Difference between revisions of "Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung - Das Spektrum der Religionen"

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(Einführung in die Religions und Bewusstseinsforschug - Das Spektrum der Religionen)
 
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<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
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== Kapitelübersicht ==
 
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[[#Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung - Das Spektrum der Religionen|&uarr; Nach oben]]<br/>
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Als konkretes Anschauungsbeispiel für die '''Gleichzeitigkeit''' und '''Parallelität religiöser Traditionen''' innerhalb eines geographisch äußerst begrenzten Raumes dient die folgende ethnographische Momentaufnahme aus den 1980-er Jahren. Sie soll das Spektrum '''gelebter religiöser Kultur''' auf einer kleinen karibischen Insel beleuchten.
 
Als konkretes Anschauungsbeispiel für die '''Gleichzeitigkeit''' und '''Parallelität religiöser Traditionen''' innerhalb eines geographisch äußerst begrenzten Raumes dient die folgende ethnographische Momentaufnahme aus den 1980-er Jahren. Sie soll das Spektrum '''gelebter religiöser Kultur''' auf einer kleinen karibischen Insel beleuchten.
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[[Transformationen_in_afrikanischen_Religionen#5 Transformationen in afrikanischen Religionen|5 Transformationen in afrikanischen Religionen]]<br/>
 
[[Transformationen_in_afrikanischen_Religionen#5 Transformationen in afrikanischen Religionen|5 Transformationen in afrikanischen Religionen]]<br/>
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'''[[Ethnographisches_Fallbeispiel_-_Das_Spektrum_religiöser_Kultur_in_St_Lucia_-_Karibik/Christliche_Konfessionen#1.1 Christliche Konfessionen|Nächstes Kapitel: 1.1 Christliche Konfessionen]]'''<br/>
 
'''[[Ethnographisches_Fallbeispiel_-_Das_Spektrum_religiöser_Kultur_in_St_Lucia_-_Karibik/Christliche_Konfessionen#1.1 Christliche Konfessionen|Nächstes Kapitel: 1.1 Christliche Konfessionen]]'''<br/>
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=1.1 Christliche Konfessionen=
 
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<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
Die weitaus überwiegende Mehrzahl der St. Lucianer gehört heute christlichen Konfessionen an, wobei seit der französischen Vorherrschaft im 18. Jahrhundert der '''Katholizismus''' bei weitem dominiert. Im Laufe der letzten dreißig Jahre hat jedoch die Anzahl der Katholiken abgenommen. War St. Lucia vor 30 Jahren noch zu 97 % römisch-katholisch, so belaufen sich heute vorsichtige Schätzungen auf maximal 80 Prozent. Dieser Trend ist im wesentlichen auf das '''Anwachsen protestantischer Kirchen''' aus den USA zurückzuführen. Protestanten waren seit langem durch die anglikanische (lt. Census von 1980 ca. 2,7%) und methodistische (0,8%) Kirche vertreten, wenn auch nur in vergleichsweise kleiner Anzahl. Trotzdem war ihr Einfluß vor allem auf dem Gebiet der Erziehung deutlich spürbar. Jedoch seit 1960 haben andere Konfessionen wie Sieben-Tage-Adventisten (4,3%), Baptisten (1,4%), Pentecostalisten (1,3%) und Zeugen Jehovahs ihre Mitgliederzahlen deutlich erhöht. Daneben werben u.a. Presbyterianer, Kongregationalisten, Bretheren, die Heilsarmee, Moravianer, Menoniten, A.M.E. (Zion) und die Church of God verstärkt um neue Mitglieder.
 
Die weitaus überwiegende Mehrzahl der St. Lucianer gehört heute christlichen Konfessionen an, wobei seit der französischen Vorherrschaft im 18. Jahrhundert der '''Katholizismus''' bei weitem dominiert. Im Laufe der letzten dreißig Jahre hat jedoch die Anzahl der Katholiken abgenommen. War St. Lucia vor 30 Jahren noch zu 97 % römisch-katholisch, so belaufen sich heute vorsichtige Schätzungen auf maximal 80 Prozent. Dieser Trend ist im wesentlichen auf das '''Anwachsen protestantischer Kirchen''' aus den USA zurückzuführen. Protestanten waren seit langem durch die anglikanische (lt. Census von 1980 ca. 2,7%) und methodistische (0,8%) Kirche vertreten, wenn auch nur in vergleichsweise kleiner Anzahl. Trotzdem war ihr Einfluß vor allem auf dem Gebiet der Erziehung deutlich spürbar. Jedoch seit 1960 haben andere Konfessionen wie Sieben-Tage-Adventisten (4,3%), Baptisten (1,4%), Pentecostalisten (1,3%) und Zeugen Jehovahs ihre Mitgliederzahlen deutlich erhöht. Daneben werben u.a. Presbyterianer, Kongregationalisten, Bretheren, die Heilsarmee, Moravianer, Menoniten, A.M.E. (Zion) und die Church of God verstärkt um neue Mitglieder.
  
[[File:rebespektrum-2_1.jpg|540x358px|''Foto: Das Altarbild von Dunstan St. Omer in der katholischen Kirche von Roseau / St. Lucia'' ''(Manfred Kremser © 1982)'' ]]
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[[File:rebespektrum-2_1.jpg|thumb|540x358px|right|''Foto: Das Altarbild von Dunstan St. Omer in der katholischen Kirche von Roseau / St. Lucia'' ''(Manfred Kremser © 1982)'' ]]
  
 
Ein anderer Trend war durch Veränderungen innerhalb der römisch-katholischen Kirche selbst gekennzeichnet. Veränderungen, die dazu führten, die Messfeier in Englisch anstatt in Latein zu zelebrieren, mehr Rollen für Laien innerhalb der Kirche zu schaffen, die Entwicklung des lokalen Klerus zu fördern und das '''Engagement der Kirche in sozialen und weltlichen Angelegenheiten''' der Gesellschaft wahrzunehmen, sind alle als Teil dieses Trends anzusehen, die römisch-katholische Kirche für die St. Lucianische Bevölkerung relevanter zu machen. Die meisten dieser Veränderungen, die nach dem 2. Vatikanum (1962-1965) eingeführt wurden, sind als Antwort auf die stark anwachsende öffentliche Meinung zustande gekommen.
 
Ein anderer Trend war durch Veränderungen innerhalb der römisch-katholischen Kirche selbst gekennzeichnet. Veränderungen, die dazu führten, die Messfeier in Englisch anstatt in Latein zu zelebrieren, mehr Rollen für Laien innerhalb der Kirche zu schaffen, die Entwicklung des lokalen Klerus zu fördern und das '''Engagement der Kirche in sozialen und weltlichen Angelegenheiten''' der Gesellschaft wahrzunehmen, sind alle als Teil dieses Trends anzusehen, die römisch-katholische Kirche für die St. Lucianische Bevölkerung relevanter zu machen. Die meisten dieser Veränderungen, die nach dem 2. Vatikanum (1962-1965) eingeführt wurden, sind als Antwort auf die stark anwachsende öffentliche Meinung zustande gekommen.
  
[[File:rebespektrum-2_2.jpg|540x366px|''Foto: Beim Kreuz eines katholischen Friedhofs mit &quot;afrikanischen&quot; Trommeln'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-2_2.jpg|thumb|540x366px|right|''Foto: Beim Kreuz eines katholischen Friedhofs mit &quot;afrikanischen&quot; Trommeln'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
Eine andere interessante Entwicklung im religiösen Bild St. Lucias war die Zunahme der Anzahl von individuellen '''Straßenpredigern''', die nicht unbedingt einer spezifischen Konfession zuzuordnen sind. Ausgerüstet mit der Bibel, ihrer Stimme und ihrem Charisma, verkünden diese Prediger das Wort Gottes zu jeder gegebenen Zeit und an jedem beliebigen Ort, wo immer gerade die Leute vorbeikommen. Einige von ihnen wurden aufgrund der Unterhaltung, die sie während des Predigens lieferten, überaus bekannt. Ihre Orientierung ist jedoch grundsätzlich christlich.
 
Eine andere interessante Entwicklung im religiösen Bild St. Lucias war die Zunahme der Anzahl von individuellen '''Straßenpredigern''', die nicht unbedingt einer spezifischen Konfession zuzuordnen sind. Ausgerüstet mit der Bibel, ihrer Stimme und ihrem Charisma, verkünden diese Prediger das Wort Gottes zu jeder gegebenen Zeit und an jedem beliebigen Ort, wo immer gerade die Leute vorbeikommen. Einige von ihnen wurden aufgrund der Unterhaltung, die sie während des Predigens lieferten, überaus bekannt. Ihre Orientierung ist jedoch grundsätzlich christlich.
  
 
Es gab auch Bemühungen, die unterschiedlichen Kirchen zusammenzubringen, um in gemeinsamen Fragen zusammenzuarbeiten. Die ökumenische Bewegung ist nach einem Anwachsen in den letzten Jahren wieder versiegt. Aber im allgemeinen gibt es heute zwischen den Kirchen mehr offizielle '''Toleranz''' und Akzeptanz als in der Vergangenheit.
 
Es gab auch Bemühungen, die unterschiedlichen Kirchen zusammenzubringen, um in gemeinsamen Fragen zusammenzuarbeiten. Die ökumenische Bewegung ist nach einem Anwachsen in den letzten Jahren wieder versiegt. Aber im allgemeinen gibt es heute zwischen den Kirchen mehr offizielle '''Toleranz''' und Akzeptanz als in der Vergangenheit.
 
  
  
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<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
  
 
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[[File:rebespektrum-3_1.jpg|thumb|352x540px|right|''Foto: La Rose Prozession nach der Festmesse'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
[[File:rebespektrum-3_1.jpg|352x540px|''Foto: La Rose Prozession nach der Festmesse'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
 
  
 
Eine wichtige Rolle im '''Prozeß der Herausbildung neuer sozio-religiöser Gruppierungen seit den Zeiten der Sklaverei''' spielte die katholische Kirche. Unter ihrer Obhut entsprangen eine Reihe von '''religiösen Bruderschaften''', die auch den Charakter von '''Selbsthilfeorganisationen''' aufwiesen. Vielleicht am bekanntesten wurden die brasilianischen ''„Confrarias&quot;'' mit ihren üppigen Festlichkeiten, den sogenannten ''„Congadas&quot;.'' Unter französischem Kolonialeinfluß und im Umfeld der katholischen Kirche entwickelten sich auf mehreren karibischen Inseln sogenannte '''„Schutzpatron-Gesellschaften&quot;'''. Sie stellten für die Sklaven die einzige legale Form der Selbstorganisation dar.
 
Eine wichtige Rolle im '''Prozeß der Herausbildung neuer sozio-religiöser Gruppierungen seit den Zeiten der Sklaverei''' spielte die katholische Kirche. Unter ihrer Obhut entsprangen eine Reihe von '''religiösen Bruderschaften''', die auch den Charakter von '''Selbsthilfeorganisationen''' aufwiesen. Vielleicht am bekanntesten wurden die brasilianischen ''„Confrarias&quot;'' mit ihren üppigen Festlichkeiten, den sogenannten ''„Congadas&quot;.'' Unter französischem Kolonialeinfluß und im Umfeld der katholischen Kirche entwickelten sich auf mehreren karibischen Inseln sogenannte '''„Schutzpatron-Gesellschaften&quot;'''. Sie stellten für die Sklaven die einzige legale Form der Selbstorganisation dar.
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Nach der '''Königinmutter''', den '''Prinzen und Prinzessinnen''', '''Präsident''' oder '''Generalgouverneur''' kam eine große Anzahl von pseudo-legalem, militärischem und professionellem Personal. Darunter waren z. B. '''Magistrat, Sekretär, Rechtsanwälte, Richter, Polizisten, Soldaten, Doktor, Krankenschwestern, Matronen, Blumenfrauen und -mädchen''' verschiedenster Rangordnungen, '''Vorsänger''', und nicht zuletzt die '''Musiker''' mit ihren Instrumenten: '''Trommeln, Geigen, Gitarren, Banjos, Quartros, Rasseln und Horn.'''
 
Nach der '''Königinmutter''', den '''Prinzen und Prinzessinnen''', '''Präsident''' oder '''Generalgouverneur''' kam eine große Anzahl von pseudo-legalem, militärischem und professionellem Personal. Darunter waren z. B. '''Magistrat, Sekretär, Rechtsanwälte, Richter, Polizisten, Soldaten, Doktor, Krankenschwestern, Matronen, Blumenfrauen und -mädchen''' verschiedenster Rangordnungen, '''Vorsänger''', und nicht zuletzt die '''Musiker''' mit ihren Instrumenten: '''Trommeln, Geigen, Gitarren, Banjos, Quartros, Rasseln und Horn.'''
  
[[File:rebespektrum-3_2.jpg|357x540px|''Foto: La Rose Blumenfrauen in Festtagskleidung'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-3_2.jpg|thumb|357x540px|right|''Foto: La Rose Blumenfrauen in Festtagskleidung'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
Beeindrucken heutzutage die '''prunkvollen Kostüme''' der Blumengesellschaften vor allem an ihrem großen Festtag — für ''„La Rose&quot;'' am '''30. August''', dem Tag der '''heiligen Rosa von Lima'''; für ''„La Marguerite&quot;'' am '''17. Oktober''', dem Tag der '''heiligen Maria Marguerita von Alacoque''' — so zeichnet die Erinnerung an die Anfänge dieser Schicksalsgemeinschaften ein anderes Bild:
 
Beeindrucken heutzutage die '''prunkvollen Kostüme''' der Blumengesellschaften vor allem an ihrem großen Festtag — für ''„La Rose&quot;'' am '''30. August''', dem Tag der '''heiligen Rosa von Lima'''; für ''„La Marguerite&quot;'' am '''17. Oktober''', dem Tag der '''heiligen Maria Marguerita von Alacoque''' — so zeichnet die Erinnerung an die Anfänge dieser Schicksalsgemeinschaften ein anderes Bild:
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Die Mitglieder der '''''„La-Rose&quot;-''''' '''Blumengesellschaft''' lieben nichts mehr als '''Bewegung und sinnliche Stimulation'''. Sie bauen ihre ganze Reputation auf ihre '''spektakuläre Performance''' auf: '''reden, musizieren, tanzen, singen und trinken'''. Wenige von ihnen besitzen viel Geld. Als '''Arbeiter''' verdienen sie nur niedrige Löhne. Viele sprechen nur Kreolisch, und die meisten können weder lesen noch schreiben.
 
Die Mitglieder der '''''„La-Rose&quot;-''''' '''Blumengesellschaft''' lieben nichts mehr als '''Bewegung und sinnliche Stimulation'''. Sie bauen ihre ganze Reputation auf ihre '''spektakuläre Performance''' auf: '''reden, musizieren, tanzen, singen und trinken'''. Wenige von ihnen besitzen viel Geld. Als '''Arbeiter''' verdienen sie nur niedrige Löhne. Viele sprechen nur Kreolisch, und die meisten können weder lesen noch schreiben.
  
[[File:rebespektrum-3_3.jpg|540x360px|''Foto: Ehrentanz des Präsidenten beim La Rose Festival in Babonneau'' ''(Manfred Kremser © 1982)'' ]]
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[[File:rebespektrum-3_3.jpg|thumb|540x360px|right|''Foto: Ehrentanz des Präsidenten beim La Rose Festival in Babonneau'' ''(Manfred Kremser © 1982)'' ]]
  
 
'''''„La Marguerite&quot;''''' hingegen zieht solche Leute an, die '''sozial reserviert''' sind — etwa '''praktizierende Katholiken und „ernsthafte&quot; Eltern''', die ihren Kindern eine solide und konventionelle Erziehung zu geben versuchen. Viele von ihnen besitzen kleine Unternehmen oder sind ganzzeitig beschäftigte Angestellte. Sie sprechen sowohl Kreolisch als auch Englisch und können immer lesen und schreiben. Man kann sagen, daß die Mitglieder der ''„La-Marguerite&quot;-'' Gesellschaften der '''Mittelklasse''' von St. Lucia angehören.
 
'''''„La Marguerite&quot;''''' hingegen zieht solche Leute an, die '''sozial reserviert''' sind — etwa '''praktizierende Katholiken und „ernsthafte&quot; Eltern''', die ihren Kindern eine solide und konventionelle Erziehung zu geben versuchen. Viele von ihnen besitzen kleine Unternehmen oder sind ganzzeitig beschäftigte Angestellte. Sie sprechen sowohl Kreolisch als auch Englisch und können immer lesen und schreiben. Man kann sagen, daß die Mitglieder der ''„La-Marguerite&quot;-'' Gesellschaften der '''Mittelklasse''' von St. Lucia angehören.
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Während die '''''„Marguerites&quot;''''' den '''Primat ihres Kodex''' durchsetzten, war die Reaktion der '''''„Roses&quot;''''' darauf bedacht, den '''Wert ihrer eigenen Tradition''' mit Nachdruck zu behaupten.
 
Während die '''''„Marguerites&quot;''''' den '''Primat ihres Kodex''' durchsetzten, war die Reaktion der '''''„Roses&quot;''''' darauf bedacht, den '''Wert ihrer eigenen Tradition''' mit Nachdruck zu behaupten.
 
  
  
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=1.3 Religiöse Konzepte afrikanischer Provenienz=
 
=1.3 Religiöse Konzepte afrikanischer Provenienz=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
Die andere religiöse Tradition, die in St. Lucia durch mehrere Jahrhunderte hindurch '''Seite an Seite mit dem Christentum''' existiert, ist weit schwieriger zu definieren. Dennoch ist in vielerlei Hinsicht ihr Einfluß genauso mächtig als der des Christentums. Diese Tradition kann weder mit einem einzigen Namen bezeichnet werden, noch weist sie eine repräsentative Organisation oder ähnliches auf. Sie '''wurzelt in den verschiedenen ethnischen Religionen Afrikas''', welche die afrikanischen Vorfahren der heutigen afroamerikanischen Inselbevölkerung während der Zeit der Sklaverei mitbrachten und in unterschiedlicher Art und Weise weiter tradierten. In der '''Kolonialzeit''' wurde diese Tradition für '''illegal und subversiv''' gehalten. Deshalb war sie von Anbeginn an eine '''Untergrundtradition''' in St. Lucia. Es ist teilweise diesem Umstand zuzuschreiben, daß diese religiöse Tradition vielmehr in '''Fragmenten''' denn als integriertes System überlebt hat.
 
Die andere religiöse Tradition, die in St. Lucia durch mehrere Jahrhunderte hindurch '''Seite an Seite mit dem Christentum''' existiert, ist weit schwieriger zu definieren. Dennoch ist in vielerlei Hinsicht ihr Einfluß genauso mächtig als der des Christentums. Diese Tradition kann weder mit einem einzigen Namen bezeichnet werden, noch weist sie eine repräsentative Organisation oder ähnliches auf. Sie '''wurzelt in den verschiedenen ethnischen Religionen Afrikas''', welche die afrikanischen Vorfahren der heutigen afroamerikanischen Inselbevölkerung während der Zeit der Sklaverei mitbrachten und in unterschiedlicher Art und Weise weiter tradierten. In der '''Kolonialzeit''' wurde diese Tradition für '''illegal und subversiv''' gehalten. Deshalb war sie von Anbeginn an eine '''Untergrundtradition''' in St. Lucia. Es ist teilweise diesem Umstand zuzuschreiben, daß diese religiöse Tradition vielmehr in '''Fragmenten''' denn als integriertes System überlebt hat.
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Bei genauerer Betrachtung kann man bei den meisten St. Lucianern die eine oder andere Vorstellung oder Praxis vorfinden, die sie aus der '''fragmentierten afrikanischen religiösen Tradition''' beziehen — ganz gleich, ob es der betreffenden Person bewußt ist oder nicht.
 
Bei genauerer Betrachtung kann man bei den meisten St. Lucianern die eine oder andere Vorstellung oder Praxis vorfinden, die sie aus der '''fragmentierten afrikanischen religiösen Tradition''' beziehen — ganz gleich, ob es der betreffenden Person bewußt ist oder nicht.
 
  
  
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=1.4 Kélé=
 
=1.4 Kélé=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
'''Die lokale Shangó-Tradition namens „Kélé“'''
 
'''Die lokale Shangó-Tradition namens „Kélé“'''
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Dieses Ritual wird von Zeit zu Zeit in der nordöstlichen Region der Insel durchgeführt, vor allem in den Orten Babonneau, Fond Assau und Umgebung. Es ist genau diese Region St. Lucias, in welche die letzten noch '''in Afrika geborenen''' und aufgewachsenen Einwanderer als '''Kontraktarbeiter''' '''''(&quot;Indentured Labourers&quot;)''''' geschickt wurden. In diesem Gebiet haben sich bis heute ganz bestimmte afrikanische Traditionen unter den sogenannten '''''„Djiné“''''', also den Leuten von '''''„Guinea“''''' '''(= Afrika)''' fast ungebrochen erhalten.
 
Dieses Ritual wird von Zeit zu Zeit in der nordöstlichen Region der Insel durchgeführt, vor allem in den Orten Babonneau, Fond Assau und Umgebung. Es ist genau diese Region St. Lucias, in welche die letzten noch '''in Afrika geborenen''' und aufgewachsenen Einwanderer als '''Kontraktarbeiter''' '''''(&quot;Indentured Labourers&quot;)''''' geschickt wurden. In diesem Gebiet haben sich bis heute ganz bestimmte afrikanische Traditionen unter den sogenannten '''''„Djiné“''''', also den Leuten von '''''„Guinea“''''' '''(= Afrika)''' fast ungebrochen erhalten.
  
[[File:rebespektrum-5_1.jpg|540x359px|''Foto: Das Kélé-Opferritual im April 1988 geleitet von Hohepriester Etienne Wells Joseph'' ''(Manfred Kremser © 1988)'' ]]
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[[File:rebespektrum-5_1.jpg|thumb|540x359px|right|''Foto: Das Kélé-Opferritual im April 1988 geleitet von Hohepriester Etienne Wells Joseph'' ''(Manfred Kremser © 1988)'' ]]
  
 
'''Die''' '''''Kélé-''''' '''Zeremonie''' beinhaltet die Verehrung der Gottheiten '''''Shangó, Ogun''''' '''und''' '''''Eshu'''''. Diese religiösen Konzepte gehen auf die '''Yoruba-''„Orisa“''''' zurück und haben durch ihren Transfer nach St. Lucia vielerlei '''Reinterpretationen''' erfahren:
 
'''Die''' '''''Kélé-''''' '''Zeremonie''' beinhaltet die Verehrung der Gottheiten '''''Shangó, Ogun''''' '''und''' '''''Eshu'''''. Diese religiösen Konzepte gehen auf die '''Yoruba-''„Orisa“''''' zurück und haben durch ihren Transfer nach St. Lucia vielerlei '''Reinterpretationen''' erfahren:
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Die Assoziation von ''Eshu'' mit dem '''gefährlichen Inhalt der Kalebasse''', die am Ende jeder ''Kélé'' -Zeremonie orakelhaft zerschmettert wird, führte in den Augen christlich-klerikaler Kritiker oft irrtümlicherweise zur '''Gleichsetztung von''' '''''Akeshew''''' '''mit dem Teufel''', sowie der '''Hohepriester des''' '''''Kélé''''' '''mit Schwarzmagiern'''.
 
Die Assoziation von ''Eshu'' mit dem '''gefährlichen Inhalt der Kalebasse''', die am Ende jeder ''Kélé'' -Zeremonie orakelhaft zerschmettert wird, führte in den Augen christlich-klerikaler Kritiker oft irrtümlicherweise zur '''Gleichsetztung von''' '''''Akeshew''''' '''mit dem Teufel''', sowie der '''Hohepriester des''' '''''Kélé''''' '''mit Schwarzmagiern'''.
  
[[File:rebespektrum-5_2.jpg|540x358px|''Foto: Das Kélé-Opferritual im April 1983 geleitet von Hohepriester Noah Delaire'' ''(Manfred Kremser © 1983)'' ]]
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[[File:rebespektrum-5_2.jpg|thumb|540x358px|right|''Foto: Das Kélé-Opferritual im April 1983 geleitet von Hohepriester Noah Delaire'' ''(Manfred Kremser © 1983)'' ]]
  
 
Die Riten der ''Kélé''-Zeremonie wurden von '''Familien''' weitergegeben, die sich selbst als '''''„Nèg Djiné“''''' identifizierten. Es gibt einen '''Hohepriester''', der seine Rolle an einen anderen weitergibt, bevor er stirbt. Alle Teilnehmer, inklusive des Hohepriesters, sind '''auch praktizierende Christen''', die keine Schwierigkeit damit haben, die beiden Traditionen in ihrem persönlichen Leben miteinander zu '''verschmelzen'''.
 
Die Riten der ''Kélé''-Zeremonie wurden von '''Familien''' weitergegeben, die sich selbst als '''''„Nèg Djiné“''''' identifizierten. Es gibt einen '''Hohepriester''', der seine Rolle an einen anderen weitergibt, bevor er stirbt. Alle Teilnehmer, inklusive des Hohepriesters, sind '''auch praktizierende Christen''', die keine Schwierigkeit damit haben, die beiden Traditionen in ihrem persönlichen Leben miteinander zu '''verschmelzen'''.
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Im Rahmen der '''afroamerikanischen Religionen''' der Gegenwart nimmt der ''Kélé'' in St. Lucia in vielerlei Hinsicht eine '''Sonderstellung''' ein. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kulten Afro-Amerikas, wie z.B. ''Voodoo, Candomblé, Umbanda, Macumba'' und ''Santería'' ist dieser fast '''rein afrikanisch''' erhaltene Minderheitskult der ''Djiné'' '''keinerlei Synkretisierung mit christlichen Religionen''' eingegangen. Im Zentrum der kultischen Handlungen eines ''Kélé'' -Rituals steht das '''blutige Opfer eines Schafbockes''', welches in Verbindung mit Gaben von Speise und Trank für die afrikanischen Götter ''Shangó'', ''Ógùn'' und ''Eshu'' dargebracht wird. Vor allem wegen der Praxis dieses „heidnischen“ Blutopfers zählt der ''Kélé'' zu den '''umstrittensten kulturellen Traditionen''' der kleinen karibischen Insel St. Lucia. Vor dem Hintergrund dieses '''Spannungsverhältnisses zwischen afrikanischem Erbe und westlich orientierter religiöser wie kultureller Wertungen''' konzentriert sich die folgende Dokumentation auf die Beschreibung der Opferhandlungen und Opfergaben dieses afrikanischen Ritual in der Diaspora, sowie der sie beeinflussenden neuen gesellschaftlichen und ökologischen Bedingungen.
 
Im Rahmen der '''afroamerikanischen Religionen''' der Gegenwart nimmt der ''Kélé'' in St. Lucia in vielerlei Hinsicht eine '''Sonderstellung''' ein. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kulten Afro-Amerikas, wie z.B. ''Voodoo, Candomblé, Umbanda, Macumba'' und ''Santería'' ist dieser fast '''rein afrikanisch''' erhaltene Minderheitskult der ''Djiné'' '''keinerlei Synkretisierung mit christlichen Religionen''' eingegangen. Im Zentrum der kultischen Handlungen eines ''Kélé'' -Rituals steht das '''blutige Opfer eines Schafbockes''', welches in Verbindung mit Gaben von Speise und Trank für die afrikanischen Götter ''Shangó'', ''Ógùn'' und ''Eshu'' dargebracht wird. Vor allem wegen der Praxis dieses „heidnischen“ Blutopfers zählt der ''Kélé'' zu den '''umstrittensten kulturellen Traditionen''' der kleinen karibischen Insel St. Lucia. Vor dem Hintergrund dieses '''Spannungsverhältnisses zwischen afrikanischem Erbe und westlich orientierter religiöser wie kultureller Wertungen''' konzentriert sich die folgende Dokumentation auf die Beschreibung der Opferhandlungen und Opfergaben dieses afrikanischen Ritual in der Diaspora, sowie der sie beeinflussenden neuen gesellschaftlichen und ökologischen Bedingungen.
  
[[File:rebespektrum-6_1.jpg|450x299px|''Foto: Msgr. Patrick A.B. Anthony im Interview mit den Hohepriestern des Kélé'' ''(Manfred Kremser © 1983)'' ]]
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[[File:rebespektrum-6_1.jpg|thumb|450x299px|right|''Foto: Msgr. Patrick A.B. Anthony im Interview mit den Hohepriestern des Kélé'' ''(Manfred Kremser © 1983)'' ]]
  
 
Ein ''Djiné'' , der sich an seinen Hohepriester wendet, um ihn mit der Abhaltung einer ''Kélé'' -Zeremonie für ein aktuelles Anliegen zu betrauen, sagt, daß er '''einen''' '''''Kélé''''' '''„geben“ möchte''' '''''(„ngay bay an Kélé“)''''' ''.'' Diese Formulierung, wie auch die bei einem ''Kélé'' tatsächlich in '''großen Mengen veräußerten Opfergaben, Nahrungsmittel und Getränke''', erinnern an den Charakter von '''Verdienstfesten''', der den ''Kélé'' -Zeremonien in der Vergangenheit tatsächlich zukam.
 
Ein ''Djiné'' , der sich an seinen Hohepriester wendet, um ihn mit der Abhaltung einer ''Kélé'' -Zeremonie für ein aktuelles Anliegen zu betrauen, sagt, daß er '''einen''' '''''Kélé''''' '''„geben“ möchte''' '''''(„ngay bay an Kélé“)''''' ''.'' Diese Formulierung, wie auch die bei einem ''Kélé'' tatsächlich in '''großen Mengen veräußerten Opfergaben, Nahrungsmittel und Getränke''', erinnern an den Charakter von '''Verdienstfesten''', der den ''Kélé'' -Zeremonien in der Vergangenheit tatsächlich zukam.
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In den letzten Jahrzehnten jedoch kam es — bedingt durch die rasch voranschreitende Verwestlichung zahlreicher Lebensformen, sowie durch das Aussterben der alten '''traditionsbewussten''' '''''Djiné''''' — zu einem '''Rückgang''' dieser Tradition, so daß gegenwärtig nur ein- bis zweimal im Jahr eine ''Kélé'' -Zeremonie stattfindet. Diese wird in der Regel vom Hohepriester alljährlich am '''Sonntag nach Ostern''' und '''zum Jahreswechsel „gegeben“''' .
 
In den letzten Jahrzehnten jedoch kam es — bedingt durch die rasch voranschreitende Verwestlichung zahlreicher Lebensformen, sowie durch das Aussterben der alten '''traditionsbewussten''' '''''Djiné''''' — zu einem '''Rückgang''' dieser Tradition, so daß gegenwärtig nur ein- bis zweimal im Jahr eine ''Kélé'' -Zeremonie stattfindet. Diese wird in der Regel vom Hohepriester alljährlich am '''Sonntag nach Ostern''' und '''zum Jahreswechsel „gegeben“''' .
 
  
  
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Handelte es sich beim bevorstehenden ''Kélé'' um ein wichtiges Anliegen der gesamten erweiterten Großfamilie, so wurden alle Familienmitglieder gebeten, einen bestimmten Anteil an den erforderlichen '''Nahrungsmitteln und Getränken''' bereitzustellen. Es ist unbestritten, daß in der Vergangenheit diese '''reziproken Hilfeleistungen''' wie vor allem die sie begleitenden kommunikatorischen Prozesse zur Stärkung der '''Solidarität innerhalb der''' '''''Djiné''-Familien''' beitrugen.
 
Handelte es sich beim bevorstehenden ''Kélé'' um ein wichtiges Anliegen der gesamten erweiterten Großfamilie, so wurden alle Familienmitglieder gebeten, einen bestimmten Anteil an den erforderlichen '''Nahrungsmitteln und Getränken''' bereitzustellen. Es ist unbestritten, daß in der Vergangenheit diese '''reziproken Hilfeleistungen''' wie vor allem die sie begleitenden kommunikatorischen Prozesse zur Stärkung der '''Solidarität innerhalb der''' '''''Djiné''-Familien''' beitrugen.
  
[[File:rebespektrum-7_1.jpg|367x540px|''Foto: Die Zubereitung des Yams in Breiform'' ''(Manfred Kremser © 1985)'']]
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[[File:rebespektrum-7_1.jpg|thumb|367x540px|right|''Foto: Die Zubereitung des Yams in Breiform'' ''(Manfred Kremser © 1985)'']]
  
 
In jüngster Zeit wird die '''Ankündigung''' jedoch '''über die Medien''' vorgenommen, vor allem via '''Radio''' im ''„community diary“,'' wie auch über die '''lokale Presse'''. Aus diesem Grunde finden sich neben den geladenen ''Djiné'' auch zahlreiche Interessenten ein, die nie zuvor einer ''Kélé'' -Zeremonie beigewohnt hatten. Als unvermeidliche Folge dieses '''„clash of culture“''' betrachten einige von ihnen das Ritual als ein '''Stück afrikanischer Exotik''' in der eigenen Heimat; andere treten dem Blutopfer '''mit gemischten Gefühlen''' entgegen; und auch solche Stimmen, die mit Verachtung auf dieses '''„heidnische“ Blutopfer''' herabblicken, halten nicht mit ihren abwertenden Kommentaren zurück.
 
In jüngster Zeit wird die '''Ankündigung''' jedoch '''über die Medien''' vorgenommen, vor allem via '''Radio''' im ''„community diary“,'' wie auch über die '''lokale Presse'''. Aus diesem Grunde finden sich neben den geladenen ''Djiné'' auch zahlreiche Interessenten ein, die nie zuvor einer ''Kélé'' -Zeremonie beigewohnt hatten. Als unvermeidliche Folge dieses '''„clash of culture“''' betrachten einige von ihnen das Ritual als ein '''Stück afrikanischer Exotik''' in der eigenen Heimat; andere treten dem Blutopfer '''mit gemischten Gefühlen''' entgegen; und auch solche Stimmen, die mit Verachtung auf dieses '''„heidnische“ Blutopfer''' herabblicken, halten nicht mit ihren abwertenden Kommentaren zurück.
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Die Abhaltung einer ''Kélé'' -Zeremonie mit den damit verbundenen Opferhandlungen ist nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Es gibt — im Gegensatz zu den anderen afro-amerikanischen Kulten wie z.B. ''Voodoo'' — '''keine Kulthäuser oder feststehenden Opferplätze'''. Vielmehr hängt die Wahl des Ortes der Durchführung der ''Kélé''-Zeremonie jeweils von der Person ab, die einen ''Kélé'' „gibt“. In den meisten Fällen ist dies ein '''genügend großer Platz im Gehöft''' dieser Person, der zirka 80 Personen rund um den zu errichtenden Altar fassen kann. Andernfalls wird die Opferzeremonie im '''Gehöft des Hohepriesters''' abgehalten, welches vor allem aufgrund seiner vielfältigen '''juridischen''' wie auch '''medizinischen Funktionen''' innerhalb der '''''Djiné'''''<span style="font-weight: bold;">-</span>'''Gemeinschaft''' zu einem vielfrequentierten Treffpunkt wurde.
 
Die Abhaltung einer ''Kélé'' -Zeremonie mit den damit verbundenen Opferhandlungen ist nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Es gibt — im Gegensatz zu den anderen afro-amerikanischen Kulten wie z.B. ''Voodoo'' — '''keine Kulthäuser oder feststehenden Opferplätze'''. Vielmehr hängt die Wahl des Ortes der Durchführung der ''Kélé''-Zeremonie jeweils von der Person ab, die einen ''Kélé'' „gibt“. In den meisten Fällen ist dies ein '''genügend großer Platz im Gehöft''' dieser Person, der zirka 80 Personen rund um den zu errichtenden Altar fassen kann. Andernfalls wird die Opferzeremonie im '''Gehöft des Hohepriesters''' abgehalten, welches vor allem aufgrund seiner vielfältigen '''juridischen''' wie auch '''medizinischen Funktionen''' innerhalb der '''''Djiné'''''<span style="font-weight: bold;">-</span>'''Gemeinschaft''' zu einem vielfrequentierten Treffpunkt wurde.
  
[[File:rebespektrum-8_1.jpg|540x355px|''Foto: Der Hohepriester Noah Delaire bei der Opferhandlung am Altar'' ''(Manfred Kremser © 1983)'' ]]
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[[File:rebespektrum-8_1.jpg|thumb|540x355px|right|''Foto: Der Hohepriester Noah Delaire bei der Opferhandlung am Altar'' ''(Manfred Kremser © 1983)'' ]]
  
 
In jüngster Zeit ist man dazu übergegangen, die ''Kélé'' -Zeremonie bei solchen ''Djiné'' abzuhalten, deren Gehöft ein '''''Rum-Shop''''' miteinschließt, um auch die Versorgung derjenigen Gäste, die sich als Ergebnis der '''Ankündigungen in den Medien''' als Zuschauer einfinden, vor allem mit alkoholischen Getränken und zunehmend auch mit Fleischspeisen zu gewährleisten. Damit wird die ursprüngliche Idee einer Kommunion aller Anwesenden — unter Einbeziehung der Ahnen sowie der afrikanischen Gottheiten — über Bord geworfen und einer '''Kommerzialisierung der Weg geebnet'''. Ursprünglich wurde nämlich das Fleisch des Opfertieres unter allen Mitgliedern der Kultgemeinde sowie unter allen anderen Personen, die sich zum ''Kélé'' eingefunden hatten, verteilt. Dieses mußte zur Gänze am gleichen Tag konsumiert werden.
 
In jüngster Zeit ist man dazu übergegangen, die ''Kélé'' -Zeremonie bei solchen ''Djiné'' abzuhalten, deren Gehöft ein '''''Rum-Shop''''' miteinschließt, um auch die Versorgung derjenigen Gäste, die sich als Ergebnis der '''Ankündigungen in den Medien''' als Zuschauer einfinden, vor allem mit alkoholischen Getränken und zunehmend auch mit Fleischspeisen zu gewährleisten. Damit wird die ursprüngliche Idee einer Kommunion aller Anwesenden — unter Einbeziehung der Ahnen sowie der afrikanischen Gottheiten — über Bord geworfen und einer '''Kommerzialisierung der Weg geebnet'''. Ursprünglich wurde nämlich das Fleisch des Opfertieres unter allen Mitgliedern der Kultgemeinde sowie unter allen anderen Personen, die sich zum ''Kélé'' eingefunden hatten, verteilt. Dieses mußte zur Gänze am gleichen Tag konsumiert werden.
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• Zunächst wird eine Anzahl von '''''Shangó''''' '''-Steinen''' halbkreisförmig aneinander gereiht. Dabei handelt es sich teilweise um '''amerindische Stein-Äxte''', teilweise um nicht eindeutig identifizierbare '''„Donnersteine“''' bis zu einer Größe von ca. 45 cm Länge. Von einigen dieser ''Shangó'' -Steine wird behauptet, daß sie '''von den ersten''' '''''Djiné''''' '''aus Afrika mitgebracht''' worden wären; andere wiederum wurden oft Jahre nach einem '''Blitzschlag''' bei hohen Bäumen gefunden.
 
• Zunächst wird eine Anzahl von '''''Shangó''''' '''-Steinen''' halbkreisförmig aneinander gereiht. Dabei handelt es sich teilweise um '''amerindische Stein-Äxte''', teilweise um nicht eindeutig identifizierbare '''„Donnersteine“''' bis zu einer Größe von ca. 45 cm Länge. Von einigen dieser ''Shangó'' -Steine wird behauptet, daß sie '''von den ersten''' '''''Djiné''''' '''aus Afrika mitgebracht''' worden wären; andere wiederum wurden oft Jahre nach einem '''Blitzschlag''' bei hohen Bäumen gefunden.
  
[[File:rebespektrum-9_1.jpg|540x361px|''Foto: Shangó-Steine bilden das Zentrum des Kélé-Altars'' ''(Manfred Kremser © 1988)'' ]]
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[[File:rebespektrum-9_1.jpg|thumb|540x361px|right|''Foto: Shangó-Steine bilden das Zentrum des Kélé-Altars'' ''(Manfred Kremser © 1988)'' ]]
  
 
• Daneben wird ein '''''balanmin''''', eine dünne '''Eisenstange''', die bei der Feldarbeit als '''Grabstock''' verwendet wird, fest in den Boden gerammt. Diese Eisenstange repräsentiert '''''Ógùn''''' ''', den Gott des Eisens''' .
 
• Daneben wird ein '''''balanmin''''', eine dünne '''Eisenstange''', die bei der Feldarbeit als '''Grabstock''' verwendet wird, fest in den Boden gerammt. Diese Eisenstange repräsentiert '''''Ógùn''''' ''', den Gott des Eisens''' .
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• Ein '''„medizinischer Farn“''' namens '''''pat makak''''' wird an der Basis der Eisenstange und rund um die ''Shangó'' -Steine herum ausgebreitet.
 
• Ein '''„medizinischer Farn“''' namens '''''pat makak''''' wird an der Basis der Eisenstange und rund um die ''Shangó'' -Steine herum ausgebreitet.
  
[[File:rebespektrum-9_2.jpg|540x361px|''Foto: Von allen Opfergaben wird Eshu, repräsentiert durch die Kalebasse, als Erstem gegeben'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-9_2.jpg|thumb|540x361px|right|''Foto: Von allen Opfergaben wird Eshu, repräsentiert durch die Kalebasse, als Erstem gegeben'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
• Von den einzelnen Teilnehmern an der ''Kélé'' -Zeremonie werden '''Ackerbaugeräte''' und '''Werkzeuge aus Eisen''' zu beiden Seiten der ''Shangó'' -Steine aufgelegt, wie z.B. '''Spaten, Gabeln, Buschmesser, Sägen und Äxte''' — sie gelten als die '''Insignien von''' '''''Ógùn''''' .
 
• Von den einzelnen Teilnehmern an der ''Kélé'' -Zeremonie werden '''Ackerbaugeräte''' und '''Werkzeuge aus Eisen''' zu beiden Seiten der ''Shangó'' -Steine aufgelegt, wie z.B. '''Spaten, Gabeln, Buschmesser, Sägen und Äxte''' — sie gelten als die '''Insignien von''' '''''Ógùn''''' .
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• Eine '''Kalebasse''' mit geheimgehaltenem Inhalt, den '''magischen Substanzen''' der ''Djiné'', oft auch als '''''djinéfication''''' bezeichnet — angeblich ein Gemisch aus den zu Asche verbrannten verdorbenen Kräutern '''''mawi''''' und '''''mannmetamann''''' — wird neben dem Schößling der Kokosnußpalme plaziert. Mit dieser '''Kalebasse wird''' '''''Eshu''''' '''assoziiert''', der '''Widersacher von''' '''''Shangó''''' '''und''' '''''Ógùn'''''. Um zu verhindern, daß er seinen schadenbringenden Einfluß auf die Kultgemeinde überträgt, muß er '''von allen Opfergaben''' ebenfalls etwas abbekommen — und zwar als Erster.
 
• Eine '''Kalebasse''' mit geheimgehaltenem Inhalt, den '''magischen Substanzen''' der ''Djiné'', oft auch als '''''djinéfication''''' bezeichnet — angeblich ein Gemisch aus den zu Asche verbrannten verdorbenen Kräutern '''''mawi''''' und '''''mannmetamann''''' — wird neben dem Schößling der Kokosnußpalme plaziert. Mit dieser '''Kalebasse wird''' '''''Eshu''''' '''assoziiert''', der '''Widersacher von''' '''''Shangó''''' '''und''' '''''Ógùn'''''. Um zu verhindern, daß er seinen schadenbringenden Einfluß auf die Kultgemeinde überträgt, muß er '''von allen Opfergaben''' ebenfalls etwas abbekommen — und zwar als Erster.
  
[[File:rebespektrum-9_3.jpg|540x363px|''Foto: Kélé-Altar mit Kalebasse (=Eshu), Donnersteinen (=Shangó) und Eisengabel (=Ogun)'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-9_3.jpg|thumb|540x363px|right|''Foto: Kélé-Altar mit Kalebasse (=Eshu), Donnersteinen (=Shangó) und Eisengabel (=Ogun)'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
• Mehrere Knollen '''rohen Yams''' der Sorte der Sorte '''''yam potijé''.''' Yams, in Breiform zubereitet, gilt neben dem Fleisch des Schafbocks als eine der '''Lieblingsspeisen von''' '''''Shangó'''''.
 
• Mehrere Knollen '''rohen Yams''' der Sorte der Sorte '''''yam potijé''.''' Yams, in Breiform zubereitet, gilt neben dem Fleisch des Schafbocks als eine der '''Lieblingsspeisen von''' '''''Shangó'''''.
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• Ein Krug gefüllt mit '''reinem Trinkwasser'''.
 
• Ein Krug gefüllt mit '''reinem Trinkwasser'''.
  
[[File:rebespektrum-9_4.jpg|540x359px|''Foto: Die Getränke Rum und Wasser inmitten von Yams und Shangó-Steinen'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-9_4.jpg|thumb|540x359px|right|''Foto: Die Getränke Rum und Wasser inmitten von Yams und Shangó-Steinen'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
• Ein '''Glas''', ein '''Teller''' und ein '''Messer''', welches zum Zerschneiden des rohen Yams verwendet wird.
 
• Ein '''Glas''', ein '''Teller''' und ein '''Messer''', welches zum Zerschneiden des rohen Yams verwendet wird.
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Bei der Auswahl dieses männlichen Opfertieres wird größte Sorgfalt darauf verwendet, daß der Schafbock, der '''älter als ein Jahr''' sein muß, '''in freier Natur aufgewachsen ist''' — denn ''Shangó'' liebt weder geknechtete Menschen, noch unfreie Tiere. Deshalb wurden in der Vergangenheit von den '''Hohepriestern''' des ''Kélé'' sowie von solchen '''''Djiné'''''<span style="font-weight: bold;">-</span>'''Familien''', die regelmäßig ''Kélé''-Zeremonien abhielten, an den Hängen des '''La Sorcière-Bergmassivs''' makellose weiße Schafböcke gezogen, um sie nach vollendeter Reife als Opfertiere zu verwenden.
 
Bei der Auswahl dieses männlichen Opfertieres wird größte Sorgfalt darauf verwendet, daß der Schafbock, der '''älter als ein Jahr''' sein muß, '''in freier Natur aufgewachsen ist''' — denn ''Shangó'' liebt weder geknechtete Menschen, noch unfreie Tiere. Deshalb wurden in der Vergangenheit von den '''Hohepriestern''' des ''Kélé'' sowie von solchen '''''Djiné'''''<span style="font-weight: bold;">-</span>'''Familien''', die regelmäßig ''Kélé''-Zeremonien abhielten, an den Hängen des '''La Sorcière-Bergmassivs''' makellose weiße Schafböcke gezogen, um sie nach vollendeter Reife als Opfertiere zu verwenden.
  
[[File:rebespektrum-10_1.jpg|366x540px|''Foto: Die Reinigung des Opfertiers im Bach.'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-10_1.jpg|thumb|366x540px|right|''Foto: Die Reinigung des Opfertiers im Bach.'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
Die Wahl eines Opfertieres der Farbe '''weiß''', der '''Lieblingsfarbe von''' '''''Ógùn''''', der wir auch bei anderen Opfergaben im ''Kélé'' begegnen, ist ein symbolischer Ausdruck für die durch das Ritual herbeizuführende Reinigung. Im '''therapeutischen Kontext traditioneller afrikanischer Medizin''' gilt dementsprechend die Farbe '''weiß''' — im Zyklus der '''Triade schwarz-rot-weiß''', analog dem kosmischen Kreislauf von der Nacht (= Dunkelheit, Krankheit) über die Morgenröte (= Übergang, Gefahr) zum Tag (= Helligkeit, Gesundheit) — als letzter Schritt der '''Gesundung im Sinne der Reintegration des Patienten in die göttliche Ordnung'''. Ebenso begegnen wir in den afro-amerikanischen Kulten der Farbe weiß als religiöser Erfahrungsqualität im Sinne der '''Gottesnähe des Heilsuchenden''' (es sei in diesem Zusammenhang auf die etymologische Verwandtschaft der Worte „Heil“ und „heilen“ bzw. „heil werden“ selbst in der deutschen Sprache verwiesen).
 
Die Wahl eines Opfertieres der Farbe '''weiß''', der '''Lieblingsfarbe von''' '''''Ógùn''''', der wir auch bei anderen Opfergaben im ''Kélé'' begegnen, ist ein symbolischer Ausdruck für die durch das Ritual herbeizuführende Reinigung. Im '''therapeutischen Kontext traditioneller afrikanischer Medizin''' gilt dementsprechend die Farbe '''weiß''' — im Zyklus der '''Triade schwarz-rot-weiß''', analog dem kosmischen Kreislauf von der Nacht (= Dunkelheit, Krankheit) über die Morgenröte (= Übergang, Gefahr) zum Tag (= Helligkeit, Gesundheit) — als letzter Schritt der '''Gesundung im Sinne der Reintegration des Patienten in die göttliche Ordnung'''. Ebenso begegnen wir in den afro-amerikanischen Kulten der Farbe weiß als religiöser Erfahrungsqualität im Sinne der '''Gottesnähe des Heilsuchenden''' (es sei in diesem Zusammenhang auf die etymologische Verwandtschaft der Worte „Heil“ und „heilen“ bzw. „heil werden“ selbst in der deutschen Sprache verwiesen).
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Nachdem die Ritualgemeinschaft an den Altar zurückgekehrt ist, wird das nunmehr gereinigte Opfertier wieder am Grabstock festgebunden. Es werden die Kerzen angezündet. Sodann teilt der Hohepriester allen anwesenden Personen in kreolischer Sprache mit großer Ernsthaftigkeit den '''Anlaß der bevorstehenden Opferhandlungen''' mit. Ebenso ladet er alle ''Djiné'' sowie auch die übrigen Personen, die daran teilnehmen wollen, ein, irgendeinen '''persönlichen Gegenstand''' auf den Boden zwischen die Ritualobjekte zu legen, falls Glück oder besonderer Erfolg erwünscht sind. Sodann wird ein '''Kreis rund um den Altar''' gezogen, in den außer den aktiven Ritualteilnehmern niemand eintreten darf. Frauen sind zur Gänze von der Teilnahme am Opferritual ausgeschlossen.
 
Nachdem die Ritualgemeinschaft an den Altar zurückgekehrt ist, wird das nunmehr gereinigte Opfertier wieder am Grabstock festgebunden. Es werden die Kerzen angezündet. Sodann teilt der Hohepriester allen anwesenden Personen in kreolischer Sprache mit großer Ernsthaftigkeit den '''Anlaß der bevorstehenden Opferhandlungen''' mit. Ebenso ladet er alle ''Djiné'' sowie auch die übrigen Personen, die daran teilnehmen wollen, ein, irgendeinen '''persönlichen Gegenstand''' auf den Boden zwischen die Ritualobjekte zu legen, falls Glück oder besonderer Erfolg erwünscht sind. Sodann wird ein '''Kreis rund um den Altar''' gezogen, in den außer den aktiven Ritualteilnehmern niemand eintreten darf. Frauen sind zur Gänze von der Teilnahme am Opferritual ausgeschlossen.
  
[[File:rebespektrum-11_1.jpg|540x363px|''Foto: Der Hohepriester Etienne Wells Joseph vorm Kélé-Altar mit den Opfergaben'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-11_1.jpg|thumb|540x363px|right|''Foto: Der Hohepriester Etienne Wells Joseph vorm Kélé-Altar mit den Opfergaben'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
Die '''&quot;Feeding Shangó&quot;-Opferhandlungen''' im ''Kélé''-Ritual inkludieren:
 
Die '''&quot;Feeding Shangó&quot;-Opferhandlungen''' im ''Kélé''-Ritual inkludieren:
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Das Opferritual beginnt damit, daß sich der '''Hohepriester''' vor dem '''Altar niederkniet''' und einen '''Gesang in afrikanischer Sprache''' anstimmt. Die Lieder werden zu verschiedenen spezifischen '''''Kélé''''' '''-Trommelrhythmen''' gesungen, namentlich '''''Adan, Kere, Gbudu, Kugbu''''' '''und''' '''''Ere'''''. Zu den am häufigsten gesungenen '''Liedern''' gehören:
 
Das Opferritual beginnt damit, daß sich der '''Hohepriester''' vor dem '''Altar niederkniet''' und einen '''Gesang in afrikanischer Sprache''' anstimmt. Die Lieder werden zu verschiedenen spezifischen '''''Kélé''''' '''-Trommelrhythmen''' gesungen, namentlich '''''Adan, Kere, Gbudu, Kugbu''''' '''und''' '''''Ere'''''. Zu den am häufigsten gesungenen '''Liedern''' gehören:
  
[[File:rebespektrum-12_1.jpg|569x479px|''Abbildung: Liedtext'']]
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[[File:rebespektrum-12_1.jpg|thumb|569x479px|right|''Abbildung: Liedtext'']]
  
 
Bei jeder '''Strophe''', der ein '''Trommelwirbel''' folgt, beugt sich der Hohepriester so weit nach vorne, bis er mit seiner '''Stirne den Boden berührt'''. Dem schließen sich Gebete an, die ebenfalls in '''afrikanischer Sprache''' gesprochen werden:
 
Bei jeder '''Strophe''', der ein '''Trommelwirbel''' folgt, beugt sich der Hohepriester so weit nach vorne, bis er mit seiner '''Stirne den Boden berührt'''. Dem schließen sich Gebete an, die ebenfalls in '''afrikanischer Sprache''' gesprochen werden:
  
[[File:rebespektrum-12_2.jpg|593x354px|''Abbildung: Gebet'']]
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[[File:rebespektrum-12_2.jpg|thumb|593x354px|right|''Abbildung: Gebet'']]
  
 
Dieses '''Idiom''' konnte im Verlaufe unserer Forschungen teilweise als '''Ekiti-Dialekt''' des '''Yoruba''' aus dem '''süd-westlichen Teil Nigerias''' identifiziert werden. Mit Ausnahme einiger weniger älterer ''Djiné'' wird es von keinem der Anwesenden mehr verstanden.
 
Dieses '''Idiom''' konnte im Verlaufe unserer Forschungen teilweise als '''Ekiti-Dialekt''' des '''Yoruba''' aus dem '''süd-westlichen Teil Nigerias''' identifiziert werden. Mit Ausnahme einiger weniger älterer ''Djiné'' wird es von keinem der Anwesenden mehr verstanden.
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Noch während der Hohepriester '''vor dem Altar kniet und''' '''''Ógùn''''' '''anruft''', nimmt er die Flasche mit '''weißem Rum''', gießt etwas davon in das Glas und '''besprengt damit dreimal die Gegenstände''', die rund um den Altar liegen. Anschließend gießt er einen Schluck weißen Rums '''in die Kalebasse'''. Schließlich '''trinkt er selbst''' den Rest aus dem Glas. Dann gießt er etwas '''Wasser''' aus dem Krug in das Glas und wiederholt die gleiche Prozedur des Besprengens und Trinkens, wobei jedesmal, wenn das Glas geleert wird, die '''Trommeln wirbeln'''. Diese Libationen mit weißem Rum und Wasser werden sodann von seinem Stellvertreter, und schließlich von '''allen anderen Mitgliedern der Ritualgemeinschaft''', die '''um Glück und Erfolg bitten''' wollen, in der gleichen Art durchgeführt.
 
Noch während der Hohepriester '''vor dem Altar kniet und''' '''''Ógùn''''' '''anruft''', nimmt er die Flasche mit '''weißem Rum''', gießt etwas davon in das Glas und '''besprengt damit dreimal die Gegenstände''', die rund um den Altar liegen. Anschließend gießt er einen Schluck weißen Rums '''in die Kalebasse'''. Schließlich '''trinkt er selbst''' den Rest aus dem Glas. Dann gießt er etwas '''Wasser''' aus dem Krug in das Glas und wiederholt die gleiche Prozedur des Besprengens und Trinkens, wobei jedesmal, wenn das Glas geleert wird, die '''Trommeln wirbeln'''. Diese Libationen mit weißem Rum und Wasser werden sodann von seinem Stellvertreter, und schließlich von '''allen anderen Mitgliedern der Ritualgemeinschaft''', die '''um Glück und Erfolg bitten''' wollen, in der gleichen Art durchgeführt.
  
[[File:rebespektrum-13_1.jpg|540x364px|''Foto: Francois, der Sohn des verstorbenen Hohepriesters Noah Delaire, bei der Libation'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-13_1.jpg|thumb|540x364px|right|''Foto: Francois, der Sohn des verstorbenen Hohepriesters Noah Delaire, bei der Libation'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
  
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Diesem Libationsopfer folgt die '''„erste Fütterung von''' '''''Shangó''''' '''“''' mit '''rohen Nahrungsmitteln''': Unter Begleitung von heftiger Trommelmusik und Gesang gießt der Hohepriester etwas '''Olivenöl''' in den Teller. Dann nimmt er mehrere Knollen des '''rohen Yams''' der Sorte ''yam potijé'' (portugiesischer Yams), macht mit dem Messer mehrere '''Kreuzzeichen''' hinein und schneidet sie in '''kleine Würfel''', die er in das Olivenöl eintaucht. Anschließend wirft er einige dieser eingeweichten '''Yams-Stücke auf den Altar''' mit den Ritual-Objekten, andere wirft er '''in die Kalebasse'''. Nach wie vor kniend wirft er weitere Yams-Würfel nach allen '''vier Himmelsrichtungen''', bevor er schließlich nochmals den Altar dreimal mit etwas '''weißem Rum''' besprengt. Sodann verstummen die Trommeln und der Gesang. Der Höhepunkt steht bevor.
 
Diesem Libationsopfer folgt die '''„erste Fütterung von''' '''''Shangó''''' '''“''' mit '''rohen Nahrungsmitteln''': Unter Begleitung von heftiger Trommelmusik und Gesang gießt der Hohepriester etwas '''Olivenöl''' in den Teller. Dann nimmt er mehrere Knollen des '''rohen Yams''' der Sorte ''yam potijé'' (portugiesischer Yams), macht mit dem Messer mehrere '''Kreuzzeichen''' hinein und schneidet sie in '''kleine Würfel''', die er in das Olivenöl eintaucht. Anschließend wirft er einige dieser eingeweichten '''Yams-Stücke auf den Altar''' mit den Ritual-Objekten, andere wirft er '''in die Kalebasse'''. Nach wie vor kniend wirft er weitere Yams-Würfel nach allen '''vier Himmelsrichtungen''', bevor er schließlich nochmals den Altar dreimal mit etwas '''weißem Rum''' besprengt. Sodann verstummen die Trommeln und der Gesang. Der Höhepunkt steht bevor.
  
[[File:rebespektrum-14_1.jpg|540x364px|''Foto: Die Fütterung von Shangó mit rohem Yams der Sorte &quot;Yam Potigé&quot;'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-14_1.jpg|thumb|540x364px|right|''Foto: Die Fütterung von Shangó mit rohem Yams der Sorte &quot;Yam Potigé&quot;'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
  
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Die '''Etablierung des Kontaktes mit der Welt der göttlichen Wesen,''' '''''Ógùn''''' '''und''' '''''Shangó''''', sowie mit der Welt der '''afrikanischen Ahnen''', welche als '''Bindeglieder''' zwischen den Menschen und diesen göttlichen Wesen fungieren, wird im Ritual des ''Kélé'' nach der Darbringung von Libations- und Speiseopfern endgültig durch das '''Blutopfer''' vollzogen.
 
Die '''Etablierung des Kontaktes mit der Welt der göttlichen Wesen,''' '''''Ógùn''''' '''und''' '''''Shangó''''', sowie mit der Welt der '''afrikanischen Ahnen''', welche als '''Bindeglieder''' zwischen den Menschen und diesen göttlichen Wesen fungieren, wird im Ritual des ''Kélé'' nach der Darbringung von Libations- und Speiseopfern endgültig durch das '''Blutopfer''' vollzogen.
  
[[File:rebespektrum-15_1.jpg|540x366px|''Foto: Auf die Schärfung der Machete wird peinlichst geachtet'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-15_1.jpg|thumb|540x366px|right|''Foto: Auf die Schärfung der Machete wird peinlichst geachtet'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
Der '''Übergang von der menschlichen Ordnung zur göttlichen Ordnung''' wird durch die '''Farbe rot''', der Farbe des Blutes des Opfertieres, markiert.
 
Der '''Übergang von der menschlichen Ordnung zur göttlichen Ordnung''' wird durch die '''Farbe rot''', der Farbe des Blutes des Opfertieres, markiert.
  
[[File:rebespektrum-15_2.jpg|540x366px|''Foto: Der Kopf des Schafbocks nach der Köpfung'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-15_2.jpg|thumb|540x366px|right|''Foto: Der Kopf des Schafbocks nach der Köpfung'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
Die '''Anerkennung des Blutes als die heilige Lebenskraft''', sowohl im Menschen als auch im Tier, bildet auch im ''Kélé'' die Basis des Blutopfers. '''Durch dieses Opfer''' — also durch das '''Zurückgeben des heiligen Lebens''', welches im Opfertier zum Vorschein kommt — '''leben die göttlichen Wesen und die Ahnen'''; folglich leben auch die Menschen und die Natur. Durch das Blutopfer wird die mächtige '''Potenz des Blutes''' in vielerlei Hinsicht nutzbar gemacht, vor allem zum Zwecke der '''Fruchtbarkeit''' und der '''Heilung'''.
 
Die '''Anerkennung des Blutes als die heilige Lebenskraft''', sowohl im Menschen als auch im Tier, bildet auch im ''Kélé'' die Basis des Blutopfers. '''Durch dieses Opfer''' — also durch das '''Zurückgeben des heiligen Lebens''', welches im Opfertier zum Vorschein kommt — '''leben die göttlichen Wesen und die Ahnen'''; folglich leben auch die Menschen und die Natur. Durch das Blutopfer wird die mächtige '''Potenz des Blutes''' in vielerlei Hinsicht nutzbar gemacht, vor allem zum Zwecke der '''Fruchtbarkeit''' und der '''Heilung'''.
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Der Hohepriester führt die '''Köpfung des Opfertieres''' nicht selbst durch. Er gibt lediglich die Anweisungen an seine Assistenten, die den Schafbock zunächst vom Grabstock losbinden und an die westliche Seite des Altares bringen. Laut Aussage einiger Informanten führte der Hohepriester in der Vergangenheit das Opfertier '''dreimal bzw. siebenmal entgegengesetzt zum Uhrzeigersinn''' rund um den Altar herum, ehe die Köpfung vollzogen wurde. Heute entfällt diese Praxis. Geblieben ist jedoch die '''ungeheure Spannung in der Atmosphäre''', die sich unmittelbar vor der Köpfung aufbaut. Während einer der Assistenten des Hohepriesters ein Gewehr von den um den Alter herum angeordneten Ritualobjekten aufhebt, dieses lädt und sich für den Salut-Schuß bereitmacht, den er genau im Augenblick der Köpfung abzufeuern hat, plazieren sich die beiden Trommler an der Seite des Hohepriesters, um sich für den Trommelwirbel vorzubereiten, der der Köpfung unmittelbar zu folgen hat.
 
Der Hohepriester führt die '''Köpfung des Opfertieres''' nicht selbst durch. Er gibt lediglich die Anweisungen an seine Assistenten, die den Schafbock zunächst vom Grabstock losbinden und an die westliche Seite des Altares bringen. Laut Aussage einiger Informanten führte der Hohepriester in der Vergangenheit das Opfertier '''dreimal bzw. siebenmal entgegengesetzt zum Uhrzeigersinn''' rund um den Altar herum, ehe die Köpfung vollzogen wurde. Heute entfällt diese Praxis. Geblieben ist jedoch die '''ungeheure Spannung in der Atmosphäre''', die sich unmittelbar vor der Köpfung aufbaut. Während einer der Assistenten des Hohepriesters ein Gewehr von den um den Alter herum angeordneten Ritualobjekten aufhebt, dieses lädt und sich für den Salut-Schuß bereitmacht, den er genau im Augenblick der Köpfung abzufeuern hat, plazieren sich die beiden Trommler an der Seite des Hohepriesters, um sich für den Trommelwirbel vorzubereiten, der der Köpfung unmittelbar zu folgen hat.
  
[[File:rebespektrum-16_1.jpg|540x363px|''Foto: Hochspannung unmittelbar vor der Köpfung des Opfertiers'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-16_1.jpg|thumb|540x363px|right|''Foto: Hochspannung unmittelbar vor der Köpfung des Opfertiers'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
Wenn alle bereitstehen, wird der Schafbock von drei Assistenten vom Boden gehoben. Einer zieht an dem Seil, welches um den Hals des Opfertieres herumgebunden ist, die beiden anderen Assistenten halten je ein Hinterbein des Schafbockes, wobei sie heftig in die entgegengesetzte Richtung ziehen, so daß der Hals des Tieres straff gespannt wird. Ein weiterer Assistent — zumeist ein Fleischhauer — steht mit einer neuen zuvor bestens '''geschärften Machete''' bereit, um auf Kommando des Hohepriesters '''mit einem einzigen wohlgezielten Hieb die Köpfung zu vollziehen'''. Im selben Moment, indem die Machette den '''Hals des Opfertieres durchtrennt''', wird der '''Salut-Schuß abgefeuert''' und die triumphierenden Zurufe der umstehenden Menschenmenge mischen sich mit dem '''Trommelwirbel''', dem sogleich auch '''Gesang in afrikanischer Sprache''' hinzugefügt wird. Der Kopf des Schafbockes rollt zu Boden und wird im nächsten Moment vom Hohepriester ergriffen, der das herausspritzende Blut in seiner anderen Hand auffängt und zum Mund führt, um es schlürfend zu trinken. Während die übrigen aktiven Teilnehmer an der ''Kélé''-Zeremonie das von einem Assistenten aus der Halsschlagader '''aufgefangene Blut''' des Opfertieres aus einem Glas oder einer Kalebasse trinken, '''besprengt''' der Hohepriester mit dem restlichen Blut des Tierkopfes die '''''Shangó''''' '''- Steine''' sowie sämtliche an den Altar gelegten '''Ritualobjekte''' und '''Opfergaben'''. Anschließend '''tanzt der Hohepriester''' barfuß auf dem zu Boden geronnenen Blut des Schafbockes.
 
Wenn alle bereitstehen, wird der Schafbock von drei Assistenten vom Boden gehoben. Einer zieht an dem Seil, welches um den Hals des Opfertieres herumgebunden ist, die beiden anderen Assistenten halten je ein Hinterbein des Schafbockes, wobei sie heftig in die entgegengesetzte Richtung ziehen, so daß der Hals des Tieres straff gespannt wird. Ein weiterer Assistent — zumeist ein Fleischhauer — steht mit einer neuen zuvor bestens '''geschärften Machete''' bereit, um auf Kommando des Hohepriesters '''mit einem einzigen wohlgezielten Hieb die Köpfung zu vollziehen'''. Im selben Moment, indem die Machette den '''Hals des Opfertieres durchtrennt''', wird der '''Salut-Schuß abgefeuert''' und die triumphierenden Zurufe der umstehenden Menschenmenge mischen sich mit dem '''Trommelwirbel''', dem sogleich auch '''Gesang in afrikanischer Sprache''' hinzugefügt wird. Der Kopf des Schafbockes rollt zu Boden und wird im nächsten Moment vom Hohepriester ergriffen, der das herausspritzende Blut in seiner anderen Hand auffängt und zum Mund führt, um es schlürfend zu trinken. Während die übrigen aktiven Teilnehmer an der ''Kélé''-Zeremonie das von einem Assistenten aus der Halsschlagader '''aufgefangene Blut''' des Opfertieres aus einem Glas oder einer Kalebasse trinken, '''besprengt''' der Hohepriester mit dem restlichen Blut des Tierkopfes die '''''Shangó''''' '''- Steine''' sowie sämtliche an den Altar gelegten '''Ritualobjekte''' und '''Opfergaben'''. Anschließend '''tanzt der Hohepriester''' barfuß auf dem zu Boden geronnenen Blut des Schafbockes.
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Für die Annahme des Opfers durch ''Shangó'' und ''Ógùn'' ist entscheidend, daß die '''Köpfung''' des weißen Schafbockes '''mit einem einzigen Hieb''' gelingt. Ist dies nicht der Fall, so wird gesagt, daß das Opfer wegen irgendwelcher Unregelmäßigkeiten während der ''Kélé''-Zeremonie von den Göttern bzw. den Ahnen nicht akzeptiert wurde. In diesem Fall muß von der für das Mißlingen des Opfers verantwortlichen Person in nächster Zeit ein weiterer ''Kélé'' „gegeben“ werden, ansonsten wird ihr irgendein Unheil zustoßen. Aus diesen Gründen wird '''allergrößte Sorgfalt bei der Köpfung des Schafbockes''' angewandt.
 
Für die Annahme des Opfers durch ''Shangó'' und ''Ógùn'' ist entscheidend, daß die '''Köpfung''' des weißen Schafbockes '''mit einem einzigen Hieb''' gelingt. Ist dies nicht der Fall, so wird gesagt, daß das Opfer wegen irgendwelcher Unregelmäßigkeiten während der ''Kélé''-Zeremonie von den Göttern bzw. den Ahnen nicht akzeptiert wurde. In diesem Fall muß von der für das Mißlingen des Opfers verantwortlichen Person in nächster Zeit ein weiterer ''Kélé'' „gegeben“ werden, ansonsten wird ihr irgendein Unheil zustoßen. Aus diesen Gründen wird '''allergrößte Sorgfalt bei der Köpfung des Schafbockes''' angewandt.
  
[[File:rebespektrum-17_1.jpg|540x363px|''Foto: Der Augenblick der Köpfung mit einem einzigen Machetenhieb'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-17_1.jpg|thumb|540x363px|right|''Foto: Der Augenblick der Köpfung mit einem einzigen Machetenhieb'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
Im Falle der '''Annahme des Opfers durch''' '''''Shangó''''' '''und''' '''''Ógùn''''' — wenn also die Köpfung mit einem Hieb gelingt — '''gelten die mit dem Blut des Opfertieres besprengten Gegenstände als gesegnet''' . Die positiven Folgen können zum Beispiel sein, daß der Arbeit mit den gesegneten, meist eisernen Geräten und Werkzeugen '''mehr Erfolg''' beschieden sein wird; oder auch, daß ihre Besitzer bei deren Gebrauch nicht in Arbeitsunfälle verstrickt werden. Aus demselben Grunde legt der gegenwärtige Hohepriester des ''Kélé'', der hauptberuflich ein Chauffeur bei einer Möbelfirma ist, immer seinen Autoschlüssel an den Altar. Nach dessen Segnung durch das Blut des von ''Ógùn'' angenommenen Opfertieres wird er nach eigenen Aussagen davor geschützt, in Verkehrsunfälle verwickelt zu werden. In anderen Fällen wird berichtet, daß die am Altar zu kleinen Würfeln zerschnittenen und anschließend zum Zwecke des Aussetzens verteilten '''Yams-Knollen später ertragreicher''' sein sollen, als gewöhnliche Yams-Pflanzen.
 
Im Falle der '''Annahme des Opfers durch''' '''''Shangó''''' '''und''' '''''Ógùn''''' — wenn also die Köpfung mit einem Hieb gelingt — '''gelten die mit dem Blut des Opfertieres besprengten Gegenstände als gesegnet''' . Die positiven Folgen können zum Beispiel sein, daß der Arbeit mit den gesegneten, meist eisernen Geräten und Werkzeugen '''mehr Erfolg''' beschieden sein wird; oder auch, daß ihre Besitzer bei deren Gebrauch nicht in Arbeitsunfälle verstrickt werden. Aus demselben Grunde legt der gegenwärtige Hohepriester des ''Kélé'', der hauptberuflich ein Chauffeur bei einer Möbelfirma ist, immer seinen Autoschlüssel an den Altar. Nach dessen Segnung durch das Blut des von ''Ógùn'' angenommenen Opfertieres wird er nach eigenen Aussagen davor geschützt, in Verkehrsunfälle verwickelt zu werden. In anderen Fällen wird berichtet, daß die am Altar zu kleinen Würfeln zerschnittenen und anschließend zum Zwecke des Aussetzens verteilten '''Yams-Knollen später ertragreicher''' sein sollen, als gewöhnliche Yams-Pflanzen.
  
[[File:rebespektrum-17_2.jpg|540x392px|''Foto: Die Ritualobjekte und Opfergaben besprengt (=gesegnet) mit Blut'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-17_2.jpg|thumb|540x392px|right|''Foto: Die Ritualobjekte und Opfergaben besprengt (=gesegnet) mit Blut'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
Der Zeitpunkt der '''Schlachtung des Opfertieres''' am Ende des ersten Teils der ''Kélé''-Zeremonie, der „ersten Fütterung von ''Shangó''“ mit rohen Speisen, '''symbolisiert den durch das Blutopfer vollzogenen Übergang im Sinne einer Wandlung''' zum nunmehr '''sakralisierten''' zweiten Teil der ''Kélé''-Zeremonie, der „zweiten Fütterung von ''Shangó''“ mit gekochten Speisen.
 
Der Zeitpunkt der '''Schlachtung des Opfertieres''' am Ende des ersten Teils der ''Kélé''-Zeremonie, der „ersten Fütterung von ''Shangó''“ mit rohen Speisen, '''symbolisiert den durch das Blutopfer vollzogenen Übergang im Sinne einer Wandlung''' zum nunmehr '''sakralisierten''' zweiten Teil der ''Kélé''-Zeremonie, der „zweiten Fütterung von ''Shangó''“ mit gekochten Speisen.
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== 1.4.6.5 Die „zweite Fütterung von Shangó“ ==
 
== 1.4.6.5 Die „zweite Fütterung von Shangó“ ==
  
[[File:rebespektrum-18_1.jpg|366x540px|''Foto: Das Zerlegen des Opfertiers'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-18_1.jpg|thumb|366x540px|right|''Foto: Das Zerlegen des Opfertiers'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
Der Köpfung des Opfertieres folgt eine längere Pause in der ''Kélé''-Zeremonie, während der verschiedene '''Volkstänze''' wie zum Beispiel '''''Solo, Kont, Bélé''''' und '''''Debotte''''' aufgeführt werden. In der Zwischenzeit wird der Körper des Schafbocks entfellt und tranchiert.
 
Der Köpfung des Opfertieres folgt eine längere Pause in der ''Kélé''-Zeremonie, während der verschiedene '''Volkstänze''' wie zum Beispiel '''''Solo, Kont, Bélé''''' und '''''Debotte''''' aufgeführt werden. In der Zwischenzeit wird der Körper des Schafbocks entfellt und tranchiert.
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Nachdem die Speisen fertig zubereitet sind, werden '''je ein Teller mit separat gekochtem Fleisch, Yams und Reis an den Altar gebracht'''. Dort werden sie in ähnlicher Form wie bei der „ersten Fütterung von ''Shangó'' “ geopfert — mit dem wesentlichen Unterschied, daß es sich nun um '''gekochte Speisen''' handelt. Bevor der Hohepriester und anschließend die übrigen Kultteilnehmer von den Speisen essen, '''werfen sie mehrere Bissen auf die Ritualobjekte am Altar und nach den vier Himmelsrichtungen'''; denn auch ''Eshu'', der im Westen sitzt, muß gestillt werden, damit er nicht übelbringend interveniert.
 
Nachdem die Speisen fertig zubereitet sind, werden '''je ein Teller mit separat gekochtem Fleisch, Yams und Reis an den Altar gebracht'''. Dort werden sie in ähnlicher Form wie bei der „ersten Fütterung von ''Shangó'' “ geopfert — mit dem wesentlichen Unterschied, daß es sich nun um '''gekochte Speisen''' handelt. Bevor der Hohepriester und anschließend die übrigen Kultteilnehmer von den Speisen essen, '''werfen sie mehrere Bissen auf die Ritualobjekte am Altar und nach den vier Himmelsrichtungen'''; denn auch ''Eshu'', der im Westen sitzt, muß gestillt werden, damit er nicht übelbringend interveniert.
  
[[File:rebespektrum-18_2.jpg|540x363px|''Foto: Die Fütterung Shangos mit gekochten Speisen'' ''(Manfred Kremser © 1985)'']]
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[[File:rebespektrum-18_2.jpg|thumb|540x363px|right|''Foto: Die Fütterung Shangos mit gekochten Speisen'' ''(Manfred Kremser © 1985)'']]
  
 
Weitere '''Libationsopfer''' schließen sich dem an. Zusätzlich werfen der Hohepriester und sein Stellvertreter die nicht aufgebrauchten Speisen des Altars in die umstehende Menschenmenge und rufen mit ihrem Lied die '''jungen Knaben auf, mitzumachen und all das zu tun, was die''' '''''Djiné''''' '''schon immer gemacht hätten'''. Auf diese Weise soll die Tradition auch in Zukunft fortgesetzt werden.
 
Weitere '''Libationsopfer''' schließen sich dem an. Zusätzlich werfen der Hohepriester und sein Stellvertreter die nicht aufgebrauchten Speisen des Altars in die umstehende Menschenmenge und rufen mit ihrem Lied die '''jungen Knaben auf, mitzumachen und all das zu tun, was die''' '''''Djiné''''' '''schon immer gemacht hätten'''. Auf diese Weise soll die Tradition auch in Zukunft fortgesetzt werden.
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<li style="display: inline-block;">[[File:rebespektrum-19_1.jpg|357x540px|''Foto: Der Tanz mit Kalebasse (Eshu) und Machete (Ogun)'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]</li>
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<li style="display: inline-block;">[[File:rebespektrum-19_1.jpg|thumb|357x540px|right|''Foto: Der Tanz mit Kalebasse (Eshu) und Machete (Ogun)'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]</li>
<li style="display: inline-block;">[[File:rebespektrum-19_2.jpg|360x540px|''Foto: Kurz vor der Entscheidung des Kalebassenorakels'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]</li>
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<li style="display: inline-block;">[[File:rebespektrum-19_2.jpg|thumb|360x540px|right|''Foto: Kurz vor der Entscheidung des Kalebassenorakels'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]</li>
 
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Keiner der Anwesenden darf auch nur einen Tropfen des '''gefährlichen Inhalts der Kalebasse''' abbekommen, da ihm ansonsten '''Krankheit''' oder ein noch schwerwiegenderes Übel droht. Geschieht dies trotzdem, so hat er in nächster Zeit einen '''''Kélé''''' '''zu „geben“''', um sich von diesen schädigenden Einflüssen zu reinigen.
 
Keiner der Anwesenden darf auch nur einen Tropfen des '''gefährlichen Inhalts der Kalebasse''' abbekommen, da ihm ansonsten '''Krankheit''' oder ein noch schwerwiegenderes Übel droht. Geschieht dies trotzdem, so hat er in nächster Zeit einen '''''Kélé''''' '''zu „geben“''', um sich von diesen schädigenden Einflüssen zu reinigen.
  
[[File:rebespektrum-19_3.jpg|540x358px|''Foto: Diese Lage der Kalebassenteile verkündet die Annahme des Opfers'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-19_3.jpg|thumb|540x358px|right|''Foto: Diese Lage der Kalebassenteile verkündet die Annahme des Opfers'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
Außerdem läßt sich an der '''Art und Weise, wie die zerbrochenen Kalebassenteile am Boden liegenbleiben''', ablesen, ob das '''Opfer angenommen''' wurde oder nicht: Kommen die Teile so zu liegen, daß die '''Außenseite der Kalebasse am Boden aufliegt''' und die '''Innenseite frei nach oben schaut''', ist dies ein '''gutes Zeichen'''; im anderen Falle, wenn ein oder mehrere Kalebassenscherben mit ihrer gekrümmten Seite nach oben liegenbleiben, so bedeutet dies, daß das Opfer wegen irgendwelcher Unregelmäßigkeiten von den afrikanischen Gottheiten ''Shangó'' und ''Ógùn'' zurückgewiesen wurde. Als Konsequenz droht bevorstehendes Unglück. Um dieses abzuwenden, müssen die dafür Verantworlichen '''in naher Zukunft einen''' '''''Kélé''''' '''„geben“.'''
 
Außerdem läßt sich an der '''Art und Weise, wie die zerbrochenen Kalebassenteile am Boden liegenbleiben''', ablesen, ob das '''Opfer angenommen''' wurde oder nicht: Kommen die Teile so zu liegen, daß die '''Außenseite der Kalebasse am Boden aufliegt''' und die '''Innenseite frei nach oben schaut''', ist dies ein '''gutes Zeichen'''; im anderen Falle, wenn ein oder mehrere Kalebassenscherben mit ihrer gekrümmten Seite nach oben liegenbleiben, so bedeutet dies, daß das Opfer wegen irgendwelcher Unregelmäßigkeiten von den afrikanischen Gottheiten ''Shangó'' und ''Ógùn'' zurückgewiesen wurde. Als Konsequenz droht bevorstehendes Unglück. Um dieses abzuwenden, müssen die dafür Verantworlichen '''in naher Zukunft einen''' '''''Kélé''''' '''„geben“.'''
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Wird eine ''Kélé'' -Zeremonie anläßlich des '''Gedenkens an einen jüngst verstorbenen Hohepriester''' oder ein führendes Mitglied der '''''Djiné'''''<span style="font-weight: bold;">-</span>'''Familien''' abgehalten, so begibt sich die Kultgemeinde im Anschluß an das Ritual, welches vom späten Morgen bis knapp vor Sonnenuntergang dauert, ans '''Grab des Verstorbenen''', um ihm dort — in ähnlicher Weise wie es zuvor am Altar des ''Kélé'' -Ritualplatzes für die afrikanischen Götter ''Shangó'' und ''Ógùn'' geschah — die '''Opfergaben darzubringen'''.
 
Wird eine ''Kélé'' -Zeremonie anläßlich des '''Gedenkens an einen jüngst verstorbenen Hohepriester''' oder ein führendes Mitglied der '''''Djiné'''''<span style="font-weight: bold;">-</span>'''Familien''' abgehalten, so begibt sich die Kultgemeinde im Anschluß an das Ritual, welches vom späten Morgen bis knapp vor Sonnenuntergang dauert, ans '''Grab des Verstorbenen''', um ihm dort — in ähnlicher Weise wie es zuvor am Altar des ''Kélé'' -Ritualplatzes für die afrikanischen Götter ''Shangó'' und ''Ógùn'' geschah — die '''Opfergaben darzubringen'''.
  
[[File:rebespektrum-20_1.jpg|540x365px|''Foto: „Feeding the ancestors“ am Familiengrab des Hohepriesters Noah Delaire'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-20_1.jpg|thumb|540x365px|right|''Foto: „Feeding the ancestors“ am Familiengrab des Hohepriesters Noah Delaire'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
In diesem Falle nimmt der Hohepriester die bei der '''„zweiten Fütterung von''' '''''Shangó''''' '''“''' für den '''Ahnen reservierten Speisen und Getränke''' vom Altar auf und gibt sie in einen speziell dafür bereitgehaltenen Holzteller. Anschließend begeben sich die Familienmitglieder sowie die gesamte Kultgemeinde im Rahmen einer '''feierlichen Prozession''' unter Begleitung von '''''Kélé'''''<span style="font-weight: bold;">-</span>'''Trommeln''' und '''-Gesängen''' an das zuvor gereinigte '''Grab des Ahnen''', welches sich in den meisten Fällen im katholischen Ortsfriedhof befindet. Dieses wird zunächst am Kopfende '''mit einigen Büscheln des „medizinischen Farnes“''' '''''pat makak''''' '''vom Altar dekoriert'''. Darin werden mehrere '''Kerzen''' aufgestellt und angezündet. Am Fußende des Grabes werden die '''Opfergaben''' abgestellt.
 
In diesem Falle nimmt der Hohepriester die bei der '''„zweiten Fütterung von''' '''''Shangó''''' '''“''' für den '''Ahnen reservierten Speisen und Getränke''' vom Altar auf und gibt sie in einen speziell dafür bereitgehaltenen Holzteller. Anschließend begeben sich die Familienmitglieder sowie die gesamte Kultgemeinde im Rahmen einer '''feierlichen Prozession''' unter Begleitung von '''''Kélé'''''<span style="font-weight: bold;">-</span>'''Trommeln''' und '''-Gesängen''' an das zuvor gereinigte '''Grab des Ahnen''', welches sich in den meisten Fällen im katholischen Ortsfriedhof befindet. Dieses wird zunächst am Kopfende '''mit einigen Büscheln des „medizinischen Farnes“''' '''''pat makak''''' '''vom Altar dekoriert'''. Darin werden mehrere '''Kerzen''' aufgestellt und angezündet. Am Fußende des Grabes werden die '''Opfergaben''' abgestellt.
  
[[File:rebespektrum-20_2.jpg|363x540px|''Foto: Gebete und Libationen für den verstorbenen Hohepriester'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-20_2.jpg|thumb|363x540px|right|''Foto: Gebete und Libationen für den verstorbenen Hohepriester'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
Sodann tritt unter den Anwesenden '''andächtige Stille''' ein. Der Hohepriester, die Trommler und die männlichen Familienmitglieder treten hintereinander an das Grab heran, adressieren stille '''Gebete an den Ahnen''', nehmen von den '''gekochten Opferspeisen''', '''werfen einige Bissen auf das Grab und essen dann selbst davon''', greifen anschließend zum '''Rum''', '''geben dem Ahnen durch Sprühen zu trinken und trinken dann selbst davon'''. Ein '''leiser Trommelwirbel''' beendet die '''Kommunion jedes einzelnen Nachkommen mit dem Ahnen.'''
 
Sodann tritt unter den Anwesenden '''andächtige Stille''' ein. Der Hohepriester, die Trommler und die männlichen Familienmitglieder treten hintereinander an das Grab heran, adressieren stille '''Gebete an den Ahnen''', nehmen von den '''gekochten Opferspeisen''', '''werfen einige Bissen auf das Grab und essen dann selbst davon''', greifen anschließend zum '''Rum''', '''geben dem Ahnen durch Sprühen zu trinken und trinken dann selbst davon'''. Ein '''leiser Trommelwirbel''' beendet die '''Kommunion jedes einzelnen Nachkommen mit dem Ahnen.'''
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Noch vor Sonnenuntergang kehrt die Kultgemeinde wieder an den Ort der ''Kélé''-Zeremonie zurück. Inzwischen wurden von einigen weiblichen ''Djiné'', die sich als '''Köchinnen''' zur Verfügung gestellt hatten und daher nicht an das Grab mitgekommen waren, die '''Speisen''' für die gesamte Kultgemeinde nach '''kreolischer Küche''' zubereitet. In der Reihenfolge der Rangordnung der Mitglieder der ''Kélé''-Ritualgemeinschaft erhalten sie alle je einen Teller mit mehreren Fleischstücken des '''geopferten Schafbockes''' garniert mit verschiedenen Vegetabilien wie '''Yams, Plantanen, Brotfrucht, Reis und Salat'''. Dazu gibt es alkoholische wie auch nicht alkoholische Getränke.
 
Noch vor Sonnenuntergang kehrt die Kultgemeinde wieder an den Ort der ''Kélé''-Zeremonie zurück. Inzwischen wurden von einigen weiblichen ''Djiné'', die sich als '''Köchinnen''' zur Verfügung gestellt hatten und daher nicht an das Grab mitgekommen waren, die '''Speisen''' für die gesamte Kultgemeinde nach '''kreolischer Küche''' zubereitet. In der Reihenfolge der Rangordnung der Mitglieder der ''Kélé''-Ritualgemeinschaft erhalten sie alle je einen Teller mit mehreren Fleischstücken des '''geopferten Schafbockes''' garniert mit verschiedenen Vegetabilien wie '''Yams, Plantanen, Brotfrucht, Reis und Salat'''. Dazu gibt es alkoholische wie auch nicht alkoholische Getränke.
  
[[File:rebespektrum-21_1.jpg|540x358px|''Foto: Kreolische Speisen für die alle Teilnehmer am Kélé-Ritual'' ''(Manfred Kremser © 1983)'' ]]
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[[File:rebespektrum-21_1.jpg|thumb|540x358px|right|''Foto: Kreolische Speisen für die alle Teilnehmer am Kélé-Ritual'' ''(Manfred Kremser © 1983)'' ]]
  
 
Traditionellerweise wurde von demjenigen ''Djiné'', der den ''Kélé'' „gab“, streng darauf geachtet, daß '''alle Anwesenden''' vom '''Fleisch des Opfertieres zu essen''' bekamen. Der '''Schafbock''' mußte zur Gänze noch '''am selben Tag verspeiset''' werden. Nichts von den zubereiteten Speisen durfte übrigbleiben. Ebenfalls mußte sichergestellt werden, daß alle, die sich zur ''Kélé'' -Zeremonie eingefunden hatten, ausreichend mit '''Nahrung und Getränken''' versorgt wurden. Da die ''Kélé'' -Zeremonien abwechselnd jeweils bei einem anderen ''Djiné'' stattfanden, wurde langfristig das '''Prinzip der Gruppenreziprozität''' eingehalten.
 
Traditionellerweise wurde von demjenigen ''Djiné'', der den ''Kélé'' „gab“, streng darauf geachtet, daß '''alle Anwesenden''' vom '''Fleisch des Opfertieres zu essen''' bekamen. Der '''Schafbock''' mußte zur Gänze noch '''am selben Tag verspeiset''' werden. Nichts von den zubereiteten Speisen durfte übrigbleiben. Ebenfalls mußte sichergestellt werden, daß alle, die sich zur ''Kélé'' -Zeremonie eingefunden hatten, ausreichend mit '''Nahrung und Getränken''' versorgt wurden. Da die ''Kélé'' -Zeremonien abwechselnd jeweils bei einem anderen ''Djiné'' stattfanden, wurde langfristig das '''Prinzip der Gruppenreziprozität''' eingehalten.
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Im Anschluß an das Festessen '''rufen die Trommeln''' wieder zum '''Tanz zu den afrikanischen''' '''''Kélé''-Rhythmen''' auf. Nur mehr von wenigen Tänzerinnen und Tänzern können die dazugehörigen Tanzbewegungen richtig ausgeführt werden. Unter dem Applaus der Umstehenden geben die '''Alten ihr Repertoire''' wieder. Die ''Kélé''-Trommeln suggerieren mit dem Gesang '''''jeje modi moli moje, mode aiyos''''' '''(„kommt Ihr jungen Menschen und tut, was wir schon immer getan haben“)''' die Aufforderung an die Jugend, mitzumachen. Spontan treten jüngere Tänzer hervor und versuchen — zuweilen unter dem Gelächter der Zuschauer — die Tanzbewegungen der Alten zu imitieren. Und alsbald formieren sie sich in '''rivalisierenden Gruppen zum Tanz-Wettbewerb'''.
 
Im Anschluß an das Festessen '''rufen die Trommeln''' wieder zum '''Tanz zu den afrikanischen''' '''''Kélé''-Rhythmen''' auf. Nur mehr von wenigen Tänzerinnen und Tänzern können die dazugehörigen Tanzbewegungen richtig ausgeführt werden. Unter dem Applaus der Umstehenden geben die '''Alten ihr Repertoire''' wieder. Die ''Kélé''-Trommeln suggerieren mit dem Gesang '''''jeje modi moli moje, mode aiyos''''' '''(„kommt Ihr jungen Menschen und tut, was wir schon immer getan haben“)''' die Aufforderung an die Jugend, mitzumachen. Spontan treten jüngere Tänzer hervor und versuchen — zuweilen unter dem Gelächter der Zuschauer — die Tanzbewegungen der Alten zu imitieren. Und alsbald formieren sie sich in '''rivalisierenden Gruppen zum Tanz-Wettbewerb'''.
  
[[File:rebespektrum-21_2.jpg|300x450px|''Foto: Trommel, Tanz und Gesang zum fröhlichen Ausklang'' ''(Manfred Kremser © 1983)'' ]]
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[[File:rebespektrum-21_2.jpg|thumb|300x450px|right|''Foto: Trommel, Tanz und Gesang zum fröhlichen Ausklang'' ''(Manfred Kremser © 1983)'' ]]
  
 
Bis in die Nachtstunden hinein währt das Fest, welches nunmehr nach der '''Erfüllung der religiösen Verpflichtungen''' gegenüber den afrikanischen Göttern und Ahnen in erster Linie einem '''sozialen, kommunikativen und künstlerisch-expressiven Zweck''' innerhalb der anwesenden Djiné-Familien dient. Bevor sich die Mitglieder der Kultgemeinde nach Hause begeben, nimmt jeder seinen am Beginn der Kélé-Zeremonie an den '''Altar gelegten''' und nunmehr '''durch das Blut des Opfertieres gesegneten (Eisen)-Gegenstand''' wieder zu sich.
 
Bis in die Nachtstunden hinein währt das Fest, welches nunmehr nach der '''Erfüllung der religiösen Verpflichtungen''' gegenüber den afrikanischen Göttern und Ahnen in erster Linie einem '''sozialen, kommunikativen und künstlerisch-expressiven Zweck''' innerhalb der anwesenden Djiné-Familien dient. Bevor sich die Mitglieder der Kultgemeinde nach Hause begeben, nimmt jeder seinen am Beginn der Kélé-Zeremonie an den '''Altar gelegten''' und nunmehr '''durch das Blut des Opfertieres gesegneten (Eisen)-Gegenstand''' wieder zu sich.
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In '''regelmäßigen Intervallen''' bedürfen sie aber der '''neuerlichen „Aufladung“''' — und dies geschieht erst wieder beim nächsten ''Kélé''.
 
In '''regelmäßigen Intervallen''' bedürfen sie aber der '''neuerlichen „Aufladung“''' — und dies geschieht erst wieder beim nächsten ''Kélé''.
 
  
  
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<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
  
 
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[[File:rebespektrum-22_1.jpg|thumb|357x540px|right|''Foto: Chikalot, ein Roots Rasta beim Trocknen von Erdnüssen'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
[[File:rebespektrum-22_1.jpg|357x540px|''Foto: Chikalot, ein Roots Rasta beim Trocknen von Erdnüssen'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
 
  
 
Der jüngste weit verbreitete religiöse Einfluß in St. Lucia ist die '''Rastafari Philosophie''' und '''Religion'''. Während es — wie bei allen Glaubenssystemen — dogmatische und andere Unterschiede unter ihren Anhängern gibt, können die '''Grundsätze von Rastafari''' wie folgt zusammengefasst werden:
 
Der jüngste weit verbreitete religiöse Einfluß in St. Lucia ist die '''Rastafari Philosophie''' und '''Religion'''. Während es — wie bei allen Glaubenssystemen — dogmatische und andere Unterschiede unter ihren Anhängern gibt, können die '''Grundsätze von Rastafari''' wie folgt zusammengefasst werden:
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Der Rastafari-Einfluß machte sich auch in einem breiter angelegten '''Bewusstsein eines natürlichen Lebensstils''' bemerkbar, der mehr im '''Einklang mit der Umwelt''' steht; ebenso in einer Betonung, die '''eigenen Resourcen zu nutzen'''; wie auch darin, daß ein '''besonderer Wert auf Kreativität''' gelegt wurde, besonders was das '''Handwerk''' betrifft. Ihr Einfluß trug dazu bei, eine allgemeine '''Neubewertung der Traditionen des ländlichen St. Lucia''' zu stimulieren und zu unterstützen. So wurde z.B. die Tradition der '''kooperativen Arbeit''' '''''(„koudmen“)''''' vor allem unter der Jugend wieder sehr verbreitet, die sie ansonsten vielleicht nicht kennengelernt hätte.
 
Der Rastafari-Einfluß machte sich auch in einem breiter angelegten '''Bewusstsein eines natürlichen Lebensstils''' bemerkbar, der mehr im '''Einklang mit der Umwelt''' steht; ebenso in einer Betonung, die '''eigenen Resourcen zu nutzen'''; wie auch darin, daß ein '''besonderer Wert auf Kreativität''' gelegt wurde, besonders was das '''Handwerk''' betrifft. Ihr Einfluß trug dazu bei, eine allgemeine '''Neubewertung der Traditionen des ländlichen St. Lucia''' zu stimulieren und zu unterstützen. So wurde z.B. die Tradition der '''kooperativen Arbeit''' '''''(„koudmen“)''''' vor allem unter der Jugend wieder sehr verbreitet, die sie ansonsten vielleicht nicht kennengelernt hätte.
  
[[File:rebespektrum-22_2.jpg|540x359px|''Foto: Mitglieder der Zimbabwe Roots Farm bei der kooperativen Arbeit &quot;koudmen&quot;'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-22_2.jpg|thumb|540x359px|right|''Foto: Mitglieder der Zimbabwe Roots Farm bei der kooperativen Arbeit &quot;koudmen&quot;'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
In den 1980er Jahren verlor die Bewegung wieder einige ihrer Anhänger und auch etwas von ihrer starken öffentlichen Präsenz. Das war teilweise auf eine '''größere Akzeptanz''' der Tatsache zurückzuführen, daß weder Rastafari noch die Gesellschaft über Nacht verschwinden werden; teilweise aber auch auf die Tatsache, daß sich einige Rastas '''in Bereiche der Gesellschaft integriert''' hatten, ohne ihre Glaubensüberzeugungen aufzugeben. Auf diese Weise demonstrierten sie, daß eine '''friedliche Koexistenz''' möglich ist.
 
In den 1980er Jahren verlor die Bewegung wieder einige ihrer Anhänger und auch etwas von ihrer starken öffentlichen Präsenz. Das war teilweise auf eine '''größere Akzeptanz''' der Tatsache zurückzuführen, daß weder Rastafari noch die Gesellschaft über Nacht verschwinden werden; teilweise aber auch auf die Tatsache, daß sich einige Rastas '''in Bereiche der Gesellschaft integriert''' hatten, ohne ihre Glaubensüberzeugungen aufzugeben. Auf diese Weise demonstrierten sie, daß eine '''friedliche Koexistenz''' möglich ist.
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Es bleibt abzuwarten, wie sich auf lange Sicht gesehen die breitere Gesellschaft St. Lucia’s und Rastafari einander anpassen werden; aber in den 40 Jahren ihrer Präsenz in St. Lucia hatte die '''Rastafari-Bewegung''' einen '''ungeheuren Einfluß auf die Meinung aller Menschen''', die mit ihr in Berührung gekommen sind — sei es Freund oder Feind.
 
Es bleibt abzuwarten, wie sich auf lange Sicht gesehen die breitere Gesellschaft St. Lucia’s und Rastafari einander anpassen werden; aber in den 40 Jahren ihrer Präsenz in St. Lucia hatte die '''Rastafari-Bewegung''' einen '''ungeheuren Einfluß auf die Meinung aller Menschen''', die mit ihr in Berührung gekommen sind — sei es Freund oder Feind.
 
  
  
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=1.6 Traditionelle Medizin=
 
=1.6 Traditionelle Medizin=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
In den Kommunitäten überall in St. Lucia gibt es zahlreiche '''traditionelle Heiler''', auf die mit verschiedenen Namen Bezug genommen wird:
 
In den Kommunitäten überall in St. Lucia gibt es zahlreiche '''traditionelle Heiler''', auf die mit verschiedenen Namen Bezug genommen wird:
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'''''• &quot;gadè&quot;'''''<span style="font-style: italic;">.</span> ''''
 
'''''• &quot;gadè&quot;'''''<span style="font-style: italic;">.</span> ''''
  
[[File:rebespektrum-23_1.jpg|361x540px|''Foto: Der &quot;African bushdoctor&quot; Norris Lionell mit Buschmedizin'' ''(Manfred Kremser © 1982)'' ]]
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[[File:rebespektrum-23_1.jpg|thumb|361x540px|right|''Foto: Der &quot;African bushdoctor&quot; Norris Lionell mit Buschmedizin'' ''(Manfred Kremser © 1982)'' ]]
  
 
Diese Männer oder Frauen betätigen sich im '''Wahrsagen, Heilen, Beraten''' und in der '''Behandlung vieler Krankheiten''', die das menschliche Gemüt, den Körper und den Geist beeinflussen. Sie erhalten ihre Ausbildung nicht von irgendeiner formalen Erziehungsinstitution. Vielmehr repräsentieren sie die Fortsetzung eines '''alten Erbes von Wissen, Weisheit und Fertigkeiten''' über das '''menschliche Leben''' und die '''Umwelt''', welches mündlich '''von Generation zu Generation''' weitergegeben wurde.
 
Diese Männer oder Frauen betätigen sich im '''Wahrsagen, Heilen, Beraten''' und in der '''Behandlung vieler Krankheiten''', die das menschliche Gemüt, den Körper und den Geist beeinflussen. Sie erhalten ihre Ausbildung nicht von irgendeiner formalen Erziehungsinstitution. Vielmehr repräsentieren sie die Fortsetzung eines '''alten Erbes von Wissen, Weisheit und Fertigkeiten''' über das '''menschliche Leben''' und die '''Umwelt''', welches mündlich '''von Generation zu Generation''' weitergegeben wurde.
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Es gibt eine sehr weit verbreitete Meinung in St. Lucia, dass westlich '''ausgebildete Ärtze''' nicht alles wissen, was mit Krankheiten zusammenhängt, und dass '''einige Krankheiten tatsächlich jenseits ihres Verstehensbereiches liegen'''. Daher bleibt die Popularität des Buschdoktors bei Leuten aus allen gesellschaftlichen Schichten erhalten, trotzdem sich die schulmedizinische Versorgung bis in entlegene Teile der Insel ausbreitet. Die '''Heilmittel des Buschdoktors''' werden '''auch in Bereichen jenseits des rein Medizinischen''' für wirkungsvoll gehalten. So zum Beispiel mag er/sie in der Lage sein, '''Schutz gegen das Böse''' zur Verfügung zu stellen, menschliche Angelegenheiten zu beeinflussen wie z.B. den '''Erfolg in der Liebe''' sicherzustellen oder auf den Geliebten einzuwirken. Auch vermag er/sie, eine '''Unglückssträhne umzukehren''', oder einfach in verschiedenen Schwierigkeiten Rat anzubieten.
 
Es gibt eine sehr weit verbreitete Meinung in St. Lucia, dass westlich '''ausgebildete Ärtze''' nicht alles wissen, was mit Krankheiten zusammenhängt, und dass '''einige Krankheiten tatsächlich jenseits ihres Verstehensbereiches liegen'''. Daher bleibt die Popularität des Buschdoktors bei Leuten aus allen gesellschaftlichen Schichten erhalten, trotzdem sich die schulmedizinische Versorgung bis in entlegene Teile der Insel ausbreitet. Die '''Heilmittel des Buschdoktors''' werden '''auch in Bereichen jenseits des rein Medizinischen''' für wirkungsvoll gehalten. So zum Beispiel mag er/sie in der Lage sein, '''Schutz gegen das Böse''' zur Verfügung zu stellen, menschliche Angelegenheiten zu beeinflussen wie z.B. den '''Erfolg in der Liebe''' sicherzustellen oder auf den Geliebten einzuwirken. Auch vermag er/sie, eine '''Unglückssträhne umzukehren''', oder einfach in verschiedenen Schwierigkeiten Rat anzubieten.
  
[[File:rebespektrum-23_2.jpg|540x363px|''Foto: Medizinische Farne am Kélé-Altar zwischen den Shangó-Steinen'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-23_2.jpg|thumb|540x363px|right|''Foto: Medizinische Farne am Kélé-Altar zwischen den Shangó-Steinen'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
Buschdoktoren hatten sehr viel unter sozialen wie anderen '''Vorurteilen der Gesellschaft''' zu leiden und wurden in ihrer Aktivität eingeschränkt. Die '''seit der Sklaverei und dem Kolonialismus''' vererbten '''Vorurteile gegen die indigene Kultur afrikanischer Menschen''' wurde in vielen negativen offiziellen Einstellungen der '''Kirche''' und des '''Staates''' gegenüber der Arbeit des Buschdoktors zum Ausdruck gebracht. Sie wurde geächtet und als anti-religiös gebrandmarkt, als das '''Werk des Bösen''', als '''Hexerei''' und '''Zauberei'''. Selbst die etablierten Ärzte versuchten tatkräftig die Buschdoktoren zu diskreditieren, wahrscheinlich weil sie in ihnen eine '''unwillkommene Konkurrenz''' erblickten. Dennoch haben Untersuchungen gezeigt, dass der '''Einfluss des Buschdoktors sehr tief in der Gesellschaft verankert''' ist, dass sogar diejenigen Leute, deren Stimmen in der Öffentlichkeit so negativ sind, unter privaten Umständen den Buschdoktor selbst konsultieren.
 
Buschdoktoren hatten sehr viel unter sozialen wie anderen '''Vorurteilen der Gesellschaft''' zu leiden und wurden in ihrer Aktivität eingeschränkt. Die '''seit der Sklaverei und dem Kolonialismus''' vererbten '''Vorurteile gegen die indigene Kultur afrikanischer Menschen''' wurde in vielen negativen offiziellen Einstellungen der '''Kirche''' und des '''Staates''' gegenüber der Arbeit des Buschdoktors zum Ausdruck gebracht. Sie wurde geächtet und als anti-religiös gebrandmarkt, als das '''Werk des Bösen''', als '''Hexerei''' und '''Zauberei'''. Selbst die etablierten Ärzte versuchten tatkräftig die Buschdoktoren zu diskreditieren, wahrscheinlich weil sie in ihnen eine '''unwillkommene Konkurrenz''' erblickten. Dennoch haben Untersuchungen gezeigt, dass der '''Einfluss des Buschdoktors sehr tief in der Gesellschaft verankert''' ist, dass sogar diejenigen Leute, deren Stimmen in der Öffentlichkeit so negativ sind, unter privaten Umständen den Buschdoktor selbst konsultieren.
  
 
Die '''Buschdoktoren in St. Lucia''' sind alles andere als anti-religiös. Tatsächlich sind sie gewöhnlich '''sehr eifrig praktizierende Christen''', für die Gott und ihr christlicher Glaube eine zentrale Rolle in ihrer Arbeit spielt. Viele unter ihnen akzeptieren '''keinerlei Bezahlung''' für ihre Arbeit von ihren Klienten, da sie ihre Arbeit nicht wirklich als die ihrige, sondern als die von Gott oder einer Gottheit selbst betrachten. Ihre Talente und Fertigkeiten wurden ihnen '''von Gott verliehen''', um seine Arbeit fortzusetzen. Folglich sind '''Gebete und Rituale''' gewöhnlich sehr zentrale Aspekte ihrer Arbeit. Ein anderes wichtiges Element ist ihr Glaube. Diejenige Person, die Behandlung oder Beistand sucht, muss an den Heiler und seine Arbeit glauben, andernfalls würde alles viel schwieriger sein, und eine erfolgreiche Behandlung seitens dieses Heilers wäre beinahe unmöglich. '''Traditionelle Medizin''' und die '''Heiler''', die damit arbeiten, sind ein '''sehr wichtiges Betätigungsfeld in den Kommunitäten St. Lucias'''. Fast jeder einzelne St. Lucianer hat daraus bereits Nutzen gezogen.
 
Die '''Buschdoktoren in St. Lucia''' sind alles andere als anti-religiös. Tatsächlich sind sie gewöhnlich '''sehr eifrig praktizierende Christen''', für die Gott und ihr christlicher Glaube eine zentrale Rolle in ihrer Arbeit spielt. Viele unter ihnen akzeptieren '''keinerlei Bezahlung''' für ihre Arbeit von ihren Klienten, da sie ihre Arbeit nicht wirklich als die ihrige, sondern als die von Gott oder einer Gottheit selbst betrachten. Ihre Talente und Fertigkeiten wurden ihnen '''von Gott verliehen''', um seine Arbeit fortzusetzen. Folglich sind '''Gebete und Rituale''' gewöhnlich sehr zentrale Aspekte ihrer Arbeit. Ein anderes wichtiges Element ist ihr Glaube. Diejenige Person, die Behandlung oder Beistand sucht, muss an den Heiler und seine Arbeit glauben, andernfalls würde alles viel schwieriger sein, und eine erfolgreiche Behandlung seitens dieses Heilers wäre beinahe unmöglich. '''Traditionelle Medizin''' und die '''Heiler''', die damit arbeiten, sind ein '''sehr wichtiges Betätigungsfeld in den Kommunitäten St. Lucias'''. Fast jeder einzelne St. Lucianer hat daraus bereits Nutzen gezogen.
 
  
  
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=1.7 Landwirtschaftliche Arbeit und Mondmythen=
 
=1.7 Landwirtschaftliche Arbeit und Mondmythen=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
Die '''landwirtschaftlichen Tätigkeiten''' des ländlichen Volkes sind heute noch von vielen '''Mythen''' und '''populären Glaubenskonzepten''' gekennzeichnet, die diese Praktiken beeinflussen. Dabei könne drei Hauptkategorien solcher Glaubensvorstellungen identifiziert werden:
 
Die '''landwirtschaftlichen Tätigkeiten''' des ländlichen Volkes sind heute noch von vielen '''Mythen''' und '''populären Glaubenskonzepten''' gekennzeichnet, die diese Praktiken beeinflussen. Dabei könne drei Hauptkategorien solcher Glaubensvorstellungen identifiziert werden:
  
[[File:rebespektrum-24_1.jpg|540x362px|''Foto: Organischer Landbau als Projekt der Zimbabwe Roots Farm'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
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[[File:rebespektrum-24_1.jpg|thumb|540x362px|right|''Foto: Organischer Landbau als Projekt der Zimbabwe Roots Farm'' ''(Manfred Kremser © 1985)'' ]]
  
 
• Diejenigen, bei denen der '''Mond''' eine Rolle spielt. Dabei scheinen die '''Mondphasen''' sehr wichtig zu sein, um Entscheidungen bezüglich des '''Auspflanzens''' und der allgemeinen Handhabung von Pflanzen und Tieren zu machen. Die Größe des Mondes, seine Position, und selbst seine Bewegung können entscheidende Faktoren in der landwirtschaftlichen Arbeit sein. Der Umstand, daß die Dinge während der '''richtigen Mondphase''' gemacht werden, mag die '''Größe des Ernteertrages''' des Farmers bestimmen, das Ausmaß des Erfolges bei der '''Unkrautbekämpfung''', die '''Größe der Bäume''' und selbst das '''Geschlecht''' eines Baumes oder eines Tieres.
 
• Diejenigen, bei denen der '''Mond''' eine Rolle spielt. Dabei scheinen die '''Mondphasen''' sehr wichtig zu sein, um Entscheidungen bezüglich des '''Auspflanzens''' und der allgemeinen Handhabung von Pflanzen und Tieren zu machen. Die Größe des Mondes, seine Position, und selbst seine Bewegung können entscheidende Faktoren in der landwirtschaftlichen Arbeit sein. Der Umstand, daß die Dinge während der '''richtigen Mondphase''' gemacht werden, mag die '''Größe des Ernteertrages''' des Farmers bestimmen, das Ausmaß des Erfolges bei der '''Unkrautbekämpfung''', die '''Größe der Bäume''' und selbst das '''Geschlecht''' eines Baumes oder eines Tieres.
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• Es gibt auch '''allgemeine Mythen''', die in keine der obigen Kategorien fallen. So glauben Farmer, daß bestimmte '''seltsame Verhaltensweisen''' die Produktion beeinflussen können. So z.B. kann ein bestimmtes '''Zurückschneiden''' eines männlichen Obstbaums ihn zum Tragen veranlassen, das '''Fingerzeigen''' auf eine Kürbisblüte kann diese abfallen lassen, und das '''Anbrennen''' von Baumstämmen kann die Produktion erneuern. Es gibt Dutzende solcher bislang wissenschaftlich unbestätigter Theorien in ganz St. Lucia, an die die Farmer glauben und die sie bei ihren täglichen landwirtschaftlichen Arbeiten befolgen, trotz der häufig vorgebrachten '''Skepsis junger Landwirte''', die vom formalen Erziehungssystem her kommen.
 
• Es gibt auch '''allgemeine Mythen''', die in keine der obigen Kategorien fallen. So glauben Farmer, daß bestimmte '''seltsame Verhaltensweisen''' die Produktion beeinflussen können. So z.B. kann ein bestimmtes '''Zurückschneiden''' eines männlichen Obstbaums ihn zum Tragen veranlassen, das '''Fingerzeigen''' auf eine Kürbisblüte kann diese abfallen lassen, und das '''Anbrennen''' von Baumstämmen kann die Produktion erneuern. Es gibt Dutzende solcher bislang wissenschaftlich unbestätigter Theorien in ganz St. Lucia, an die die Farmer glauben und die sie bei ihren täglichen landwirtschaftlichen Arbeiten befolgen, trotz der häufig vorgebrachten '''Skepsis junger Landwirte''', die vom formalen Erziehungssystem her kommen.
  
[[File:rebespektrum-24_2.jpg|353x540px|''Foto: Organischer Landbau wird von Rastafari bevorzugt'' ''(Manfred Kremser © 1986)'' ]]
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[[File:rebespektrum-24_2.jpg|thumb|353x540px|right|''Foto: Organischer Landbau wird von Rastafari bevorzugt'' ''(Manfred Kremser © 1986)'' ]]
  
 
Die '''moderne Erforschung traditioneller Mythen''', die in der landwirtschaftlichen Arbeit im Überfluß vorhanden sind, wächst ständig. Tatsächlich wird durch diese Forschungen mehr und mehr die '''wissenschaftliche Basis''' für viele dieser Glaubensvorstellungen enthüllt. Trotz der Tatsache, daß viele von ihnen unbewiesen und durch keinerlei Indizien erhärtet sind, herrscht heute dennoch die öffentliche Meinung vor, daß die moderne landwirtschaftliche Planung diese '''tief verwurzelten kulturellen Überzeugungen''' von St. Lucianischen Farmern '''nicht ignorieren darf''', da in ihnen Generationen von '''wissenschaftlich fundiertem Wissen über die Umwelt''' begründet liegen mögen.
 
Die '''moderne Erforschung traditioneller Mythen''', die in der landwirtschaftlichen Arbeit im Überfluß vorhanden sind, wächst ständig. Tatsächlich wird durch diese Forschungen mehr und mehr die '''wissenschaftliche Basis''' für viele dieser Glaubensvorstellungen enthüllt. Trotz der Tatsache, daß viele von ihnen unbewiesen und durch keinerlei Indizien erhärtet sind, herrscht heute dennoch die öffentliche Meinung vor, daß die moderne landwirtschaftliche Planung diese '''tief verwurzelten kulturellen Überzeugungen''' von St. Lucianischen Farmern '''nicht ignorieren darf''', da in ihnen Generationen von '''wissenschaftlich fundiertem Wissen über die Umwelt''' begründet liegen mögen.
 
  
  
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'''[[Ethnographisches_Fallbeispiel_-_Das_Spektrum_religiöser_Kultur_in_St_Lucia_-_Karibik/Landwirtschaftliche_Arbeit_und_Mondmythen#1.7 Landwirtschaftliche Arbeit und Mondmythen|Vorheriges Kapitel: 1.7 Landwirtschaftliche Arbeit und Mondmythen]]'''
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'''[[Einführung_in_die_Religions-_und_Bewusstseinsforschung_-_Das_Spektrum_der_Religionen#Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung - Das Spektrum der Religionen|&crarr; Zurück zur Übersicht]]'''
 
=2 Ethnische Religionen=
 
=2 Ethnische Religionen=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
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=2.1 Bön in Tibet=
 
=2.1 Bön in Tibet=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
Im Folgenden soll die '''prä-buddhistische[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2 Buddhismus|[1]]]''' Religion des Bön in Tibet in seinen unterschiedlichen Aspekten beleuchtet werden.
 
Im Folgenden soll die '''prä-buddhistische[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2 Buddhismus|[1]]]''' Religion des Bön in Tibet in seinen unterschiedlichen Aspekten beleuchtet werden.
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Verbreitete sich im 19. Jahrhundert von den östlichen Provinzen Kham und Amdo ausgehend und übernahm viele Elemente der buddhistischen Schule der '''Nyingmapa[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.1 Nyingma-Tradition|[1]]]'''.
 
Verbreitete sich im 19. Jahrhundert von den östlichen Provinzen Kham und Amdo ausgehend und übernahm viele Elemente der buddhistischen Schule der '''Nyingmapa[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.1 Nyingma-Tradition|[1]]]'''.
 
  
  
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'''http://www.bonfoundation.org/[http://www.bonfoundation.org/ &#91;1&#93;]'''
 
'''http://www.bonfoundation.org/[http://www.bonfoundation.org/ &#91;1&#93;]'''
  
'''http://www.yungdrung-bon.net/[http://www.yungdrung-bon.net/ &#91;2&#93;]'''
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'''https://web.archive.org/web/20080509145033/https://www.yungdrung-bon.net/[https://web.archive.org/web/20080509145033/https://www.yungdrung-bon.net/ &#91;2&#93;]'''
  
 
'''http://www.ligmincha.org/[http://www.ligmincha.org/ &#91;3&#93;]'''
 
'''http://www.ligmincha.org/[http://www.ligmincha.org/ &#91;3&#93;]'''
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'''Verweise:'''<br />
 
'''Verweise:'''<br />
 
[http://www.bonfoundation.org/ &#91;1&#93; http://www.bonfoundation.org/]<br />
 
[http://www.bonfoundation.org/ &#91;1&#93; http://www.bonfoundation.org/]<br />
[http://www.yungdrung-bon.net/ &#91;2&#93; http://www.yungdrung-bon.net/]<br />
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[https://web.archive.org/web/20080509145033/https://www.yungdrung-bon.net/ &#91;2&#93; https://web.archive.org/web/20080509145033/https://www.yungdrung-bon.net/]<br />
 
[http://www.ligmincha.org/ &#91;3&#93; http://www.ligmincha.org/]<br />
 
[http://www.ligmincha.org/ &#91;3&#93; http://www.ligmincha.org/]<br />
 
  
  
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'''[[Ethnische_Religionen/Boen#2.1 Bön in Tibet|Vorheriges Kapitel: 2.1 Bön in Tibet]]'''
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'''[[Einführung_in_die_Religions-_und_Bewusstseinsforschung_-_Das_Spektrum_der_Religionen#Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung - Das Spektrum der Religionen|&crarr; Zurück zur Übersicht]]'''
 
=3 Weltreligionen=
 
=3 Weltreligionen=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
In den folgenden Kapiteln wird ein Überblick über die grossen Weltreligionen gegeben, sowie ihre Philosophien und ihre praktischen Zugänge zu religiöser Praxis vergleichend besprochen.
 
In den folgenden Kapiteln wird ein Überblick über die grossen Weltreligionen gegeben, sowie ihre Philosophien und ihre praktischen Zugänge zu religiöser Praxis vergleichend besprochen.
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[[Neue_religöse_Bewegungen#4 Neue religöse Bewegungen|4 Neue religöse Bewegungen]]<br/>
 
[[Neue_religöse_Bewegungen#4 Neue religöse Bewegungen|4 Neue religöse Bewegungen]]<br/>
 
[[Transformationen_in_afrikanischen_Religionen#5 Transformationen in afrikanischen Religionen|5 Transformationen in afrikanischen Religionen]]<br/>
 
[[Transformationen_in_afrikanischen_Religionen#5 Transformationen in afrikanischen Religionen|5 Transformationen in afrikanischen Religionen]]<br/>
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'''[[Weltreligionen/Sikhismus#3.1 Sikhismus|Nächstes Kapitel: 3.1 Sikhismus]]'''<br/>
 
'''[[Weltreligionen/Sikhismus#3.1 Sikhismus|Nächstes Kapitel: 3.1 Sikhismus]]'''<br/>
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=3.1 Sikhismus=
 
=3.1 Sikhismus=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
In den folgenden Kapiteln wird die Religion der '''Sikhs''', Sikhismus, die sich vor etwa 500 Jahren in Nordindien entwickelt hat, besprochen.
 
In den folgenden Kapiteln wird die Religion der '''Sikhs''', Sikhismus, die sich vor etwa 500 Jahren in Nordindien entwickelt hat, besprochen.
  
[[File:rebespektrum-41_1.jpg|416x300px|''Foto: Gläubige Sikhs beim heiligen Bad nahe des Goldenen Tempels in Amritsar, Nordindien'' ''(http://news.bbc.co.uk/1/hi/in_pictures/4470894.stm)'' ]]
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[[File:rebespektrum-41_1.jpg|thumb|416x300px|right|''Foto: Gläubige Sikhs beim heiligen Bad nahe des Goldenen Tempels in Amritsar, Nordindien'' ''(http://news.bbc.co.uk/1/hi/in_pictures/4470894.stm)'' ]]
  
 
==Inhalt==
 
==Inhalt==
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Mit einem Alter von etwa 500 Jahren ist die Religion der Sikhs eine der jüngsten Religion weltweit. Geographisch hat sie ihre Wurzeln im '''Bundesstaat Punjab''' im westlichen '''Nordindien''' und kann als eine '''Stifter- wie Erlösungsreligion''' betrachtet werden. Ihr Begründer ist '''''Guru Nanak''''', der 1469 in einem Dorf in der Nähe von Lahore im heutigen Pakistan in eine streng vom hinduistischen Glauben geprägte Familie hineingeboren wird.
 
Mit einem Alter von etwa 500 Jahren ist die Religion der Sikhs eine der jüngsten Religion weltweit. Geographisch hat sie ihre Wurzeln im '''Bundesstaat Punjab''' im westlichen '''Nordindien''' und kann als eine '''Stifter- wie Erlösungsreligion''' betrachtet werden. Ihr Begründer ist '''''Guru Nanak''''', der 1469 in einem Dorf in der Nähe von Lahore im heutigen Pakistan in eine streng vom hinduistischen Glauben geprägte Familie hineingeboren wird.
  
[[File:rebespektrum-42_1.jpg|300x359px|''Foto: Guru Nanak, der Begründer des Sikhsimus'' ''(http://www.singhsabha.com/)'' ]]
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[[File:rebespektrum-42_1.jpg|thumb|300x359px|right|''Foto: Guru Nanak, der Begründer des Sikhsimus'' ''(http://www.singhsabha.com/)'' ]]
  
 
Am Beginn des Sikhismus steht ein mystisches '''Offenbarungserlebnis''', in dem Nanak eine göttliche Stimme vernimmt, die ihn anweist, an einen einzigen Gott zu glauben, der in vollständiger Formlosigkeit nur im Inneren, nur im Herzen eines jeden Menschen wahrnehmbar und erfahrbar sei. Die Inhalte dieses Erlebnisses stehen in starkem Kontrast zu der Religion seines Elternhauses. Dennoch wendet sich Nanak vom Hinduismus ab und setzt sich intensiv für die Ideen und Glaubensinhalte des Sikhismus sowie deren Verbreitung ein.
 
Am Beginn des Sikhismus steht ein mystisches '''Offenbarungserlebnis''', in dem Nanak eine göttliche Stimme vernimmt, die ihn anweist, an einen einzigen Gott zu glauben, der in vollständiger Formlosigkeit nur im Inneren, nur im Herzen eines jeden Menschen wahrnehmbar und erfahrbar sei. Die Inhalte dieses Erlebnisses stehen in starkem Kontrast zu der Religion seines Elternhauses. Dennoch wendet sich Nanak vom Hinduismus ab und setzt sich intensiv für die Ideen und Glaubensinhalte des Sikhismus sowie deren Verbreitung ein.
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Aus diesem Gedanken entwickelt er auch die Idee so genannten '''''Langars'',''' der Freiküchen, in denen Mensche, egal welcher Religion- und Glaubenszugehörigkeit, gemeinsam, in einem neutralen Umfeld, eine Mahlzeit zu sich nehmen können. Diese '''''Langars''''' sind von Anfang an von der Absicht getragen,Verständnis und Toleranz zwischen den Religionen zu schaffen und zu unterstützen.
 
Aus diesem Gedanken entwickelt er auch die Idee so genannten '''''Langars'',''' der Freiküchen, in denen Mensche, egal welcher Religion- und Glaubenszugehörigkeit, gemeinsam, in einem neutralen Umfeld, eine Mahlzeit zu sich nehmen können. Diese '''''Langars''''' sind von Anfang an von der Absicht getragen,Verständnis und Toleranz zwischen den Religionen zu schaffen und zu unterstützen.
 
  
  
 
== 3.1.3 Äussere Merkmale seiner Anhänger ==
 
== 3.1.3 Äussere Merkmale seiner Anhänger ==
  
[[File:rebespektrum-44_1.jpg|416x300px|''Foto: Gläubige Sikhs bei einer religiösen Prozession, Punjab, Nordindinen'' ''(http://news.bbc.co.uk/2/hi/in_pictures/5298402.stm)'' ]]
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[[File:rebespektrum-44_1.jpg|thumb|416x300px|right|''Foto: Gläubige Sikhs bei einer religiösen Prozession, Punjab, Nordindinen'' ''(http://news.bbc.co.uk/2/hi/in_pictures/5298402.stm)'' ]]
  
 
Unter dem vierten '''''Guru Ram Das''''' fällt die '''Gründung von Amritsar als Hauptpilgerzentrum der Sikhs'''. Die Stadt Amritsar liegt ideal an der Route zwischen Kabul und Delhi, ihr '''Goldener Tempel gilt als das Hauptheiligtum der Sikhs,''' der von Guru Arjun Dev erbaut worden ist.
 
Unter dem vierten '''''Guru Ram Das''''' fällt die '''Gründung von Amritsar als Hauptpilgerzentrum der Sikhs'''. Die Stadt Amritsar liegt ideal an der Route zwischen Kabul und Delhi, ihr '''Goldener Tempel gilt als das Hauptheiligtum der Sikhs,''' der von Guru Arjun Dev erbaut worden ist.
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'''http://religion.orf.at/projekt02/tvradio/orientierung/or_011111.htm[http://religion.orf.at/projekt02/tvradio/orientierung/or_011111.htm &#91;1&#93;]'''
 
'''http://religion.orf.at/projekt02/tvradio/orientierung/or_011111.htm[http://religion.orf.at/projekt02/tvradio/orientierung/or_011111.htm &#91;1&#93;]'''
  
'''http://www.wien-vienna.at/buntezeitung/alltag3.htm[http://www.wien-vienna.at/buntezeitung/alltag3.htm &#91;2&#93;]'''
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'''https://web.archive.org/web/20071012015208/http://www.wien-vienna.at/indexmedien.php?ID=1791[https://web.archive.org/web/20071012015208/http://www.wien-vienna.at/indexmedien.php?ID=1791 &#91;2&#93;]'''
  
'''http://www.amnesty.at/cont/presse/2001/usa9-11_5.html[http://www.amnesty.at/cont/presse/2001/usa9-11_5.html &#91;3&#93;]'''
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'''https://web.archive.org/web/*/http://www.amnesty.at/cont/presse/2001/usa9-11_5.html[https://web.archive.org/web/*/http://www.amnesty.at/cont/presse/2001/usa9-11_5.html &#91;3&#93;]'''
  
 
'''Verweise:'''<br />
 
'''Verweise:'''<br />
 
[http://religion.orf.at/projekt02/tvradio/orientierung/or_011111.htm &#91;1&#93; http://religion.orf.at/projekt02/tvradio/orientierung/or_011111.htm]<br />
 
[http://religion.orf.at/projekt02/tvradio/orientierung/or_011111.htm &#91;1&#93; http://religion.orf.at/projekt02/tvradio/orientierung/or_011111.htm]<br />
[http://www.wien-vienna.at/buntezeitung/alltag3.htm &#91;2&#93; http://www.wien-vienna.at/buntezeitung/alltag3.htm]<br />
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[https://web.archive.org/web/20071012015208/http://www.wien-vienna.at/indexmedien.php?ID=1791 &#91;2&#93; https://web.archive.org/web/20071012015208/http://www.wien-vienna.at/indexmedien.php?ID=1791]<br />
[http://www.amnesty.at/cont/presse/2001/usa9-11_5.html &#91;3&#93; http://www.amnesty.at/cont/presse/2001/usa9-11_5.html]<br />
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[https://web.archive.org/web/*/http://www.amnesty.at/cont/presse/2001/usa9-11_5.html &#91;3&#93; https://web.archive.org/web/*/http://www.amnesty.at/cont/presse/2001/usa9-11_5.html]<br />
 
 
  
  
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=3.2 Buddhismus=
 
=3.2 Buddhismus=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
''&quot;Die noch immer revolutionäre Einsicht des Buddhismus lautet: Leben und Tod sind im Geist, und nirgendwo sonst. Der Geist ist die universelle Basis jeder Erfahrung - der Schöpfer von Glück und Unglück, der Schöpfer auch dessen, was wir Leben und Tod nennen.&quot;''
 
''&quot;Die noch immer revolutionäre Einsicht des Buddhismus lautet: Leben und Tod sind im Geist, und nirgendwo sonst. Der Geist ist die universelle Basis jeder Erfahrung - der Schöpfer von Glück und Unglück, der Schöpfer auch dessen, was wir Leben und Tod nennen.&quot;''
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== 3.2.1 Die Fahrzeuge des Buddhismus ==
 
== 3.2.1 Die Fahrzeuge des Buddhismus ==
  
[[File:rebespektrum-48_1.jpg|384x288px|''Foto: Betender Mönch, Ladakh, Nordindien'' ''(Veronica Futterknecht © 2005)'' ]]
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[[File:rebespektrum-48_1.jpg|thumb|384x288px|right|''Foto: Betender Mönch, Ladakh, Nordindien'' ''(Veronica Futterknecht © 2005)'' ]]
  
 
Alle Fahrzeuge oder Schulen des Buddhismus gehen auf den historischen '''''Buddha Shakyamuni''''', den Prinzen Gautama Siddharta aus dem Geschlecht der Shakya zurück, der etwa zwischen 623 v. Chr. und. 450 v. Chr. in der Stadt '''Lumbini im heutigen Nepal''' geboren wurde. Sein Vater war '''''Suddhodana''''', der Herrscher des Königreiches Shakya im heutigen Nepal. Die Bezeichnung Buddha Shakyamuni leitet sich von hier ab und bedeutet soviel wie „Der Weise aus dem Geschlecht der Shakya“. Die Geburt Buddhas wurde genauso phantasiereich ausgemalt, wie viele weitere Stationen seines Lebens, so daß es häufig schwierig ist zwischen Historie und Legende zu unterscheiden. Der '''vietnamesische Zen-Meister Thich Nhat Hanh''' hat in seinem Buch ''„Wie Siddharta zum Buddha wurde“'' das Leben und Wirken des Buddha in lebendiger, poetischer und doch historisch sehr fundiert belegter Art und Weise nachgezeigt und gibt so nicht nur einen Überblick über Buddhas Leben, sondern gleichzeitig eine hervorragende Einführung in die geistige Welt des Buddhismus.
 
Alle Fahrzeuge oder Schulen des Buddhismus gehen auf den historischen '''''Buddha Shakyamuni''''', den Prinzen Gautama Siddharta aus dem Geschlecht der Shakya zurück, der etwa zwischen 623 v. Chr. und. 450 v. Chr. in der Stadt '''Lumbini im heutigen Nepal''' geboren wurde. Sein Vater war '''''Suddhodana''''', der Herrscher des Königreiches Shakya im heutigen Nepal. Die Bezeichnung Buddha Shakyamuni leitet sich von hier ab und bedeutet soviel wie „Der Weise aus dem Geschlecht der Shakya“. Die Geburt Buddhas wurde genauso phantasiereich ausgemalt, wie viele weitere Stationen seines Lebens, so daß es häufig schwierig ist zwischen Historie und Legende zu unterscheiden. Der '''vietnamesische Zen-Meister Thich Nhat Hanh''' hat in seinem Buch ''„Wie Siddharta zum Buddha wurde“'' das Leben und Wirken des Buddha in lebendiger, poetischer und doch historisch sehr fundiert belegter Art und Weise nachgezeigt und gibt so nicht nur einen Überblick über Buddhas Leben, sondern gleichzeitig eine hervorragende Einführung in die geistige Welt des Buddhismus.
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Grundlagen der buddhistischen Lehre sind die Vier Edlen Wahrheiten und die Drei Gifte des Geistes.
 
Grundlagen der buddhistischen Lehre sind die Vier Edlen Wahrheiten und die Drei Gifte des Geistes.
  
[[File:rebespektrum-52_1.jpg|384x288px|''Foto: Ladakh, Nordindien'' ''(Veronica Futterknecht © 2005)'' ]]
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[[File:rebespektrum-52_1.jpg|thumb|384x288px|right|''Foto: Ladakh, Nordindien'' ''(Veronica Futterknecht © 2005)'' ]]
  
 
Vor rund 2500 Jahren entdeckte der Buddha, Siddharta Gautama, gequält und zutiefst berührt von Krankheit, Alter und Tod, einen Weg auf dem das Leiden, welches des menschliche Dasein unausweichlich begleitet, aufgehoben wird und seine Hauptursache, das Verhaftet- Sein mit einem Ich-Gefühl, in Gleichmut und Mitgefühl verwandelt werden kann.
 
Vor rund 2500 Jahren entdeckte der Buddha, Siddharta Gautama, gequält und zutiefst berührt von Krankheit, Alter und Tod, einen Weg auf dem das Leiden, welches des menschliche Dasein unausweichlich begleitet, aufgehoben wird und seine Hauptursache, das Verhaftet- Sein mit einem Ich-Gefühl, in Gleichmut und Mitgefühl verwandelt werden kann.
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Die tibetische Medizin ordnet schließlich diese Drei Gifte den '''Säften Wind, Galle und Schleim''' zu, welche die physiologische Grundlage des menschlichen Körpers bilden. Das harmonische Gleichgewicht dieser Säfte wiederum ist für Gesundheit oder Krankheit verantwortlich. In diesem Zusammenhang wird das Wort Saft nicht als etwas konkret Fließendes betrachtet, vielmehr sind darunter sehr subtile, komplexe, geistige Prozesse zu verstehen, die nur durch ihre Dynamik erfahrbar werden. Die Drei Gifte sind demnach die wichtigsten Krankheitsursachen, obgleich sie im Grunde metaphysische Gründe sind.
 
Die tibetische Medizin ordnet schließlich diese Drei Gifte den '''Säften Wind, Galle und Schleim''' zu, welche die physiologische Grundlage des menschlichen Körpers bilden. Das harmonische Gleichgewicht dieser Säfte wiederum ist für Gesundheit oder Krankheit verantwortlich. In diesem Zusammenhang wird das Wort Saft nicht als etwas konkret Fließendes betrachtet, vielmehr sind darunter sehr subtile, komplexe, geistige Prozesse zu verstehen, die nur durch ihre Dynamik erfahrbar werden. Die Drei Gifte sind demnach die wichtigsten Krankheitsursachen, obgleich sie im Grunde metaphysische Gründe sind.
 
  
  
 
== 3.2.3 Tibetischer Buddhismus ==
 
== 3.2.3 Tibetischer Buddhismus ==
  
[[File:rebespektrum-55_1.jpg|384x288px|''Abb. 1.: Tibetisch-buddhistisches Kloster Thikse, Ladakh, Nordindien'' ''(Veronica Futterknecht © 2005)'' ]]
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[[File:rebespektrum-55_1.jpg|thumb|384x288px|right|''Abb. 1.: Tibetisch-buddhistisches Kloster Thikse, Ladakh, Nordindien'' ''(Veronica Futterknecht © 2005)'' ]]
  
 
Ab dem 9. Jahrhundert wurde mit der Übertragung des '''''Mahayana''''' und '''''Vajrayana''''' nach Tibet die '''''Madhyamaka-Lehre''''' philosophische Grundlage des tibetischen Buddhismus. Die Unterschiede zwischen dem allgemeinen Mahayana und dem Vajrayana beziehen sich nicht auf das zu erreichende Ziel, die Buddhaschaft, die Verwirklichung der allen Wesen inhärent innewohnenden Buddhanatur, sondern auf die Art und Weise wie dieses Ziel erlangt wird. Deshalb wird das Vajrayana auch '''Pfad des Resultats''' genannt, während das Sutra-System des Mahayana als '''Pfad der Ansammlung''' bezeichnet wird und Theravada als '''Pfad der Entsagung'''. Der tibetische Vajrayana-Buddhismus gliedert sich in unterschiedliche Schulen, Traditionen und Übertragungslinien, von denen die '''vier Schulen''' der '''''Nyingma'''''-, '''''Kagyü'''''-, '''''Sakya'''''- und '''''Gelug''-Schule''' die wichtigsten sind.
 
Ab dem 9. Jahrhundert wurde mit der Übertragung des '''''Mahayana''''' und '''''Vajrayana''''' nach Tibet die '''''Madhyamaka-Lehre''''' philosophische Grundlage des tibetischen Buddhismus. Die Unterschiede zwischen dem allgemeinen Mahayana und dem Vajrayana beziehen sich nicht auf das zu erreichende Ziel, die Buddhaschaft, die Verwirklichung der allen Wesen inhärent innewohnenden Buddhanatur, sondern auf die Art und Weise wie dieses Ziel erlangt wird. Deshalb wird das Vajrayana auch '''Pfad des Resultats''' genannt, während das Sutra-System des Mahayana als '''Pfad der Ansammlung''' bezeichnet wird und Theravada als '''Pfad der Entsagung'''. Der tibetische Vajrayana-Buddhismus gliedert sich in unterschiedliche Schulen, Traditionen und Übertragungslinien, von denen die '''vier Schulen''' der '''''Nyingma'''''-, '''''Kagyü'''''-, '''''Sakya'''''- und '''''Gelug''-Schule''' die wichtigsten sind.
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== 3.2.3.1 Nyingma-Tradition ==
 
== 3.2.3.1 Nyingma-Tradition ==
  
[[File:rebespektrum-56_1.jpg|384x288px|''Foto: Buddha Maitreya, der Buddha der Zukunft'' ''(Veronica Futterknecht © 2005)'' ]]
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[[File:rebespektrum-56_1.jpg|thumb|384x288px|right|''Foto: Buddha Maitreya, der Buddha der Zukunft'' ''(Veronica Futterknecht © 2005)'' ]]
  
 
Die älteste Schule des tibetischen Buddhismus bildet die '''''Nyingma-Tradition''''', die auf den tantrischen Meister '''Padmasambhava''', auch bekannt als '''Guru Rinpoche''', zurückgeht, der im 8.- 9. Jahrhundert erstmals den Buddhismus in Tibet einführte. Innerhalb der '''''Nyingma-Tradition''''' wird die Fülle der spirituellen Wege in weitere neun yanas oder Fahrzeuge gegliedert, einem einheitlichen Lehr- und Praxisgebäude, das sämtliche Lehransätze des Buddhas zu einem einzigen, umfassenden Pfad zur Erleuchtung vereint. Die drei Fahrzeuge des Hinayana, Mahayana und Vajrayana werden demnach noch weiter unterteilt in die drei Ursachenfahrzeuge des '''''Sutra''''': Shravaka- und Pratyekabuddhayana, die zusammen das Hinayana bilden, sowie Bodhisattva- oder Mahayana und die sechs erfüllenden Fahrzeuge des '''''Tantra''''', welche sich in die drei Äußeren Tantras Kriyayoga, Charyayoga und Yogatantra, sowie in den drei Inneren Tantras Mahayoga, Anuyoga und '''''Atiyoga oder Dzogchen''''' aufgliedern.
 
Die älteste Schule des tibetischen Buddhismus bildet die '''''Nyingma-Tradition''''', die auf den tantrischen Meister '''Padmasambhava''', auch bekannt als '''Guru Rinpoche''', zurückgeht, der im 8.- 9. Jahrhundert erstmals den Buddhismus in Tibet einführte. Innerhalb der '''''Nyingma-Tradition''''' wird die Fülle der spirituellen Wege in weitere neun yanas oder Fahrzeuge gegliedert, einem einheitlichen Lehr- und Praxisgebäude, das sämtliche Lehransätze des Buddhas zu einem einzigen, umfassenden Pfad zur Erleuchtung vereint. Die drei Fahrzeuge des Hinayana, Mahayana und Vajrayana werden demnach noch weiter unterteilt in die drei Ursachenfahrzeuge des '''''Sutra''''': Shravaka- und Pratyekabuddhayana, die zusammen das Hinayana bilden, sowie Bodhisattva- oder Mahayana und die sechs erfüllenden Fahrzeuge des '''''Tantra''''', welche sich in die drei Äußeren Tantras Kriyayoga, Charyayoga und Yogatantra, sowie in den drei Inneren Tantras Mahayoga, Anuyoga und '''''Atiyoga oder Dzogchen''''' aufgliedern.
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== 3.2.3.2 Dzogchen ==
 
== 3.2.3.2 Dzogchen ==
  
[[File:rebespektrum-57_1.jpg|384x288px|''Foto: Seine Heiligkeit der XIV. Dalai Lama, Ladakh, Nordindien'' ''(Veronica Futterknecht © 2005)'' ]]
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[[File:rebespektrum-57_1.jpg|thumb|384x288px|right|''Foto: Seine Heiligkeit der XIV. Dalai Lama, Ladakh, Nordindien'' ''(Veronica Futterknecht © 2005)'' ]]
  
 
Die Lehren des '''''Dzogchen''''' (tibetisch: '''''&quot;rDzogs pa Chen po&quot;''''' oder kurz '''''&quot;rDzogs Chen&quot;''''') &quot;Die Große Vollkommenheit&quot;, auch '''''Atiyoga''''' oder '''''Mahasandhi''''' genannt, gelten als die höchsten Lehren der tibetischen Tradition. Dzogchen gilt als die Essenz aller buddhistischen Lehre und beschreibt den Weg der '''Selbstbefreiung''', der zum Ziel hat das wahre Wesen jenseits aller illusions-gleichen Dualität zu erkennen. Im Dzogchen geht es folglich nicht darum, dass eine erleuchtete, wahre Natur des Geistes existiert, die zu erreichen man sich bemühen oder anstrengen müßte, sondern es ist das Erkennen und Stabilisieren der ursprünglich reinen, klaren, vollkommenen Natur des Menschen, die aufgrund temporärer, mentaler Verschleierung bislang nicht als solche erkannt werden konnte.
 
Die Lehren des '''''Dzogchen''''' (tibetisch: '''''&quot;rDzogs pa Chen po&quot;''''' oder kurz '''''&quot;rDzogs Chen&quot;''''') &quot;Die Große Vollkommenheit&quot;, auch '''''Atiyoga''''' oder '''''Mahasandhi''''' genannt, gelten als die höchsten Lehren der tibetischen Tradition. Dzogchen gilt als die Essenz aller buddhistischen Lehre und beschreibt den Weg der '''Selbstbefreiung''', der zum Ziel hat das wahre Wesen jenseits aller illusions-gleichen Dualität zu erkennen. Im Dzogchen geht es folglich nicht darum, dass eine erleuchtete, wahre Natur des Geistes existiert, die zu erreichen man sich bemühen oder anstrengen müßte, sondern es ist das Erkennen und Stabilisieren der ursprünglich reinen, klaren, vollkommenen Natur des Menschen, die aufgrund temporärer, mentaler Verschleierung bislang nicht als solche erkannt werden konnte.
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Thich Nhat Hanh, 1998. Wie Siddhartha zum Buddha wurde: Eine Einführung in den Buddhismus. Berlin: Verlag Theseus
 
Thich Nhat Hanh, 1998. Wie Siddhartha zum Buddha wurde: Eine Einführung in den Buddhismus. Berlin: Verlag Theseus
 
  
  
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'''[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2 Buddhismus|Vorheriges Kapitel: 3.2 Buddhismus]]'''
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'''[[Einführung_in_die_Religions-_und_Bewusstseinsforschung_-_Das_Spektrum_der_Religionen#Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung - Das Spektrum der Religionen|&crarr; Zurück zur Übersicht]]'''
 
=4 Neue religöse Bewegungen=
 
=4 Neue religöse Bewegungen=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
In den folgenden Kapiteln werden &quot;'''Neue religiöse Bewegungen&quot;''' besprochen.
 
In den folgenden Kapiteln werden &quot;'''Neue religiöse Bewegungen&quot;''' besprochen.
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[[Weltreligionen#3 Weltreligionen|3 Weltreligionen]]<br/>
 
[[Weltreligionen#3 Weltreligionen|3 Weltreligionen]]<br/>
 
[[Transformationen_in_afrikanischen_Religionen#5 Transformationen in afrikanischen Religionen|5 Transformationen in afrikanischen Religionen]]<br/>
 
[[Transformationen_in_afrikanischen_Religionen#5 Transformationen in afrikanischen Religionen|5 Transformationen in afrikanischen Religionen]]<br/>
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'''[[Neue_religöse_Bewegungen/Hinduistischer_Hintergrund#4.1 Hinduistischer Hintergrund|Nächstes Kapitel: 4.1 Hinduistischer Hintergrund]]'''<br/>
 
'''[[Neue_religöse_Bewegungen/Hinduistischer_Hintergrund#4.1 Hinduistischer Hintergrund|Nächstes Kapitel: 4.1 Hinduistischer Hintergrund]]'''<br/>
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=4.1 Hinduistischer Hintergrund=
 
=4.1 Hinduistischer Hintergrund=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
In den folgenden Kapitel werden exemplarisch einige &quot;Neue religiöse Bewegungen&quot; besprochen, die ihre Philosphie und Praxis aus dem Hinduismus ableiten.
 
In den folgenden Kapitel werden exemplarisch einige &quot;Neue religiöse Bewegungen&quot; besprochen, die ihre Philosphie und Praxis aus dem Hinduismus ableiten.
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== 4.1.1 Sri Ramana Maharishi ==
 
== 4.1.1 Sri Ramana Maharishi ==
  
[[File:rebespektrum-61_1.jpg|304x382px|''Foto: Sri Ramana Maharshi'' ([http://(www.meditationsworkshop.org/ http://www.meditationsworkshop.org]) ]]
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[[File:rebespektrum-61_1.jpg|thumb|304x382px|right|''Foto: Sri Ramana Maharshi'' ([http://(www.meditationsworkshop.org/ http://www.meditationsworkshop.org]) ]]
  
 
''&quot;As all living beings desire to be happy always, without misery, as in the case of everyone there is observed supreme love for one’s self, and as happiness alone is the cause for love, in order to gain that happiness which is one’s nature and which is experienced in the state of deep sleep where there is no mind, one should know one’s self. For that, the path of knowledge, the inquiry of the form'' '''''“Who am I?”''''''', is the principal means.&quot;'' (Mahadevan, 1982: 3)
 
''&quot;As all living beings desire to be happy always, without misery, as in the case of everyone there is observed supreme love for one’s self, and as happiness alone is the cause for love, in order to gain that happiness which is one’s nature and which is experienced in the state of deep sleep where there is no mind, one should know one’s self. For that, the path of knowledge, the inquiry of the form'' '''''“Who am I?”''''''', is the principal means.&quot;'' (Mahadevan, 1982: 3)
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'''Sri Ramana Maharshi''' (1879-1950) war ein südindischer '''Advaita-Meister''', der unter anderem Satsang-Lehrer wie Samarpan, Gangaji, OM C.Parkin, Karl Renz oder Eckhart Tolle mit seinem Sein und seinen Belehrungen inspirierte. Er lehrte die Selbsterforschung durch die Frage '''&quot;Wer bin Ich?&quot;''' und gilt als einer der bekanntesten Weisen und Vertreter des '''Advaita-Vedanta''' im 20. Jahrhunderts. In ständigem Gewahrsein seiner Identität mit dem Absoluten (Atman) lebte der Maharshi in selbstauferlegter Abgeschiedenheit und Armut am Fusse des Berges Arunachala in Tamil Nadu, Südindien. Tausende Menschen pilgern bis heute nach Tiruvanamallai, gleichermassen westliche Besucher wie Inder. Schon allein in der Gegenwart des Maharshi verweilen zu dürfen, galt den Menschen als spirituelle Gipfelerfahrung.
 
'''Sri Ramana Maharshi''' (1879-1950) war ein südindischer '''Advaita-Meister''', der unter anderem Satsang-Lehrer wie Samarpan, Gangaji, OM C.Parkin, Karl Renz oder Eckhart Tolle mit seinem Sein und seinen Belehrungen inspirierte. Er lehrte die Selbsterforschung durch die Frage '''&quot;Wer bin Ich?&quot;''' und gilt als einer der bekanntesten Weisen und Vertreter des '''Advaita-Vedanta''' im 20. Jahrhunderts. In ständigem Gewahrsein seiner Identität mit dem Absoluten (Atman) lebte der Maharshi in selbstauferlegter Abgeschiedenheit und Armut am Fusse des Berges Arunachala in Tamil Nadu, Südindien. Tausende Menschen pilgern bis heute nach Tiruvanamallai, gleichermassen westliche Besucher wie Inder. Schon allein in der Gegenwart des Maharshi verweilen zu dürfen, galt den Menschen als spirituelle Gipfelerfahrung.
  
[[File:rebespektrum-61_2.jpg|352x264px|''Foto: Tiruvannamalai in Südindien, die Heimat Sri Ramana Maharshis'' ''(Veronica Futterknecht © 2008)'' ]]
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[[File:rebespektrum-61_2.jpg|thumb|352x264px|right|''Foto: Tiruvannamalai in Südindien, die Heimat Sri Ramana Maharshis'' ''(Veronica Futterknecht © 2008)'' ]]
  
 
Ramana lehrte, dass das '''reine, ursprungslose Gewahrsein''' der eigentliche Wachzustand sei. Geht man dagegen seinen Gedanken nach, dann wird man von ihnen davongetragen und befindet sich in einem Labyrinth ohne Ausgang. Essentiell ist in der Meditation, die Spur der Gedanken zurückzuverfolgen bis zu deren Usrsprung. Auf diese Weise verschwinden die Gedanken und allein das Selbst bleibt übrig, ein Selbst für das es weder Innen noch Außen gibt, ein Selbst das rein und absolut ist. (Maharshi, 2006: 14)
 
Ramana lehrte, dass das '''reine, ursprungslose Gewahrsein''' der eigentliche Wachzustand sei. Geht man dagegen seinen Gedanken nach, dann wird man von ihnen davongetragen und befindet sich in einem Labyrinth ohne Ausgang. Essentiell ist in der Meditation, die Spur der Gedanken zurückzuverfolgen bis zu deren Usrsprung. Auf diese Weise verschwinden die Gedanken und allein das Selbst bleibt übrig, ein Selbst für das es weder Innen noch Außen gibt, ein Selbst das rein und absolut ist. (Maharshi, 2006: 14)
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'''http://www.arunachala-ramana.org/[http://www.arunachala-ramana.org/ &#91;2&#93;]'''
 
'''http://www.arunachala-ramana.org/[http://www.arunachala-ramana.org/ &#91;2&#93;]'''
  
'''http://de.wikipedia.org/wiki/Ramana_Maharshi[http://de.wikipedia.org/wiki/Ramana_Maharshi/ &#91;3&#93;]'''
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'''http://de.wikipedia.org/wiki/Ramana_Maharshi[https://de.wikipedia.org/wiki/Ramana_Maharshi &#91;3&#93;]'''
  
'''http://www.paranormal.de/yoga/weg/ramana.htm[http://www.paranormal.de/yoga/weg/ramana.htm/ &#91;4&#93;]'''
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'''http://www.paranormal.de/yoga/weg/ramana.htm[https://web.archive.org/web/20090813133256/http://www.paranormal.de/yoga/weg/ramana.htm/ &#91;4&#93;]'''
  
 
Ebert, Gabriele. 2003. Ramana Maharshi: Sein Leben. Lüchow: Kreuz Verlag
 
Ebert, Gabriele. 2003. Ramana Maharshi: Sein Leben. Lüchow: Kreuz Verlag
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[http://www.sriramanamaharshi.org/ &#91;1&#93; http://www.sriramanamaharshi.org/]<br />
 
[http://www.sriramanamaharshi.org/ &#91;1&#93; http://www.sriramanamaharshi.org/]<br />
 
[http://www.arunachala-ramana.org/ &#91;2&#93; http://www.arunachala-ramana.org/]<br />
 
[http://www.arunachala-ramana.org/ &#91;2&#93; http://www.arunachala-ramana.org/]<br />
[http://de.wikipedia.org/wiki/Ramana_Maharshi/ &#91;3&#93; http://de.wikipedia.org/wiki/Ramana_Maharshi/]<br />
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[https://de.wikipedia.org/wiki/Ramana_Maharshi &#91;3&#93; https://de.wikipedia.org/wiki/Ramana_Maharshi]<br />
[http://www.paranormal.de/yoga/weg/ramana.htm/ &#91;4&#93; http://www.paranormal.de/yoga/weg/ramana.htm/]<br />
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[https://web.archive.org/web/20090813133256/http://www.paranormal.de/yoga/weg/ramana.htm/ &#91;4&#93; https://web.archive.org/web/20090813133256/http://www.paranormal.de/yoga/weg/ramana.htm/]<br />
  
  
 
== 4.1.2 Mata Amritanandamayi/Amma ==
 
== 4.1.2 Mata Amritanandamayi/Amma ==
  
[[File:rebespektrum-62_1.jpg|240x318px|''Foto: Sri Mata Amritanandamayi'' ''(http://www.holisticnetwork.com)'' ]]
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[[File:rebespektrum-62_1.jpg|thumb|240x318px|right|''Foto: Sri Mata Amritanandamayi'' ''(http://www.holisticnetwork.com)'' ]]
  
 
'''Leben und Lehre'''
 
'''Leben und Lehre'''
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Heute verbringt Amma den größten Teil des Jahres auf Reisen, um mit ihren Worten und der tröstenden Umarmung, die sie jedem, der es wünscht, zukommen läßt, zu helfen.
 
Heute verbringt Amma den größten Teil des Jahres auf Reisen, um mit ihren Worten und der tröstenden Umarmung, die sie jedem, der es wünscht, zukommen läßt, zu helfen.
  
[[File:rebespektrum-62_2.jpg|374x298px|''Foto: Amritapuri Ashram, Kerala, Südindien'' ''(http://www.amma-europe.org/)'' ]]
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[[File:rebespektrum-62_2.jpg|thumb|374x298px|right|''Foto: Amritapuri Ashram, Kerala, Südindien'' ''(http://www.amma-europe.org/)'' ]]
  
 
In ihrem '''Ashram''' in '''Amritapuri''', Kerala, Südindien, leben konstant etwa 3000 Menschen und täglich kommen viele mehr um mehrere Wochen oder Tage hier zu verbringen. Im Rahmen von Ammas weitem Netzwerk '''karitativer Projekte''' bauen ihre Schüler Häuser für Obdachlose, zahlen Renten an Bedürftige und ermöglichen Kranken medizinische Versorgung. Zahllose Menschen auf der ganzen Welt wirken an diesen liebevollen Bemühungen mit.
 
In ihrem '''Ashram''' in '''Amritapuri''', Kerala, Südindien, leben konstant etwa 3000 Menschen und täglich kommen viele mehr um mehrere Wochen oder Tage hier zu verbringen. Im Rahmen von Ammas weitem Netzwerk '''karitativer Projekte''' bauen ihre Schüler Häuser für Obdachlose, zahlen Renten an Bedürftige und ermöglichen Kranken medizinische Versorgung. Zahllose Menschen auf der ganzen Welt wirken an diesen liebevollen Bemühungen mit.
  
 
''„Schlußendlich“'', sagt Amma, ''„ist Liebe die einzige Medizin, welche die Wunden der Welt heilen kann. Es ist die Liebe, die in diesem Universum alles zusammenhält. Wenn dieses Bewußtsein in uns erwacht, verschwindet alle Disharmonie, und es wird nur noch Frieden herrschen.&quot;'' (Amma 2005: 11)
 
''„Schlußendlich“'', sagt Amma, ''„ist Liebe die einzige Medizin, welche die Wunden der Welt heilen kann. Es ist die Liebe, die in diesem Universum alles zusammenhält. Wenn dieses Bewußtsein in uns erwacht, verschwindet alle Disharmonie, und es wird nur noch Frieden herrschen.&quot;'' (Amma 2005: 11)
 
  
  
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== 4.1.3 Bhagvan/Osho ==
 
== 4.1.3 Bhagvan/Osho ==
  
[[File:rebespektrum-63_1.jpg|271x360px|Foto: Bhagwan Shree Rajneesh ''(http://www.yoga-vidya.de/)'']]
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[[File:rebespektrum-63_1.jpg|thumb|271x360px|right|Foto: Bhagwan Shree Rajneesh ''(http://www.yoga-vidya.de/)'']]
  
 
'''Leben und Lehre'''
 
'''Leben und Lehre'''
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[http://www.relinfo.ch/osho/ashram.html &#91;7&#93; http://www.relinfo.ch/osho/ashram.html]<br />
 
[http://www.relinfo.ch/osho/ashram.html &#91;7&#93; http://www.relinfo.ch/osho/ashram.html]<br />
 
[http://www.swami.de/archivmain.htm &#91;8&#93; http://www.swami.de/archivmain.htm]<br />
 
[http://www.swami.de/archivmain.htm &#91;8&#93; http://www.swami.de/archivmain.htm]<br />
 
  
  
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=4.2 Weitere=
 
=4.2 Weitere=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
Im folgenden werden '''&quot;Neue religiöse Bewegungen&quot;''' besprochen, die sich während der letzten beiden Jahrzehnte im Westen entwickelt haben und deren Philosphie und Praxis nicht eindeutig einer der grossen Weltreligionen zugeordnet werden kann.
 
Im folgenden werden '''&quot;Neue religiöse Bewegungen&quot;''' besprochen, die sich während der letzten beiden Jahrzehnte im Westen entwickelt haben und deren Philosphie und Praxis nicht eindeutig einer der grossen Weltreligionen zugeordnet werden kann.
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== 4.2.2 Avatar/Harry Palmer ==
 
== 4.2.2 Avatar/Harry Palmer ==
  
[[File:rebespektrum-68_1.jpg|234x300px|''Foto: Avatar-Begründer Harry Palmer'' ''(http://www.avatar-london.co.uk)'' ]]
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== 4.2.3 Samarpan ==
 
== 4.2.3 Samarpan ==
  
[[File:rebespektrum-71_1.jpg|180x227px|''Foto: Samarpan (http://www.wikipedia.org)'' ]]
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[[File:rebespektrum-71_1.jpg|thumb|180x227px|right|''Foto: Samarpan (http://www.wikipedia.org)'' ]]
  
 
''&quot;Was auch immer für ein Gefühl der Verstand einsetzt, um dich unter Kontrolle zu halten – solange du bereit bist, das Gefühl zu fühlen, hat der Verstand keine Chance.&quot;''
 
''&quot;Was auch immer für ein Gefühl der Verstand einsetzt, um dich unter Kontrolle zu halten – solange du bereit bist, das Gefühl zu fühlen, hat der Verstand keine Chance.&quot;''
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''&quot;Wenn du weißt, dass du nicht weißt, ist das Leben ein Abenteuer.&quot;''
 
''&quot;Wenn du weißt, dass du nicht weißt, ist das Leben ein Abenteuer.&quot;''
  
('''http://www.samarpan.de/zitate_d.htm[http://www.samarpan.de/zitate_d.htm &#91;1&#93;]''')
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('''https://web.archive.org/web/20080313002722/http://www.samarpan.de/zitate_d.htm[https://web.archive.org/web/20080313002722/http://www.samarpan.de/zitate_d.htm &#91;1&#93;]''')
  
 
'''Verweise:'''<br />
 
'''Verweise:'''<br />
[http://www.samarpan.de/zitate_d.htm &#91;1&#93; http://www.samarpan.de/zitate_d.htm]<br />
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[https://web.archive.org/web/20080313002722/http://www.samarpan.de/zitate_d.htm &#91;1&#93; https://web.archive.org/web/20080313002722/http://www.samarpan.de/zitate_d.htm]<br />
  
  
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'''Samarpan''' wurde '''1941''' in '''San Francisco''' geboren und lehrt vorwiegend in Deutschland, Österrreich und der Schweiz als '''Advaita-Meister'''. Er wuchs in einer religiösen Familie auf, besuchte ein Priesterseminar und studierte anschliessend Psychologie. 1981 fand er zum indischen Mytiker '''Osho[[Neue_religöse_Bewegungen/Hinduistischer_Hintergrund#4.1.3 Bhagvan-Osho|[1]]]''' und lebte fortan in seinem Zentrum in Oregon. Von Osho erhielt er auch den Namen Samarpan, was soviel wie '''Hingabe''' bedeutet.
 
'''Samarpan''' wurde '''1941''' in '''San Francisco''' geboren und lehrt vorwiegend in Deutschland, Österrreich und der Schweiz als '''Advaita-Meister'''. Er wuchs in einer religiösen Familie auf, besuchte ein Priesterseminar und studierte anschliessend Psychologie. 1981 fand er zum indischen Mytiker '''Osho[[Neue_religöse_Bewegungen/Hinduistischer_Hintergrund#4.1.3 Bhagvan-Osho|[1]]]''' und lebte fortan in seinem Zentrum in Oregon. Von Osho erhielt er auch den Namen Samarpan, was soviel wie '''Hingabe''' bedeutet.
  
Während eines Retreats mit '''Gangaji''' realisierte Samarpan mit absoluter Klarheit, dass da niemand ist, keine Person, kein Ich, niemand, der erleuchtet oder nicht erleuchtet sein könnte, und dass seine individuelle Persönlichkeit nur aus Konzepten, Meinungen und Vorstellungen besteht, aber in Wirklichkeit nie existiert hat. Er erkannte, dass diese Abwesenheit einer Person der Frieden ist, nachdem er so lange gesucht hatte. (Vgl.: '''http://www.samarpan.de/samarpan_d.htm[http://www.samarpan.de/samarpan_d.htm &#91;2&#93;]''')
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Während eines Retreats mit '''Gangaji''' realisierte Samarpan mit absoluter Klarheit, dass da niemand ist, keine Person, kein Ich, niemand, der erleuchtet oder nicht erleuchtet sein könnte, und dass seine individuelle Persönlichkeit nur aus Konzepten, Meinungen und Vorstellungen besteht, aber in Wirklichkeit nie existiert hat. Er erkannte, dass diese Abwesenheit einer Person der Frieden ist, nachdem er so lange gesucht hatte. (Vgl.: '''https://web.archive.org/web/20080730015316/http://www.samarpan.de/samarpan_d.htm[https://web.archive.org/web/20080730015316/http://www.samarpan.de/samarpan_d.htm &#91;2&#93;]''')
  
 
'''Samarpans Belehrungen''' sind von Klarheit und Humor geprägt. Mit Sensibilität begleitet er die Menschen durch ihre persönlichen, manchmal leidvollen, Prozesse und erinnert daran, dass es vorwiegend darum geht, dem rationalen Verstand die Aufmerksamkeit zu entziehen, damit sich die dahinterliegende Wahrheit offenbaren kann. Hinter der Fassade des dualen, intellektuellen Geistes liegt ein natürlicher, grosser Friede, der in der Stille und Gegenwart der Meditation erfahren werden kann.
 
'''Samarpans Belehrungen''' sind von Klarheit und Humor geprägt. Mit Sensibilität begleitet er die Menschen durch ihre persönlichen, manchmal leidvollen, Prozesse und erinnert daran, dass es vorwiegend darum geht, dem rationalen Verstand die Aufmerksamkeit zu entziehen, damit sich die dahinterliegende Wahrheit offenbaren kann. Hinter der Fassade des dualen, intellektuellen Geistes liegt ein natürlicher, grosser Friede, der in der Stille und Gegenwart der Meditation erfahren werden kann.
  
[[File:rebespektrum-72_1.jpg|512x225px|''Foto: Satsang mit Samarpan'' ''(http://www.samarpan.de/satsang_d.htm)'' ]]
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[[File:rebespektrum-72_1.jpg|thumb|512x225px|right|''Foto: Satsang mit Samarpan'' ''(https://web.archive.org/web/20080609092802/http://www.samarpan.de/satsang_d.htm)'' ]]
  
 
'''Literatur:'''
 
'''Literatur:'''
  
'''http://www.samarpan.de/satsang_d.htm[http://www.samarpan.de/satsang_d.htm &#91;3&#93;]'''
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'''https://web.archive.org/web/20080609092802/http://www.samarpan.de/satsang_d.htm[https://web.archive.org/web/20080609092802/http://www.samarpan.de/satsang_d.htm &#91;3&#93;]'''
  
 
'''http://de.wikipedia.org/wiki/Samarpan[http://de.wikipedia.org/wiki/Samarpan &#91;4&#93;]'''
 
'''http://de.wikipedia.org/wiki/Samarpan[http://de.wikipedia.org/wiki/Samarpan &#91;4&#93;]'''
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'''Verweise:'''<br />
 
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[[Neue_religöse_Bewegungen/Hinduistischer_Hintergrund#4.1.3 Bhagvan-Osho|[1] Siehe Kapitel 4.1.3]]<br />
 
[[Neue_religöse_Bewegungen/Hinduistischer_Hintergrund#4.1.3 Bhagvan-Osho|[1] Siehe Kapitel 4.1.3]]<br />
[http://www.samarpan.de/samarpan_d.htm &#91;2&#93; http://www.samarpan.de/samarpan_d.htm]<br />
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[https://web.archive.org/web/20080730015316/http://www.samarpan.de/samarpan_d.htm &#91;2&#93; https://web.archive.org/web/20080730015316/http://www.samarpan.de/samarpan_d.htm]<br />
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[https://web.archive.org/web/20080609092802/http://www.samarpan.de/satsang_d.htm &#91;3&#93; https://web.archive.org/web/20080609092802/http://www.samarpan.de/satsang_d.htm]<br />
 
[http://de.wikipedia.org/wiki/Samarpan &#91;4&#93; http://de.wikipedia.org/wiki/Samarpan]<br />
 
[http://de.wikipedia.org/wiki/Samarpan &#91;4&#93; http://de.wikipedia.org/wiki/Samarpan]<br />
 
  
  
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=4.3 Buddhistischer Hintergrund=
 
=4.3 Buddhistischer Hintergrund=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
In den folgenden Kapiteln werden '''&quot;Neue religiöse Bewegungen&quot;[[Neue_religöse_Bewegungen#4 Neue religöse Bewegungen|[1]]]''' besprochen, die ihre philosophischen und praktischen Zugänge aus den buddhistischen Lehren beziehen.
 
In den folgenden Kapiteln werden '''&quot;Neue religiöse Bewegungen&quot;[[Neue_religöse_Bewegungen#4 Neue religöse Bewegungen|[1]]]''' besprochen, die ihre philosophischen und praktischen Zugänge aus den buddhistischen Lehren beziehen.
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== 4.3.1 Thich Nhat Hanh ==
 
== 4.3.1 Thich Nhat Hanh ==
  
[[File:rebespektrum-74_1.jpg|172x249px|''Foto: Thich Nhat Hanh'' ''(http://www.plumvillage.org)'' ]]
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[[File:rebespektrum-74_1.jpg|thumb|172x249px|right|''Foto: Thich Nhat Hanh'' ''(http://www.plumvillage.org)'' ]]
  
 
'''Thich Nhat Hanh''' gehört zu den bekanntesten und einflußreichsten spirituellen Lehrern der Gegenwart. Er wurde 1926 in Süd-Vietnam geboren und trat im Alter von 16 als Novize in den '''Tu-Hieu Tempel''' in Hue ein.
 
'''Thich Nhat Hanh''' gehört zu den bekanntesten und einflußreichsten spirituellen Lehrern der Gegenwart. Er wurde 1926 in Süd-Vietnam geboren und trat im Alter von 16 als Novize in den '''Tu-Hieu Tempel''' in Hue ein.
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'''Chögyam Trungpa Rinpoche''' wurde '''1940''' in der osttibetischen '''Provinz Kahm''' geboren und war ein buddhistischer Linienhalter der tibetischen Kagyü- und Nyingma-Tradition. Er war der Elfte in der Linie der Trungpa Tulkus.
 
'''Chögyam Trungpa Rinpoche''' wurde '''1940''' in der osttibetischen '''Provinz Kahm''' geboren und war ein buddhistischer Linienhalter der tibetischen Kagyü- und Nyingma-Tradition. Er war der Elfte in der Linie der Trungpa Tulkus.
  
[[File:rebespektrum-85_1.jpg|163x250px|''Foto: Chögyam Trungpa Rinpoche'' ''([http://www.shambhala.org/teachers/chogyam-trungpa.php http://www.shambhala.org/...])'' ]]
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[[File:rebespektrum-85_1.jpg|thumb|163x250px|right|''Foto: Chögyam Trungpa Rinpoche'' ''([http://www.shambhala.org/teachers/chogyam-trungpa.php http://www.shambhala.org/...])'' ]]
  
 
Nach seiner Endeckung als '''Tulku''' wurde Chögyam Trungpa zum '''Mönch''' geweiht und erhielt umfassende Ausbildungen sowohl in der Tradition der Kagyu- wie auch der Nyingma Schule, die die älteste der vier Schulen des tibetischen Buddhismus ist. Im Jahre 1948 wurde er zum Mönchsnovizen ordiniert und im Alter von 18 Jahren bekam er die volle Mönchsordination. 1959 hatte er seine grundlegende Ausbildung voll abgeschlossen und war gezwungen vor der chinesischen Besatzung aus Tibet zu fliehen. Zu Fuß überquerte er den Himalaja nach Indien, wo er sich in der tibetischen Exilheimat Dharamsala in Nordindien niederließ. Von 1959 bis 1963 war er der geistige Berater der Young Lamas Home School in Dalhousie in Südindien, ein Amt das ihm der 14. Dalai Lama schon bald nach seiner Ankunft in Indien übertrug.
 
Nach seiner Endeckung als '''Tulku''' wurde Chögyam Trungpa zum '''Mönch''' geweiht und erhielt umfassende Ausbildungen sowohl in der Tradition der Kagyu- wie auch der Nyingma Schule, die die älteste der vier Schulen des tibetischen Buddhismus ist. Im Jahre 1948 wurde er zum Mönchsnovizen ordiniert und im Alter von 18 Jahren bekam er die volle Mönchsordination. 1959 hatte er seine grundlegende Ausbildung voll abgeschlossen und war gezwungen vor der chinesischen Besatzung aus Tibet zu fliehen. Zu Fuß überquerte er den Himalaja nach Indien, wo er sich in der tibetischen Exilheimat Dharamsala in Nordindien niederließ. Von 1959 bis 1963 war er der geistige Berater der Young Lamas Home School in Dalhousie in Südindien, ein Amt das ihm der 14. Dalai Lama schon bald nach seiner Ankunft in Indien übertrug.
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== 4.3.3 Sogyal Rinpoche ==
 
== 4.3.3 Sogyal Rinpoche ==
  
[[File:rebespektrum-94_1.jpg|215x334px|''Foto: Sogyal Rinpoche'' ''(http://www.rigpa.de)'' ]]
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[[File:rebespektrum-94_1.jpg|thumb|215x334px|right|''Foto: Sogyal Rinpoche'' ''(http://www.rigpa.de)'' ]]
  
 
'''Leben und Lehre'''
 
'''Leben und Lehre'''
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1971 ging Rinpoche nach England, studierte Vergleichende Religionswissenschaft und begann bereits die Lehren des tibetischen Buddhismus zu unterrichten. Mitte der siebziger Jahre wird das spirituelle Netzwerk '''''rigpa''''' gegründet, 1991 der Retreat-Zentrum '''''Lerab Ling''''' in der Nähe von Montpellier in Südfrankreich. 1992 wurde Rinpoches '''&quot;Tibetische Buch vom Leben und vom Sterben&quot;''' veröffentlicht, das mittlerweile in mehr als 30 Sprachen übersetzt und in annähernd 60 Ländern 2 Millionen Mal verkauft wurde. Es wird an Hochschulen sowie in medizinischen, sozialen Berufen und Institutionen eingesetzt und von Ärzten, Pflegepersonal und anderen Berufstätigen im Gesundheitswesen intensiv genutzt. Im Jahre 2000 war Seine Heiligkeit der XIV. Dalai Lama zu Gast in Lerab Ling um zu unterrichten und 2006 wurde der Tempel in Lerab Ling endgültig fertiggestellt und einer authentischen tibetisch- buddhistischen Einweihung unterzogen.
 
1971 ging Rinpoche nach England, studierte Vergleichende Religionswissenschaft und begann bereits die Lehren des tibetischen Buddhismus zu unterrichten. Mitte der siebziger Jahre wird das spirituelle Netzwerk '''''rigpa''''' gegründet, 1991 der Retreat-Zentrum '''''Lerab Ling''''' in der Nähe von Montpellier in Südfrankreich. 1992 wurde Rinpoches '''&quot;Tibetische Buch vom Leben und vom Sterben&quot;''' veröffentlicht, das mittlerweile in mehr als 30 Sprachen übersetzt und in annähernd 60 Ländern 2 Millionen Mal verkauft wurde. Es wird an Hochschulen sowie in medizinischen, sozialen Berufen und Institutionen eingesetzt und von Ärzten, Pflegepersonal und anderen Berufstätigen im Gesundheitswesen intensiv genutzt. Im Jahre 2000 war Seine Heiligkeit der XIV. Dalai Lama zu Gast in Lerab Ling um zu unterrichten und 2006 wurde der Tempel in Lerab Ling endgültig fertiggestellt und einer authentischen tibetisch- buddhistischen Einweihung unterzogen.
  
[[File:rebespektrum-94_2.jpg|470x317px|''Foto: Der tibetisch-buddhistische Tempel Lerab Ling in Südfrankreich'' ''(http://www.rigpawiki.org/index.php?title=Lerab_Ling)'' ]]
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[[File:rebespektrum-94_2.jpg|thumb|470x317px|right|''Foto: Der tibetisch-buddhistische Tempel Lerab Ling in Südfrankreich'' ''(http://www.rigpawiki.org/index.php?title=Lerab_Ling)'' ]]
  
 
Sogyal Rinpoche versteht es in einleuchtender und herzlicher Klarheit die Lehren, im besonderen der '''Nyingma-Schule,[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.1 Nyingma-Tradition|[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.2 Dzogchen|[3]]]''' des tibetischen Buddhismus, einer, vor allem, westlichen HörerInnen- und SchülerInnenschaft zugänglich und verständlich zu machen. Im Mittelpunkt seiner Belehrungen steht die Praxis des Buddhismus, praktisches Geistestraining in Form von Meditation oder tantrischer Praktiken soll vermittelt werden und die Relevanz dessen im Verständnis der Philosophie des Buddhismus soll nachvollziehbar gemacht werden.
 
Sogyal Rinpoche versteht es in einleuchtender und herzlicher Klarheit die Lehren, im besonderen der '''Nyingma-Schule,[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.1 Nyingma-Tradition|[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.2 Dzogchen|[3]]]''' des tibetischen Buddhismus, einer, vor allem, westlichen HörerInnen- und SchülerInnenschaft zugänglich und verständlich zu machen. Im Mittelpunkt seiner Belehrungen steht die Praxis des Buddhismus, praktisches Geistestraining in Form von Meditation oder tantrischer Praktiken soll vermittelt werden und die Relevanz dessen im Verständnis der Philosophie des Buddhismus soll nachvollziehbar gemacht werden.
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''&quot;'''''''Rigpa''''' ''ist ein tibetisches Wort, das im Allgemeinen ‚Intelligenz‘ oder ‚Gewahrsein‘ bedeutet. Im Dzogchen jedoch, den höchsten Lehren der buddhistischen Tradition Tibets, hat Rigpa eine tiefer gehende Bedeutung: ‚die innerste Natur des Geistes‘. Die gesamten Lehren des Buddha dienen dem Ziel, diese unsere letztliche Natur, den Zustand der Allwissenheit oder der Erleuchtung, zu erkennen und zu verwirklichen – eine Wahrheit, die so grundlegend und universell ist, dass sie über alle Begrenzungen und sogar über Religion selbst hinausgeht.&quot;''
 
''&quot;'''''''Rigpa''''' ''ist ein tibetisches Wort, das im Allgemeinen ‚Intelligenz‘ oder ‚Gewahrsein‘ bedeutet. Im Dzogchen jedoch, den höchsten Lehren der buddhistischen Tradition Tibets, hat Rigpa eine tiefer gehende Bedeutung: ‚die innerste Natur des Geistes‘. Die gesamten Lehren des Buddha dienen dem Ziel, diese unsere letztliche Natur, den Zustand der Allwissenheit oder der Erleuchtung, zu erkennen und zu verwirklichen – eine Wahrheit, die so grundlegend und universell ist, dass sie über alle Begrenzungen und sogar über Religion selbst hinausgeht.&quot;''
  
(vgl.: '''http://www.rigpa.de/index.php?id=3[http://www.rigpa.de/index.php?id=3 &#91;4&#93;]''')
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(vgl.: '''https://web.archive.org/web/20100801053615/http://www.rigpa.de/index.php?id=3[https://web.archive.org/web/20100801053615/http://www.rigpa.de/index.php?id=3 &#91;4&#93;]''')
  
 
'''Literatur:'''
 
'''Literatur:'''
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'''http://www.rigpa.de/[http://www.rigpa.de/ &#91;5&#93;]'''
 
'''http://www.rigpa.de/[http://www.rigpa.de/ &#91;5&#93;]'''
  
'''http://www.rigpa.org/Home.html[http://www.rigpa.org/Home.html &#91;6&#93;]'''
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'''http://www.rigpa.org/[http://www.rigpa.org/ &#91;6&#93;]'''
  
 
'''http://www.lerabling.org/[http://www.lerabling.org/ &#91;7&#93;]'''
 
'''http://www.lerabling.org/[http://www.lerabling.org/ &#91;7&#93;]'''
  
'''http://www.rigpa-zentrum-berlin.de/[http://www.rigpa-zentrum-berlin.de/ &#91;8&#93;]'''
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'''https://web.archive.org/web/20111004151631/http://www.rigpa.de/lang-de/dharma-mati-zentrum-berlin.html[https://web.archive.org/web/20111004151631/http://www.rigpa.de/lang-de/dharma-mati-zentrum-berlin.html &#91;8&#93;]'''
  
 
'''Verweise:'''<br />
 
'''Verweise:'''<br />
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[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.1 Nyingma-Tradition|[2] Siehe Kapitel 3.2.3.1]]<br />
 
[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.1 Nyingma-Tradition|[2] Siehe Kapitel 3.2.3.1]]<br />
 
[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.1 Nyingma-Tradition|[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.2 Dzogchen|[3]]] Siehe Kapitel 3.2.3.1]]<br />
 
[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.1 Nyingma-Tradition|[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.2 Dzogchen|[3]]] Siehe Kapitel 3.2.3.1]]<br />
[http://www.rigpa.de/index.php?id=3 &#91;4&#93; http://www.rigpa.de/index.php?id=3]<br />
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[https://web.archive.org/web/20100801053615/http://www.rigpa.de/index.php?id=3 &#91;4&#93; https://web.archive.org/web/20100801053615/http://www.rigpa.de/index.php?id=3]<br />
 
[http://www.rigpa.de/ &#91;5&#93; http://www.rigpa.de/]<br />
 
[http://www.rigpa.de/ &#91;5&#93; http://www.rigpa.de/]<br />
[http://www.rigpa.org/Home.html &#91;6&#93; http://www.rigpa.org/Home.html]<br />
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[http://www.rigpa.org/ &#91;6&#93; http://www.rigpa.org/]<br />
 
[http://www.lerabling.org/ &#91;7&#93; http://www.lerabling.org/]<br />
 
[http://www.lerabling.org/ &#91;7&#93; http://www.lerabling.org/]<br />
[http://www.rigpa-zentrum-berlin.de/ &#91;8&#93; http://www.rigpa-zentrum-berlin.de/]<br />
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[https://web.archive.org/web/20111004151631/http://www.rigpa.de/lang-de/dharma-mati-zentrum-berlin.html &#91;8&#93; https://web.archive.org/web/20111004151631/http://www.rigpa.de/lang-de/dharma-mati-zentrum-berlin.html]<br />
  
  
 
== 4.3.4 Dzogchen-Community ==
 
== 4.3.4 Dzogchen-Community ==
  
[[File:rebespektrum-95_1.jpg|163x250px|''Foto: Namkhai Norbu Rinpoche'' ''(http://www.dzogchencommunity.org)'' ]]
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[[File:rebespektrum-95_1.jpg|thumb|163x250px|right|''Foto: Namkhai Norbu Rinpoche'' ''(http://www.dzogchencommunity.org)'' ]]
  
 
'''Leben und Lehre'''
 
'''Leben und Lehre'''
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1971 begann Norbu Rinpoche '''''Yantra Yoga''''' zu unterrichten, eine alte Form des tibetisch-buddhistischen Yogas, welche Bewegung, Visualisation und Atmung kombiniert. Einige Jahre später begann er bereits Dzogchen-Belehrungen an kleine Gruppen von SchülerInnen zu geben. Das Interesse an seinen Unterweisungen wuchs zunehmend, Rinpoche widmete sich demnach verstärkt der Verbreitung der '''Dzogchen[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.2 Dzogchen|[1]]]'''-Lehren und begann sogenannte'''''Gars''''' zu gründen, weltweit verteilten Sitzen der '''Dzogchen Community'''. Heute gibt es solche Gars in Italien, Rumänien, den Vereinigten Staaten, Venezuela, Argentinien und Australien. Zusätzlich gründete er das internationale '''Shang- Shung Institut''' und '''ASIA'''. Ziel des Shang-Shung Instituts ist die Bewahrung des kulturellen Reichtums von Tibet. ASIA ist eine gemeinnützige Hilfsorganisation, deren Ziel es ist, medizinische und schulische Versorgung vor allem für die Bevölkerung Tibets zu ermöglichen.
 
1971 begann Norbu Rinpoche '''''Yantra Yoga''''' zu unterrichten, eine alte Form des tibetisch-buddhistischen Yogas, welche Bewegung, Visualisation und Atmung kombiniert. Einige Jahre später begann er bereits Dzogchen-Belehrungen an kleine Gruppen von SchülerInnen zu geben. Das Interesse an seinen Unterweisungen wuchs zunehmend, Rinpoche widmete sich demnach verstärkt der Verbreitung der '''Dzogchen[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.2 Dzogchen|[1]]]'''-Lehren und begann sogenannte'''''Gars''''' zu gründen, weltweit verteilten Sitzen der '''Dzogchen Community'''. Heute gibt es solche Gars in Italien, Rumänien, den Vereinigten Staaten, Venezuela, Argentinien und Australien. Zusätzlich gründete er das internationale '''Shang- Shung Institut''' und '''ASIA'''. Ziel des Shang-Shung Instituts ist die Bewahrung des kulturellen Reichtums von Tibet. ASIA ist eine gemeinnützige Hilfsorganisation, deren Ziel es ist, medizinische und schulische Versorgung vor allem für die Bevölkerung Tibets zu ermöglichen.
  
[[File:rebespektrum-95_2.jpg|500x361px|''Foto: Merigar Gompa, Italien'' ''(http://www.lemacinaie.com/)'' ]]
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[[File:rebespektrum-95_2.jpg|thumb|500x361px|right|''Foto: Merigar Gompa, Italien'' ''(http://www.lemacinaie.com/)'' ]]
  
 
'''Dzogchen-Lehren nach Namkhai Norbu Rinpoche'''
 
'''Dzogchen-Lehren nach Namkhai Norbu Rinpoche'''
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Norbu, Namkhai. 1999. The Supreme Source: The Fundamental Tantra of the Dzogchen Semde. Ithaca, NY: Snow Lion Publications
 
Norbu, Namkhai. 1999. The Supreme Source: The Fundamental Tantra of the Dzogchen Semde. Ithaca, NY: Snow Lion Publications
  
'''http://www.dzogchen.de/popup_biografie/[http://www.dzogchen.de/popup_biografie/ &#91;4&#93;]'''
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'''https://web.archive.org/web/20110718232603/http://www.dzogchen.de/popup_biografie/[https://web.archive.org/web/20110718232603/http://www.dzogchen.de/popup_biografie/ &#91;4&#93;]'''
  
 
'''http://www.ssi-austria.at/[http://www.ssi-austria.at/ &#91;5&#93;]'''
 
'''http://www.ssi-austria.at/[http://www.ssi-austria.at/ &#91;5&#93;]'''
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'''http://www.asia-ngo.org/[http://www.asia-ngo.org/ &#91;6&#93;]'''
 
'''http://www.asia-ngo.org/[http://www.asia-ngo.org/ &#91;6&#93;]'''
  
'''http://www.dzogchen.it/[http://www.dzogchen.it/ &#91;7&#93;]'''
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'''https://www.merigar.it/[https://www.merigar.it/ &#91;7&#93;]'''
  
 
'''http://www.dzogchen.at/[http://www.dzogchen.at/ &#91;8&#93;]'''
 
'''http://www.dzogchen.at/[http://www.dzogchen.at/ &#91;8&#93;]'''
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[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3 Tibetischer Buddhismus|[2] Siehe Kapitel 3.2.3]]<br />
 
[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3 Tibetischer Buddhismus|[2] Siehe Kapitel 3.2.3]]<br />
 
[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.2 Dzogchen|[3] Siehe Kapitel 3.2.3.2]]<br />
 
[[Weltreligionen/Buddhismus#3.2.3.2 Dzogchen|[3] Siehe Kapitel 3.2.3.2]]<br />
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== 4.3.5 Vipassana / S.N. Goenka ==
 
== 4.3.5 Vipassana / S.N. Goenka ==
  
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'''Leben und Lehre'''
 
'''Leben und Lehre'''
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(Hart, 1987: 16)
 
(Hart, 1987: 16)
  
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'''Satya Narayan Goenka''' kam 1924 in '''Mandalay, Nordburma,''' als Kind indischer Eltern zur Welt. Er ist ein führender Lehrer und Erneuerer des '''Vipassana-Meditation[[Neue_religöse_Bewegungen/Buddhistischer_Hintergrund#4.3.1.3 Die Rechte Achtsamkeit|[1]]]''' , einer der wichtigsten und bekanntesten Meditationslehren des Buddha. Er wuchs als Hindu auf, wurde bereits sehr früh ein erfolgreicher Geschäftsmann und Vorsitzender der indischen Gemeinde Burmas. Goenka litt unter heftigen, immer wieder kehrenden Migräneanfällen und so suchte er nach einem Weg sich davon zu befreien. Er kam in Kontakt mit '''Sayagyi U Ba Khin''', einem der obersten Staatsbeamten des Landes und Begründer eines Meditationszentrums in Rangun.Goenka studierte viele Jahre unter U Ba Khin und wurde zu einem seiner prominentesten Schüler. 1969 zog Goenka zusammen mit seiner Frau nach Indien und eröffnete in Mumbai das erste '''Vipassana-Meditationszentrum''', '''''Dhammagiri'''''. Goenka leitete seitdem hunderte von Meditationskursen und gründete an die 130 Zentren, die ausschliesslich der Verbreitung der Vipassana-Meditationstechnik dienen.
 
'''Satya Narayan Goenka''' kam 1924 in '''Mandalay, Nordburma,''' als Kind indischer Eltern zur Welt. Er ist ein führender Lehrer und Erneuerer des '''Vipassana-Meditation[[Neue_religöse_Bewegungen/Buddhistischer_Hintergrund#4.3.1.3 Die Rechte Achtsamkeit|[1]]]''' , einer der wichtigsten und bekanntesten Meditationslehren des Buddha. Er wuchs als Hindu auf, wurde bereits sehr früh ein erfolgreicher Geschäftsmann und Vorsitzender der indischen Gemeinde Burmas. Goenka litt unter heftigen, immer wieder kehrenden Migräneanfällen und so suchte er nach einem Weg sich davon zu befreien. Er kam in Kontakt mit '''Sayagyi U Ba Khin''', einem der obersten Staatsbeamten des Landes und Begründer eines Meditationszentrums in Rangun.Goenka studierte viele Jahre unter U Ba Khin und wurde zu einem seiner prominentesten Schüler. 1969 zog Goenka zusammen mit seiner Frau nach Indien und eröffnete in Mumbai das erste '''Vipassana-Meditationszentrum''', '''''Dhammagiri'''''. Goenka leitete seitdem hunderte von Meditationskursen und gründete an die 130 Zentren, die ausschliesslich der Verbreitung der Vipassana-Meditationstechnik dienen.
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'''http://www.dhamma.org/[http://www.dhamma.org/ &#91;3&#93;]'''
 
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'''http://www.vri.dhamma.org/general/dhammagiri.html[http://www.vri.dhamma.org/general/dhammagiri.html &#91;4&#93;]'''
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'''https://www.vridhamma.org/node/4196[https://www.vridhamma.org/node/4196 &#91;4&#93;]'''
  
 
'''http://www.vri.dhamma.org/general/goenka.html[http://www.vri.dhamma.org/general/goenka.html &#91;5&#93;]'''
 
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'''[[Neue_religöse_Bewegungen/Buddhistischer_Hintergrund#4.3 Buddhistischer Hintergrund|Vorheriges Kapitel: 4.3 Buddhistischer Hintergrund]]'''
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'''[[Einführung_in_die_Religions-_und_Bewusstseinsforschung_-_Das_Spektrum_der_Religionen#Einführung in die Religions- und Bewusstseinsforschung - Das Spektrum der Religionen|&crarr; Zurück zur Übersicht]]'''
 
=5 Transformationen in afrikanischen Religionen=
 
=5 Transformationen in afrikanischen Religionen=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
  
 
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[[File:rebespektrum-97_1.jpg|thumb|220x219px|right|Abbildung: Logo der Cultural Expressions Homepage (http://www.cultural-expressions.com/) ]]
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Am konkreten Beispiel des '''Òrìsà/Vodun-Komplexes''' sollen hier die vielschichtigen '''historischen Transformationen''' nachgezeichnet werden:
 
Am konkreten Beispiel des '''Òrìsà/Vodun-Komplexes''' sollen hier die vielschichtigen '''historischen Transformationen''' nachgezeichnet werden:
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[[Weltreligionen#3 Weltreligionen|3 Weltreligionen]]<br/>
 
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[[Neue_religöse_Bewegungen#4 Neue religöse Bewegungen|4 Neue religöse Bewegungen]]<br/>
 
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'''[[Transformationen_in_afrikanischen_Religionen/ATR#5.1 Afrikanische Traditionelle Religionen (ATR)|Nächstes Kapitel: 5.1 Afrikanische Traditionelle Religionen (ATR)]]'''<br/>
 
'''[[Transformationen_in_afrikanischen_Religionen/ATR#5.1 Afrikanische Traditionelle Religionen (ATR)|Nächstes Kapitel: 5.1 Afrikanische Traditionelle Religionen (ATR)]]'''<br/>
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=5.1 Afrikanische Traditionelle Religionen (ATR)=
 
=5.1 Afrikanische Traditionelle Religionen (ATR)=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
Die '''ethnischen Religionen''' Afrikas werden vor allem in der englischsprachigen Welt mit dem '''Dachbegriff''' &quot;African Traditional Religion&quot; (ATR) bezeichnet. Sie umfassen eine '''Vielzahl von religiösen Traditionen''', die es in den verschiedensten Ausprägungen im '''Sub-Saharischen Afrika''' gibt.
 
Die '''ethnischen Religionen''' Afrikas werden vor allem in der englischsprachigen Welt mit dem '''Dachbegriff''' &quot;African Traditional Religion&quot; (ATR) bezeichnet. Sie umfassen eine '''Vielzahl von religiösen Traditionen''', die es in den verschiedensten Ausprägungen im '''Sub-Saharischen Afrika''' gibt.
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Nach der Auslegung von '''Susanne Wenger''' (jener österreichischen Künstlerin, die in den 1950er Jahren die Initiative zur Renovierung der Heiligen Haine von Oshogbo/Nigeria ergriff und selbst in die ''Òrìsà'' -Religion der ''Yorùbá'' initiiert wurde) sind ''Òrìsà'' „exzessiv individualisierte sakral zielgerichtete Potentiale von elementar spirituell befruchtenden Kräften,,Götter‘, die wir aus innerer Schau der Sinne kennen und begegnen ... Die ,Götter‘ leben. Auch sie sind den Dimensionen der Zeit unterworfen, dem,Formgefühl‘ der Ära des Erkennenden entsprechend. Die spirituellen Räume des inspirierten Bewußtseins sind geprägt durch ,Modernität‘ — heilige und profane. Da das Sein der,Götter‘ Elementar-Wahrheit- Form-Individuation und als solche intensives Leben manifestiert, repräsentieren sie die Wirklichkeit an sich“ (Wenger, in Denk 1995: 18f).
 
Nach der Auslegung von '''Susanne Wenger''' (jener österreichischen Künstlerin, die in den 1950er Jahren die Initiative zur Renovierung der Heiligen Haine von Oshogbo/Nigeria ergriff und selbst in die ''Òrìsà'' -Religion der ''Yorùbá'' initiiert wurde) sind ''Òrìsà'' „exzessiv individualisierte sakral zielgerichtete Potentiale von elementar spirituell befruchtenden Kräften,,Götter‘, die wir aus innerer Schau der Sinne kennen und begegnen ... Die ,Götter‘ leben. Auch sie sind den Dimensionen der Zeit unterworfen, dem,Formgefühl‘ der Ära des Erkennenden entsprechend. Die spirituellen Räume des inspirierten Bewußtseins sind geprägt durch ,Modernität‘ — heilige und profane. Da das Sein der,Götter‘ Elementar-Wahrheit- Form-Individuation und als solche intensives Leben manifestiert, repräsentieren sie die Wirklichkeit an sich“ (Wenger, in Denk 1995: 18f).
 
  
  
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<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
  
 
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[[File:rebespektrum-99_1.jpg|thumb|364x540px|right|Abbildung.: Logo der Wiener Karibik-Tagung 1990 über afrikanisch-karibische Religionen sowie der Buch-Trilogie ''Kulte/Cults, Voodoo, Rastafari'' (designed by Wittigo Keller © 1990) ]]
[[File:rebespektrum-99_1.jpg|364x540px|Abbildung.: Logo der Wiener Karibik-Tagung 1990 über afrikanisch-karibische Religionen sowie der Buch-Trilogie ''Kulte/Cults, Voodoo, Rastafari'' (designed by Wittigo Keller © 1990) ]]
 
  
 
Es gibt eine Vielzahl gegenwärtig stark an Bedeutung gewinnender religiöser Traditionen in den Amerikas, deren unverwechselbare Spiritualität ihre '''Wurzeln in Afrika''' hat. Aufgrund komplexer Prozesse des Kontaktes zwischen verschiedenen afrikanischen Religionen und kolonialem Katholizismus wurden sie in der älteren Literatur oft als '''synkretistische Kulte''' bezeichnet.
 
Es gibt eine Vielzahl gegenwärtig stark an Bedeutung gewinnender religiöser Traditionen in den Amerikas, deren unverwechselbare Spiritualität ihre '''Wurzeln in Afrika''' hat. Aufgrund komplexer Prozesse des Kontaktes zwischen verschiedenen afrikanischen Religionen und kolonialem Katholizismus wurden sie in der älteren Literatur oft als '''synkretistische Kulte''' bezeichnet.
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[[File:rebespektrum-110_1.jpg|682x557px]]
 
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In Trinidad kam es in den letzten Jahren zu einem bedeutsamen Aufschwung der ''Shangó''-Tradition, welche im Jahre 1993 auch staatlich '''offiziell als Religionsgemeinschaft anerkannt''' wurde. Heute spricht man vielmehr von der '''''Orisha''-Religion''' (Kment 2005).
 
In Trinidad kam es in den letzten Jahren zu einem bedeutsamen Aufschwung der ''Shangó''-Tradition, welche im Jahre 1993 auch staatlich '''offiziell als Religionsgemeinschaft anerkannt''' wurde. Heute spricht man vielmehr von der '''''Orisha''-Religion''' (Kment 2005).
 
  
  
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=5.3 Afrikas Digitale Diaspora Religionen (ADDR)=
 
=5.3 Afrikas Digitale Diaspora Religionen (ADDR)=
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
Während der Begriff der '''''afrikanischen Diaspora''''' und die damit verbundenen historischen und sozio-kulturellen Prozesse seit dem Beginn der Neuzeit vor allem in '''Afro-Amerika''' bereits auf eine jahrzehntelange Forschungsgeschichte zurückblicken können, befindet sich die ethnologische Erforschung von '''''Afrikas Digitaler Diaspora''''' '''(ADD)''' praktisch noch in den Geburtswehen.
 
Während der Begriff der '''''afrikanischen Diaspora''''' und die damit verbundenen historischen und sozio-kulturellen Prozesse seit dem Beginn der Neuzeit vor allem in '''Afro-Amerika''' bereits auf eine jahrzehntelange Forschungsgeschichte zurückblicken können, befindet sich die ethnologische Erforschung von '''''Afrikas Digitaler Diaspora''''' '''(ADD)''' praktisch noch in den Geburtswehen.
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== 5.3.1 Die ontologische Ebene ==
 
== 5.3.1 Die ontologische Ebene ==
 
  
  
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== 5.3.2 Die sozio-kulturelle Ebene ==
 
== 5.3.2 Die sozio-kulturelle Ebene ==
 
  
  
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== 5.3.3 Information und Kommunikation ==
 
== 5.3.3 Information und Kommunikation ==
 
  
  
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In den einschlägigen '''Diskussions-Foren''' des Internet werden eine große Anzahl manchmal höchst '''kontroversieller Diskurse''' zum Thema der ATR ausgefochten. Diese berühren meist so sensitive Fragen wie '''Rass'''
 
In den einschlägigen '''Diskussions-Foren''' des Internet werden eine große Anzahl manchmal höchst '''kontroversieller Diskurse''' zum Thema der ATR ausgefochten. Diese berühren meist so sensitive Fragen wie '''Rass'''
 
  
  
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=5.4 Literatur=
 
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<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
<sup>verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht</sup>
 
  
 
Alleyne, Mervyn (1990): African Roots of Caribbean Culture. In: ''The African- Caribbean Connection. Historical and Cultural Perspectives,'' Hg. Alan G. Cobley/Alvin Thompson. Cave Hill/Bridgetown/Barbados: University of the West Indies.
 
Alleyne, Mervyn (1990): African Roots of Caribbean Culture. In: ''The African- Caribbean Connection. Historical and Cultural Perspectives,'' Hg. Alan G. Cobley/Alvin Thompson. Cave Hill/Bridgetown/Barbados: University of the West Indies.
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[[#5.4 Literatur|&uarr; Nach oben]]<br/>
 
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Latest revision as of 20:18, 28 September 2020

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Einführung in die Religions und Bewusstseinsforschug - Das Spektrum der Religionen

verfasst von Manfred Kremser und Veronica Futterknecht

Kapitel dieser Lernunterlage

1 Ethnographisches Fallbeispiel - Das Spektrum religiöser Kultur in St. Lucia / Karibik
2 Ethnische Religionen
3 Weltreligionen
4 Neue religöse Bewegungen
5 Transformationen in afrikanischen Religionen

Kapitelübersicht

1 Ethnographisches Fallbeispiel - Das Spektrum religiöser Kultur in St. Lucia / Karibik

1.1 Christliche Konfessionen
1.2 Die Blumengesellschaften La Rose und La Marguerite
1.3 Religiöse Konzepte afrikanischer Provenienz
1.4 Kélé
1.4.1 "ngai bai an kélé" — einen Kélé "geben"
1.4.2 Die Vorbereitungen einer Kélé-Zeremonie
1.4.3 Der Ort der Opferhandlungen
1.4.4 Die Opfergaben und Ritualobjekte
1.4.5 Das Opfertier und seine Reinigung
1.4.6 "Feeding Shangó" — Die Opferhandlungen
1.4.6.1 Die Lieder und Gebete
1.4.6.2 Libationen mit Rum und Wasser
1.4.6.3 Das Speiseopfer
1.4.6.4 Das Blutopfer
1.4.6.4.1 Die Köpfung des Opfertieres
1.4.6.4.2 Die Annahme des Opfers
1.4.6.5 Die „zweite Fütterung von Shangó“
1.4.7 Der Spruch des Kalebassen-Orakels
1.4.8 Die kreative Kommunion mit den Ahnen
1.4.9 Das Festmahl der Ritualgemeinschaft
1.5 Rastafari
1.6 Traditionelle Medizin
1.7 Landwirtschaftliche Arbeit und Mondmythen

2 Ethnische Religionen

2.1 Bön in Tibet
2.1.1 Das Studium des Bön in der KSA
2.1.1.1 Entwicklung des Bön nach Hoffmann
2.1.1.2 Einteilung nach Kvaerne
2.1.1.3 Die drei Bedeutungen des Begriffs Bön
2.1.2 Entwicklung des Bön nach Christoph Baumer
2.1.3 Einteilung des Bön nach Tenzin Namdak
2.1.4 Vorstellungen des Kosmos im Bön: "Die drei kosmischen Welten"
2.1.4.1 Die obere Welt Lhayül
2.1.4.1.1 Die friedfertigen Gottheiten
2.1.4.1.2 Die zornvollen Gottheiten
2.1.4.2 Die mittlere Welt Miyül
2.1.4.3 Die Unterwelt Ogyül
2.1.5 Literatur

3 Weltreligionen

3.1 Sikhismus
3.1.1 Gründung und wesentliche Glaubensinhalte
3.1.2 Verhältnis zu Hinduismus und Islam
3.1.3 Äussere Merkmale seiner Anhänger
3.1.4 Körperliche und geistige Ideale
3.1.5 Literatur
3.2 Buddhismus
3.2.1 Die Fahrzeuge des Buddhismus
3.2.1.1 Hinayana oder Theravada
3.2.1.2 Mahayana
3.2.1.3 Vajrayana
3.2.2 Grundlagen der buddhistischen Lehre
3.2.2.1 Die Vier Edlen Wahrheiten
3.2.2.2 Die Drei Gifte des Geistes
3.2.3 Tibetischer Buddhismus
3.2.3.1 Nyingma-Tradition
3.2.3.2 Dzogchen
3.2.4 Literatur

4 Neue religöse Bewegungen

4.1 Hinduistischer Hintergrund
4.1.1 Sri Ramana Maharishi
4.1.2 Mata Amritanandamayi/Amma
4.1.3 Bhagvan/Osho
4.2 Weitere
4.2.1 A Course in Miracles
4.2.1.1 Entstehungsgeschichte
4.2.1.2 Philosophie und Praxis
4.2.2 Avatar/Harry Palmer
4.2.2.1 Entstehungsgeschichte
4.2.2.2 Philosophie und Praxis
4.2.3 Samarpan
4.2.3.1 Philosophie und Praxis
4.3 Buddhistischer Hintergrund
4.3.1 Thich Nhat Hanh
4.3.1.1 Tiep
4.3.1.2 Hien
4.3.1.3 Die Rechte Achtsamkeit
4.3.1.4 Die Sieben Wunder der Achtsamkeit
4.3.1.5 Vier Objekte zum Praktizieren von Achtsamkeit
4.3.1.5.1 Körper
4.3.1.5.2 Empfindungen/Gefühle
4.3.1.5.3 Geist
4.3.1.5.4 Objekte des Geistes
4.3.1.6 Literatur
4.3.2 Chögyam Trungpa (Shambhala)
4.3.2.1 Das Leben Chögyam Trungpa Rinpoches
4.3.2.2 Die Shambhala-Vision
4.3.2.3 Geschichte eines Mythos
4.3.2.4 Die Lehre nach Chögyam Trungpa
4.3.2.4.1 Der ursprüngliche Punkt - Die fundamentale Gutheit
4.3.2.4.2 Die Praxis der Sitzmeditation
4.3.2.5 Die Shambhala-Zentren
4.3.2.6 Literatur
4.3.3 Sogyal Rinpoche
4.3.4 Dzogchen-Community
4.3.5 Vipassana / S.N. Goenka

5 Transformationen in afrikanischen Religionen

5.1 Afrikanische Traditionelle Religionen (ATR)
5.2 Afrikanische Diaspora Religionen (ADR)
5.2.1 Kontinuitäten und Diskontinuitäten
5.2.1.1 Die Metapher der Vase
5.2.2 Afrikanischer Ursprung — amerikanisches Amalgam
5.2.3 Die Vielfalt religiöser Kultur in Afroamerika
5.2.3.1 Die 5 Kategorien nach Simpson
5.2.4 Die gemeinsamen Charakteristika
5.2.4.1 Himmel und Erde
5.2.4.2 Spirituelle Arbeit und rituelle Inszenierung
5.2.4.3 Der initiatorische Prozess
5.2.4.4 Possession — Die Dynamik der Verkörperung
5.2.5 Die unterschiedlichen lokalen Traditionen
5.2.5.1 Vodou in Haiti
5.2.5.2 Santería in Kuba
5.2.5.3 Orisha (Shangó) in Trinidad und Tobago
5.3 Afrikas Digitale Diaspora Religionen (ADDR)
5.3.1 Die ontologische Ebene
5.3.2 Die sozio-kulturelle Ebene
5.3.3 Information und Kommunikation
5.3.4 Das Ringen um religiöse Kultur und Identität im Cyberspace
5.4 Literatur


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