Erzeuger/Bio-Bauernhöfe Österreichs
Vorheriges Kapitel: 7 Erzeuger
Contents
7.1 Der Blick auf Bio-Bauernhöfe Österreichs
verfasst von Christian R. Vogl, Susanne Kummer und Anna Hartl
In Österreich gibt es 19.056 Bio-Betriebe, die zusammen eine Fläche von 326.703 ha bewirtschaften (Zahlen für 2003, laut Grüner Bericht 2004, Quelle: www.land.lebensministerium.at[1], 24.05.2005).
Die Bio-Betriebe sind hinsichtlich ihrer Größe, ihres Produktangebotes und ihrer Vermarktungsstrategien sehr unterschiedlich. Ein Beispiel für einen international erfolgreichen Bio- Weinbauern ist der Betrieb der Familie Zillinger. Der Biohof Kettler ist ein Beispiel für einen Betrieb, der sich auf viehlosen Ackerbau spezialisiert hat. Ein Bio-Betrieb, der eine breite Palette von Gemüse (auch alte Kultursorten), Kräutern, Getreide und Ölsaaten anbaut und vermarktet, ist der Biohof Adamah[2] der Arbeitsgemeinschaft Familie Zoubek.
Verweise:
[1] https://web.archive.org/web/2005*/http://www.land.lebensministerium.at
[2] Siehe Kapitel 7.1.3
Inhalt
Weitere Kapitel dieser Lernunterlage
1 Was ist Biologische Landwirtschaft?
2 Rechtliche Rahmenbedingungen
3 Gründerväter
4 Produktpalette
5 Vermarktungsformen
6 Gastronomie und Grossküchen
8 Aufbereiter (Verarbeiter)
9 Bioverbände
10 Konsumenteninformation
11 Aktuelle Entwicklungen
12 Diskussionsfelder
13 Glossar
14 Quellen
7.1.1 Ein Bio-Weinbauer
Die Familie Zillinger aus Velm-Götzendorf im südlichen Weinviertel ist seit vielen Jahren für die hohe Qualität ihrer Weine bekannt. Im Jahre 1673 wurde der Familienbetrieb gegründet. Schon 1985 wurde der gesamte Betrieb auf organisch-biologischen Landbau umgestellt. Für die Forschungsarbeiten am Bioweinsektor wurde Familie Zillinger mit dem NÖ-Umweltpreis ausgezeichnet. Es folgten Auszeichnungen im Rahmen verschiedener Wein-Prämierungen, darunter auch mehrere Goldmedaillen für die Auszeichnung als weltbester Bio-Wein auf der BioFach Nürnberg.
Der Betrieb ist über die Jahre stetig gewachsen und umfasst heute 15ha Weinfläche. Außerdem werden 40ha Ackerland bewirtschaftet. 65% der Weingärten sind mit Rotweinsorten bepflanzt, da die Nachfrage groß ist und der Erfolg der Rotweine für sich spricht. Das ist eine Besonderheit im östlichen Weinviertel, da hier überwiegend Weißwein kultiviert wird.
Der Wein wird zu ca. 55% über den Wiederverkauf vermarktet, also in Naturkostläden, Hofläden, Vinotheken und Biosupermärkte. Außerdem werden 7% über das Internet (an Privatkunden) verkauft. 5% der Vermarktung laufen über Gastronomiebetriebe (hauptsächlich Biohotels und - restaurants). Die restlichen ca. 30% wird an Privatpersonen verkauft, und zwar entweder mittels direkter Zustellung oder mit Paketdienst. Das Sortiment umfasst derzeit 16 Weißweine, 10 Rotweine und 2 Süßweine. Auf dem Betrieb werden auch Weinseminare abgehalten.
Quelle: www.zillinger.at[1]
Verweise:
[1] https://web.archive.org/web/2005*/http://www.zillinger.at
7.1.2 Ein Bio-Getreidebauer
Der Biohof Kettler in Peigarten im Weinviertel hat sich auf den biologischen Ackerbau spezialisiert. Der viehlose Betrieb wird seit 1987 biologisch bewirtschaftet. Er ist Mitglied des Vereins "Organisch-biologischer Ackerbau Weinviertel", einem regionalen Bio-Verband mit etwa 20 Mitgliedern.
Der Schwerpunkt der Produktion am Biohof Kettler liegt auf dem Anbau von Getreide. Außerdem werden Leguminosen (Erbsen), sowie Sonnenblumen, Ölkürbis und andere Ölfrüchte kultiviert. Nach der Ernte wird das Erntegut einem Lohnunternehmen zur Reinigung und Bearbeitung (z.B. Schälen oder Polieren) übergeben. Der Verkauf der Bioprodukte erfolgt in Bauernläden, Naturkostläden und auf Bauernmärkten. Der Lebensmitteleinzelhandel wird nicht beliefert. Vermarktet werden zu 90% Produkte des eigenen Betriebes. Nur bei zu geringen Erntemengen wird von Biobetrieben aus der Region zugekauft.
Der Betrieb wird viehlos bewirtschaftet. Das bedeutet, dass kein Wirtschaftsdünger wie beispielsweise Stallmist zur Düngung der Äcker zur Verfügung steht. Die Zufuhr von Nährstoffen erfolgt über eine ausgewogene Fruchtfolge, die zu je einem Drittel aus Getreide, Leguminosen und Alternativkulturen wie Sonnenblumen oder Ölkürbis besteht. Die Düngung erfolgt über Flächenkompostierung: Die nach der Ernte verbliebenen Pflanzenreste werden in den Acker eingearbeitet, ebenso wie Luzerne, die zur Gründüngung angebaut wird.
7.1.3 Ein Bio-Gemüsebauer
Der Biohof Adamah[1] der Arbeitsgemeinschaft Familie Zoubek in Glinzendorf (Marchfeld) in Niederösterreich baut verschiedenste Sorten von Biogemüse und -Kräutern an. Daneben werden ebenso Getreide und Ölsaaten kultiviert und verarbeitet. Die Arbeitsgemeinschaft betreibt einen Hofladen am Betrieb und bietet ein Hauszustellservice[2] für Kunden in Wien und Umgebung an.
Außerdem werden die Produkte auf Bauernmärkten verkauft und Naturkostläden beliefert. Neben gebräuchlichen Gemüsesorten werden auch wenig verbreitete Pflanzen oder alte Kultursorten angebaut. Dadurch bietet der Hof eine besonders breite Gemüsepalette. Die angebauten Sorten sind bevorzugt ältere und Nicht-Hybrid-Sorten, die nach ihrem Geschmack ausgewählt und durch eigene Auslese erhalten und an den Standort angepasst werden. Die Arbeitsgemeinschaft bietet auch verarbeitete Produkte wie eingelegtes Gemüse, getrocknete Gewürzkräuter, Öle und Getreideprodukte an.
Verweise:
[1] https://web.archive.org/web/2005*/http://www.adamah.at
[2] Siehe Kapitel 5.6.2
Nächstes Kapitel: 7.2 Der Blick auf Bio-Erzeugergemeinschaften