Produktpalette/Produkte tierischer Herkunft
Vorheriges Kapitel: 4 Produktpalette
Contents
- 1 4.1 Produkte tierischer Herkunft
- 1.1 Inhalt
- 1.2 4.1.1 Richtlinien für Tiere und tierische Erzeugnisse
- 1.3 4.1.2 Rindfleisch
- 1.4 4.1.2.1 Absatz und Vermarktung
- 1.5 4.1.2.2 Marken
- 1.6 4.1.2.2.1 Highlandbeef
- 1.7 4.1.2.2.2 Styria Beef
- 1.8 4.1.2.3 Mutterkuhhaltung
- 1.9 4.1.2.4 Fleischkategorien
- 1.10 4.1.3 Schweinefleisch
- 1.11 4.1.3.1 Entwicklung der Bio-Schweinehaltung
- 1.12 4.1.3.2 Vermarktung
- 1.13 4.1.3.3 Freilandschweine
- 1.14 4.1.4 Huhn und Ei
- 1.15 4.1.5 Fisch
- 1.16 4.1.6 Milch und Milchprodukte
4.1 Produkte tierischer Herkunft
verfasst von Christian R. Vogl, Susanne Kummer und Anna Hartl
Das Bio-Angebot von Produkten tierischer Herkunft umfasst Fleisch und weiterverarbeitete Produkte (z.B. Wurst) vom Rind, Schwein, Lamm, Ziege, Geflügel sowie Fisch. Weitere Produkte sind Eier, Milch & Milchprodukte und Honig. Rindfleisch, Schweinefleisch, Huhn und Eier, sowie Milch und Milchprodukte sind auch im Bio-Sortiment von Supermärkten vertreten. Richtlinien für Tiere und tierische Erzeugnisse sind in der EU-Verordnung 2092/91, im Österreichischen Lebensmittelcodex und in den Verbandsrichtlinien enthalten.
Inhalt
4.1.1 Richtlinien für Tiere und tierische Erzeugnisse
In der biologischen Landwirtschaft gibt es auch Richtlinien für Tiere und tierische Erzeugnisse. Die EU-Verordnung 2092/91[1] enthält seit 1999 Richtlinien für die tierische Produktion auf Biobetrieben. Es sind jedoch nicht alle Nutztierarten darin geregelt: Richtlinien finden sich für Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen, Equiden (Pferdeartige) und Geflügel (EU-VO 2092/91, Anhang I, B).
Neben der EU-VO gilt auch der Österreichische Lebensmittelkodex[2], Kapitel A.8, Teilkapitel B. Im Kodex sind manche Tierhaltungsbereiche geregelt, die in der EU-VO nicht behandelt werden. Als Beispiel ist hier die Bio-Fischhaltung und die Haltung von Wild in Gattern (Dammwild) zu nennen. Ist der Bio-Betrieb außerdem Mitglied in einem Bioverband[3], so sind zusätzlich zu diesen gesetzlichen Mindeststandards die Richtlinien des Verbandes einzuhalten. Diese können über die Standards von EU-VO und Lebensmittelkodex hinausgehende Tierhaltungsrichtlinien enthalten. Ein Beispiel: Der Freiland-Verband hat sich ganz auf die tiergerechte Nutztierhaltung spezialisiert. Seine Tierhaltungsrichtlinien gelten als die strengsten in Österreich.
Wichtige Merkmale der Bio-Tierhaltung sind:
Die Tierhaltung muss flächengebunden erfolgen. Das bedeutet, dass nur so viele Tiere gehalten werden dürfen, wie landwirtschaftliche Nutzflächen (LN) zur Verfügung stehen. In der EU-VO finden sich die höchstzulässigen Tierzahlen je Hektar. Beispielsweise dürfen nur 2 Milchkühe oder 14 Mastschweine pro Hektar LN auf dem Betrieb gehalten werden. Auf einem Betrieb mit 15 Hektar Nutzfläche dürfen also maximal 30 Milchkühe gehalten werden.
Der Wirtschaftsdünger aus der Tierhaltung (z.B. Mist oder Gülle) stellt eine erneuerbare natürliche Nährstoffquelle dar. Durch die Kombination von Pflanzenbau und Tierhaltung wird eine langfristige Erhaltung und Verbesserung der Böden sowie die Entwicklung einer nachhaltigen Landwirtschaft gefördert.
Die artgerechte Haltung der Tiere muss gewährleistet sein. Den Tieren müssen gesetzlich vorgeschriebene Mindeststallflächen zur Verfügung stehen. Sie müssen außerdem Auslauf haben.
Es sind Rassen zu wählen, die die Fähigkeit zur Anpassung an die Umweltbedingungen haben. Einheimischen Rassen und Linien ist der Vorzug zu geben. Außerdem sind Vitalität und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten wichtige Parameter bei der Wahl der Rassen.
Die Fütterung hat mit biologischem Futter zu erfolgen. Ein Anteil von 30% Futter aus Umstellung (d.h. von einem Betrieb, der zwar schon biologisch wirtschaftet, jedoch noch die vorgeschriebene Umstellungszeit zu durchlaufen hat) ist zulässig. Stammt das Umstellungsfutter vom eigenen Betrieb, so ist ein Anteil von 60% erlaubt. Ist eine Versorgung der Tiere nicht gänzlich mit Bio-Futter möglich (z.B. weil es noch nicht in ausreichendem Ausmaß produziert wird), so sind Anteile von maximal 10% (für Pflanzenfresser) bzw. 20% (für alle übrigen Tierarten) an konventionell produziertem Futter zulässig. Der Landwirt hat bei der Kontrollstelle glaubhaft nachzuweisen, dass diese Notwendigkeit besteht. Diese Regelung für konventionelle Futteranteile gilt jedoch nur mehr bis August 2005.
Die Krankheitsvorsorge besteht im wesentlichen in der Wahl geeigneter Rassen und einer artgerechten Haltung. Außerdem wird hochwertiges Futter, dass den physiologischen Bedürfnissen der Tiere entspricht, eingesetzt. Die Tiere haben ausreichend Platz, was zusätzlich Krankheitsdruck und Stress verringert. Dadurch lassen sich viele Krankheiten verhindern. Ist eine Behandlung notwendig, so ist alternativen Heilmethoden wie Phytotherapie oder Homöopathie der Vorzug zu geben. Ist die Behandlung mit chemisch-synthetischen, allopathischen Mitteln aufgrund einer tierärztlichen Diagnose notwendig, so sind die gesetzlichen Wartezeiten (Zeit zwischen Anwendung des Mittels und einer Nutzung der Erzeugnisse dieses Tieres wie Fleisch oder Milch) zu verdoppeln.
Verweise:
[1] Siehe Kapitel 2.1
[2] Siehe Kapitel 2.2
[3] Siehe Kapitel 9
4.1.2 Rindfleisch
Das Rind eignet sich besonders gut für die Haltung auf Bio-Betrieben. Als Wiederkäuer kann es Gras in seinem Organismus aufschließen und nutzen. Daher steht es nicht mit dem Menschen in Konkurrenz um Nahrungsmittel. Außerdem ist in Österreich viel Weideland (Almen!) verfügbar, sodass die Versorgung der Rinder mit artgerechtem Futter (Gras, Heu, Silage) relativ einfach möglich ist. Der Wirtschaftsdünger aus der Rinderhaltung stellt eine wertvolle Nährstoffquelle für den Bio-Betrieb dar.
Aus diesen Gründen werden auf 75% der Biobetriebe Rinder gehalten (BMLFUW 2004: /www.gruener-bericht.at[1]). Durch das große Angebot an Bio-Rindfleisch gestaltet sich der Absatz schwierig. Um neue Vermarktungswege zu erschließen, wurden Markenprogramme ins Leben gerufen.
Eine wichtige Haltungsform der Bio-Rinderhaltung ist die Mutterkuhhaltung. Diese Haltungsform entspricht weitgehend den natürlichen Bedürfnissen der Rinder. In der Vermarktung von Rindfleisch werden verschiedene Kategorien unterschieden. Diese beziehen sich auf das Alter (z.B. Kalb, Jungrind) oder das Geschlecht (z.B. Kalbin, Mastochse) der Tiere.
Verweise:
[1] https://web.archive.org/web/2005*/http://www.gruener-bericht.at
4.1.2.1 Absatz und Vermarktung
Bio-Rindfleisch hat einen bedeutenden Anteil an der Vermarktung von Bioprodukten. Im Jahr 2002 wurden auf etwa 75% der Bio-Betriebe Rinder gehalten (Berechnung nach BMLFUW 2004: /www.gruener-bericht.at[1]). Aufgrund des großen Angebotes an Bio-Rindfleisch werden jedoch nur etwa 10% auch als biologisch vermarktet (BMLFUW 2003: Lebensmittelbericht Österreich). Die Vermarktungslage kann also als angespannt bezeichnet werden. Der größte Teil des Bio- Rindfleisches wird zu konventionellen Preisen verkauft. Und das, obwohl die Bio-Betriebe von denen es stammt, die strengen Bio-Richtlinien einhalten.
Bio-Rindfleisch wird zu etwa gleichen Teilen direkt (im Ab-Hof-Verkauf[2], auf Bauernmärkten[3], in Naturkostläden[4] und in der Gastronomie[5]) sowie indirekt (über Handelsketten, Industrie, Großküchen[6] und den Export) vermarktet. Ein Hoffnungsmarkt ist der EU-Binnenmarkt, da es nur wenige Mitgliedsstaaten gibt, welche ihre Nachfrage aus der eigenen Produktion decken können (BMLFUW 2003: Lebensmittelbericht Österreich).
Verweise:
[1] https://web.archive.org/web/2005*/http://www.gruener-bericht.at
[2] Siehe Kapitel 5.4.3
[3] Siehe Kapitel 5.4.1
[4] Siehe Kapitel 5.3
[5] Siehe Kapitel 6
[6] Siehe Kapitel 6.3
4.1.2.2 Marken
Vermarktungsinitiativen können eine Möglichkeit sein, den Absatz von Bio-Rindfleisch zu steigern. Unter Verwendung von speziellen Markennamen schließen sich Bio-Rinderhalter zusammen, um so die Bekanntheit der Marke für sich nutzen zu können. Außerdem kann durch einen solchen Zusammenschluss die Verhandlungsposition im Umgang mit Partnern aus Lebensmittelhandel und Gastronomie gestärkt werden. Beispiele dafür sind Styria Beef oder Highlandbeef.
4.1.2.2.1 Highlandbeef
Das Bio-Rindfleisch, das unter der Marke Highlandbeef vertrieben wird, stammt von Hochlandrindern aus Mutterkuhhaltung. Das Hochlandrind stammt ursprünglich aus Schottland. Seit 1985 wird es in Österreich gezüchtet. Diese Rasse gilt als sehr robust, anpassungsfähig und winterhart. Daher kann es ganzjährig im Freiland bzw. in stallloser Haltung bei minimalem Arbeitsaufwand gehalten werden. Die Tiere haben außerdem gute Muttereigenschaften, sind fruchtbar, leichtkalbend, langlebig, gesund und gutmütig, weshalb sie sich für die Mutterkuhhaltung gut eignen. Die Hochlandrinderhalter definieren ihren Betriebserfolg über die gute Fleischqualität sowie vermiedene Kosten dieser extensiven Rindermast (z.B. keine Kosten für Kraftfutter), nicht über Hochleistungen in der Mast der Tiere.
Highlandbeef ist die Marke der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Hochlandrinderzüchter. Diese ARGE ist ein Verein, der ohne öffentliche Mittel die Interessen der Mitglieder (Hochlandrinderzüchter) vertritt. Neben der Beratung, Aufklärung und Betreuung der Mitglieder in allen züchterischen, produktions- und absatztechnischen Fragen ist die Erarbeitung von Marketingkonzepten, Erschließung von Vertriebswegen, Erarbeitung von Produktionsrichtlinien und die Organisation einer Qualitätskontrolle erklärtes Ziel. Die ARGE bietet u.a. Ihren Bio-Mitgliedern die Nutzung der Marke Highlandbeef.
Quelle: www.highlandbeef.at[1]
Verweise:
[1] https://web.archive.org/web/2005*/http://www.highlandbeef.at
4.1.2.2.2 Styria Beef
Rinder, die über das Styria Beef-Programm vermarktet werden, stammen aus biologischer Mutterkuhhaltung. Dabei saugen die Kälber bei den Kühen, bis sie im Alter von 10–12 Monaten abgesetzt werden. Die Tiere gehen in keine End- oder Ausmast, sondern werden unmittelbar nach dem Absetzen vermarktet. Die Tiere wachsen bei den Kühen auf, saugen die gesamte Milch der Mutterkuh und haben Gras, Heu oder Silage zur freien Aufnahme zur Verfügung. Wenn Getreide beigefüttert wird, stammt dieses Getreide von Biobetrieben. Styria Beef Rinder erreichen die Schlachtreife im Alter von 10–12 Monaten. In der Vermarktung werden sie daher als Jungrinder bezeichnet.
Eine Besonderheit in der Styria Beef Zucht ist der Einsatz von Zuchttieren der Rasse Limousin. Limousin ist eine französische Fleischrasse mit besonders guter Bemuskelung, einer feinen Faserung und Marmorierung. Diese spezielle Kreuzung bringt mit sich, dass die Fleischqualität besonders gut ist bezüglich Muskelausbildung, Feinfaserigkeit, Zartheit und Fleischfarbe. Styria Beef Jungrindfleisch wird entweder über den Steirischen Fleischrinderverband im Handel vermarktet, oder direkt Ab-Hof von den Betrieben.
Quelle: www.styria-beef.at[1]
Verweise:
[1] https://web.archive.org/web/2005*/http://www.styria-beef.at
4.1.2.3 Mutterkuhhaltung
Die Mutterkuhhaltung ist eine wichtige Haltungsform in der Bio-Rindermast. Darunter versteht man die Haltung von Mutterkühen in Gruppen gemeinsam mit ihrer Nachzucht. Oft ist auch ein Stier ständig in der Gruppe, der die Kühe deckt. Die Haltung erfolgt entweder im Stall mit Auslauf oder in Weidehaltung. Die Kälber können bis zum Erreichen des Schlachtgewichtes in der Mutterkuhgruppe bleiben. Sie wachsen bei den Kühen auf, saugen die gesamte Milch der Mutterkuh und haben Gras, Heu oder Silage zur freien Aufnahme zur Verfügung. Die Mutterkuhhaltung ist eine extensive und arbeitszeitsparende Haltungsform. Darüber hinaus entspricht sie weitgehend den natürlichen Bedürfnissen der Rinder.
Da der direkte Umgang mit den Tieren bei dieser Haltungsform nicht regelmäßig notwendig ist und die Rinder vermehrt sich selbst überlassen sind, können Probleme auftreten. Die Tiere werden scheu, sodass der Umgang mit ihnen und das Einfangen (z.B. bei tierärztlichen Untersuchungen oder bei einem Transport) schwierig wird. Hier liegt es am Tierhalter, eine gute Mensch-Tier- Beziehung schon mit den Kälbern aufzubauen. So kann Stress für Tier und Mensch vermieden werden.
4.1.2.4 Fleischkategorien
In der Rinderhaltung und bei der Vermarktung von Rindfleisch unterscheidet man folgende Kategorien:
- Kalb: Rind bis zu einem Alter von 6 Monaten
- Jungrind: männliches oder weibliches Rind bis zu einem Alter von 12 Monaten
- Mastrind: männliches oder weibliches Rind mit einem Alter von mehr als 12 Monaten
- Ochse: kastriertes männliches Rind
- Weideochse: Ochse, der während des Sommers auf einer (Alm-)Weide gehalten wird
- Kalbin: junge, aber ausgewachsene Kuh, die noch kein Kalb geboren hat
Quelle: www.ama.at[1]
Verweise:
[1] https://web.archive.org/web/2005*/http://www.ama.at
4.1.3 Schweinefleisch
Die Haltung von Bio-Schweinen ist in Österreich eher gering vertreten. Die Vermarktungslage ist angespannt. Das ist vor allem auf die geringe Nachfrage von Bio- Schweinefleisch aufgrund des höheren Preises zurückzuführen. Außerdem hat Schweinefleisch bei den ernährungsbewussten KonsumentInnen zu Unrecht ein schlechtes Image.
Die Haltung im Freiland, die in den Jahren 2001 und 2002 große Aufmerksamkeit erregte und dadurch ausgeweitet wurde, erlebte ab 2003 einen Rückgang. In der Zukunft wird man verstärkt Aufklärungsarbeit zu den Vorzügen des Bio-Schweinefleisches leisten und neue Vermarktungswege erschließen müssen. Der Qualitätsbegriff bedarf einer Überarbeitung, will man sich von konventionellem Fleisch abgrenzen können.
4.1.3.1 Entwicklung der Bio-Schweinehaltung
Die Haltung von Bioschweinen ist wenig verbreitet in Österreich. 2002 betrug der Anteil von Bioschweinen am gesamten Schweinebestand nur 0,95%, stieg jedoch 2002 und 2003 um etwa 15% auf 1,2% des Gesamtbestandes an.
Herrschte 2002 noch ein Mangel an Bio-Schweinefleisch, so gab es im Frühjahr 2004 erstmals Überproduktion, da viele Betriebe aufgrund der hohen Nachfrage 2002 auf Bio-Schweinemast umgestiegen sind. Bio-Schweinefleisch wird deshalb teilweise nicht als "Bio" in den Handelsketten vermarktet und zum konventionellen Preis verkauft.
Die meisten Bioschweine werden in mit Stroh eingestreuten Ställen mit Auslauf gehalten. Bis 2010 sind noch Übergangsregelungen wirksam, die besonders im Bereich der Ferkelaufzucht die Haltung ohne Auslauf erlauben. Die Freilandhaltung von Schweinen, die ab dem Jahr 2001 einen großen Aufschwung erlebte und auch verstärkt in den Medien präsent war, ist im Jahr 2004 stark im Abnehmen begriffen.
4.1.3.2 Vermarktung
Derzeit wird nach groben Schätzungen ein Drittel des Bio-Schweinefleisches direkt vermarktet[1]. Die anderen zwei Drittel werden über die "Erzeugergemeinschaft Bioschwein" abgesetzt, die den Lebendmittelhandel und Großküchen versorgt. In diese Schätzungen nicht einbezogen sind Bioschweine, die für die Selbstversorgung auf Biobetrieben gehalten werden.
Nachdem bis zum Jahr 2003 die Bio-Schweinehaltung in Österreich stagnierte bzw. leicht rückläufig war, kam es Ende 2003 zu einem Anstieg in diesem Sektor. Gab es 2002 noch einen Mangel an Bio-Schweinefleisch, so sprechen Experten 2004 schon von einer Überproduktion. Die Gründe dafür liegen in der Vermarktung des Fleisches, die hauptsächlich über die großen Handelsketten[2] läuft. In den Supermärkten wird das Bio-Schweinefleisch jedoch aufgrund seines um 70-100% höheren Preises wenig nachgefragt. Die Gründe für den Mehrpreis sind längere Mastzeiten, höherer Platzbedarf und teures Biofutter. Außerdem hat Schweinefleisch den Ruf, nicht so gesund zu sein, was besonders Bio-Konsumenten zu anderen Lebensmitteln greifen lässt.
Die Vermarktung über Großküchen[3] wird als schwierig bezeichnet, da der Mehrpreis dazu führt, auf billigeres Biofleisch zurückzugreifen. Beim Rindfleisch ist der Preisunterschied zwischen Bio und Konventionell geringer, da in der Rindermast die Futtermittel günstiger sind. Ein weiteres Problem in der Vermarktung ist der Qualitätsbegriff bei Schweinefleisch, der besonders mageres Fleisch verlangt. Diese Qualitätsklassen gelten auch für Biofleisch, obwohl erwiesen ist, dass ein etwas höherer Fettanteil den Geschmack positiv beeinflusst. Hier wäre eine Neudefinition des Qualitätsbegriffes für Bioschweinefleisch dringend notwendig, um sich geschmacklich von konventionellen Produkten abheben zu können.
Verweise:
[1] Siehe Kapitel 5.4
[2] Siehe Kapitel 5.2
[3] Siehe Kapitel 6
4.1.3.3 Freilandschweine
Eine mögliche Alternative, die Investitionskosten für Stallum- und Stallneubauten zu umgehen, ist die Freilandhaltung von Hausschweinen. Die Freilandhaltung ist eine natürliche Form der Tierhaltung. Sie wird aber nur dann den Bedürfnissen der Tiere gerecht, wenn gewisse Voraussetzungen gegeben sind. Dabei muss sich ein Freiland-Schweinehalter bewusst sein, dass diese Form der Haltung hohe Ansprüche an das Management und die Mensch-Tier- Beziehung stellt.Schweine sind in der Freilandhaltung anspruchsvoller als beispielsweise Rinder. Sie benötigen ausreichend Futter und haben dabei einen höheren Eiweißbedarf als Wiederkäuer. Bei extensiver Mast im Freiland verlängert sich die Mastdauer, was höhere Kosten verursacht. Außerdem sind geeignete Rassen für die Freilandhaltung zu wählen, die jedoch meist fetteres Fleisch haben als intensive Mastrassen. Das führt wieder zu Preisabschlägen (Laister 2003).
4.1.4 Huhn und Ei
In der Haltung von Bio-Hühnern werden langsamer wachsende Rassen verwendet. Durch die Freilandhaltung können sich die Hühner ständig bewegen, ihr Fleisch ist dadurch besser durchblutet. Das Fleisch von Bio-Hühnern ist viel aromatischer und weniger wässrig als das von konventionell gehaltenen Hybridrassen.
Bio-Hühner werden artgerecht gehalten. Das heißt z.B. sie haben freien Auslauf mit Gebüschen und Bäumen als Schutz vor Greifvögeln, Scharr- und Sandbademöglichkeiten, Sitzstangen in unterschiedlicher Höhe und die Möglichkeit ihr Futter vom Boden aufzupicken. Sie werden in Familienverbänden mit Hahn gehalten.
Die meisten konventionellen Eier stammen noch immer aus Legebatteriehaltung. Bei Eiern wird mit vielen Begriffen geworben: es gibt Eier von glücklichen Hühnern (eine zwar schöne, aber inhaltlich wertlose Aussage), Eier aus Bodenhaltung (damit ist der Stallboden gemeint) und Eier aus Freilandhaltung (hier sind die Hühner zwar tatsächlich im Freien, allerdings werden sie konventionell ernährt). Der entscheidende Unterschied bei Eiern aus biologischer Landwirtschaft ist neben der artgerechten Tierhaltung (Freilandhaltung) die Fütterung mit Futter aus biologischem Anbau und das Verbot von Antibiotika.
Quelle: www.bio-erleben.at[1]
Verweise:
[1] https://web.archive.org/web/2005*/http://www.bio-erleben.at
4.1.5 Fisch
In der EU-Verordnung 2092/91, die die rechtliche Grundlage und Mindestanforderung für die biologische Landwirtschaft in Österreich darstellt, ist der Bereich der biologischen Aquakultur bislang nicht geregelt. Regelungen dazu finden sich den Richtlinien mancher Bioverbände, wie beispielsweise beim Ernte-Verband oder beim Freiland-Verband. Im österreichischen Lebensmittelcodex finden sich im Kapitel A.8, Teilkapitel B Regelungen für die biologische Karpfenzucht.
In Österreich ist die "Arge Biofisch" ein wichtiger Ansprechpartner für diesen Bereich der Biolandwirtschaft. Diese Arbeitsgemeinschaft wurde 1994 gegründet. Sie vereint 14 Bio- Karpfenzuchtbetriebe und 7 Bio-Forellenbetriebe. Mit 300 ha Teichfläche sind das etwa 10% der gesamten Teichfläche Österreichs. Die "Arge Biofisch" setzt sich für die Grundsätze der biologischen Wirtschaftsweise auf dem Gebiet der Fischzucht ein.
In der biologischen Fischzucht sind folgende Praktiken verboten:
- Einsatz chemischer Wachstumsförderer
- Einsatz von Hormonen
- Anwendung von Gentechnik
- Einsatz synthetischer Zusatzstoffe in den Futtermitteln
- Anwendung von Spritz- und Düngemitteln
Quelle: www.biofisch.at[1]
Verweise:
[1] https://web.archive.org/web/2005*/http://www.biofisch.at
4.1.6 Milch und Milchprodukte
Aufgrund des hohen Gebirgsanteils an der Gesamtfläche Österreichs hat die Haltung von Rindern und Milchvieh eine hohe Bedeutung in Österreich. Das Gras der Almen und Weiden kann vom Wiederkäuer Rind optimal verwertet werden. Somit steht das Rind in keiner Nahrungskonkurrenz zum Menschen, wie das beispielsweise beim Schwein der Fall ist.
Die Verarbeitung der Milch zu Käse und anderen Milchprodukten hat in Österreich eine lange Tradition. Milchprodukte werden gerne konsumiert. Im Jahr 2003 lag der Pro-Kopf-Konsum von Trinkmilch und Joghurt bei 78 Liter pro Jahr. Der Durchschnittsösterreicher isst außerdem 19,5 kg Käse pro Jahr (Daten AMA Marketing, 2003). Das Angebot an Milchprodukten in Naturkostläden umfasst nicht nur Kuhmilch, sondern auch Schaf- und Ziegenmilch und -milchprodukte. In Österreich arbeiten 15% der Milchbetriebe nach den Richtlinien der biologischen Landwirtschaft. 18% der Milchkühe leben auf Biohöfen (Zehetgruber 2004). Derzeit wird jedoch nur ein Teil der biologisch produzierten Milch auch tatsächlich als "Bio" vermarktet. Die restliche Milch wird ohne Bio-Preiszuschlag wie konventionell produzierte Milch vermarktet. Der Bio-Milchmarkt ist in den letzten zwei Jahren durch stagnierendes Wachstum und niedrige Erzeugerpreise gekennzeichnet (Schomborg 2004).
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