behandelt worden.
 
 
 
*  Ursprünglich sind die Probleme des Wandels eingekapselt gewesen in die '''evolutionistischen Erkenntnisstrategien[[Erkenntnisstrategien/Evolutionistische#1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien|[1]]]''',
 
*  dann sind die Fragen nach den gesellschaftlichen Wandlungsprozessen transferiert worden in '''Modernisierungstheorien''',
 
*  darüber ist das Problem des sozialen Wandels thematisch geworden in '''Transformationstheorien'''.
 
 
 
[[File:denkensoz-29_1.jpg "Fabrik"|frame|right|Foto: Fabrik. Andre Becker, [www.youthmedia.eu](http://www.youthmedia.eu), 2008 ]]
 
 
 
In den angesprochenen Forschungsrichtungen liegt das dominante
 
Erkenntnisinteresse in der Frage nach den Chancen und Hemmnissen bei der
 
Assimilation der als "zurückgeblieben" eingestuften
 
Gesellschaftsformen an die als Prämisse und Richtpunkt gesetzten
 
westlichen Standards sozialer Evolution. Gilt für den älteren
 
'''Strukturfunktionalismus[[Erkenntnisstrategien/Strukturfunktionalistische#1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien|[2]]]''' unter der Hegemonie '''Talcott
 
Parsons[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/parsons/39bio.htm  &#91;3&#93;]''' das Stabilitätsproblem als vorrangig, so für die neueren
 
systemtheoretischen Konzeptualisierungen unter '''Niklas Luhmann[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/luhmann/26bio.htm  &#91;4&#93;]'''
 
das Problem evolutionärer Differenzierung. Gilt bei Parsons der Konflikt
 
eher als Störvariable, so ist er bei Luhmann zum Verschwinden gebracht.
 
 
 
Abgesehen von sozialwissenschaftlichen Forschungszweigen, die sich
 
ausdrücklich mit '''Theorien der Revolution''' befassen, etwa der
 
Politologie und politischen Soziologie, finden sich ansonsten in den
 
Sozialwissenschaften nur wenige Ansätze, die sich explizit mit dem
 
Zusammenhang von Wandel und Konflikt befassen.
 
 
 
Noch immer sind '''Konflikttheorien''' älteren Datums forschungswirksam,
 
die vor allem mit den Namen '''Lewis A. Coser[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[5]]]''' und Ralph Dahrendorf
 
verknüpft sind.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Erkenntnisstrategien/Evolutionistische#1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien|[1] Siehe Kapitel 1.2]]<br/>
 
[[Erkenntnisstrategien/Strukturfunktionalistische#1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien|[2] Siehe Kapitel 1.3]]<br/>
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/parsons/39bio.htm  &#91;3&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/parsons/39bio.htm]<br/>
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/luhmann/26bio.htm  &#91;4&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/luhmann/26bio.htm]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[5] Siehe Kapitel 4.1]]<br/>
 
 
 
==Inhalt==
 
 
 
<div class="eksa_toc">
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Konflikt_und_Wandel#3.5 Konflikt und Wandel|3.5 Konflikt und Wandel]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Konflikt#3.5.1 Konflikt|3.5.1 Konflikt]]<br/>
 
:[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Wandel#3.5.2 Wandel|3.5.2 Wandel]]<br/>
 
</div>
 
 
 
==3.5.1 Konflikt==
 
 
 
In den sozialwissenschaftlichen Grundlagentheorien ist eine Scheu vorm
 
Konflikt festzustellen. Beim Stichwort "Kampf" gibt es bei den
 
heutigen Terminologien und Theorien sogar Absenz. Ganz anders die
 
Klassiker der Sozialwissenschaften von '''Karl Marx[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/marx/30bio.htm  &#91;1&#93;]''' über '''Georg
 
Simmel[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/simmel/42bio.htm  &#91;2&#93;]''' bis zu '''Max Weber[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm  &#91;3&#93;]''' :
 
 
 
Weber hat in seinem '''"Grundriß der Verstehenden Soziologie"[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[4]]]'''
 
dem Begriff "Kampf" einen eigenen Paragraphen (§ 8) innerhalb der
 
"Soziologischen Grundbegriffe" reserviert, dessen erste Bestimmung
 
dahingeht, den '''Kampf als soziale Beziehung''' zu qualifizieren:
 
 
 
''"Kampf soll eine soziale Beziehung insoweit heißen, als das Handeln an
 
der Absicht der Durchsetzung des eignen Willens gegen den Widerstand des
 
oder der Partner orientiert ist."''
 
 
 
Vor diesem definitorischen Hintergrund definiert Weber ebendort das
 
heute zentrale Organon des sozialen, ökonomischen, kulturellen und
 
politischen Lebens: die '''Konkurrenz'''. Weber definiert Konkurrenz vom
 
Einsatz der '''Mittel''' her:
 
 
 
''"'Friedliche' Kampfmittel sollen solche heißen, welche nicht in
 
aktueller physischer Gewaltsamkeit bestehen. Der 'friedliche' Kampf
 
soll ''''Konkurrenz'''' heißen, wenn er als formal friedliche Bewerbung
 
[Wettbewerb - F.K.] um eigne Verfügungsgewalt über Chancen geführt
 
wird, die auch andere begehren."''
 
 
 
''"'Geregelte Konkurrenz' soll eine Konkurrenz insoweit heißen, als
 
sie in Zielen und Mitteln sich an einer Ordnung orientiert."''
 
 
 
1965 erscheint in deutscher Übersetzung eine sozialtheoretische Studie
 
von '''Lewis A. Coser: "Theorie sozialer Konflikte"[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[5]]]''', die noch
 
immer als zentraler sozialwissenschaftlicher Entwurf in Sachen
 
"Gesellschaft und Konflikt" gilt. Zwar haben Coser und in seiner
 
Nachfolge einige weitere Sozialwissenschaftler einiges geleistet, um den
 
"weißen Fleck" sozialwissenschaftlicher Konflikttheorie zu beseitigen,
 
dennoch herrscht in den Sozialwissenschaften bis heute eine Neigung zum
 
'''Konsensus''' vor. Nach wie vor dominieren Denkweisen und
 
Forschungsperspektiven, die den Konflikt eher als Störung oder
 
Abweichung beargwöhnen. Wenn Konflikt ins theoretisch-konzeptive
 
Blickfeld gerät, dann als "Problem".
 
 
 
Von Ausnahmen abgesehen,neigen '''struktur-funktionale Denkweisen[[Erkenntnisstrategien/Strukturfunktionalistische#1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien|[6]]]'''
 
zur '''Pathologisierung des Konflikts''', der als illegitime Devianz gilt.
 
'''Evolutionstheoretische Erkenntnisstrategien[[Erkenntnisstrategien/Evolutionistische#1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien|[7]]]''' tendieren dazu, das
 
Phänomen des Konflikts im Paradigma "sozialer Differenzierung" zum
 
Verschwinden zu bringen.
 
 
 
Das Konzept der '''sozialen Differenzierung''' hat ältere Modelle
 
abgelöst. Konflikt erscheint im Paradigma von Differenzierung,
 
Interpedendenz und Komplexität eher als Friktion, als Reibungsverlust
 
denn als Ausdruck von Kollisionen. In den evolutionstheoretischen
 
Erkenntnisstrategien ist rastlose Differenzierung selbst als
 
einheitsstiftendes Prinzip gedacht (vgl. '''Spencer 1876[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[8]]]'''). Im
 
'''Sozialevolutionismus''' löst sich das Phänomen des Konflikts im Modus
 
sozialer Differenzierung auf.
 
 
 
'''Verständigungsdefinition: Sozialer Konflikt'''
 
 
 
*  Sozialen Konflikten liegen Interessenspannungen zwischen Kollektiven innerhalb eines gegebenen gesellschaftlichen Kontextes zugrunde.
 
*  Von sozialen Konflikten ist zu reden, wenn die sozialen Spannungen aus dem Zustand der Latenz ('''latente Konfliktlagen''') in offene Auseinandersetzungen ('''manifeste Konflikte''') übergehen.
 
*  Soziale Konflikte stellen eine spezifische Form der '''Interaktion''' dar.
 
 
 
'''Die Erforschung sozialer Konflikte umfasst:'''
 
 
 
*  Ursachenkonstellation der Interessensspannungen,
 
*  Kräftekonstellation,
 
*  Verwandlung der Spannungen in manifeste Konflikte,
 
*  Verlaufsformen der Konfliktaustragung,
 
*  Konfliktausgang.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/marx/30bio.htm  &#91;1&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/marx/30bio.htm]<br/>
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/simmel/42bio.htm  &#91;2&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/simmel/42bio.htm]<br/>
 
[http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm  &#91;3&#93; http://agso.uni-graz.at/lexikon/klassiker/weber/49bio.htm]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[4] Siehe Kapitel 4.1]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[5] Siehe Kapitel 4.1]]<br/>
 
[[Erkenntnisstrategien/Strukturfunktionalistische#1.3 Strukturfunktionalistische Erkenntnisstrategien|[6] Siehe Kapitel 1.3]]<br/>
 
[[Erkenntnisstrategien/Evolutionistische#1.2 Evolutionistische Erkenntnisstrategien|[7] Siehe Kapitel 1.2]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[8] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
 
 
 
 
==3.5.2 Wandel==
 
 
 
'''L.A. Coser[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[1]]]''', der den Zusammenhang von "Konflikt und Wandel"
 
thematisiert, deutet Konflikt als '''Chance''' für soziokulturellen Wandel
 
bis hin zum Wandel der Sozialstruktur. Coser unterscheidet zunächst die
 
'''funktionalen Dimensionen[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Funktion#3.3.2 Funktion|[2]]]''' der Bedeutung des Sozialen Konflikts
 
für Prozesse des '''sozialen Wandels''':
 
 
 
*  Funktionen von Konflikten '''innerhalb''' sozialer Systeme (von der Mikro- bis zur Makro-Ebene)
 
*  Konflikte und Wandel '''des''' sozialen Systems (von der Mikro- bis zur Makro-Ebene)
 
 
 
'''Zentrale Thesen''':
 
 
 
*  Jedes soziale System enthält Spannungen, d.h. Konflikt'''potenziale'''
 
*  Soziale Systeme unterscheiden sich im '''Ausmaß''' der Spannungsmomente bzw. Konfliktpotenziale.
 
*  Die sozialen Spannungs- und Konfliktpotenziale nehmen zu, wenn die Zahl der Anspruchsträger die Zahl der Erfüllungsmöglichkeiten übersteigt ('''strukturelle Diskrepanz''').
 
*  Soziale Systeme sterben nicht wie biologische Organismen. Sie entwickeln und transformieren sich.
 
*  Ob aus Konfliktpotenzialen '''Anomie''' hervorgeht oder '''Neues''' entsteht, ist eine offene, empirische Frage.
 
 
 
'''Funktionen von Konflikten''' innerhalb'''sozialer Systeme:'''
 
 
 
*  Soziale Konflikte erzeugen neue Normen, Institutionen und Lebensformen.
 
*  Soziale Konflikte stimulieren die ökonomisch-technische Entwicklung.
 
*  Konflikte wirken als Heilmittel gegen "lähmenden Ritualismus" sowohl auf der Ebene der sozio-kulturellen Praxen wie der der Mentalitäten.
 
*  Konflikte sind Initialzündungen und Antriebsmodus für '''soziale Produktivität''' (im Sinne von Popitz).
 
 
 
'''Konflikt und Wandel''' des'''sozialen Systems''' (vgl. '''Jäger /
 
Weinzierl 2007[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[3]]]'''):
 
 
 
Wandel des Systems bedeutet, dass '''drastische Veränderungen''' zu
 
verzeichnen sind und kann auf zwei Wegen erfolgen:
 
 
 
*  Plötzliche und gleichzeitige Veränderung der strukturellen, institutionellen und legitimatorischen Grundlagen (Typus: '''offene Revolution''')
 
*  Sukzessive Transformation der Sozialstruktur, des Institutionensystems und der Legitimationsgrundlagen (Typus: '''"silent Revolution"''')
 
 
 
Die Grundformen des Wandels sind abhängig vom Charakter des
 
'''Strukturtyps''' eines Gesellschaftssystems:
 
 
 
*  '''Starre Systeme''', die Konflikte unterdrücken, fördern die Entstehung explosiver Konfliktpotenziale, begünstigen die Intensität der manifesten Konflikte und ebnen den Weg für gewaltsame Konfliktformen.
 
*  '''Elastische Systeme''', welche die offene und direkte Austragung von Konflikten zulassen und veränderungsfähig sind, sind weniger anfällig für explosive Ausbrüche von Spannungspotenzialen in manifeste, gewaltsame Konflikte.
 
 
 
'''Verweise:'''
 
 
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|[1] Siehe Kapitel 4.1]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla/Funktion#3.3.2 Funktion|[2] Siehe Kapitel 3.3.2]]<br/>
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|[3] Siehe Kapitel 4.2]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[STEOP_-_Denkweisen-Kroell|&crarr; Zurück zur Übersicht]]<br/>'''
 
----
 
[[#3.5 Konflikt und Wandel|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[STEOP_-_Denkweisen-Kroell|&crarr; Zurück zur Übersicht]]<br/>
 
=4 Literatur=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
Die Literaturangaben dienen einerseits zur Untermauerung der in der
 
vorliegenden Lernunterlage behandelten sozialwissenschaftlichen
 
Terminologie: "Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie".
 
 
 
Zum anderen gibt es allgemeine weiterführende Literaturhinweise zu den
 
behandelten Themengebieten: "Weiterführende Literaturhinweise".
 
 
 
==Inhaltsverzeichnis==
 
 
 
<div class="eksa_toc">
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell#4 Literatur|4 Literatur]]<br/>
 
:[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie]]<br/>
 
:[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|4.2 Weiterführende Literaturhinweise]]<br/>
 
</div>
 
 
 
==Weitere Kapitel dieser Lernunterlage==
 
[[Erkenntnisstrategien#1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften|1 Erkenntnisstrategien innerhalb der Sozialwissenschaften]]<br/>
 
[[Eigenart_der_Sozialwissenschaften#2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften|2 Die Eigenart der Sozialwissenschaften im Lichte des Dualismus von Natur- und Geisteswissenschaften]]<br/>
 
[[Sozialwissenschaftliche_Terminologie_-_Exempla#3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla|3 Sozialwissenschaftliche Terminologie - Exempla]]<br/>
 
 
 
 
 
'''[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie| Nächstes Kapitel: 4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie]]<br/>'''
 
----
 
[[#4 Literatur|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell#4 Literatur| Vorheriges Kapitel: 4 Literatur]]<br/>
 
=4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
Coser, Lewis A., 1967: Sozialer Konflikt und sozialer Wandel. In:
 
Hans-Peter Dreitzel (Hrsg.), ''Sozialer Wandel. Zivilisation und
 
Fortschritt als Kategorien der soziologischen Theorie'', Neuwied; Berlin:
 
Luchterhand (S. 278-294)
 
 
 
Gehlen, Arnold, 1986: ''Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der
 
Welt'', 13. Aufl., Wiesbaden: Aula Verlag
 
 
 
*  Auszug aus: Einführung (S. 32-50)
 
*  3. Erster Begriff vom Menschen
 
*  4. Fortsetzung derselben Anschauung
 
*  5. Handlung und Sprache
 
 
 
Knorr Cetina, Karin; Grathoff, Richard, 1988: Was ist und was soll
 
kultursoziologische Forschung? In: ''Soziale Welt, Sonderband 6, Kultur
 
und Alltag'', hrsg. von Hans- Georg Soeffner, Göttingen: Otto Schwartz &
 
Co. (S. 21-36)
 
 
 
Luckmann, Thomas, 1992: ''Theorie des sozialen Handelns'', Berlin; New
 
York: Walter de Gruyter Verlag
 
 
 
*  Einleitung (S. 1-2)
 
*  1. Einführung (S. 3-16)
 
*  1.1. Handeln als Grundlage der menschlichen Welt
 
*  1.2. Handlungstheorie als Grundlage der Sozialwissenschaften
 
 
 
Merton, Robert K., 1995: ''Soziologische Theorie und soziale Struktur'',
 
Berlin; New York: de Gruyter Verlag
 
 
 
*  Teil I., Zur theoretischen Soziologie, 1. Manifeste und latente Funktion (S. 17-33)
 
 
 
Popitz, Heinrich, 2006: ''Soziale Normen'', hrsg. v. Friedrich Pohlmann
 
und Wolfgang Eßbach, Frankfurt: Suhrkamp Verlag
 
 
 
*  Soziale Normen (S. 61-75)
 
*  Verhaltensorientierung und Verhaltensnormierung (S. 76-93)
 
*  Universale Konstrukte sozialer Normierung (S. 94-116)
 
 
 
Soeffner, Hans-Georg, 1988: Kulturmythos und kulturelle Realität(en).
 
In: ''Soziale Welt, Sonderband 6, Kultur und Alltag'', hrsg. von
 
Hans-Georg Soeffner, Göttingen: Otto Schwartz & Co. (S. 3-20)
 
 
 
Weber, Max: ''Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der Verstehenden
 
Soziologie'', 5. rev. Aufl., Studienausgabe, Tübingen: Mohr 1990
 
 
 
*  Soziologische Kategorienlehre, 1. Soziologische Grundbegriffe (§5, §6, und §16)
 
 
 
 
 
'''[[Literatur-Denkweisen-Kroell/Weiterfuehrende#4.2 Weiterführende Literaturhinweise| Nächstes Kapitel: 4.2 Weiterführende Literaturhinweise]]<br/>'''
 
----
 
[[#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
 
 
 
 
[[Literatur-Denkweisen-Kroell/zur_sozialwissenschaftlichen Terminologie#4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie| Vorheriges Kapitel: 4.1 Literatur zur sozialwissenschaftlichen Terminologie]]<br/>
 
=4.2 Weiterführende Literaturhinweise=
 
<sup>Verfasst von Friedhelm Kröll und Nicole Pesendorfer</sup>
 
 
 
Adorno, T. W., 1998 (1961): Über Statik und Dynamik als soziologische
 
Kategorien. In: Ders., Soziologische Schriften I., Gesammelte Schriften
 
Bd. 8. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft
 
 
 
Apel, K. O., 1979: Die Erklären/Verstehen-Kontroverse. Frankfurt/M.:
 
Suhrkamp.
 
 
 
Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hg.), 1973: Alltagswissen,
 
Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit Band 1: Symbolischer
 
Interaktionismus und Ethnomethodologie. Rororo-Studium, 54. Reinbek:
 
Rowohlt.
 
 
 
Arbeitsgruppe Bielefelder Soziologen (Hg.), 1973: Alltagswissen,
 
Interaktion und gesellschaftliche Wirklichkeit Band 2: Ethnotheorie und
 
Ethnographie des Sprechens. Rororo-Studium, 55. Reinbek: Rowohlt.
 
 
 
Arendt, H., 2007: Vita activa oder Vom tätigen Leben (6. Aufl.).
 
München: Piper.
 
 
 
Berger, P. L., Luckmann, T., 1969: Die gesellschaftliche Konstruktion
 
der Wirklichkeit: Eine Theorie der Wissenssoziologie. Frankfurt/M.:
 
Fischer.
 
 
 
Bernstein, R. J., 1975 (1971): Praxis und Action. Frankfurt/M.:
 
Suhrkamp.
 
 
 
Bonacker, T., 2005: Sozialwissenschaftliche Konflittheorien --
 
Einleitung und Überblick. In: Ders., Sozialwissenschaftliche
 
Konflikttheorien. Eine wissenschaftliche Einführung. Wiesbaden: VS
 
Verlag.
 
 
 
Bourdieu, P., 1970: Zur Soziologie der symbolischen Formen.
 
Frankfurt/M.: Suhrkamp.
 
 
 
Bourdieu, P., 1998: Die feinen Unterschiede: Kritik der
 
gesellschaftlichen Urteilskraft (10. Aufl). Frankfurt/M: Suhrkamp.
 
 
 
Bourdieu, P.; Wacquant, L. J. D., 1996: Reflexive Anthropologie.
 
Frankfurt/M.: Suhrkamp.
 
 
 
Cassirer, E., 1994: Philosophie der symbolischen Formen. 3 Bände.
 
Reprografischer Nachdruck. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft.
 
 
 
Coleman, J. S., 1994: Grundlagen der Sozialtheorie Band 3. Die
 
Mathematik der sozialen Handlung. Scientia Nova. München: Oldenbourg.
 
 
 
Daston, L.; Galison, P., 2007: Objektivität. Frankfurt: Suhrkamp.
 
 
 
Durkheim, E., 1977 (1893): Über soziale Arbeitsteilung. Studie über die
 
Organisation höherer Gesellschaften, Frankfurt: Suhrkamp.
 
 
 
Freud, S., 1999 (1930): Das Unbehagen in der Kultur. In: Ders.,
 
Gesammelte Werke, Bd. XIV., Werke aus den Jahren 1925-1931. Frankfurt:
 
Fischer.
 
 
 
Gehlen, A., 1986 (1940): Der Mensch: Seine Natur u. seine Stellung in d.
 
Welt (13. Aufl). Wiesbaden: Aula.
 
 
 
Giddens, A., 1988: Die Konstitution der Gesellschaft: Grundzüge einer
 
Theorie der Strukturierung. Frankfurt/M.: Campus.
 
 
 
Gingrich, A.; Zips, W., 2003. Ethnohistorie und Historische
 
Anthropologie. In: B. Beer; H. Fischer (Hg.), Ethnologie. Einführung und
 
Überblick (5. Aufl.). Berlin: Reimer.
 
 
 
Gostmann, P.; Merz-Benz, P-U. (Hg.), 2007: Macht und Herrschaft. Zur
 
Revision zweier soziologischer Grundbegriffe. Wiesbaden: VS Verlag.
 
 
 
Grupe, G., 2005: Anthropologie: Ein einführendes Lehrbuch. Berlin:
 
Springer.
 
 
 
Habermas, J., 1968: Arbeit und Interaktion. In: Ders., Technik und
 
Wissenschaft als "Ideologie". Frankfurt: Suhrkamp.
 
 
 
Habermas, J., 1968: Thesen zur Theorie der Sozialisation: Stichworte und
 
Literatur zur Vorlesung im Sommer-Semester 1968. Frankfurt/M.
 
 
 
Habermas, J., 1987 (1962): Strukturwandel der Öffentlichkeit:
 
Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft (17.
 
Aufl). Darmstadt: Luchterhand.
 
 
 
Habermas, J., 1989: Vorstudien und Ergänzungen zur Theorie des
 
kommunikativen Handelns (3. Aufl). Frankfurt/M.: Suhrkamp.
 
 
 
Habermas, J., 1995 (1981): Theorie des kommunikativen Handelns.
 
Frankfurt/M.: Suhrkamp.
 
 
 
Heckmann, F.; Kröll, F., 1984: Einführung in die Geschichte der
 
Soziologie, Stuttgart: Enke.
 
 
 
Hacking, I., 2002: Was heißt "Soziale Konstruktion"?: Zur Konjunktur
 
einer Kampfvokabel in den Wissenschaften. Frankfurt/M.: Fischer.
 
 
 
Horkheimer, M.; Adorno, T. W., 2006 (1947): Dialektik der Aufklärung:
 
Philosophische Fragmente. Frankfurt/M.: Fischer.
 
 
 
Husserl, E., 1987 (1913): Cartesianische Meditationen: Eine Einleitung
 
in die Phänomenologie (2., durchges. Aufl). Hamburg: Meiner.
 
 
 
G. Ch. Jacobsen, 2008: Sozialstruktur und Gender. Analyse
 
geschlechtsspezifischer Kriminalität mit der Anomietheorie Mertons.
 
Wiesbaden: VS Verlag.
 
 
 
Jäger, W.; Weinzierl, U., 2007: Moderne soziologische Theorien und
 
sozialer Wandel, Wiesbaden: VS Verlag.
 
 
 
Jetzkowitz, J.; Stark, C. (Hg.),2003: Soziologischer Funktionalismus.
 
Zur Methodologie einer Theorietradition. Opladen: Leske + Budrich.
 
 
 
Knußmann, R., 1996: Vergleichende Biologie des Menschen: Lehrbuch der
 
Anthropologie und Humangenetik (2., völlig neu bearb. Aufl). Stuttgart:
 
Fischer.
 
 
 
König, R., 1978: Emile Durkheim zur Diskussion. Jenseits von Dogmatismus
 
und Skepsis, München: Hanser.
 
 
 
Kohli, M. (Hg.), 1978: Soziologie des Lebenslaufs, Darmstadt:
 
Luchterhand.
 
 
 
Kröll, F., 2009: Einblicke. Grundlagen sozialwissenschaftlichen Denkens,
 
Wien: Braumüller.
 
 
 
Luhmann, N., 1968: Zweckbegriff und Systemrationalität. Über die
 
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Luhmann, N., 2004: Einführung in die Systemtheorie (2. Aufl.).
 
Heidelberg: Carl Auer.
 
 
 
Marcuse, L., 1959: Amerikanisches Philosophieren. Pragmatisten.
 
Polytheisten. Tragiker. Hamburg: Rowohlt.
 
 
 
Mead, G. H., 1968 (1934): Geist, Identität und Gesellschaft aus der
 
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From the standpoint of a social behaviorist, 1934). Frankfurt/M.:
 
Suhrkamp.
 
 
 
Mead, G. H., 2008: Philosophie der Erziehung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
 
[Meads Vorlesungen an der Universität Chicago aus den Jahren 1910/11]
 
 
 
Müller, H.-P.; Schmid, M., 1995: Paradigm Lost? Von der Theorie des
 
sozialen Wandels zur Theorie dynamischer Systeme. In: Dies. (Hg.),
 
Sozialer Wandel. Modellbildung und theoretische Ansätze. Frankfurt/M.:
 
Suhrkamp.
 
 
 
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R. Oerter; L. Montada (Hg.), Entwicklungspsychologie. Ein Lehrbuch (4.
 
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Naumann, H. (Hg.), 1973: Der moderne Strukturbegriff. Materialien zu
 
seiner Entwicklung. Darmstadt: Wiss. Buchgesellschaft.
 
 
 
Opp, K.-D.; Wippler, R., 2007: George Caspar Homans (1910-1989). In: D.
 
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Piaget, J., 2003: Meine Theorie der geistigen Entwicklung. Weinheim:
 
Beltz.
 
 
 
Plessner, H., 1981 (1928): Die Stufen des Organischen und der Mensch:
 
Einleitung in die philosophische Anthropologie. Gesammelte Schriften Bd.
 
4. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
 
 
 
Plessner, H., 1981: Macht und menschliche Natur. Gesammelte Schriften
 
Bd. 5. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
 
 
 
Reichertz, J.; Zaboura, N. (Hg.), 2006: Akteur Gehirn - oder das
 
vermeintliche Ende des sinnhaft handelnden und kommunizierenden
 
Subjekts. Eine Kontroverse. Wiesbaden: VS Verlag.
 
 
 
Rickert, H., 1986 (1926): Kulturwissenschaft und Naturwissenschaft.
 
Stuttgart: Reclam.
 
 
 
Riedel, M., 1978: Verstehen oder Erklären?: Zur Theorie und Geschichte
 
der hermeneutischen Wissenschaften. Stuttgart: Klett-Cotta.
 
 
 
Rüschemeyer, D., 1985: Spencer und Durkheim über Arbeitsteilung und
 
Differenzierung: Kontinuität oder Bruch? In: N. Luhmann (Hg.), Soziale
 
Differenzierung. Zur Geschichte einer Idee. Opladen: Westdt. Verl.
 
 
 
Schönrich, G., 1990: Zeichenhandeln. Untersuchungen zum Begriff einer
 
semiotischen Vernunft im Ausgang von Ch. S. Peirce. Frankfurt/M.:
 
Suhrkamp.
 
 
 
Schrenk, F., 1997: Die Frühzeit des Menschen: Der Weg zum Homo sapiens.
 
München: Beck.
 
 
 
Schütz, A., 1993 (1932): Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt: Eine
 
Einleitung in die verstehende Soziologie (6. Aufl). Frankfurt/M.:
 
Suhrkamp.
 
 
 
Schütz, A., 1971: Das Problem der Relevanz. Frankfurt/M.: Suhrkamp.
 
 
 
Schütz, A.; Luckmann, T., 2003 (1979): Strukturen der Lebenswelt.
 
Konstanz: UVK.
 
 
 
Strübing, J., 2004: Grounded Theory. Zur sozialtheoretischen und
 
epistemologischen Fundierung des Verfahrens der empirisch begründeten
 
Theoriebildung. Wiesbaden: VS Verlag.
 
 
 
Weber, M., 1980: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der Verstehenden
 
Soziologie (WuG). Tübingen: Mohr.
 
 
 
Weber, M., 1988: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre (7. Aufl).
 
Tübingen: Mohr.
 
 
 
Wehler, H.-U., 1984: Geschichte und Soziologie. Königstein: Athenäum.
 
 
 
Weymann, A., 1998: Sozialer Wandel. Theorien der Dynamik der modernen
 
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Wiggershaus, R. (Hg.), 1975: Sprachanalyse und Soziologie. Die
 
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Winch, P., 1974: Die Idee der Sozialwissenschaft und ihr Verhältnis zur
 
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Winch, P., 1976: The idea of a social science and its relation to
 
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Wulf, C., 2004: Anthropologie. Geschichte, Kultur, Philosophie. Reinbek:
 
Rowohlt Taschenbuch Verl.
 
 
 
 
 
'''[[STEOP_-_Denkweisen-Kroell|&crarr; Zurück zur Übersicht]]<br/>'''
 
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[[#4.2 Weiterführende Literaturhinweise|&uarr; Nach oben]]<br/>
 

Latest revision as of 12:55, 15 December 2020

Blended Learning Unterstützung am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie

In verschiedenen Projekten [1], an denen das Institut für Kultur- und Sozialanthropologie beteiligt war, entstanden 2005 und 2006 hypermediale Lehr- und Lernunterlagen, die online genutzt werden können. Von 2019 bis 2020 wurden diese inhaltlich unverändert von Marlies Madzar und Clemens Schmid in ein aktuelles Wikiformat überführt. Soweit möglich wurden tote Verlinkungen durch Verweise auf archivierte Versionenen dieser Seiten ersetzt. Für Anregungen, Hinweise und Kommentare, benützen Sie bitte entweder die Diskussionsfunktion [2], oder schreiben Sie ein Mail an clemens.schmid@univie.ac.at

Verweise:
[1] Siehe About Eksa
[2] Siehe Disclaimer

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