Staatliche Organisationen und Non-Profit-Organisationen
4. Staatliche Organisationen und Non-Profit-Organisationen
Verfasst von Gerlinde Schein und Gertraud Seiser
In diesem Abschnitt werden beispielhaft einige wenige Einblicke in ein Forschungsfeld der Organisationsanthropologie geboten, das in den letzten 20 Jahren insbesondere in der angewandten Kultur- und Sozialanthropologie an Bedeutung gewinnt: die Auseinandersetzung mit bürokratischen Organisationen im Dienstleistungs- und Verwaltungssektor.
Im Bereich der Organisationsanthropologie wird meist sehr grob in Profit- und Non- Profitorganisationen einerseits und in Regierungs- und Nicht- Regierungsorganisationen andererseits unterschieden.
- Primäres Organisationsziel von Profitorganisationen (POs) ist die Erzielung von Gewinn für die EigentümerInnen.
- Non-Profitorganisationen (NPOs) sind private und nicht-staatliche Organisationen, die in erster Linie gesellschaftliche Ziele verfolgen. Das Spektrum reicht von internationalen Organisationen, die sich z.B. auf Katastrophenhilfe spezialisiert haben, wie das Internationale Rote Kreuz, der Rote Halbmond oder Ärzte ohne Grenzen bis hin zum dörflichen Musikverein.
- Regierungsorganisationen (GOs) sind staatlich legitimiert und verfolgen gesetzlich festgelegte Aufgaben.
- Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) sind Zusammenschlüsse von Menschen auf der Basis gemeinsamer Interessen und Ziele, oft um gesellschaftliche Anliegen wie Umweltschutz (Global 2000, Greenpeace) oder Menschenrechte (Human Rights Watch, Amnesty International) auch gegen Regierungen zu vertreten.
Die Grenzen zwischen dem, was als ausschließlich staatliche und was als ausschließlich private Aufgaben wahrgenommen wird, sind fließend und sie werden unterschiedlich interpretiert. Gesundheits- und Bildungswesen sind in vielen Länder seit langem vorwiegend privat organisiert, staatliche Kernbereiche wie die Landesverteidigung, die Ausübung von Polizeigewalt oder das Gefängniswesen weisen inzwischen mancherorts auch private Organisationsformen auf.
Darüber hinaus entstanden nach dem 2. Weltkrieg zahlreiche supranationale (EU, Mercosur, NAFTA, ASEAN etc.) und internationale (UNO, UNESCO, Weltbank etc.) Organisationen auf der Basis von multilateralen Verträgen, die ebenso eigene Verwaltungszentren mit ausgeprägten Organisationsstrukturen und -kulturen hervorgebracht haben.
Inhaltsverzeichnis
4 Staatliche Organisationen und Non-Profit-Organisationen
- 4.1 Dienstleistungseinrichtungen und Verwaltungsorganisationen
- 4.2 Beispiel Universitäten aus organisationsanthropologischer Perspektive
- 4.3 Beispiel Gesundheitswesen
- 4.4 Weiterführende Literatur und Quellen
Weitere Kapitel dieser Lernunterlage
1 "Organisations- und Betriebsanthropologie": Annäherungen und Abgrenzungen
2 Geschichte der Organisations- und Betriebsanthropologie
3 Ausgewähltes aus anderen Disziplinen und der Praxis
5 Profit-Organisationen: Ausgewählte Studien
6 Ethnographische Feldforschung in Organisationen
7. Bildquellen und Lizenzen
Nächstes Kapitel: 4.1 Dienstleistungseinrichtungen und Verwaltungsorganisationen