Difference between revisions of "Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung - Rituelle Körperhaltung & ekstatische Trance nach Felicitas Goodman"
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Prof. Dr. Felicitas Goodman, '''1914''' in Budapest geboren, verbrachte ihre Kindheit unter den Wirrnissen des ersten Weltkrieges in Ungarn, Rumänien und Deutschland. Sie studierte in Heidelberg und erwarb 1936 ein Diplom als '''Lehrerin und''' '''Übersetzerin''' in englischer Sprache. Mit ihrem Mann und den ersten drei von vier Kindern wanderte sie 1947 nach Amerika aus, wo sie als mehrsprachige wissenschaftliche Übersetzerin arbeitete. | Prof. Dr. Felicitas Goodman, '''1914''' in Budapest geboren, verbrachte ihre Kindheit unter den Wirrnissen des ersten Weltkrieges in Ungarn, Rumänien und Deutschland. Sie studierte in Heidelberg und erwarb 1936 ein Diplom als '''Lehrerin und''' '''Übersetzerin''' in englischer Sprache. Mit ihrem Mann und den ersten drei von vier Kindern wanderte sie 1947 nach Amerika aus, wo sie als mehrsprachige wissenschaftliche Übersetzerin arbeitete. | ||
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<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
− | + | [[File:rebetrance-2_1.jpg|thumb|450x702px|right|''Foto: Felicitas Goodman in ihrem Institut in Cuyamungue mit einer Büffelfigur aus Alabaster (Hermine Brzobohaty-Theuer © 1989)'']] | |
− | [[File:rebetrance-2_1.jpg|450x702px|''Foto: Felicitas Goodman in ihrem Institut in Cuyamungue mit einer Büffelfigur aus Alabaster (Hermine Brzobohaty-Theuer © 1989)'']] | ||
Die Fähigkeit zur Ekstase, die Felicitas Goodman seit frühen Jahren kannte, war für ihren Lebensweg entscheidend. In ihrer Kindheit – so schreibt Felicitas Goodman in ihrem Buch '''´Wo die Geister auf den Winden reiten´''' - konnte sie die Welt um sich zum '''´''' Glühen'''´''' bringen – eine innere Tür öffnete sich und, wenn sie hindurchtrat, empfand sie eine köstliche Wandlung, alles rundum war wie verzaubert. Mit der Pubertät jedoch trat eine plötzliche Wende ein. Der frisch gefallene Schnee, das goldene Sonnenlicht am Morgen, der Geruch der Pferde, alles war das gleiche wie immer und doch – der Zauber war vorbei. | Die Fähigkeit zur Ekstase, die Felicitas Goodman seit frühen Jahren kannte, war für ihren Lebensweg entscheidend. In ihrer Kindheit – so schreibt Felicitas Goodman in ihrem Buch '''´Wo die Geister auf den Winden reiten´''' - konnte sie die Welt um sich zum '''´''' Glühen'''´''' bringen – eine innere Tür öffnete sich und, wenn sie hindurchtrat, empfand sie eine köstliche Wandlung, alles rundum war wie verzaubert. Mit der Pubertät jedoch trat eine plötzliche Wende ein. Der frisch gefallene Schnee, das goldene Sonnenlicht am Morgen, der Geruch der Pferde, alles war das gleiche wie immer und doch – der Zauber war vorbei. | ||
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Die Sehnsucht nach einer anderen Dimension war für ihr ganzes zukünftiges Leben entscheidend geworden. Erst nach ihrer Auswanderung in die USA begann sich das Tor in eine andere Wirklichkeit durch den Kontakt mit der indianischen '''Pueblo Kultur''' wieder zu öffnen. In visionsartigen Träumen wurde sie in diese neue fremdartige Welt eingeladen, was sie als Anstoß nahm, 1963 einen über hundert Hektar großen rauen Landstrich in New Mexiko zu erwerben, auf dem sie später ihr Institut gründete. | Die Sehnsucht nach einer anderen Dimension war für ihr ganzes zukünftiges Leben entscheidend geworden. Erst nach ihrer Auswanderung in die USA begann sich das Tor in eine andere Wirklichkeit durch den Kontakt mit der indianischen '''Pueblo Kultur''' wieder zu öffnen. In visionsartigen Träumen wurde sie in diese neue fremdartige Welt eingeladen, was sie als Anstoß nahm, 1963 einen über hundert Hektar großen rauen Landstrich in New Mexiko zu erwerben, auf dem sie später ihr Institut gründete. | ||
− | [[File:rebetrance-2_2.jpg|454x276px|''Foto: Zwei Skulpturen und das Studentengebäude am Institut (Cuyamungue Institut © 1995)'']] | + | [[File:rebetrance-2_2.jpg|thumb|454x276px|right|''Foto: Zwei Skulpturen und das Studentengebäude am Institut (Cuyamungue Institut © 1995)'']] |
In ihrer universitären Laufbahn, die sie 1968 einschlug, konnte Felicitas Goodman sich wieder schrittweise dem Phänomen der Ekstase annähern und es gelang ihr, grundlegende Meilensteine in der '''Tranceforschung[[Tranceforschung_durch_Felicitas_Goodman/Bourguignon#4.1 Trancestudie unter Erika Bourguignon|[1]]]''' zu setzen. | In ihrer universitären Laufbahn, die sie 1968 einschlug, konnte Felicitas Goodman sich wieder schrittweise dem Phänomen der Ekstase annähern und es gelang ihr, grundlegende Meilensteine in der '''Tranceforschung[[Tranceforschung_durch_Felicitas_Goodman/Bourguignon#4.1 Trancestudie unter Erika Bourguignon|[1]]]''' zu setzen. | ||
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1979, nach ihrer Pensionierung und nach der Entdeckung der rituellen Trancehaltungen, gründete sie an ihrem Platz in New Mexiko das '''Cuyamungue Institut[http://www.cuyamungueinstitute.com/ [2]]''', benannt nach einer früher in dieser Gegend bedeutenden indianischen Siedlung. Das Institut diente der Erforschung und Weitergabe der von ihr entwickelten Trancetechnik. Im intensiven Austausch mit der indianischen Bevölkerung und durch den direkten Kontakt mit den Geistwesen der anderen Wirklichkeit wurde dieser Platz zu ihrer spirituelle Heimat. | 1979, nach ihrer Pensionierung und nach der Entdeckung der rituellen Trancehaltungen, gründete sie an ihrem Platz in New Mexiko das '''Cuyamungue Institut[http://www.cuyamungueinstitute.com/ [2]]''', benannt nach einer früher in dieser Gegend bedeutenden indianischen Siedlung. Das Institut diente der Erforschung und Weitergabe der von ihr entwickelten Trancetechnik. Im intensiven Austausch mit der indianischen Bevölkerung und durch den direkten Kontakt mit den Geistwesen der anderen Wirklichkeit wurde dieser Platz zu ihrer spirituelle Heimat. | ||
− | [[File:rebetrance-2_3.jpg|450x304px|''Foto: Felicitas Goodman mit ihrer Trommel vor der Kiva, einem halb unterirdisch angelegten Ritualraum, den sie auf dem Gelände ihres Instituts in New Mexiko errichtet hat (Hermine Brzobohaty-Theuer © 1989)'']] | + | [[File:rebetrance-2_3.jpg|thumb|450x304px|right|''Foto: Felicitas Goodman mit ihrer Trommel vor der Kiva, einem halb unterirdisch angelegten Ritualraum, den sie auf dem Gelände ihres Instituts in New Mexiko errichtet hat (Hermine Brzobohaty-Theuer © 1989)'']] |
Als Wissenschaftlerin und '''Pionierin der Tranceforschung''' hat Felicitas Goodman wesentlich dazu beigetragen, Trance und Ekstase aus dem zu ihrer Zeit | Als Wissenschaftlerin und '''Pionierin der Tranceforschung''' hat Felicitas Goodman wesentlich dazu beigetragen, Trance und Ekstase aus dem zu ihrer Zeit | ||
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[[Tranceforschung_durch_Felicitas_Goodman/Bourguignon#4.1 Trancestudie unter Erika Bourguignon|[1] Siehe Kapitel 4.1]]<br /> | [[Tranceforschung_durch_Felicitas_Goodman/Bourguignon#4.1 Trancestudie unter Erika Bourguignon|[1] Siehe Kapitel 4.1]]<br /> | ||
[http://www.cuyamungueinstitute.com/ [2] http://www.cuyamungueinstitute.com/]<br /> | [http://www.cuyamungueinstitute.com/ [2] http://www.cuyamungueinstitute.com/]<br /> | ||
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=2 Rituelle Körperhaltungen als Tore in die andere Wirklichkeit= | =2 Rituelle Körperhaltungen als Tore in die andere Wirklichkeit= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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''„Die in der Kunst versunkener Kulturen bewahrten außerordentlich abwechslungsreichen Körperhaltungen sind in Wirklichkeit '''in sich geschlossene Rituale''' und erstehen ohne die Notwendigkeit, die dazugehörige, meist unbekannte Kultur zu übernehmen, unter '''Hinzufügen einer rhythmischen Anregung''' zu neuem Leben.“ …''schreibt Felicitas Goodman in ihrem Buch „''Trance, der uralte Weg zu religiösem Erleben''“ über die von ihr 1977 entdeckte Bedeutung überlieferter Körperhaltungen). | ''„Die in der Kunst versunkener Kulturen bewahrten außerordentlich abwechslungsreichen Körperhaltungen sind in Wirklichkeit '''in sich geschlossene Rituale''' und erstehen ohne die Notwendigkeit, die dazugehörige, meist unbekannte Kultur zu übernehmen, unter '''Hinzufügen einer rhythmischen Anregung''' zu neuem Leben.“ …''schreibt Felicitas Goodman in ihrem Buch „''Trance, der uralte Weg zu religiösem Erleben''“ über die von ihr 1977 entdeckte Bedeutung überlieferter Körperhaltungen). | ||
− | [[File:rebetrance-3_1.jpg|401x552px|''Foto: Das „Paar von Cernavoda“ als Beispiel für eine rituelle Körperhaltung vermittelt ein heilendes Erleben. Mann und Frau nehmen dabei unterschiedliche Positionen ein. Die beiden Figuren wurden zusammen in einem Grab im Donaudelta (5000 v.u.Z.) bei der heutigen rumänischen Stadt Cernavoda entdeckt (ORF © Nachlese 7/96: 22)'']] | + | [[File:rebetrance-3_1.jpg|thumb|401x552px|right|''Foto: Das „Paar von Cernavoda“ als Beispiel für eine rituelle Körperhaltung vermittelt ein heilendes Erleben. Mann und Frau nehmen dabei unterschiedliche Positionen ein. Die beiden Figuren wurden zusammen in einem Grab im Donaudelta (5000 v.u.Z.) bei der heutigen rumänischen Stadt Cernavoda entdeckt (ORF © Nachlese 7/96: 22)'']] |
Felicitas Goodman entdeckte, dass die vielen, teils recht merkwürdigen Körperhaltungen in der Kunst der nichtwestlichen Welt, die seit Tausenden von Jahren quer über alle Kulturen immer wieder auftauchen, ein subtiles Kommunikationssystem beinhalten. Grabbeigaben, Felsritzungen, Statuetten sind eine in Form gebrachte Codierung höchsten Wissens um die andere Wirklichkeit und die Wege dorthin. Wenn wir eine dieser rituellen Körperhaltungen einnehmen und zum gleichförmigen Rhythmus einer Rassel oder Trommel in Trance gehen, entschlüsselt sich der Code und der entsprechende öffnet sich. | Felicitas Goodman entdeckte, dass die vielen, teils recht merkwürdigen Körperhaltungen in der Kunst der nichtwestlichen Welt, die seit Tausenden von Jahren quer über alle Kulturen immer wieder auftauchen, ein subtiles Kommunikationssystem beinhalten. Grabbeigaben, Felsritzungen, Statuetten sind eine in Form gebrachte Codierung höchsten Wissens um die andere Wirklichkeit und die Wege dorthin. Wenn wir eine dieser rituellen Körperhaltungen einnehmen und zum gleichförmigen Rhythmus einer Rassel oder Trommel in Trance gehen, entschlüsselt sich der Code und der entsprechende öffnet sich. | ||
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[[Publikationen#6 Publikationen|6 Publikationen]]<br/> | [[Publikationen#6 Publikationen|6 Publikationen]]<br/> | ||
[[Bibliographie#7 Bibliographie|7 Bibliographie]]<br/> | [[Bibliographie#7 Bibliographie|7 Bibliographie]]<br/> | ||
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'''[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Entdeckung#2.1 Die Entdeckung der rituellen Körperhaltungen|Nächstes Kapitel: 2.1 Die Entdeckung der rituellen Körperhaltungen]]'''<br/> | '''[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Entdeckung#2.1 Die Entdeckung der rituellen Körperhaltungen|Nächstes Kapitel: 2.1 Die Entdeckung der rituellen Körperhaltungen]]'''<br/> | ||
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=2.1 Die Entdeckung der rituellen Körperhaltungen= | =2.1 Die Entdeckung der rituellen Körperhaltungen= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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Das '''religiöse Erleben''', die '''direkte Erfahrung einer anderen Wirklichkeit''', war Mittelpunkt der Forschungen von Felicitas Goodman. | Das '''religiöse Erleben''', die '''direkte Erfahrung einer anderen Wirklichkeit''', war Mittelpunkt der Forschungen von Felicitas Goodman. | ||
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Als sie schon an der Denison Universität in Ohio unterrichtete, baten ihre Studenten sie darum, ihnen die Trance „beizubringen“. Aus ihren Feldforschungen bei den Pfingstgemeinden in Yucatán waren ihr die '''Rahmenbedingungen[[Tranceforschung_durch_Felicitas_Goodman/Glossolalie#4.2.2 Rahmenbedingungen für das Eintreten in der Trance|[1]]]''' für ein religiöses Ritual bekannt, und sie versuchte diese auf die universitäre Umgebung zu übertragen. Felicitas Goodman wies die Studenten an, sich in einer für sie geeigneten Weise zu bewegen oder zu positionieren und rasselte mit einer einfachen '''Kürbisrassel''', wie sie von Pueblo-Indianern in Neumexiko verwendet wurde, in einem konstanten Rhythmus von '''210 bpm''' eine Viertelstunde lang. Die Studenten erlebten fast alle einen anderen Bewusstseinszustand, die Erfahrungen waren jedoch nicht konstant. Sie hatten zwar visuelle und auditive Wahrnehmungen und stellten körperliche Veränderungen fest, schienen aber ziellos in anderen Bewusstseinsräumen herumzuirren. | Als sie schon an der Denison Universität in Ohio unterrichtete, baten ihre Studenten sie darum, ihnen die Trance „beizubringen“. Aus ihren Feldforschungen bei den Pfingstgemeinden in Yucatán waren ihr die '''Rahmenbedingungen[[Tranceforschung_durch_Felicitas_Goodman/Glossolalie#4.2.2 Rahmenbedingungen für das Eintreten in der Trance|[1]]]''' für ein religiöses Ritual bekannt, und sie versuchte diese auf die universitäre Umgebung zu übertragen. Felicitas Goodman wies die Studenten an, sich in einer für sie geeigneten Weise zu bewegen oder zu positionieren und rasselte mit einer einfachen '''Kürbisrassel''', wie sie von Pueblo-Indianern in Neumexiko verwendet wurde, in einem konstanten Rhythmus von '''210 bpm''' eine Viertelstunde lang. Die Studenten erlebten fast alle einen anderen Bewusstseinszustand, die Erfahrungen waren jedoch nicht konstant. Sie hatten zwar visuelle und auditive Wahrnehmungen und stellten körperliche Veränderungen fest, schienen aber ziellos in anderen Bewusstseinsräumen herumzuirren. | ||
− | [[File:rebetrance-4_1.jpg|454x341px|''Foto: Von Pueblo-Indianern rituell gefertigte Kürbisrasseln aus New Mexico, wie sie Felicitas Goodman verwendete'' ''(Susanne Jarausch © 2008)'']] | + | [[File:rebetrance-4_1.jpg|thumb|454x341px|right|''Foto: Von Pueblo-Indianern rituell gefertigte Kürbisrasseln aus New Mexico, wie sie Felicitas Goodman verwendete'' ''(Susanne Jarausch © 2008)'']] |
Vier Jahre lang hat sie mit ihren Studenten experimentiert, um schließlich feststellen zu müssen, dass eine solche '''Anregung nicht automatisch zu einem religiösen Erleben''' führt. Das Erleben hat zu sehr gestreut, es fehlte etwas Spezifisches, ein religiöses Ritual aus dem kulturellen Hintergrund, um die Verbindung zur anderen Wirklichkeit herzustellen. „Es handelt sich um einen neurophysiologischen Vorgang, der nur durch die in der betreffenden Kultur enthaltenen Signale einen Inhalt erhält“, fasste sie das Ergebnis zusammen (Goodman 1989: 29). | Vier Jahre lang hat sie mit ihren Studenten experimentiert, um schließlich feststellen zu müssen, dass eine solche '''Anregung nicht automatisch zu einem religiösen Erleben''' führt. Das Erleben hat zu sehr gestreut, es fehlte etwas Spezifisches, ein religiöses Ritual aus dem kulturellen Hintergrund, um die Verbindung zur anderen Wirklichkeit herzustellen. „Es handelt sich um einen neurophysiologischen Vorgang, der nur durch die in der betreffenden Kultur enthaltenen Signale einen Inhalt erhält“, fasste sie das Ergebnis zusammen (Goodman 1989: 29). | ||
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„Ich wünschte, ich könnte noch einmal das Staunen über die Verzauberung erleben, die mich damals in ihren Bann schlug, als wir anfingen, diese neue Möglichkeit zu erforschen. “ '''' (Goodman 1989: 32) | „Ich wünschte, ich könnte noch einmal das Staunen über die Verzauberung erleben, die mich damals in ihren Bann schlug, als wir anfingen, diese neue Möglichkeit zu erforschen. “ '''' (Goodman 1989: 32) | ||
− | [[File:rebetrance-5_1.jpg|455x348px|''Foto: Die Felsmalerei aus der Höhle von Lascaux aus der Altsteinzeit zeigt einen Mann mit den Kennzeichen eines Schamanen (Schamanenstab, Vogelmaske), der in einem Winkel von 37 Grad zur Horizontalen liegt'']] | + | [[File:rebetrance-5_1.jpg|thumb|455x348px|right|''Foto: Die Felsmalerei aus der Höhle von Lascaux aus der Altsteinzeit zeigt einen Mann mit den Kennzeichen eines Schamanen (Schamanenstab, Vogelmaske), der in einem Winkel von 37 Grad zur Horizontalen liegt'']] |
Wie sich herausstellte, vermittelt die Haltung in dieser Schräglage das Erleben einer '''Seelenreise in die obere Welt'''. Der Winkel von 37 Grad ist auch in anderen Haltungen für ein Reiseerlebnis in obere Gefilde maßgebend. | Wie sich herausstellte, vermittelt die Haltung in dieser Schräglage das Erleben einer '''Seelenreise in die obere Welt'''. Der Winkel von 37 Grad ist auch in anderen Haltungen für ein Reiseerlebnis in obere Gefilde maßgebend. | ||
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'''Verweise:'''<br /> | '''Verweise:'''<br /> | ||
[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Herkunft#2.2.2 Die Fanny — die älteste Haltung|[1] Siehe Kapitel 2.2.2]]<br /> | [[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Herkunft#2.2.2 Die Fanny — die älteste Haltung|[1] Siehe Kapitel 2.2.2]]<br /> | ||
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=2.2 Herkunft und Verbreitung der rituellen Körperhaltungen= | =2.2 Herkunft und Verbreitung der rituellen Körperhaltungen= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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− | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-6_1.jpg|294x122px|''Abbildung: Vier Darstellungen zeigen die rituelle Körperhaltung „das Rufen der Tiere“:'' ''Ein Spindelgewicht, Cowichan (amerikanische NW-Küste) 19. Jh.; eine Felszeichnung aus Kalifornien; eine Tonfigur von Cochiti Pueblo, Neumexiko und eine Felszeichnung aus Korgsta, Schweden. (Goodman 1989: 75)'']]</li> | + | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-6_1.jpg|thumb|294x122px|right|''Abbildung: Vier Darstellungen zeigen die rituelle Körperhaltung „das Rufen der Tiere“:'' ''Ein Spindelgewicht, Cowichan (amerikanische NW-Küste) 19. Jh.; eine Felszeichnung aus Kalifornien; eine Tonfigur von Cochiti Pueblo, Neumexiko und eine Felszeichnung aus Korgsta, Schweden. (Goodman 1989: 75)'']]</li> |
− | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-6_2.jpg|294x134px]]</li> | + | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-6_2.jpg|thumb|294x134px|right]]</li> |
</ul></div> | </ul></div> | ||
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Die Haltung mit dem '''Bärengeist[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Inhalte#2.4.1 Eine Begegnung mit dem Bärengeist|[1]]]''', eine '''Heilhaltung''', ist '''seit mindestens siebentausend Jahren auf der ganzen Welt''' sowohl bei den Jägerstämmen wie auch bei den Gartenbauvölkern und den nomadisierenden Hirten Sibiriens bekannt. | Die Haltung mit dem '''Bärengeist[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Inhalte#2.4.1 Eine Begegnung mit dem Bärengeist|[1]]]''', eine '''Heilhaltung''', ist '''seit mindestens siebentausend Jahren auf der ganzen Welt''' sowohl bei den Jägerstämmen wie auch bei den Gartenbauvölkern und den nomadisierenden Hirten Sibiriens bekannt. | ||
− | [[File:rebetrance-7_1.jpg|455x208px | + | [[File:rebetrance-7_1.jpg|thumb|455x208px|left|''Abbildung: Weltkarte aus Goodman 1989: 130,131'']] |
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− | ''Abbildung: Weltkarte aus Goodman 1989: 130,131'' | ||
Sie ist eine der häufigsten Haltungen, auf den Kykladen allein wurden 34 dieser Haltungen gefunden. Die folgende Abbildung zeigt Darstellungen aus verschiedenen Kulturen: | Sie ist eine der häufigsten Haltungen, auf den Kykladen allein wurden 34 dieser Haltungen gefunden. Die folgende Abbildung zeigt Darstellungen aus verschiedenen Kulturen: | ||
− | [[File:rebetrance-7_2.jpg|455x662px|graphic]]''Abbildung: Darstellungen aus verschiedenen Kulturen (Goodman 1989: 132,133)'' | + | [[File:rebetrance-7_2.jpg|thumb|455x662px|right|graphic]]''Abbildung: Darstellungen aus verschiedenen Kulturen (Goodman 1989: 132,133)'' |
''Abb. 25: Kreta 5000 bis 4000 v.u.Z.,'' | ''Abb. 25: Kreta 5000 bis 4000 v.u.Z.,'' | ||
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''Abb. 29: Steinfigur, Rhea County, Tennessee, 1300 bis 1700 n.u.Z.,'' | ''Abb. 29: Steinfigur, Rhea County, Tennessee, 1300 bis 1700 n.u.Z.,'' | ||
− | [[File:rebetrance-7_3.jpg|401x593px|graphic]]''Abb. 30a: Holzfigur von den Gilyaken an der Mündung des Amur, Sibirien, zeitgenössisch,'' | + | [[File:rebetrance-7_3.jpg|thumb|401x593px|right|graphic]]''Abb. 30a: Holzfigur von den Gilyaken an der Mündung des Amur, Sibirien, zeitgenössisch,'' |
''Abb. 30b: Menhir, Saint-Germain-sur-Rance, Frankreich, 2000 v.u.Z.,'' | ''Abb. 30b: Menhir, Saint-Germain-sur-Rance, Frankreich, 2000 v.u.Z.,'' | ||
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Die älteste rituelle Körperhaltung und zugleich auch älteste als weiblich erkennbare Darstellung, die bislang gefunden wurde, ist die 1988 von der österreichischen Archäologin Dr. Christine Neugebauer-Maresch in Stratzing/Krems-Rehberg entdeckte '''Venus vom Galgenberg''' (nach der bekannten Tänzerin auch '''Fanny''' genannt) mit '''32.000 Jahren'''. Eine 7,2 cm große Figur aus grünlichem, stark glänzendem Schiefer. | Die älteste rituelle Körperhaltung und zugleich auch älteste als weiblich erkennbare Darstellung, die bislang gefunden wurde, ist die 1988 von der österreichischen Archäologin Dr. Christine Neugebauer-Maresch in Stratzing/Krems-Rehberg entdeckte '''Venus vom Galgenberg''' (nach der bekannten Tänzerin auch '''Fanny''' genannt) mit '''32.000 Jahren'''. Eine 7,2 cm große Figur aus grünlichem, stark glänzendem Schiefer. | ||
− | [[File:rebetrance-8_1.jpg|350x606px]] | + | [[File:rebetrance-8_1.jpg|thumb|350x606px|right]] |
Das Gewicht der Frau ruht auf dem durchgestreckten, linken Standbein, das rechte Bein ist in Kniehöhe leicht abgebogen. Der Oberkörper ist von den Hüften aufwärts leicht nach links gedreht, die linke Brust, der Kopf und der erhobene linke Arm sind in Seitenansicht dargestellt. Der rechte Arm ist seitlich am Körper von diesem getrennt und berührt dann den Oberschenkel. Als Fortsetzung ist neben dem rechten Bein ein länglicher Gegenstand, vielleicht ein Stab, angedeutet. | Das Gewicht der Frau ruht auf dem durchgestreckten, linken Standbein, das rechte Bein ist in Kniehöhe leicht abgebogen. Der Oberkörper ist von den Hüften aufwärts leicht nach links gedreht, die linke Brust, der Kopf und der erhobene linke Arm sind in Seitenansicht dargestellt. Der rechte Arm ist seitlich am Körper von diesem getrennt und berührt dann den Oberschenkel. Als Fortsetzung ist neben dem rechten Bein ein länglicher Gegenstand, vielleicht ein Stab, angedeutet. | ||
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'''Verweise:'''<br /> | '''Verweise:'''<br /> | ||
[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Entdeckung#2.1.1 Erste Erlebnisberichte in der Haltung von Lascaux|[1] Siehe Kapitel 2.1.1]]<br /> | [[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Entdeckung#2.1.1 Erste Erlebnisberichte in der Haltung von Lascaux|[1] Siehe Kapitel 2.1.1]]<br /> | ||
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=2.3 Das Erleben in der Trance mit den rituellen Körperhaltungen= | =2.3 Das Erleben in der Trance mit den rituellen Körperhaltungen= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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Das Geschehen, wenn Menschen in einer rituellen Haltung in Trance gehen, sieht '''von außen recht unspektakulär''' aus. Das eigentliche Erleben ist ein inneres. | Das Geschehen, wenn Menschen in einer rituellen Haltung in Trance gehen, sieht '''von außen recht unspektakulär''' aus. Das eigentliche Erleben ist ein inneres. | ||
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Dieses Erleben wird wiederum von der '''persönlichen''' '''Ebene''' gefärbt, man kann auch sagen in sie hineinübersetzt. Die Botschaften und Antworten, die man bekommt, die Heilung, die man erfährt, die Fähigkeiten, welche man in der Verwandlung erlernt, stehen in Bezug zum persönlichen Leben. | Dieses Erleben wird wiederum von der '''persönlichen''' '''Ebene''' gefärbt, man kann auch sagen in sie hineinübersetzt. Die Botschaften und Antworten, die man bekommt, die Heilung, die man erfährt, die Fähigkeiten, welche man in der Verwandlung erlernt, stehen in Bezug zum persönlichen Leben. | ||
− | [[File:rebetrance-9_1.jpg|455x611px | + | [[File:rebetrance-9_1.jpg|thumb|455x611px|right|''Foto: Die Schlangenpriesterin von Knossos/Kreta, eine Fayance-Figur aus ca. 1650 v.u.Z. – eine rituelle Haltung die einen weiblichen Kraftaspekt vermittelt (Biedermann 1978)'']] |
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− | ''Foto: Die Schlangenpriesterin von Knossos/Kreta, eine Fayance-Figur aus ca. 1650 v.u.Z. – eine rituelle Haltung die einen weiblichen Kraftaspekt vermittelt (Biedermann 1978)'' | ||
Am Erleben selbst sind '''alle Sinne''' beteiligt. Wir sehen, hören, riechen, schmecken, empfinden in der Trancevision in einer ganzheitlichen Weise, unser ganzer Körper/Geist ist sozusagen als Auge, Ohr… in fühlender Wahrnehmung. | Am Erleben selbst sind '''alle Sinne''' beteiligt. Wir sehen, hören, riechen, schmecken, empfinden in der Trancevision in einer ganzheitlichen Weise, unser ganzer Körper/Geist ist sozusagen als Auge, Ohr… in fühlender Wahrnehmung. | ||
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In einer phänomenologischen Studie untersuchte M. Schirmbrand (1991) die '''Korrelation zwischen bestimmten Haltungen und den auftretenden Erlebnisinhalten'''. In vier Versuchsdurchgängen hat sie einen systematischen Vergleich der Reise in die Unterwelt, der Maisgöttin und des tätowierten Jaguars vorgenommen, wobei die Ähnlichkeit der beiden zuletzt genannten Haltungen keine großen Unterschiede im Erleben erwarten ließ. | In einer phänomenologischen Studie untersuchte M. Schirmbrand (1991) die '''Korrelation zwischen bestimmten Haltungen und den auftretenden Erlebnisinhalten'''. In vier Versuchsdurchgängen hat sie einen systematischen Vergleich der Reise in die Unterwelt, der Maisgöttin und des tätowierten Jaguars vorgenommen, wobei die Ähnlichkeit der beiden zuletzt genannten Haltungen keine großen Unterschiede im Erleben erwarten ließ. | ||
+ | '''Abbildung: Reisehaltung, Maisgöttin und tätowierter Jaguar (aus Goodman 1989)''' | ||
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− | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-10_1. | + | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-10_1.png|thumb|251x353px|right|Abb. li.: Südamerikanische Reisehaltung nach M. Harner (1973: 83) – Tonfigur von einer Schülerin von Felicitas Goodman gestaltet.]]</li> |
− | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-10_2.jpg|251x335px]]</li> | + | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-10_2.jpg|thumb|251x335px|right|Abb. mi.: Maisgöttin; Zentralmexiko, aztekisch.]]</li> |
+ | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-10_3.jpg|thumb|251x380px|right|Abb. re.: Tätowierter Jaguar; La Venta, olmekisch.]]</li> | ||
</ul></div> | </ul></div> | ||
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Die VersuchsteilnehmerInnen wussten nichts von den möglichen Erlebnisinhalten und hatten keinerlei Vorerfahrung. Ihr Erleben, welches sie nach der Trance berichteten, wurde inhaltsanalytisch nach '''Befinden''' und Wahrnehmungen '''visueller''', '''akkustischer''' und '''kinästhetischer''' Art differenziert. | Die VersuchsteilnehmerInnen wussten nichts von den möglichen Erlebnisinhalten und hatten keinerlei Vorerfahrung. Ihr Erleben, welches sie nach der Trance berichteten, wurde inhaltsanalytisch nach '''Befinden''' und Wahrnehmungen '''visueller''', '''akkustischer''' und '''kinästhetischer''' Art differenziert. | ||
In allen diesen vier Bereichen zeigten sich deutliche und charakteristische Unterschiede, '''genau jene Unterschiede, die auch aus Feldstudien bekannt''' sind. (vgl. Guttmann 2001) | In allen diesen vier Bereichen zeigten sich deutliche und charakteristische Unterschiede, '''genau jene Unterschiede, die auch aus Feldstudien bekannt''' sind. (vgl. Guttmann 2001) | ||
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=2.4 Haltungen und transpersonale Erlebnisinhalte= | =2.4 Haltungen und transpersonale Erlebnisinhalte= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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Die rituellen Körperhaltungen lassen sich nach ihren '''Erlebnisinhalten[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Erleben#2.3.1 Phänomenologische Studie: Trancehaltung und Erlebnisinhalt|[1]]]''', den transpersonalen Erlebnisräumen, die sich in der Trance öffnen, thematisch in verschiedene Gruppen zusammenfassen. | Die rituellen Körperhaltungen lassen sich nach ihren '''Erlebnisinhalten[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Erleben#2.3.1 Phänomenologische Studie: Trancehaltung und Erlebnisinhalt|[1]]]''', den transpersonalen Erlebnisräumen, die sich in der Trance öffnen, thematisch in verschiedene Gruppen zusammenfassen. | ||
− | [[File:rebetrance-11_1.jpg|221x506px]] | + | [[File:rebetrance-11_1.jpg|thumb|221x506px|right|''Abbildung: Gipfelheiligtum aus Kreta (aus dem Katalog "Im Labyrinth des Minos" 2000: 253)'']] |
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Zu den wichtigsten Bereichen zählen: | Zu den wichtigsten Bereichen zählen: | ||
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== 2.4.1 Eine Begegnung mit dem Bärengeist == | == 2.4.1 Eine Begegnung mit dem Bärengeist == | ||
− | [[File:rebetrance-12_1.jpg|455x402px | + | [[File:rebetrance-12_1.jpg|thumb|455x402px|right|''Abbildung: Schamane mit dem Bärengeist, Holzschnitzerei vom Stamm der Kwakiutl, Nordwestamerika, spätes 19. Jahrhundert (aus Lommel 1980: 85)'']] |
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− | ''Abbildung: Schamane mit dem Bärengeist, Holzschnitzerei vom Stamm der Kwakiutl, Nordwestamerika, spätes 19. Jahrhundert (aus Lommel 1980: 85)'' | ||
Von allen rituellen Körperhaltungen ist die Bärenhaltung die bekannteste. Auf den Kykladen allein hat man 34 solcher Figuren gefunden. Darstellungen der Haltung gibt es '''auf der ganzen Welt''' (1.2.2.1) von 6000 v.u.Z. bis heute. | Von allen rituellen Körperhaltungen ist die Bärenhaltung die bekannteste. Auf den Kykladen allein hat man 34 solcher Figuren gefunden. Darstellungen der Haltung gibt es '''auf der ganzen Welt''' (1.2.2.1) von 6000 v.u.Z. bis heute. | ||
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== 2.4.1.1 Lied der Eskimo-Schamanen == | == 2.4.1.1 Lied der Eskimo-Schamanen == | ||
− | [[File:rebetrance-13_1.jpg|300x451px | + | [[File:rebetrance-13_1.jpg|thumb|300x451px|right|''Foto: Maske und Foto von Gabriele Wimmer-Weinzettl © 2002'']] |
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− | ''Foto: Maske und Foto von Gabriele Wimmer-Weinzettl © 2002'' | ||
'''Den Bären-Traum Tanzen''' | '''Den Bären-Traum Tanzen''' | ||
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Es gibt unterschiedliche Haltungen des Wahrsagens, in denen man über verschiedene Bereiche des Lebens Auskunft bekommen kann. Die Antworten spiegeln einerseits den Charakter der jeweiligen Wahrsagehaltung wieder und sind gleichzeitig sehr persönlicher Natur. Sie können sich in klaren Bildern und Sätzen, in intuitivem Wissen und Verstehen zeigen. | Es gibt unterschiedliche Haltungen des Wahrsagens, in denen man über verschiedene Bereiche des Lebens Auskunft bekommen kann. Die Antworten spiegeln einerseits den Charakter der jeweiligen Wahrsagehaltung wieder und sind gleichzeitig sehr persönlicher Natur. Sie können sich in klaren Bildern und Sätzen, in intuitivem Wissen und Verstehen zeigen. | ||
− | [[File:rebetrance-14_1.jpg|450x524px | + | [[File:rebetrance-14_1.jpg|thumb|450x524px|right|''Foto: Nupe mallam, ein Wahrsager der in Zentralnigeria lebenden Nupe (Mair 1969: 94)'']] |
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− | ''Foto: Nupe mallam, ein Wahrsager der in Zentralnigeria lebenden Nupe (Mair 1969: 94)'' | ||
In der Haltung des '''Nupe mallams''', bekommt man Auskünfte, die sich auf das '''soziale Umfeld''' beziehen. Wie aus den Erlebnisberichten hervorgeht, erfahren die Menschen zu Beginn der Trance oft eine V-förmige Aufspaltung des Kopfes, eine Verwandlung in einen Wirbelwind oder die Wahrnehmung einer Spirale, ein Zeichen dafür, dass sich die nötige Energie aufbaut, um die Informationen ganzheitlich verarbeiten zu können. „Du sollst nicht schauen, sondern verstehen!“ war die Anweisung des Wahrsagers an eine Teilnehmerin. | In der Haltung des '''Nupe mallams''', bekommt man Auskünfte, die sich auf das '''soziale Umfeld''' beziehen. Wie aus den Erlebnisberichten hervorgeht, erfahren die Menschen zu Beginn der Trance oft eine V-förmige Aufspaltung des Kopfes, eine Verwandlung in einen Wirbelwind oder die Wahrnehmung einer Spirale, ein Zeichen dafür, dass sich die nötige Energie aufbaut, um die Informationen ganzheitlich verarbeiten zu können. „Du sollst nicht schauen, sondern verstehen!“ war die Anweisung des Wahrsagers an eine Teilnehmerin. | ||
− | [[File:rebetrance-14_2.jpg|350x517px | + | [[File:rebetrance-14_2.jpg|thumb|350x517px|right|''Foto: Steinfigur aus Tennessee (Frank H. McClung Museum © University of Tennessee, Knoxville)'']] |
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− | ''Foto: Steinfigur aus Tennessee (Frank H. McClung Museum © University of Tennessee, Knoxville)'' | ||
Der '''Wahrsager von Tennessee''', eine etwa 800 Jahre alte Sandsteinstatue aus einem Grab im Bezirk Wilson im Staate Tennessee, weist zwei Besonderheiten auf: eine spezielle Kappe und einen schwarzen Strich, der von einem Ohrläppchen über die Nase zum anderen Ohrläppchen gezogen ist. Zusätzlich hält er die Zunge zwischen den Lippen, was an die Reihe von Traditionen aus der amerikanischen NW-Küste und auch aus Asien erinnert, wo man von den Geistern Kraft über die herausgestreckte Zunge erhält. Wenn man beim Einnehmen der Haltung diese Besonderheiten nachmacht, verstärkt sich das Tranceerleben. | Der '''Wahrsager von Tennessee''', eine etwa 800 Jahre alte Sandsteinstatue aus einem Grab im Bezirk Wilson im Staate Tennessee, weist zwei Besonderheiten auf: eine spezielle Kappe und einen schwarzen Strich, der von einem Ohrläppchen über die Nase zum anderen Ohrläppchen gezogen ist. Zusätzlich hält er die Zunge zwischen den Lippen, was an die Reihe von Traditionen aus der amerikanischen NW-Küste und auch aus Asien erinnert, wo man von den Geistern Kraft über die herausgestreckte Zunge erhält. Wenn man beim Einnehmen der Haltung diese Besonderheiten nachmacht, verstärkt sich das Tranceerleben. | ||
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Der Wahrsager von Tennessee gibt uns in recht knapper Form Auskunft über persönliche Angelegenheiten, wirklicher '''Sachverständiger''' ist er '''in rituellen Dingen'''. Wenn ihm Fragen auf diesem Gebiet, wie z.B. Inhalt und Ablauf eines Maskentanzes, vorgelegt werden, fallen die Antworten ausführlich und detailreich aus. | Der Wahrsager von Tennessee gibt uns in recht knapper Form Auskunft über persönliche Angelegenheiten, wirklicher '''Sachverständiger''' ist er '''in rituellen Dingen'''. Wenn ihm Fragen auf diesem Gebiet, wie z.B. Inhalt und Ablauf eines Maskentanzes, vorgelegt werden, fallen die Antworten ausführlich und detailreich aus. | ||
− | [[File:rebetrance-14_3.jpg|352x552px | + | [[File:rebetrance-14_3.jpg|thumb|352x552px|right|''Abbildung: Tonfigur aus Cholula, Mexiko, präkolumbianisch (Goodman 1989: 109)'']] |
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− | ''Abbildung: Tonfigur aus Cholula, Mexiko, präkolumbianisch (Goodman 1989: 109)'' | ||
Die '''Dame von Cholula''' wiederum gibt in einer weiblichen, fast mütterlichen Note ausführlich und geduldig Auskunft über '''persönliche Belange'''. Von dieser Haltung gibt es zwei kleine Tonstatuetten aus den Jahren um 1350 n.u.Z. aus Cholula, einem der wichtigsten religiösen Zentren Mittelamerikas. Sie tragen spitze Mützen und weite Krägen mit Quasten, sitzen auf einem Schemel und haben die Zunge zwischen den Lippen. | Die '''Dame von Cholula''' wiederum gibt in einer weiblichen, fast mütterlichen Note ausführlich und geduldig Auskunft über '''persönliche Belange'''. Von dieser Haltung gibt es zwei kleine Tonstatuetten aus den Jahren um 1350 n.u.Z. aus Cholula, einem der wichtigsten religiösen Zentren Mittelamerikas. Sie tragen spitze Mützen und weite Krägen mit Quasten, sitzen auf einem Schemel und haben die Zunge zwischen den Lippen. | ||
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Wir reisen in die Unterwelt, um unsere Verwandten, die sogenannten '''Krafttiere''' zu treffen, wir begegnen '''Lehrern''', die uns aus ihrem empirischen Wissen heraus lehren, kommen in Kontakt mit '''Verstorbenen''', erfahren das '''Wissen der Pflanzen und Steine''' oder genießen es einfach mit dem Adler '''über die weite Landschaft zu fliegen'''. | Wir reisen in die Unterwelt, um unsere Verwandten, die sogenannten '''Krafttiere''' zu treffen, wir begegnen '''Lehrern''', die uns aus ihrem empirischen Wissen heraus lehren, kommen in Kontakt mit '''Verstorbenen''', erfahren das '''Wissen der Pflanzen und Steine''' oder genießen es einfach mit dem Adler '''über die weite Landschaft zu fliegen'''. | ||
− | [[File:rebetrance-15_1.jpg|455x259px | + | [[File:rebetrance-15_1.jpg|thumb|455x259px|right|''Abbildung: Schamanische Reise: Stich von Johannes Scheffer (aus „Lappland“, 1675)'' ''(aus Hoppal 2002: 116)'']] |
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− | ''Abbildung: Schamanische Reise: Stich von Johannes Scheffer (aus „Lappland“, 1675)'' ''(aus Hoppal 2002: 116)'' | ||
Die Reisehaltung ist liegend, entweder am Rücken, wie die Darstellung der '''südamerikanischen Reisehaltung[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Erleben#2.3.1 Phänomenologische Studie: Trancehaltung und Erlebnisinhalt|[2]]]''' nach M. Harner (1973: 83) zeigt, oder am Bauch, wie aus dem Stich von Johannes Scheffer hervorgeht. Der '''Sami-Schamane''' (noaide) liegt auf dem Boden und hat die Trommel auf dem Rücken. (Hoppal 2002: 116) | Die Reisehaltung ist liegend, entweder am Rücken, wie die Darstellung der '''südamerikanischen Reisehaltung[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Erleben#2.3.1 Phänomenologische Studie: Trancehaltung und Erlebnisinhalt|[2]]]''' nach M. Harner (1973: 83) zeigt, oder am Bauch, wie aus dem Stich von Johannes Scheffer hervorgeht. Der '''Sami-Schamane''' (noaide) liegt auf dem Boden und hat die Trommel auf dem Rücken. (Hoppal 2002: 116) | ||
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Bei den heute noch bestehenden '''Jägerstämmen''' gibt es '''heilige Tänze''', in denen Menschen sich in jene Tiere verwandeln, zu denen sie eine besondere Beziehung haben. Die Bewegungen der Tiere werden so lange sachkundig nachgeahmt, bis sich die Tänzer in der religiösen Trance in die dargestellten Wesen verwandeln. Auf dieser alten Felszeichnung aus Südafrika wird dargestellt, wie die Buschmänner die Bewegung der Antilope nachahmen, während die Frauen dazu klatschen. Einer der Männer ist in der Metamorphose begriffen und hat sich bereits bis zur Hälfte in eine Antilope verwandelt. | Bei den heute noch bestehenden '''Jägerstämmen''' gibt es '''heilige Tänze''', in denen Menschen sich in jene Tiere verwandeln, zu denen sie eine besondere Beziehung haben. Die Bewegungen der Tiere werden so lange sachkundig nachgeahmt, bis sich die Tänzer in der religiösen Trance in die dargestellten Wesen verwandeln. Auf dieser alten Felszeichnung aus Südafrika wird dargestellt, wie die Buschmänner die Bewegung der Antilope nachahmen, während die Frauen dazu klatschen. Einer der Männer ist in der Metamorphose begriffen und hat sich bereits bis zur Hälfte in eine Antilope verwandelt. | ||
− | [[File:rebetrance-16_1.jpg|428x294px | + | [[File:rebetrance-16_1.jpg|thumb|428x294px|right|''Abbildung: Felszeichnung eines Buschmanntanzes aus Südafrika (Goodman 1989: 156).'']] |
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− | ''Abbildung: Felszeichnung eines Buschmanntanzes aus Südafrika (Goodman 1989: 156).'' | ||
Felicitas Goodman hat diese ursprüngliche Technik der Metamorphose übernommen. Das '''Krafttier''', dem man in einer Seelenreise begegnet oder der Tiergeist, der im '''Maskentanz''' zum Leben erwacht, kann in einem solchen Tiertanz zum Rhythmus der Trommel getanzt werden. Gibt man den Bewegungsimpulsen des Körpers Ausdruck, erfährt man in der Metamorphose die speziellen Fähigkeiten und Kräfte des Tiergeistes. | Felicitas Goodman hat diese ursprüngliche Technik der Metamorphose übernommen. Das '''Krafttier''', dem man in einer Seelenreise begegnet oder der Tiergeist, der im '''Maskentanz''' zum Leben erwacht, kann in einem solchen Tiertanz zum Rhythmus der Trommel getanzt werden. Gibt man den Bewegungsimpulsen des Körpers Ausdruck, erfährt man in der Metamorphose die speziellen Fähigkeiten und Kräfte des Tiergeistes. | ||
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Figuren aus der '''olmekischen Tradition''', in welcher der '''Jaguar''' das wichtigste Krafttier war, zeigen meist deutliche Hinweise auf diesen Erlebnisinhalt. Z.B. weist der Kopf die Züge des Jaguars auf, die Hände liegen in Pfotenstellung oder es sind Krallen an den Füßen abgebildet wie bei folgender Darstellung: | Figuren aus der '''olmekischen Tradition''', in welcher der '''Jaguar''' das wichtigste Krafttier war, zeigen meist deutliche Hinweise auf diesen Erlebnisinhalt. Z.B. weist der Kopf die Züge des Jaguars auf, die Hände liegen in Pfotenstellung oder es sind Krallen an den Füßen abgebildet wie bei folgender Darstellung: | ||
− | [[File:rebetrance-17_1.jpg|455x341px | + | [[File:rebetrance-17_1.jpg|thumb|455x341px|right|''Foto: Eine Bildurne aus Ton, 300 bis 600 n.u.Z. (Anton 1986: Fig.137)'']] |
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− | ''Foto: Eine Bildurne aus Ton, 300 bis 600 n.u.Z. (Anton 1986: Fig.137)'' | ||
Auch die beiden fast gleichen Figuren aus La Venta, eine mit einem Menschen-, die andere mit einem Jaguarkopf dargestellt, scheinen auszudrücken: „Wenn du in dieser Haltung eine Trance erlebst, verwandelst du dich in einen Jaguar und wirst auf diese Weise an seiner Kraft teilhaben.“ | Auch die beiden fast gleichen Figuren aus La Venta, eine mit einem Menschen-, die andere mit einem Jaguarkopf dargestellt, scheinen auszudrücken: „Wenn du in dieser Haltung eine Trance erlebst, verwandelst du dich in einen Jaguar und wirst auf diese Weise an seiner Kraft teilhaben.“ | ||
− | [[File:rebetrance-17_2.jpg|450x349px | + | [[File:rebetrance-17_2.jpg|thumb|450x349px|right|''Abbildung: „Der tätowierte Jaguar“, La Venta, olmekisch, 800 bis 600 v.u.Z. (Goodman 1989: 162).'']] |
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− | ''Abbildung: „Der tätowierte Jaguar“, La Venta, olmekisch, 800 bis 600 v.u.Z. (Goodman 1989: 162).'' | ||
Da der Jaguargeist bei uns, anders als im olmekischen Ritual, nicht ohne weiteres präsent ist, verwandeln sich die TeilnehmerInnen eher selten in ihn. Die in der Metamorphose übernommenen Gestalten stammen hingegen aus dem '''gesamten Spektrum der Erscheinungsformen''', angefangen von Vögeln, Säugetieren, Insekten, bis hin zu Wolken, Bergen und Sand. | Da der Jaguargeist bei uns, anders als im olmekischen Ritual, nicht ohne weiteres präsent ist, verwandeln sich die TeilnehmerInnen eher selten in ihn. Die in der Metamorphose übernommenen Gestalten stammen hingegen aus dem '''gesamten Spektrum der Erscheinungsformen''', angefangen von Vögeln, Säugetieren, Insekten, bis hin zu Wolken, Bergen und Sand. | ||
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Ein weiteres Beispiel einer sehr kräftigen Verwandlungshaltung ist der '''Olmekische Prinz''' : | Ein weiteres Beispiel einer sehr kräftigen Verwandlungshaltung ist der '''Olmekische Prinz''' : | ||
− | [[File:rebetrance-17_3.jpg|455x341px | + | [[File:rebetrance-17_3.jpg|thumb|455x341px|right|''Foto: „Principe de la Cruz del Milagro", Andesit, etwa 1200 bis 800 v.u.Z. (Anton 1986: Fig.36)'']] |
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− | ''Foto: „Principe de la Cruz del Milagro", Andesit, etwa 1200 bis 800 v.u.Z. (Anton 1986: Fig.36)'' | ||
Haltungen aus anderen Kulturen, welche die Metamorphose nicht schon im Aussehen andeuten, lassen die Verwandlung genauso erleben, wie jene aus der olmekischen Kultur. | Haltungen aus anderen Kulturen, welche die Metamorphose nicht schon im Aussehen andeuten, lassen die Verwandlung genauso erleben, wie jene aus der olmekischen Kultur. | ||
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(Lied der Eskimo, Hetmann 1995: 196) | (Lied der Eskimo, Hetmann 1995: 196) | ||
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<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
− | + | [[File:rebetrance-19_1.jpg|thumb|455x372px|right|''Foto: Innenansicht der Kiwa (Cuyamungue-Institut © 1995)'']] | |
− | [[File:rebetrance-19_1.jpg|455x372px | ||
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− | ''Foto: Innenansicht der Kiwa (Cuyamungue-Institut © 1995)'' | ||
Das Foto zeigt die Innenansicht der Kiwa, des runden, halbunterirdischen Ritualraums, den F. Goodman auf dem Gelände ihres Institutes in Cuyamungue erbaut hat. Man sieht u.a. ihre Rasseln und Trommeln, eine Muschel zum Räuchern von Steppensalbei auf dem Tisch, Masken von KursteilnehmerInnen an der Wand und peruanische Flöten im Regal. | Das Foto zeigt die Innenansicht der Kiwa, des runden, halbunterirdischen Ritualraums, den F. Goodman auf dem Gelände ihres Institutes in Cuyamungue erbaut hat. Man sieht u.a. ihre Rasseln und Trommeln, eine Muschel zum Räuchern von Steppensalbei auf dem Tisch, Masken von KursteilnehmerInnen an der Wand und peruanische Flöten im Regal. | ||
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Das Ritual ist so beschrieben, wie Felicitas Goodman es ausführte. Sie begann mit dem Räuchern, der Speisegabe an die Rassel, dem Einladen der Wesen und der Atemübung. In die Stille der Atemübung setzte sie ein Signal mit der Rassel, worauf die TeilnehmerInnen die Haltung einnahmen und Felicitas Goodman 15 min rasselte. Ein paar langsame, kräftige Schläge mit der Rassel markierten das Ende der Trancephase. Während Felicitas Goodman die Geister mit der Mehlstraße verabschiedete, lösten die TeilnehmerInnen die Haltung und ließen sich entspannt nieder. Die Erlebnisse wurden aufgeschrieben, im Kreis mitgeteilt, von Felicitas Goodman zusammengefasst und mit dem transpersonalen Erlebnisinhalt der jeweiligen Haltung in Zusammenhang gebracht - ohne Wertung und Interpretation. | Das Ritual ist so beschrieben, wie Felicitas Goodman es ausführte. Sie begann mit dem Räuchern, der Speisegabe an die Rassel, dem Einladen der Wesen und der Atemübung. In die Stille der Atemübung setzte sie ein Signal mit der Rassel, worauf die TeilnehmerInnen die Haltung einnahmen und Felicitas Goodman 15 min rasselte. Ein paar langsame, kräftige Schläge mit der Rassel markierten das Ende der Trancephase. Während Felicitas Goodman die Geister mit der Mehlstraße verabschiedete, lösten die TeilnehmerInnen die Haltung und ließen sich entspannt nieder. Die Erlebnisse wurden aufgeschrieben, im Kreis mitgeteilt, von Felicitas Goodman zusammengefasst und mit dem transpersonalen Erlebnisinhalt der jeweiligen Haltung in Zusammenhang gebracht - ohne Wertung und Interpretation. | ||
− | [[File:rebetrance-20_1.jpg|450x401px | + | [[File:rebetrance-20_1.jpg|thumb|450x401px|right|''Foto: Das Räuchern mit Salbei zu Beginn eines Rituals (Susanne Jarausch © 2008)'']] |
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− | ''Foto: Das Räuchern mit Salbei zu Beginn eines Rituals (Susanne Jarausch © 2008)'' | ||
'''Die Rituelle Reinigung:''' | '''Die Rituelle Reinigung:''' | ||
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Die vorab gewählte und eingeübte Körperhaltung wird eingenommen, die Augen werden geschlossen und die LeiterIn rasselt oder trommelt 15 Minuten lang mit etwa 200 bis 210 Schlägen pro Minute. Wahlweise kann auch eine Rassel- oder Trommel-CD oder –MC verwendet werden. Der gleichförmige Rhythmus der '''Rassel oder Trommel''' führt in die '''Trance''', die dabei eingenommene rituelle '''Körperhaltung''' öffnet den ihr entsprechenden '''Erlebnisraum''' (link zu 1.2.4). | Die vorab gewählte und eingeübte Körperhaltung wird eingenommen, die Augen werden geschlossen und die LeiterIn rasselt oder trommelt 15 Minuten lang mit etwa 200 bis 210 Schlägen pro Minute. Wahlweise kann auch eine Rassel- oder Trommel-CD oder –MC verwendet werden. Der gleichförmige Rhythmus der '''Rassel oder Trommel''' führt in die '''Trance''', die dabei eingenommene rituelle '''Körperhaltung''' öffnet den ihr entsprechenden '''Erlebnisraum''' (link zu 1.2.4). | ||
− | [[File:rebetrance-20_2.jpg|450x336px | + | [[File:rebetrance-20_2.jpg|thumb|450x336px|right|''Foto: Ritual in der Haltung der Venus von Willendorf, angeleitet von S. Jarausch (M. Ploderer © 2008)'']] |
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− | ''Foto: Ritual in der Haltung der Venus von Willendorf, angeleitet von S. Jarausch | ||
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Nach Beenden des Rasselns oder Trommelns wird die Haltung gelöst und die TeilnehmerInnen kehren wieder in den gewöhnlichen Bewusstseinszustand zurück. | Nach Beenden des Rasselns oder Trommelns wird die Haltung gelöst und die TeilnehmerInnen kehren wieder in den gewöhnlichen Bewusstseinszustand zurück. | ||
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'''Traditionelle Maskentänze''' kennen wir von verschiedenen Völkern Afrikas, Asiens, Polynesiens, Amerikas usw. Sie weisen einen seit Generationen '''überlieferten Ablauf''' auf und haben für das jeweilige Volk eine tiefe und ganz spezifische Bedeutung. Dabei kann die Maske einfach daraus bestehen, dass das Gesicht bzw. der Körper mit Lehm, Ruß oder Farbe bedeckt wird. Andererseits gibt es z.B. aus Holz geschnitzte Masken, die, ebenso wie die dazugehörigen Kostüme, von ganz einfachen bis komplexen Ausführungen reichen und bei den entsprechenden Tänzen immer wieder zum Leben gerufen werden. | '''Traditionelle Maskentänze''' kennen wir von verschiedenen Völkern Afrikas, Asiens, Polynesiens, Amerikas usw. Sie weisen einen seit Generationen '''überlieferten Ablauf''' auf und haben für das jeweilige Volk eine tiefe und ganz spezifische Bedeutung. Dabei kann die Maske einfach daraus bestehen, dass das Gesicht bzw. der Körper mit Lehm, Ruß oder Farbe bedeckt wird. Andererseits gibt es z.B. aus Holz geschnitzte Masken, die, ebenso wie die dazugehörigen Kostüme, von ganz einfachen bis komplexen Ausführungen reichen und bei den entsprechenden Tänzen immer wieder zum Leben gerufen werden. | ||
− | [[File:rebetrance-21_1.jpg|350x263px | + | [[File:rebetrance-21_1.jpg|thumb|350x263px|right|''Foto: Ein Beispiel für eine traditionelle Maske: Kaloqutsuis ´gekrümmter Schnabel der oberen Welt´, ein riesiger Vogel – Qagyuhl, 1914 (aus Curtis 1996: 74)'']] |
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− | ''Foto: Ein Beispiel für eine traditionelle Maske: Kaloqutsuis ´gekrümmter Schnabel der oberen Welt´, ein riesiger Vogel – Qagyuhl, 1914 (aus Curtis 1996: 74)'' | ||
Wir, die aus der westlichen Tradition kommen, bleiben Beobachter, sehen den Maskentanz von außen, sind vielleicht irgendwie von dem Zauber berührt. Das Geheimnis bleibt jedoch verborgen. Es geht um das direkte Erleben, die Verwandlung, das hinüberwechseln Können auf die andere Seite. Nur in diesem Grenzgang erschließt sich der Sinn. | Wir, die aus der westlichen Tradition kommen, bleiben Beobachter, sehen den Maskentanz von außen, sind vielleicht irgendwie von dem Zauber berührt. Das Geheimnis bleibt jedoch verborgen. Es geht um das direkte Erleben, die Verwandlung, das hinüberwechseln Können auf die andere Seite. Nur in diesem Grenzgang erschließt sich der Sinn. | ||
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Felicitas Goodman wusste, dass sie ein traditionelles Ritual nicht einfach übernehmen konnte – es hätte für uns keine kulturelle Bedeutung, wäre nicht aus unserer Vision gewachsen. Vor die Aufgabe gestellt, einen Maskentanz zu gestalten, hat sie eine Anleitung geschaffen, bei welcher '''in der direkten Vision''', der Begegnung mit der Anderen Wirklichkeit, der '''Inhalt''' des Rituals und die '''Wesen''', die sich in der Maske verkörpern wollen, erfahren werden. | Felicitas Goodman wusste, dass sie ein traditionelles Ritual nicht einfach übernehmen konnte – es hätte für uns keine kulturelle Bedeutung, wäre nicht aus unserer Vision gewachsen. Vor die Aufgabe gestellt, einen Maskentanz zu gestalten, hat sie eine Anleitung geschaffen, bei welcher '''in der direkten Vision''', der Begegnung mit der Anderen Wirklichkeit, der '''Inhalt''' des Rituals und die '''Wesen''', die sich in der Maske verkörpern wollen, erfahren werden. | ||
− | [[File:rebetrance-21_2.jpg|454x303px | + | [[File:rebetrance-21_2.jpg|thumb|454x303px|right|''Foto: Beim Maskentanz in Cuyamungue 1995 führt Felicitas Goodman als Büffelfrau mit ihrer Rassel die Tierwesen an (Cuyamungue Institut © 1995)'']] |
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− | ''Foto: Beim Maskentanz in Cuyamungue 1995 führt Felicitas Goodman als Büffelfrau mit ihrer Rassel die Tierwesen an (Cuyamungue Institut © 1995)'' | ||
Werkzeug dafür ist die Rasseltrance mit den Körperhaltungen, die uns in die jeweils wichtigen <u>Erfahrungen</u> (1.2.4) führen. | Werkzeug dafür ist die Rasseltrance mit den Körperhaltungen, die uns in die jeweils wichtigen <u>Erfahrungen</u> (1.2.4) führen. | ||
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Der Höhepunkt '''am Ende der Woche ist der Tanz, das Drama''' - absolut neu und einzigartig. Aufgeführt ohne Zuschauer, ein einziges Mal, um gleich wieder wie ein Sandbild zu verwehen. Ein '''Tiertanz''', wie wir ihn aus Jägerkulturen kennen, bildet den Abschluss des Rituals. | Der Höhepunkt '''am Ende der Woche ist der Tanz, das Drama''' - absolut neu und einzigartig. Aufgeführt ohne Zuschauer, ein einziges Mal, um gleich wieder wie ein Sandbild zu verwehen. Ein '''Tiertanz''', wie wir ihn aus Jägerkulturen kennen, bildet den Abschluss des Rituals. | ||
− | [[File:rebetrance-21_3.jpg|454x341px|graphic]]''Foto: Maskentanz 1995 (Cuyamungue Institut © 1995)'' | + | [[File:rebetrance-21_3.jpg|thumb|454x341px|right|graphic]]''Foto: Maskentanz 1995 (Cuyamungue Institut © 1995)'' |
Auf '''transpersonaler Ebene''' ist es ist ein Tanz, eine Bewegung zwischen den Welten, die, aus schamanischer Sicht, das Muster, nach dem das Netz der Wirklichkeiten gewebt wird, neu ordnet und stärkt. | Auf '''transpersonaler Ebene''' ist es ist ein Tanz, eine Bewegung zwischen den Welten, die, aus schamanischer Sicht, das Muster, nach dem das Netz der Wirklichkeiten gewebt wird, neu ordnet und stärkt. | ||
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Auf '''persönlicher Ebene''' ist es ein Tanz, der unsere persönlichen Muster neu webt, neue Zugänge entdecken lässt und Mut zur effektiven Neugestaltung macht. | Auf '''persönlicher Ebene''' ist es ein Tanz, der unsere persönlichen Muster neu webt, neue Zugänge entdecken lässt und Mut zur effektiven Neugestaltung macht. | ||
− | [[File:rebetrance-21_4.jpg|350x526px | + | [[File:rebetrance-21_4.jpg|thumb|350x526px|right|''Foto: Felicitas Goodman mit ihrer Büffelmaske beim Maskentanz 1995 in Cuyamungue (Cuyamungue Institut © 1995)'']] |
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− | ''Foto: Felicitas Goodman mit ihrer Büffelmaske beim Maskentanz 1995 in Cuyamungue (Cuyamungue Institut © 1995)'' | ||
„Die wohl wichtigste Einsicht, die wir aus den Maskent | „Die wohl wichtigste Einsicht, die wir aus den Maskent | ||
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=3 Das religiöse Ritual aus der Sicht Felicitas Goodmans= | =3 Das religiöse Ritual aus der Sicht Felicitas Goodmans= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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Felicitas Goodman beschreibt das religiöse Ritual als eine geschlossene Form von Handlungen, deren ausdrückliche Aufgabe es ist, die '''Verbindung zur anderen Wirklichkeit''' herzustellen und auf diese Weise die Ausübenden zu einem '''religiösen Erlebnis''' zu führen. | Felicitas Goodman beschreibt das religiöse Ritual als eine geschlossene Form von Handlungen, deren ausdrückliche Aufgabe es ist, die '''Verbindung zur anderen Wirklichkeit''' herzustellen und auf diese Weise die Ausübenden zu einem '''religiösen Erlebnis''' zu führen. | ||
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[[Publikationen#6 Publikationen|6 Publikationen]]<br/> | [[Publikationen#6 Publikationen|6 Publikationen]]<br/> | ||
[[Bibliographie#7 Bibliographie|7 Bibliographie]]<br/> | [[Bibliographie#7 Bibliographie|7 Bibliographie]]<br/> | ||
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'''[[Das_religiöse_Ritual_aus_der_Sicht_Felicitas_Goodmans/Das_Drama_der_Geburt#3.1 Das Drama der Geburt als Tiefenstruktur im religiösen Ritual|Nächstes Kapitel: 3.1 Das Drama der Geburt als Tiefenstruktur im religiösen Ritual]]'''<br/> | '''[[Das_religiöse_Ritual_aus_der_Sicht_Felicitas_Goodmans/Das_Drama_der_Geburt#3.1 Das Drama der Geburt als Tiefenstruktur im religiösen Ritual|Nächstes Kapitel: 3.1 Das Drama der Geburt als Tiefenstruktur im religiösen Ritual]]'''<br/> | ||
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=3.1 Das Drama der Geburt als Tiefenstruktur im religiösen Ritual= | =3.1 Das Drama der Geburt als Tiefenstruktur im religiösen Ritual= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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Bei der Dekonstruktion der Rituale und der Reihung ihrer Elemente zu logischen Abfolgen gab sich für Felicitas Goodman… „die gesuchte Tiefenstruktur plötzlich zu erkennen. Es ist gut möglich, dass sie deshalb noch niemandem aufgefallen ist, weil Ritualstrukturen bisher ausschließlich von Männern analysiert worden sind. Was mir als Frau äußerst sinnvoll erschien, sobald ich es einmal erkannt hatte, war die Tatsache, dass es sich bei dem verborgenen Muster um das ergreifende '''Drama der Geburt''' handelte. Klar und deutlich stellen die Rituale eine '''Transformation der Geburtsvorgänge ins Rituelle''' dar: angefangen bei den Wehen der Mutter über das Ausstoßen der Frucht aus dem Schoß bis hin zum Willkommenheißen des Neugeborenen, zu seiner Versorgung und schließlich dem Anlegen an die Mutterbrust zur ersten Nahrungsaufnahme. | Bei der Dekonstruktion der Rituale und der Reihung ihrer Elemente zu logischen Abfolgen gab sich für Felicitas Goodman… „die gesuchte Tiefenstruktur plötzlich zu erkennen. Es ist gut möglich, dass sie deshalb noch niemandem aufgefallen ist, weil Ritualstrukturen bisher ausschließlich von Männern analysiert worden sind. Was mir als Frau äußerst sinnvoll erschien, sobald ich es einmal erkannt hatte, war die Tatsache, dass es sich bei dem verborgenen Muster um das ergreifende '''Drama der Geburt''' handelte. Klar und deutlich stellen die Rituale eine '''Transformation der Geburtsvorgänge ins Rituelle''' dar: angefangen bei den Wehen der Mutter über das Ausstoßen der Frucht aus dem Schoß bis hin zum Willkommenheißen des Neugeborenen, zu seiner Versorgung und schließlich dem Anlegen an die Mutterbrust zur ersten Nahrungsaufnahme. | ||
− | [[File:rebetrance-23_1.jpg|455x318px | + | [[File:rebetrance-23_1.jpg|thumb|455x318px|right|''Abbildung: Das menschliche Drama (Originalzeichnung © Reed Campbell)'']] |
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− | ''Abbildung: Das menschliche Drama (Originalzeichnung © Reed Campbell)'' | ||
Wiewohl der Geburtsvorgang den Mittelpunkt des Ereignisses bildet, handelt es sich jedoch nicht um ein ausschließlich weibliches Drama. Denn mit Einsetzen des Geburtsaktes erscheinen die Totengeister, Männer wie Frauen, zur Aufwartung. Und die Männer bringen das Drama zum Abschluss und beginnen gleichzeitig in einer rituellen Andeutung der Zeugung den Kreislauf von neuem. Figur l ist der Versuch, den »Grundriss« des Geschehens wiederzugeben. Sie zeigt die körperlichen Erfahrungen, den physischen Bereich, den ich als Tiefenstruktur begreife und der mir für den Ablauf der Ereignisse bestimmend zu sein scheint. | Wiewohl der Geburtsvorgang den Mittelpunkt des Ereignisses bildet, handelt es sich jedoch nicht um ein ausschließlich weibliches Drama. Denn mit Einsetzen des Geburtsaktes erscheinen die Totengeister, Männer wie Frauen, zur Aufwartung. Und die Männer bringen das Drama zum Abschluss und beginnen gleichzeitig in einer rituellen Andeutung der Zeugung den Kreislauf von neuem. Figur l ist der Versuch, den »Grundriss« des Geschehens wiederzugeben. Sie zeigt die körperlichen Erfahrungen, den physischen Bereich, den ich als Tiefenstruktur begreife und der mir für den Ablauf der Ereignisse bestimmend zu sein scheint. | ||
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== 3.1.2 Das Drama der Geburt in rituellen Körperhaltungen == | == 3.1.2 Das Drama der Geburt in rituellen Körperhaltungen == | ||
− | [[File:rebetrance-25_1.jpg|251x497px | + | [[File:rebetrance-25_1.jpg|thumb|251x497px|right|''Foto: Der Gott Tangaroa, Eisenholzschnitzerei, Rurutu, Austral Islands, 17. Jh. n.u.Z. (aus Cotterell 2004: 225)'']] |
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− | ''Foto: Der Gott Tangaroa, Eisenholzschnitzerei, Rurutu, Austral Islands, 17. Jh. n.u.Z. | ||
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Unter den '''rituellen Körperhaltungen''' gibt es solche, die das '''Geburtserlebnis in allen seinen rituellen Aspekten''' vermitteln. Sowohl weibliche als auch männliche Figuren in der Geburtshaltung wurden überall auf der Welt gefunden, von etwa 7000 Jahre alten im Negeb im Nahen Osten zu modernen in Zentral- und Westafrika, Neuseeland und überall in Polynesien. | Unter den '''rituellen Körperhaltungen''' gibt es solche, die das '''Geburtserlebnis in allen seinen rituellen Aspekten''' vermitteln. Sowohl weibliche als auch männliche Figuren in der Geburtshaltung wurden überall auf der Welt gefunden, von etwa 7000 Jahre alten im Negeb im Nahen Osten zu modernen in Zentral- und Westafrika, Neuseeland und überall in Polynesien. | ||
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Die Statue zeigt den ursprünglichen Schöpfergott Ostpolynesiens, der andere Götter und Menschen zur Welt bringt, die überall auf seinem Körper als kleine Figürchen in verschiedenen rituellen Haltungen eingeschnitzt sind. | Die Statue zeigt den ursprünglichen Schöpfergott Ostpolynesiens, der andere Götter und Menschen zur Welt bringt, die überall auf seinem Körper als kleine Figürchen in verschiedenen rituellen Haltungen eingeschnitzt sind. | ||
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=3.2 Die religiöse Trance= | =3.2 Die religiöse Trance= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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Eine wichtige Begleiterscheinung des rituellen Geschehens ist die religiöse Trance und das damit verbundene ekstatische Erlebnis. In der westlichen Kultur ist im Laufe der historischen Entwicklung das unmittelbare sinnliche religiöse Erleben zu Gunsten des Glaubens, also des theoretischen „Für-wahr-Haltens“, in den Hintergrund gedrängt worden, meint F. Goodman im Vorwort zu ihrem Buch „Trance, der uralte Weg zum religiösen Erleben“. | Eine wichtige Begleiterscheinung des rituellen Geschehens ist die religiöse Trance und das damit verbundene ekstatische Erlebnis. In der westlichen Kultur ist im Laufe der historischen Entwicklung das unmittelbare sinnliche religiöse Erleben zu Gunsten des Glaubens, also des theoretischen „Für-wahr-Haltens“, in den Hintergrund gedrängt worden, meint F. Goodman im Vorwort zu ihrem Buch „Trance, der uralte Weg zum religiösen Erleben“. | ||
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Gemeinschaften, die Trance praktizieren, entwickeln Rituale, um die Trance herbeizuführen und die Teilnehmer lernen auf die '''auslösenden Reize''' zu reagieren. Rasseln, Trommeln, Klatschen, Drehen um die eigene Achse, das Schauen auf ein bewegtes Wasser oder in das Flackern einer Kerze, Weihrauchduft – es gibt kaum einen Sinnesreiz, der nicht zu diesem Zweck eingesetzt werden kann, so dass nicht der Reiz an sich, sondern die '''Erwartung''' in Verbindung mit dem rituellen Geschehen zu einer starken '''Konzentration''' führt – die Voraussetzung für das Erleben von Trance. | Gemeinschaften, die Trance praktizieren, entwickeln Rituale, um die Trance herbeizuführen und die Teilnehmer lernen auf die '''auslösenden Reize''' zu reagieren. Rasseln, Trommeln, Klatschen, Drehen um die eigene Achse, das Schauen auf ein bewegtes Wasser oder in das Flackern einer Kerze, Weihrauchduft – es gibt kaum einen Sinnesreiz, der nicht zu diesem Zweck eingesetzt werden kann, so dass nicht der Reiz an sich, sondern die '''Erwartung''' in Verbindung mit dem rituellen Geschehen zu einer starken '''Konzentration''' führt – die Voraussetzung für das Erleben von Trance. | ||
− | [[File:rebetrance-26_1.jpg|454x298px | + | [[File:rebetrance-26_1.jpg|thumb|454x298px|right|''Foto: Trommel und Rassel eines Tänzers der Musquakie, Nordamerika, 19. Jh. (aus Hultkrantz 2002: 72)'']] |
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− | ''Foto: Trommel und Rassel eines Tänzers der Musquakie, Nordamerika, 19. Jh. (aus Hultkrantz 2002: 72)'' | ||
Die Trance selbst verläuft auf der physiologischen Ebene bei allen Menschen ziemlich ähnlich – wir haben alle das gleiche Nervensystem – doch treten große Unterschiede im Erleben der Ekstase auf. Das gemeinsame Eingangstor sind die '''physiologischen Veränderungen''' (link zu 1.4.3), doch der Weg dahinter führt zu einer jeweils unterschiedlichen '''anderen Wirklichkeit''', '''die kulturell geformt''' und geprägt ist. Ein Pygmäe findet sich im Urwald wieder, in der übertragenen Wirklichkeit seine Urwaldheimat, wohingegen ein Sufi-Jünger etwa einen goldenen Vogel am Himmel sieht und die Dämonen in der Erde. | Die Trance selbst verläuft auf der physiologischen Ebene bei allen Menschen ziemlich ähnlich – wir haben alle das gleiche Nervensystem – doch treten große Unterschiede im Erleben der Ekstase auf. Das gemeinsame Eingangstor sind die '''physiologischen Veränderungen''' (link zu 1.4.3), doch der Weg dahinter führt zu einer jeweils unterschiedlichen '''anderen Wirklichkeit''', '''die kulturell geformt''' und geprägt ist. Ein Pygmäe findet sich im Urwald wieder, in der übertragenen Wirklichkeit seine Urwaldheimat, wohingegen ein Sufi-Jünger etwa einen goldenen Vogel am Himmel sieht und die Dämonen in der Erde. | ||
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== 3.2.1 Die religiöse Trance in der menschlichen Evolution == | == 3.2.1 Die religiöse Trance in der menschlichen Evolution == | ||
− | [[File:rebetrance-27_1.jpg|454x567px | + | [[File:rebetrance-27_1.jpg|thumb|454x567px|right|''Foto: „Der Mann mit dem grünen Poncho“ der Jama Coaque-Kultur, 300 bis 800 n.u.Z. zählt zu den rituellen Körperhaltungen, die eine Verwandlung erleben lassen'']] |
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− | ''Foto: „Der Mann mit dem grünen Poncho“ der Jama Coaque-Kultur, 300 bis 800 n.u.Z. zählt zu den rituellen Körperhaltungen, die eine Verwandlung erleben lassen'' | ||
Ändert sich die Beziehung zur Umwelt, dann ändert sich auch das Ziel der religiösen Trance. Jägerkulturen wenden die Trance zum '''Heilen''' und vor allem auch zur '''Seelenfahrt''' an. Bei den Gartenbauern, die in ihren Pflanzungen den Kreislauf der Natur beobachteten, entwickelte sich der zentrale Kulturgedanke des Wandels. In der religiösen Trance steht dann auch das Erleben der Verwandlung, der '''Metamorphose[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Inhalte#2.4.4 Das uralte Thema der Verwandlung|[1]]]''' im Vordergrund. Diese Form der Trance ist den Ackerbauern verloren gegangen, und stattdessen wurde das Phänomen der '''Besessenheit''' vorherrschend. Hirtennomaden wenden die Trance ihren entwicklungsgeschichtlichen Gegebenheiten entsprechend für Seelenfahrten, Weissagungen oder Besessenheit an. | Ändert sich die Beziehung zur Umwelt, dann ändert sich auch das Ziel der religiösen Trance. Jägerkulturen wenden die Trance zum '''Heilen''' und vor allem auch zur '''Seelenfahrt''' an. Bei den Gartenbauern, die in ihren Pflanzungen den Kreislauf der Natur beobachteten, entwickelte sich der zentrale Kulturgedanke des Wandels. In der religiösen Trance steht dann auch das Erleben der Verwandlung, der '''Metamorphose[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Inhalte#2.4.4 Das uralte Thema der Verwandlung|[1]]]''' im Vordergrund. Diese Form der Trance ist den Ackerbauern verloren gegangen, und stattdessen wurde das Phänomen der '''Besessenheit''' vorherrschend. Hirtennomaden wenden die Trance ihren entwicklungsgeschichtlichen Gegebenheiten entsprechend für Seelenfahrten, Weissagungen oder Besessenheit an. | ||
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'''Verweise:'''<br /> | '''Verweise:'''<br /> | ||
[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Inhalte#2.4.4 Das uralte Thema der Verwandlung|[1] Siehe Kapitel 2.4.4]]<br /> | [[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Inhalte#2.4.4 Das uralte Thema der Verwandlung|[1] Siehe Kapitel 2.4.4]]<br /> | ||
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<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
− | + | [[File:rebetrance-28_1.jpg|thumb|350x598px|right|''Foto: Eine etwa 3500 Jahre alte Terracottafigur aus Tlatilco/Mexiko (Anton 1986: Fig.5)'']] | |
− | [[File:rebetrance-28_1.jpg|350x598px | ||
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− | ''Foto: Eine etwa 3500 Jahre alte Terracottafigur aus Tlatilco/Mexiko (Anton 1986: Fig.5)'' | ||
Aus allen Zeiten, von allen Orten gibt es zuverlässige Berichte über menschliche Gemeinschaften, deren Verhalten wir entnehmen können, dass für sie die Existenz einer anderen Wirklichkeit und die Dualität der Wirklichkeit an sich etwas Selbstverständliches war. | Aus allen Zeiten, von allen Orten gibt es zuverlässige Berichte über menschliche Gemeinschaften, deren Verhalten wir entnehmen können, dass für sie die Existenz einer anderen Wirklichkeit und die Dualität der Wirklichkeit an sich etwas Selbstverständliches war. | ||
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(Goodman 1994: 60) | (Goodman 1994: 60) | ||
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=4 Tranceforschung durch Felicitas Goodman= | =4 Tranceforschung durch Felicitas Goodman= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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Das Studium der Linguistik, welches F. Goodman im zweiten Bildungsweg mit 51 Jahren begonnen hatte, bezeichnete sie als sehr trockenes Studium. Eine innere Befriedigung fand sie erst in einer fachfremden Vorlesung aus dem Bereich der Anthropologie: „Religion der Eingeborenen“ unter Dr. Erika Bourguignon. Die Untersuchungen, die Felicitas Goodman unter Erika Bourguignon durchführte, bildeten die Grundlage für ihre spätere Arbeit. | Das Studium der Linguistik, welches F. Goodman im zweiten Bildungsweg mit 51 Jahren begonnen hatte, bezeichnete sie als sehr trockenes Studium. Eine innere Befriedigung fand sie erst in einer fachfremden Vorlesung aus dem Bereich der Anthropologie: „Religion der Eingeborenen“ unter Dr. Erika Bourguignon. Die Untersuchungen, die Felicitas Goodman unter Erika Bourguignon durchführte, bildeten die Grundlage für ihre spätere Arbeit. | ||
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[[Publikationen#6 Publikationen|6 Publikationen]]<br/> | [[Publikationen#6 Publikationen|6 Publikationen]]<br/> | ||
[[Bibliographie#7 Bibliographie|7 Bibliographie]]<br/> | [[Bibliographie#7 Bibliographie|7 Bibliographie]]<br/> | ||
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'''[[Tranceforschung_durch_Felicitas_Goodman/Bourguignon#4.1 Trancestudie unter Erika Bourguignon|Nächstes Kapitel: 4.1 Trancestudie unter Erika Bourguignon]]'''<br/> | '''[[Tranceforschung_durch_Felicitas_Goodman/Bourguignon#4.1 Trancestudie unter Erika Bourguignon|Nächstes Kapitel: 4.1 Trancestudie unter Erika Bourguignon]]'''<br/> | ||
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=4.1 Trancestudie unter Erika Bourguignon= | =4.1 Trancestudie unter Erika Bourguignon= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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'''Als Forschungsassistentin von Erika Bourguignon''' an der staatlichen Universität von Ohio arbeitete Felicitas Goodman ab 1968 an einer '''großangelegten Untersuchung''' mit, die vom National Institute of Mental Health finanziell gestützt war. Unter Berücksichtigung der damals weltweit größten ethnographischen Datenbank wurden 488 nichtwestliche Kleingesellschaften dahingehed untersucht, ob die '''religiöse Trance''' - ein nach den Maßstäben der westlichen städtischen Industriegesellschaft als psychotisch bezeichnetes Verhalten – in einem anderen kulturellen Rahmen als abnormal galt oder nicht. | '''Als Forschungsassistentin von Erika Bourguignon''' an der staatlichen Universität von Ohio arbeitete Felicitas Goodman ab 1968 an einer '''großangelegten Untersuchung''' mit, die vom National Institute of Mental Health finanziell gestützt war. Unter Berücksichtigung der damals weltweit größten ethnographischen Datenbank wurden 488 nichtwestliche Kleingesellschaften dahingehed untersucht, ob die '''religiöse Trance''' - ein nach den Maßstäben der westlichen städtischen Industriegesellschaft als psychotisch bezeichnetes Verhalten – in einem anderen kulturellen Rahmen als abnormal galt oder nicht. | ||
Line 1,067: | Line 995: | ||
Ziel war es, „eine vielfältige Analyse von einem psychokulturellen Phänomen vorzunehmen, über das befremdenderweise kaum etwas Systematisches bekannt ist. Das Phänomen, das uns beschäftigte, ist '''die religiöse Wertung''' … eines psychologischen Zustandes, bekannt unter verschiedenen Bezeichnungen wie ´Dissoziation´, ´Trance´ oder neuerdings, und etwas allgemeiner, ´veränderte Bewusstseinszustände“. (Bourguignon 1973) | Ziel war es, „eine vielfältige Analyse von einem psychokulturellen Phänomen vorzunehmen, über das befremdenderweise kaum etwas Systematisches bekannt ist. Das Phänomen, das uns beschäftigte, ist '''die religiöse Wertung''' … eines psychologischen Zustandes, bekannt unter verschiedenen Bezeichnungen wie ´Dissoziation´, ´Trance´ oder neuerdings, und etwas allgemeiner, ´veränderte Bewusstseinszustände“. (Bourguignon 1973) | ||
− | [[File:rebetrance-31_1.jpg|455x365px | + | [[File:rebetrance-31_1.jpg|thumb|455x365px|right|''Foto: Traditioneller Tewa Tablita oder Corn Dance im Santa Clara Pueblo (Dozier 1970)'']] |
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− | ''Foto: Traditioneller Tewa Tablita oder Corn Dance im Santa Clara Pueblo (Dozier 1970)'' | ||
Die Studie zeigte auf, dass '''in 92% der untersuchten Ethnien''' das '''Tranceerleben ein sinngebender fester Bestandteil religiöser Rituale''' war. | Die Studie zeigte auf, dass '''in 92% der untersuchten Ethnien''' das '''Tranceerleben ein sinngebender fester Bestandteil religiöser Rituale''' war. | ||
Line 1,078: | Line 1,004: | ||
In der ethnographischen Literatur, welche F. Goodman für dieser Studie durcharbeitete, fand sie immer wieder Andeutungen, dass die Menschen im religiösen Ritual auf besondere Weise sprachen. Das weckte ihr Interesse auch als Linguistikerin und war Anlass zu weiterer Forschung. | In der ethnographischen Literatur, welche F. Goodman für dieser Studie durcharbeitete, fand sie immer wieder Andeutungen, dass die Menschen im religiösen Ritual auf besondere Weise sprachen. Das weckte ihr Interesse auch als Linguistikerin und war Anlass zu weiterer Forschung. | ||
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=4.2 Glossolalie — das Sprechen in der Trance= | =4.2 Glossolalie — das Sprechen in der Trance= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
− | |||
Wenn Menschen, während sie in Trance sind, zu reden oder singen beginnen, verändert sich ihr stimmliche Ausdruck in charakteristischer Weise. In der Linguistik wird dies als '''Glossolalie''' bezeichnet, im Christentum als '''Sprechen in Zungen''' . | Wenn Menschen, während sie in Trance sind, zu reden oder singen beginnen, verändert sich ihr stimmliche Ausdruck in charakteristischer Weise. In der Linguistik wird dies als '''Glossolalie''' bezeichnet, im Christentum als '''Sprechen in Zungen''' . | ||
Line 1,099: | Line 1,023: | ||
Es zeigte sich bei allen Aufnahmen ein einheitlich zugrundeliegendes Sprechmuster. Die '''Intonation''', die Satzbetonung, die für jeden Bewusstseinszustand eine andere Kurve ergibt, war '''gesetzmäßig gleich''' '''bei allen Sprechern in Zungen.''' Die Kurve stieg an bis zu einer Betonungsspitze am Ende des ersten Drittels der Silbenfolge, um dann bis zum Schluss gleichmäßig abzusinken. (Goodman 1972) | Es zeigte sich bei allen Aufnahmen ein einheitlich zugrundeliegendes Sprechmuster. Die '''Intonation''', die Satzbetonung, die für jeden Bewusstseinszustand eine andere Kurve ergibt, war '''gesetzmäßig gleich''' '''bei allen Sprechern in Zungen.''' Die Kurve stieg an bis zu einer Betonungsspitze am Ende des ersten Drittels der Silbenfolge, um dann bis zum Schluss gleichmäßig abzusinken. (Goodman 1972) | ||
+ | '''Abbildung: Intonationskurven beim Sprechen in Zungen mit deutlichem Anfang, Höhepunkt und Ende:''' | ||
<div><ul> | <div><ul> | ||
− | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-32_1.jpg|251x346px]]</li> | + | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-32_1.jpg|thumb|251x346px|right|''Abb. 1a: Muttersprache Rungus-Dusun, Austronesisch, Nordborneo (3 Sprecheinheiten).'' ''(Goodman 1996: 20)'']]</li> |
− | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-32_2.jpg|251x356px]]</li> | + | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-32_2.jpg|thumb|251x356px|right|''Abb. 1b: Muttersprache amerikanisches Englisch, Newark, Ohio, USA (1 Spercheinheit).'' ''(Goodman 1996: 18)'']]</li> |
+ | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-32_3.jpg|thumb|251x480px|right|''Abb. 1c: Muttersprache afrikanisches Englisch, Saint Kitts Island, Karibik (1 Sprecheinheit).'' ''(Goodman 1996: 19)'']]</li> | ||
</ul></div> | </ul></div> | ||
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Zum Vergleich zwei Intonationskurven in anderen Bewusstseinslagen: | Zum Vergleich zwei Intonationskurven in anderen Bewusstseinslagen: | ||
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<div><ul> | <div><ul> | ||
− | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-32_4.jpg|251x294px]]</li> | + | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-32_4.jpg|thumb|251x294px|right|Abb. 1d]]</li> |
− | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-32_5.jpg|251x278px]]</li> | + | <li style="display: inline-block;">[[File:rebetrance-32_5.jpg|thumb|251x278px|right|Abb. 1e]]</li> |
</ul></div> | </ul></div> | ||
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Felicitas Goodman kam zu dem Schluss, den sie auch in einer heute noch gültigen Studie festhielt, dass Glossolalie formal keine Sprache ist, sondern vielmehr eine '''Stimmgebung, die mit den physiologischen Veränderungen in der religiösen Trance einhergeht''' . | Felicitas Goodman kam zu dem Schluss, den sie auch in einer heute noch gültigen Studie festhielt, dass Glossolalie formal keine Sprache ist, sondern vielmehr eine '''Stimmgebung, die mit den physiologischen Veränderungen in der religiösen Trance einhergeht''' . | ||
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Für ihre Feldforschungen besuchte Felicitas Goodman ab 1969 kleine charismatische '''Pfingstgemeinden''' in Yucatán / Mexiko, deren Muttersprache das Maya ist, welches nicht der indoeuropäischen Sprachfamilie angehört. Das Forschungsinteresse lag nun darin festzustellen, ob die Glossolalie hier andere Sprechmuster zeigen würde als jene aus einer englischen oder spanischen Sprache. | Für ihre Feldforschungen besuchte Felicitas Goodman ab 1969 kleine charismatische '''Pfingstgemeinden''' in Yucatán / Mexiko, deren Muttersprache das Maya ist, welches nicht der indoeuropäischen Sprachfamilie angehört. Das Forschungsinteresse lag nun darin festzustellen, ob die Glossolalie hier andere Sprechmuster zeigen würde als jene aus einer englischen oder spanischen Sprache. | ||
− | [[File:rebetrance-33_1.jpg|455x373px | + | [[File:rebetrance-33_1.jpg|thumb|455x373px|right|''Foto: Der Tempel der Pfingstgemeinde in Yucatan 1969 (Goodman 2001: 377)'']] |
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− | ''Foto: Der Tempel der Pfingstgemeinde in Yucatan 1969 (Goodman 2001: 377)'' | ||
Immer wieder beobachtete sie den '''Ablauf der religiösen Zeremonie''' und nahm das Zungensprechen auf Tonband auf. Zu Beginn des Gottesdienstes sang die Kirchengemeinde zu einer fröhlichen Musik. Dabei standen die Menschen keineswegs still, sondern bewegten sich in gleichbleibender Abfolge immer einige Schritte vor und zurück, im selben Rhythmus dazu klatschend. Am Ende dieser Phase, die etwa 20 Minuten dauerte, trat auf ein bestimmtes '''Signal''' (link zu 1.3.2) (ein besonderes, kurzes Kirchenlied, bei dem der Herr um sein Feuer gebeten wird), eine Wende ein, die Menschen fielen in '''Trance''' und begannen in '''Zungen zu sprechen.''' Die Musik verstummte und das Stimmengewirr füllte ekstatisch die Kirche. Dabei konnten sich bei den Menschen die Gesichter röten, die Muskeln anspannen und die Hände zu zittern beginnen. Manche fielen auf die Knie und brachen in Tränen aus, andere hoben in wellenartigen Bewegungen immer wieder die Arme über den Kopf. Genauso plötzlich wechselten sie nach etwa weiteren 10 Minuten auf ein Signal hin wieder in den Alltagszustand über, und der Gottesdienst wurde unter Gesängen zu Ende geführt. Nachher berichteten die Menschen, dass der Heilige Geist in sie eingefahren sei und dann diese wunderbaren Silben aus ihnen herausgeströmt wären. Nun erlebten sie die Welt wieder strahlend, rein und in Harmonie. | Immer wieder beobachtete sie den '''Ablauf der religiösen Zeremonie''' und nahm das Zungensprechen auf Tonband auf. Zu Beginn des Gottesdienstes sang die Kirchengemeinde zu einer fröhlichen Musik. Dabei standen die Menschen keineswegs still, sondern bewegten sich in gleichbleibender Abfolge immer einige Schritte vor und zurück, im selben Rhythmus dazu klatschend. Am Ende dieser Phase, die etwa 20 Minuten dauerte, trat auf ein bestimmtes '''Signal''' (link zu 1.3.2) (ein besonderes, kurzes Kirchenlied, bei dem der Herr um sein Feuer gebeten wird), eine Wende ein, die Menschen fielen in '''Trance''' und begannen in '''Zungen zu sprechen.''' Die Musik verstummte und das Stimmengewirr füllte ekstatisch die Kirche. Dabei konnten sich bei den Menschen die Gesichter röten, die Muskeln anspannen und die Hände zu zittern beginnen. Manche fielen auf die Knie und brachen in Tränen aus, andere hoben in wellenartigen Bewegungen immer wieder die Arme über den Kopf. Genauso plötzlich wechselten sie nach etwa weiteren 10 Minuten auf ein Signal hin wieder in den Alltagszustand über, und der Gottesdienst wurde unter Gesängen zu Ende geführt. Nachher berichteten die Menschen, dass der Heilige Geist in sie eingefahren sei und dann diese wunderbaren Silben aus ihnen herausgeströmt wären. Nun erlebten sie die Welt wieder strahlend, rein und in Harmonie. | ||
− | [[File:rebetrance-33_2.jpg|455x312px|graphic]]''Foto: Das Zungen-Sprechen während eines Gottesdienstes in der Pfingstgemeinde in Yucatan (Goodman 2001: 379)'' | + | [[File:rebetrance-33_2.jpg|thumb|455x312px|right|graphic]]''Foto: Das Zungen-Sprechen während eines Gottesdienstes in der Pfingstgemeinde in Yucatan (Goodman 2001: 379)'' |
Zungensprechen wurde als eine '''natürliche Fähigkeit''' erachtet und als krank wurden jene betrachtet, die das Zungensprechen nicht beherrschten. | Zungensprechen wurde als eine '''natürliche Fähigkeit''' erachtet und als krank wurden jene betrachtet, die das Zungensprechen nicht beherrschten. | ||
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== 4.2.2 Rahmenbedingungen für das Eintreten in der Trance == | == 4.2.2 Rahmenbedingungen für das Eintreten in der Trance == | ||
− | [[File:rebetrance-34_1.jpg|401x582px | + | [[File:rebetrance-34_1.jpg|thumb|401x582px|right|''Foto: Im Tempel der Pfingstgemeinde in Yucatán (Goodman 2001: 378)'']] |
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− | ''Foto: Im Tempel der Pfingstgemeinde in Yucatán (Goodman 2001: 378)'' | ||
Während ihrer Feldforschung konnte Felicitas Goodman beim Gottesdienst der Pfingstgemeinden in Yucatán wichtige '''Rahmenbedingungen für die Trance''' beobachten, die sie später in den '''Tranceversuchen[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Entdeckung#2.1 Die Entdeckung der rituellen Körperhaltungen|[1]]]''' mit ihren Studenten in Ohio anwendete. | Während ihrer Feldforschung konnte Felicitas Goodman beim Gottesdienst der Pfingstgemeinden in Yucatán wichtige '''Rahmenbedingungen für die Trance''' beobachten, die sie später in den '''Tranceversuchen[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Entdeckung#2.1 Die Entdeckung der rituellen Körperhaltungen|[1]]]''' mit ihren Studenten in Ohio anwendete. | ||
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'''Verweise:'''<br /> | '''Verweise:'''<br /> | ||
[[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Entdeckung#2.1 Die Entdeckung der rituellen Körperhaltungen|[1] Siehe Kapitel 2.1]]<br /> | [[Rituelle_Körperhaltungen_als_Tore_in_die_andere_Wirklichkeit/Entdeckung#2.1 Die Entdeckung der rituellen Körperhaltungen|[1] Siehe Kapitel 2.1]]<br /> | ||
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=4.3 Die Schamanin im Labor — Untersuchungen zur Trance mit rituellen Körperhaltungen= | =4.3 Die Schamanin im Labor — Untersuchungen zur Trance mit rituellen Körperhaltungen= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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Was im Menschen während des religiösen Erlebens vor sich geht, hat Felicitas Goodman seit Beginn ihres Studiums in Ohio interessiert. Bei ihren Untersuchungen der '''Glossolalie[[Tranceforschung_durch_Felicitas_Goodman/Glossolalie#4.2 Glossolalie — das Sprechen in der Trance|[1]]]''' 1972 hat sie bereits erkannt, dass in der religiösen Trance '''Veränderungen der Körperfunktionen''' auftreten, die bei allen Menschen gleich sind. Weitere Untersuchungen deckten ein unerwartetes und z.T. dramatisches Geschehen auf. | Was im Menschen während des religiösen Erlebens vor sich geht, hat Felicitas Goodman seit Beginn ihres Studiums in Ohio interessiert. Bei ihren Untersuchungen der '''Glossolalie[[Tranceforschung_durch_Felicitas_Goodman/Glossolalie#4.2 Glossolalie — das Sprechen in der Trance|[1]]]''' 1972 hat sie bereits erkannt, dass in der religiösen Trance '''Veränderungen der Körperfunktionen''' auftreten, die bei allen Menschen gleich sind. Weitere Untersuchungen deckten ein unerwartetes und z.T. dramatisches Geschehen auf. | ||
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Zum Verständnis der Vorgänge in der Trance sind hier alle drei Beispiele angeführt. | Zum Verständnis der Vorgänge in der Trance sind hier alle drei Beispiele angeführt. | ||
− | [[File:rebetrance-37_1.jpg|401x666px | + | [[File:rebetrance-37_1.jpg|thumb|401x666px|right|''Abbildung: Die drei Diagramme zeigen das Gleichspannungspotential während veränderter Bewusstseinszuständen (Guttmann, Goodman, Korunka 1988)'']] |
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− | ''Abbildung: Die drei Diagramme zeigen das Gleichspannungspotential während veränderter Bewusstseinszuständen (Guttmann, Goodman, Korunka 1988)'' | ||
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Überraschend war, dass bei der Goodman-Trance gerade '''im Zustand allerhöchster Aktivierung''', meist gegen Ende der Trance-Phase, langsame '''Theta-Wellen''' auftraten, wie sie für einen mitteltiefen Schlafzustand typisch sind. | Überraschend war, dass bei der Goodman-Trance gerade '''im Zustand allerhöchster Aktivierung''', meist gegen Ende der Trance-Phase, langsame '''Theta-Wellen''' auftraten, wie sie für einen mitteltiefen Schlafzustand typisch sind. | ||
− | [[File:rebetrance-37_2.jpg|455x212px | + | [[File:rebetrance-37_2.jpg|thumb|455x212px|right|''Abbildung: Hirnstrombild während der Trance nach F. Goodman (Guttmann, Goodman, Korunka 1988)'']] |
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− | ''Abbildung: Hirnstrombild während der Trance nach F. Goodman (Guttmann, Goodman, Korunka 1988)'' | ||
Die Trance mit rituellen Körperhaltungen nach Goodman ist nicht mit dem Zustand der Hypnose vergleichbar, für den ebenfalls der Begriff Trance verwendet wird, und der im DC-Potential dem Wachzustand mit normaler Aktiviertheit gleicht. Sie unterscheidet sich auch wesentlich vom Schlaf, der von einer kortikalen Desaktivierung begleitet wird. | Die Trance mit rituellen Körperhaltungen nach Goodman ist nicht mit dem Zustand der Hypnose vergleichbar, für den ebenfalls der Begriff Trance verwendet wird, und der im DC-Potential dem Wachzustand mit normaler Aktiviertheit gleicht. Sie unterscheidet sich auch wesentlich vom Schlaf, der von einer kortikalen Desaktivierung begleitet wird. | ||
Die Trance erwies sich als ein von allen anderen Bewusstseinslagen abweichender Zustand, der durch eine '''gleichzeitige Desaktivierung''' (langsame Theta-Wellen) '''und Aktivierung''' (Aufladung der Großhirnrinde) gekennzeichnet ist und für welchen Guttman den Begriff '''„paradoxical arousal“''' geprägt hat – ein Zustand entspannter Hochspannung oder hochgespannter Entspanntheit. | Die Trance erwies sich als ein von allen anderen Bewusstseinslagen abweichender Zustand, der durch eine '''gleichzeitige Desaktivierung''' (langsame Theta-Wellen) '''und Aktivierung''' (Aufladung der Großhirnrinde) gekennzeichnet ist und für welchen Guttman den Begriff '''„paradoxical arousal“''' geprägt hat – ein Zustand entspannter Hochspannung oder hochgespannter Entspanntheit. | ||
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=4.4 Weiterführende Untersuchungen= | =4.4 Weiterführende Untersuchungen= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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Die bisherigen Untersuchungen haben erstaunliche und zum Teil dramatische Ergebnisse gebracht, die Anlass und Ausgangspunkt für weiterführende Forschungen sein sollten und zum Teil auch bereits sind. | Die bisherigen Untersuchungen haben erstaunliche und zum Teil dramatische Ergebnisse gebracht, die Anlass und Ausgangspunkt für weiterführende Forschungen sein sollten und zum Teil auch bereits sind. | ||
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…….IN ARBEIT…….. | …….IN ARBEIT…….. | ||
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Line 1,362: | Line 1,259: | ||
=5 Bedeutung einer zeitgemäßen Trancekultur für den modernen Menschen= | =5 Bedeutung einer zeitgemäßen Trancekultur für den modernen Menschen= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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Die Trance mit den rituellen Körperhaltungen führt uns wieder in eine ursprüngliche Verbundenheit mit uns und der Umwelt jenseits dualistischer Werte-Kategorien von gut und böse und mit einem Handeln, welches von den Prinzipien der Gegenseitigkeit und Angemessenheit bestimmt ist. In der Ekstase finden wir Zugang zu einem spontanen, nicht berechnenden, überpersönlichen Instinkt, der uns leitet und erleben die eigene Individualität in einem verbindenden Wir. | Die Trance mit den rituellen Körperhaltungen führt uns wieder in eine ursprüngliche Verbundenheit mit uns und der Umwelt jenseits dualistischer Werte-Kategorien von gut und böse und mit einem Handeln, welches von den Prinzipien der Gegenseitigkeit und Angemessenheit bestimmt ist. In der Ekstase finden wir Zugang zu einem spontanen, nicht berechnenden, überpersönlichen Instinkt, der uns leitet und erleben die eigene Individualität in einem verbindenden Wir. | ||
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[[Publikationen#6 Publikationen|6 Publikationen]]<br/> | [[Publikationen#6 Publikationen|6 Publikationen]]<br/> | ||
[[Bibliographie#7 Bibliographie|7 Bibliographie]]<br/> | [[Bibliographie#7 Bibliographie|7 Bibliographie]]<br/> | ||
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'''[[Bedeutung_einer_zeitgemaeßen_Trancekultur_fuer_den_modernen_Menschen/Neue_Spiritualitaet#5.1 Ein Weg zu einer neuen, ganzheitlichen, tiefgründigen und ursprünglichen Spiritualität|Nächstes Kapitel: 5.1 Ein Weg zu einer neuen, ganzheitlichen, tiefgründigen und ursprünglichen Spiritualität]]'''<br/> | '''[[Bedeutung_einer_zeitgemaeßen_Trancekultur_fuer_den_modernen_Menschen/Neue_Spiritualitaet#5.1 Ein Weg zu einer neuen, ganzheitlichen, tiefgründigen und ursprünglichen Spiritualität|Nächstes Kapitel: 5.1 Ein Weg zu einer neuen, ganzheitlichen, tiefgründigen und ursprünglichen Spiritualität]]'''<br/> | ||
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=5.1 Ein Weg zu einer neuen, ganzheitlichen, tiefgründigen und ursprünglichen Spiritualität= | =5.1 Ein Weg zu einer neuen, ganzheitlichen, tiefgründigen und ursprünglichen Spiritualität= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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„Ekstase-Entzug“ nannte Felicitas Goodman in einem Vortrag an der Universität Wien 1986 das Grundleiden unserer Gesellschaft. Sie sprach die Überlegung aus, dass dieser Ekstase-Entzug für vieles Leid in unserer modernen Welt verantwortlich ist, von psychosomatischen Erkrankungen bis hin zur Sucht. | „Ekstase-Entzug“ nannte Felicitas Goodman in einem Vortrag an der Universität Wien 1986 das Grundleiden unserer Gesellschaft. Sie sprach die Überlegung aus, dass dieser Ekstase-Entzug für vieles Leid in unserer modernen Welt verantwortlich ist, von psychosomatischen Erkrankungen bis hin zur Sucht. | ||
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''„Und schließlich stellt sich angesichts der gegenwärtigen Suche nach einer überzeugenden Religionskultur die Frage, ob nicht diese uralten religiösen Erlebnismöglichkeiten auf eine neue, ganzheitliche, tiefgründige und ursprüngliche Spiritualität verweisen.“'' (Goodman 1996: 123) | ''„Und schließlich stellt sich angesichts der gegenwärtigen Suche nach einer überzeugenden Religionskultur die Frage, ob nicht diese uralten religiösen Erlebnismöglichkeiten auf eine neue, ganzheitliche, tiefgründige und ursprüngliche Spiritualität verweisen.“'' (Goodman 1996: 123) | ||
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=5.2 Ein Weg zu einer ökologischen Spiritualität= | =5.2 Ein Weg zu einer ökologischen Spiritualität= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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In der religiösen Trance wird die Welt, das Universum als sinnvolles Ganzes erlebt. Der Mensch erkennt sich als Teil dieser '''Ganzheit''' und kann gleichzeitig '''in Dialog''' treten mit den Wesen und Erscheinungsformen. Aus dieser Kommunikation, aus den Erfahrungen, die uns der Wind, die Steine, die Pflanzen, Tiere usw. uns vermitteln, wird man die Alltagswirklichkeit nicht mehr mit einer Einstellung betrachten, die auf bloße Nützlichkeit ausgerichtet ist. Wenn die versachlichte Welt wieder in ihrer Wesenhaftigkeit, in ihrem Geistaspekt erlebt und erkannt wird, ändert sich die Beziehung zu ihr. | In der religiösen Trance wird die Welt, das Universum als sinnvolles Ganzes erlebt. Der Mensch erkennt sich als Teil dieser '''Ganzheit''' und kann gleichzeitig '''in Dialog''' treten mit den Wesen und Erscheinungsformen. Aus dieser Kommunikation, aus den Erfahrungen, die uns der Wind, die Steine, die Pflanzen, Tiere usw. uns vermitteln, wird man die Alltagswirklichkeit nicht mehr mit einer Einstellung betrachten, die auf bloße Nützlichkeit ausgerichtet ist. Wenn die versachlichte Welt wieder in ihrer Wesenhaftigkeit, in ihrem Geistaspekt erlebt und erkannt wird, ändert sich die Beziehung zu ihr. | ||
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Die vielen als Gegenbewegung zur mechanistischen Ausbeutung der Welt entstandenen '''Umweltschutzbewegungen''', meint F. Goodman, würden um eine spirituelle Dimension bereichert werden. Das Motiv, z. B. bestimmte Arten zu erhalten, welches auch immer es jetzt ist, bekommt aus einer erlebten Seinsverbundenheit eine völlig andere Tiefe. | Die vielen als Gegenbewegung zur mechanistischen Ausbeutung der Welt entstandenen '''Umweltschutzbewegungen''', meint F. Goodman, würden um eine spirituelle Dimension bereichert werden. Das Motiv, z. B. bestimmte Arten zu erhalten, welches auch immer es jetzt ist, bekommt aus einer erlebten Seinsverbundenheit eine völlig andere Tiefe. | ||
− | [[File:rebetrance-43_1.jpg|455x341px | + | [[File:rebetrance-43_1.jpg|thumb|455x341px|right|''Foto: Maskentanz in Cuyamungue 1995. Der in einer Vision geschauten Libelle wurde in der Maske Gestalt verliehen, im abschließenden Tanz wurde die Verwandlung erlebt (Foto Cuyamungue Institut © 1995)'']] |
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− | ''Foto: Maskentanz in Cuyamungue 1995. Der in einer Vision geschauten Libelle wurde in der Maske Gestalt verliehen, im abschließenden Tanz wurde die Verwandlung erlebt (Foto Cuyamungue Institut © 1995)'' | ||
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=5.3 Weiterführung der Trancearbeit nach Felicitas Goodman= | =5.3 Weiterführung der Trancearbeit nach Felicitas Goodman= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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……….IN ARBEIT….. | ……….IN ARBEIT….. | ||
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<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
− | + | [[File:rebetrance-45_1.jpg|thumb|450x311px|right|''Foto: Felicitas Goodman während eines Vortrages (Foto © Focus-Stadtzentrum)'']] | |
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− | ''Foto: Felicitas Goodman während eines Vortrages (Foto © Focus-Stadtzentrum)'' | ||
Felicitas Goodman hat zahlreiche Publikationen über die verschiedenen Bereiche ihrer '''Trance-Forschung''', über die '''Rituellen Trancehaltungen''', das '''Religiöse in den Kulturen der Welt''', das Phänomen der '''Besessenheit''' aus ihrer Sicht, ihre persönliche '''Vision des Sterbens''' … herausgegeben. Leider sind viele der deutschsprachigen Bücher nicht mehr im Handel erhältlich, man kann sie mit Glück noch gebraucht erwerben. Die englischsprachigen Publikationen sind, wenn nicht anders angegeben, im Handel oder auch unter<br /> | Felicitas Goodman hat zahlreiche Publikationen über die verschiedenen Bereiche ihrer '''Trance-Forschung''', über die '''Rituellen Trancehaltungen''', das '''Religiöse in den Kulturen der Welt''', das Phänomen der '''Besessenheit''' aus ihrer Sicht, ihre persönliche '''Vision des Sterbens''' … herausgegeben. Leider sind viele der deutschsprachigen Bücher nicht mehr im Handel erhältlich, man kann sie mit Glück noch gebraucht erwerben. Die englischsprachigen Publikationen sind, wenn nicht anders angegeben, im Handel oder auch unter<br /> | ||
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<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
− | + | [[File:rebetrance-46_1.jpg|thumb|350x425px|right|''Foto: Felicitas Goodman bei einem Vortrag im Focus-Stadtzentrum (Foto © Focus- Stadtzentrum)'']] | |
− | [[File:rebetrance-46_1.jpg|350x425px | ||
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− | ''Foto: Felicitas Goodman bei einem Vortrag im Focus-Stadtzentrum (Foto © Focus- Stadtzentrum)'' | ||
Eine Auflistung der Bücher und einiger Artikel in derselben Reihenfolge, wie sie unten im Detail beschrieben sind: | Eine Auflistung der Bücher und einiger Artikel in derselben Reihenfolge, wie sie unten im Detail beschrieben sind: | ||
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'''Verweise:'''<br /> | '''Verweise:'''<br /> | ||
[http://www.cuyamungueinstitute.com/ [1] http://www.cuyamungueinstitute.com/]<br /> | [http://www.cuyamungueinstitute.com/ [1] http://www.cuyamungueinstitute.com/]<br /> | ||
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<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
− | + | [[File:rebetrance-47_1.jpg|thumb|454x307px|right|''Foto: Felicitas Goodman (Foto © Hermine Brzobohaty-Theuer)'']] | |
− | [[File:rebetrance-47_1.jpg|454x307px | ||
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− | ''Foto: Felicitas Goodman (Foto © Hermine Brzobohaty-Theuer)'' | ||
Es sind hier einige Publikationen mit und über F. Goodman herausgegriffen, die ein Bild von ihrem Leben und ihrer Arbeit geben. Sie werden unten näher beschrieben. | Es sind hier einige Publikationen mit und über F. Goodman herausgegriffen, die ein Bild von ihrem Leben und ihrer Arbeit geben. Sie werden unten näher beschrieben. | ||
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Ein Film (VHS-Kasette) von Johanna Peltner-Rambeck und Hans Rambeck | Ein Film (VHS-Kasette) von Johanna Peltner-Rambeck und Hans Rambeck | ||
− | 2001: München, Südwind-Film (auch in Wien unter '''http:// | + | 2001: München, Südwind-Film (auch in Wien unter '''https://web.archive.org/web/20080803051114/http://focus.at/[https://web.archive.org/web/20080803051114/http://focus.at/ [2]]''' zu beziehen). |
Dieser Dokumentarfilm wurde in Cuyamungue / New Mexico, in Ohio und Wien gedreht, er verdeutlicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Lebenshaltung von Felicitas Goodman. | Dieser Dokumentarfilm wurde in Cuyamungue / New Mexico, in Ohio und Wien gedreht, er verdeutlicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Lebenshaltung von Felicitas Goodman. | ||
Line 1,654: | Line 1,533: | ||
'''Verweise:'''<br /> | '''Verweise:'''<br /> | ||
[http://www.cuyamungueinstitute.com/ [1] http://www.cuyamungueinstitute.com/]<br /> | [http://www.cuyamungueinstitute.com/ [1] http://www.cuyamungueinstitute.com/]<br /> | ||
− | [http:// | + | [https://web.archive.org/web/20080803051114/http://focus.at/ [2] https://web.archive.org/web/20080803051114/http://focus.at/]<br /> |
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=7 Bibliographie= | =7 Bibliographie= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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'''BILDER''': | '''BILDER''': | ||
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[[Bedeutung_einer_zeitgemaeßen_Trancekultur_fuer_den_modernen_Menschen#5 Bedeutung einer zeitgemäßen Trancekultur für den modernen Menschen|5 Bedeutung einer zeitgemäßen Trancekultur für den modernen Menschen]]<br/> | [[Bedeutung_einer_zeitgemaeßen_Trancekultur_fuer_den_modernen_Menschen#5 Bedeutung einer zeitgemäßen Trancekultur für den modernen Menschen|5 Bedeutung einer zeitgemäßen Trancekultur für den modernen Menschen]]<br/> | ||
[[Publikationen#6 Publikationen|6 Publikationen]]<br/> | [[Publikationen#6 Publikationen|6 Publikationen]]<br/> | ||
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'''[[Bibliographie/Bilder#7.1 Bilder|Nächstes Kapitel: 7.1 Bilder]]'''<br/> | '''[[Bibliographie/Bilder#7.1 Bilder|Nächstes Kapitel: 7.1 Bilder]]'''<br/> | ||
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=7.1 Bilder= | =7.1 Bilder= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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Hoppál, Mihály. 2002'': Das Buch der Schamanen — Europa und Asien.'' München, Econ Ullstein List. | Hoppál, Mihály. 2002'': Das Buch der Schamanen — Europa und Asien.'' München, Econ Ullstein List. | ||
Line 1,781: | Line 1,658: | ||
Mair, L. 1969: ''Witchcraft''. New York, McGraw-Hill. | Mair, L. 1969: ''Witchcraft''. New York, McGraw-Hill. | ||
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=7.2 Texte= | =7.2 Texte= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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Bourguignon, Erika. Hrsg. 1973: ''Religion, Altered States of Consciousness, and Sozial Change''. Columbus, Ohio State University Press | Bourguignon, Erika. Hrsg. 1973: ''Religion, Altered States of Consciousness, and Sozial Change''. Columbus, Ohio State University Press | ||
Line 1,817: | Line 1,692: | ||
Schirmbrand, Michaela. 1991: ''Psychologische Untersuchung der Trance nach Felicitas Goodman.'' Wien, Diplomarbeit. | Schirmbrand, Michaela. 1991: ''Psychologische Untersuchung der Trance nach Felicitas Goodman.'' Wien, Diplomarbeit. | ||
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=7.3 Filme= | =7.3 Filme= | ||
<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
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Peltner-Rambeck, J., Rambeck, H. 2001: ''Felicitas Goodman – Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Trance.'' München, Südwind-Film | Peltner-Rambeck, J., Rambeck, H. 2001: ''Felicitas Goodman – Rituelle Körperhaltungen und ekstatische Trance.'' München, Südwind-Film | ||
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<sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | <sup>verfasst von Susanne Jarausch</sup> | ||
− | + | Verein FOCUS Stadtzentrum Wien, Verein zur Förderung ganzheitlicher Persönlichkeitsentwicklung und Bewusstseinskultur, '''www.focus.at[https://web.archive.org/web/20080803051114/http://focus.at/ [1] https://web.archive.org/web/20080803051114/http://focus.at/]<br /> | |
− | Verein FOCUS Stadtzentrum Wien, Verein zur Förderung ganzheitlicher Persönlichkeitsentwicklung und Bewusstseinskultur, '''www.focus.at[http:// | ||
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[[#7.4 Artikel und Vorträge|↑ Nach oben]]<br/> | [[#7.4 Artikel und Vorträge|↑ Nach oben]]<br/> | ||
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Latest revision as of 20:19, 28 September 2020
Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung
verfasst von Susanne Jarausch
Kapitel dieser Lernunterlage
1 Felicitas Goodman
2 Rituelle Körperhaltungen als Tore in die andere Wirklichkeit
3 Das religiöse Ritual aus der Sicht Felicitas Goodmans
4 Tranceforschung durch Felicitas Goodman
5 Bedeutung einer zeitgemäßen Trancekultur für den modernen Menschen
6 Publikationen
7 Bibliographie
Kapitelübersicht
2 Rituelle Körperhaltungen als Tore in die andere Wirklichkeit
- 2.1 Die Entdeckung der rituellen Körperhaltungen
- 2.2 Herkunft und Verbreitung der rituellen Körperhaltungen
- 2.3 Das Erleben in der Trance mit den rituellen Körperhaltungen
- 2.4 Haltungen und transpersonale Erlebnisinhalte
- 2.5 Die praktische Anwendung der rituellen Körperhaltungen
3 Das religiöse Ritual aus der Sicht Felicitas Goodmans
- 3.1 Das Drama der Geburt als Tiefenstruktur im religiösen Ritual
- 3.2 Die religiöse Trance
- 3.3 Die andere Wirklichkeit
4 Tranceforschung durch Felicitas Goodman
- 4.1 Trancestudie unter Erika Bourguignon
- 4.2 Glossolalie — das Sprechen in der Trance
- 4.3 Die Schamanin im Labor — Untersuchungen zur Trance mit rituellen Körperhaltungen
- 4.4 Weiterführende Untersuchungen
5 Bedeutung einer zeitgemäßen Trancekultur für den modernen Menschen